Erweiterung eines Drehmomentschlüssels

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Norbert*848b
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Erweiterung eines Drehmomentschlüssels

Beitrag von Norbert*848b »

Spätestens beim Anziehen der Achs- bzw. Schwungscheibenmuttern auf den Wert von 350 Nm stößt der Hobbyschrauber schnell an seine Grenzen, weil da oftmals nicht der passende Drehmomentschlüssel zur Verfügung steht. Improvisationen können fehlschlagen, man hat ja schließlich schon von „abgefallenen“ Schwungscheiben gehört.

Gekonnt improvisieren kann derjenige, der sich an die Definition des Drehmomentes erinnert:

Wirkt eine Kraft rechtwinklig auf einen Hebelarm, so ergibt sich der Betrag M des Drehmoments aus der Länge r des Hebelarms multipliziert mit dem Betrag F der Kraft:
M = r x F
YDm1.jpg
In der Praxis bedeutet das dann, dass ein 70 kg schwerer Hobbyschrauber das angestrebte Drehmoment von 350 Nm richtig hinbekommt, wenn er sich im Abstand von 0,5 m auf seinen Schlüssel (ggf. mit Verlängerung) stellt. Anders Gewichtige bestimmen den Hebelarm entsprechend der Formel für sich entsprechend.

Auch mit einer Federwaage kann man zum gewünschten Ergebnis kommen. In der Praxis ist das aber eher etwas für kleine Anzugsmomente.

Es geht aber auch noch eleganter, was man eigentlich schon fast als genial bezeichnen könnte. Meistens gehört bereits ein Drehmomentschlüssel zur vorhandenen Ausstattung, allerdings für allgemeine Anwendungen und mit nur einem geringeren Einstellbereich. Dieser lässt sich aber durch einen Verlängerungsadapter trickreich erweitern.
YDm2.jpg
Nehmen wir einmal an, dass die Achsmutter mit 350 Nm angezogen werden soll und nur ein Drehmomentschlüssel bis 200 Nm zur Verfügung steht. Die Länge des Schlüssels (Griffmitte bis zur Mitte 4-Kant) wird mit 420 mm gemessen und die des angefertigten Adapters beträgt (als Beispiel) 500 mm. Übernimmt man diese Werte in die Formel, so erhält man den benötigten Einstellwert am Drehmomentschlüssel von 160 Nm für die Beispielaufgabe. Wer ohne große Rechnerei auskommen möchte, wählt die Adapterlänge entsprechend der Länge seines Drehmomentschlüssels so es dann sinnvoll ist. Dann muss dieser aber mindestens die Hälfte des benötigten Anzugsmomentes (aus der Reparaturanleitung) aufweisen und man braucht dann nur mit Faktor 2 für die Einstellung seines Werkzeuges zu arbeiten.
Wer für seine Belange rechnen möchte, kann sich unkompliziert dieses Rechners bedienen:
https://www.motorcraftservice.com/rende ... egstraight

Viel Spaß beim Adapterbasteln.
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert
Helmut Steeg
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Re: Erweiterung eines Drehmomentschlüssels

Beitrag von Helmut Steeg »

Wirklich genial!
Frohe Festtage.
Helmut
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bullijochen
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Re: Erweiterung eines Drehmomentschlüssels

Beitrag von bullijochen »

Gute Idee!! Aber da muss dann der Stecker für den Drehmomentschlüssel schon ordentlich massiv ausgeführt werden...
Gruß Jochen
Gruß Jochen :bier:

Bild
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BulliUli
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Re: Erweiterung eines Drehmomentschlüssels

Beitrag von BulliUli »

kannsnichlassen
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Re: Erweiterung eines Drehmomentschlüssels

Beitrag von kannsnichlassen »

und ich zerbrech mir schon seit Wochen den Kopf, wie ich die an solch einen Schlüssel komme. Top!
und neben schönen Feiertagen vielen Dank
Helmut
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Norbert*848b
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Re: Erweiterung eines Drehmomentschlüssels

Beitrag von Norbert*848b »

Im ersten Abschnitt hatte ich aufgezeigt, wie man den Einstellbereich eines Drehmomentschlüssels durch Anfertigung eines Adapters für höhere Drehmomente erweitern kann. Der Adapter war für die Verwendung von entsprechenden Stecknüssen mit einem passenden Antrieb dafür ausgelegt. Nun kann es aber vorkommen, dass auf die Schraube bzw. Mutter wegen unzureichender Zugänglichkeit keine Stecknuss mehr passt und nur noch Platz für einen Maul- oder Ringschlüssel vorhanden ist. Die Lösung besteht darin, aus einem passenden Schlüssel einen Adapter zu fertigen, der am Ende mit einem für den Drehmomentschlüssel richtigen Antrieb zu versehen ist. Mit der bekannten Formel ist das einzustellende Drehmoment herzuleiten.
Die Aufgabenstellung kann unter Umständen etwas komplizierter lauten, wenn man nur mit einem gebogenem oder abgewinkeltem Werkzeug eine Zugänglichkeit erreicht.
Dafür gibt es aber auch eine exakte Lösung. Der Praktiker wird weniger den Winkel ausmessen wollen, es bietet sich vielmehr an, das Messwerkzeug auf den rechtwinkeligen Kanten der Werkbank auszurichten und dann den Abstand B mit einem Gliedermaßstab aufzunehmen.
YDm30.jpg
PS: Im angefügten Link ist ein „Erweiterungsrechner“ sowohl online als auch für einen Download und somit netzunabhängigem Betrieb hinterlegt.
http://www.belknaptools.com/support-lib ... alculator/
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert
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