Verschiedene Typen Ausrücklager

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Haugens
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Verschiedene Typen Ausrücklager

Beitrag von Haugens »

Liebe Bullischrauber

Nach mehrjähriger Fahrt mit meinem (nun nicht mehr ganz so) neuen Motor ist ein Kupplungswechsel nötig. Motor und Getriebe sind dazu raus. Kupplung habe ich vermessen und Ersatz bei Cagero bestellt. Da es die 210mm Kupplung nur als Set gibt, hab ich hald das gekauft (Link zum Angebot bei Cagero). die neue Druckplatte und Kupplungsscheibe entsprechen von den Massen exakt den bisher verbauten Teilen. Jedoch stelle ich fest, dass es offenbar verschiedene Ausrücklager gibt.

Zuerst mal zu den wichtigsten Angaben:
- Umgebauter Typ 127 Motor 1.8l (ähnlich AP)
- CM Getriebe
- 210mm Kupplung

Gemäss dem grossen Thread "Erfahrungen mit Stationärmotor 127 (Typ 4, 1,8l)" passen diese Komponenten zusammen. Und die tausenden Kilometer, welche diese Kombination in meinem Bus schon bewältigt haben, sind auch ein gutes Zeichen.

Das bisher verbaute Ausrücklager scheint von Sachs zu sein und sieht wie folgt aus:
[Nr.1] Ausrücklager bei Bugnet

Das neu mitgelieferte Ausrücklager ist jedoch leicht anders und sieht wie folgt aus (man achte insbesondere auf das letzte Bild):
[Nr.2] Ausrücklager bei Bus-OK

Bei beiden wird die gleiche Teilenummer angegeben (VW 113 141 165 B), jedoch sind die Masse unterschiedlich: Nr.1 (Bus-OK / Cagero) ist an der Führungshülse rund 5mm "länger" als Nr.2 Bugnet (Bugnet / bisher bei mir verbaut). Wenn sie also im Getriebe verbaut sind und ganz nach hinten zurückgefahren sind, hat das eine vorne noch 2cm Führungshülse vorstehen, das andere aber nur noch 1.5cm. Ich befürchte Nr.2 und die damit verbundenen 0,5cm weniger Ausrückdistanz könnten dazu führen, dass die Druckplatte aus bei losgelassener Kupplung ständig unter Spannung steht.

Frage: Welches Ausrücklager ist für welchen Verwendungszweck vorgesehen?

Mein bisher verbautes Ausrücklager wie auch die übrige Kupplung haben bestens funktioniert. Die Kupplungsscheibe hat noch wenig Reserve und wird wegen unbekannter Laufleistung nun ersetzt. Ein Tausch der ganzen Kupplung fasse ich nur deswegen in Betracht, da die Kupplung seit einigen 100km im Stillstand manchmal ein leicht quietschendes Geräusch von sich gegeben hat (hört man wahrscheinlich nur dann, weils sonst zu laut ist). Mein Verdacht war zunächst das Ausrücklager, da das Treten der Kupplung das Geräusch verschwinden lies. Jedoch kann ich optisch nichts erkennen, was da aneinander gekommen sein soll. Es gibt eine Stelle in der Getriebeglocke, wo wahrscheinlich mal die Kupplung an der innenseite der Glocke geschliffen hat (siehe Bild im Anhang von mir). Jedoch sollte es daran nicht liegen können, da auf der Druckplatte oder der Schwungscheibe keine Schleifspuren erkennbar sind. Die "Quietschursache" ist daher noch im dunkeln. Ich hatte mir die Lösung durch den Wechsel der ganzen Kupplung erhofft, wenn ich nun schon ein ganzes Set habe.

Schlussbemerkung: Das angehängte Bild zeigt den Zustand direkt nach dem Ausbau. Mittlerweile ist alles top gereinigt und neu geschmiert :wink:

Vielen Dank für die Hilfe!

Gruss aus der verschneiten Schweiz
Haugens
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boggsermodoa
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Re: Verschiedene Typen Ausrücklager

Beitrag von boggsermodoa »

Viele Punkte:

- Je länger die Hülse desto besser ist das Lager geführt. Der Ausrückweg ist m.E. bei beiden Lagern gleich, da die Federlamellen einen größeren Durchmesser freigeben. Du kannst also m.E. jedes der beiden Lager verwenden, und beide sehen besser aus als die, die mir der freundliche VW-Händler vor Jahren (na ja, mittlerweile schon Jahrzehnten) auf den Tresen gelegt hat, total außermittig auf den Blechkörper gepunktet und die ich beide habe zurückgehen lassen. Ich habe stattdessen das alte weiterverwendet.

- Die "Schleifspuren" sehen mir nach ganz normalen Bearbeitungsspuren ab Werk aus. Ich halte das für eine Freifräsung, entweder um Platz zu schaffen für eine größere Kupplung, die sich da mal hineinverirren könnte und die es zu dem Zeitpunkt, als die Glocke konstruiert wurde, noch nicht im VW-Programm gab. Oder aber sie wurde notwendig, um den Verschleiß der Gussform auszugleichen. Damals, als die CNC-Technik noch nicht so weit fortgeschritten war, hat man die Formen gefahren, bis sie so ausgenudelt waren, dass es wirklich nicht mehr ging. Die Wandstärke der so produzierten Gehäuse wuchs dabei kontinuierlich an. Der Leiter der Gießerei eines bekannten Stuttgarter Automobilherstellers hat damals mir gegenüber mal geäußert, dass sich für ihn die Einführung der CAD/CAM- und CNC-Technik schon allein deshalb gelohnt hat, weil er nun öfter die Formen auf Vordermann bringen kann und dadurch jede Menge Gussmaterial spart.

- Wenn irgendwas zu Qietschen aufhört, wenn man die Kupplung tritt, hat das vermutlich damit zu tun, dass die Getriebeeingangswelle dann stehen bleibt. Dort würde ich also suchen: Simmerring, Ölfüllung ...
Das Drucklager und auch das Pilotlager sind unverdächtig, denn die saußen jetzt.

- Auf deinem Foto sieht es so aus, als würden die beiden Arme der Ausrückgabel nicht parallel stehen. Das ist hoffentlich nur ein Abbildungsfehler des verwendeten Objektivs. Früher hätte man so was ins Altglas geschmissen, aber seit Einführung der Gopro scheinen die Leute da völlig schmerzfrei zu sein.

- Ein umgebauter 127er Stationärmotor entspricht dem Kennbuchstaben AT und läuft auch am schönsten mit dessen Saugrohren und Vergasern. Und ja, das CM ist das bestgeeignete Getriebe dafür.
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Haugens
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Re: Verschiedene Typen Ausrücklager

Beitrag von Haugens »

Vielen Dank für deine ausführlichen Überlegungen!
boggsermodoa hat geschrieben: 21.04.2024 19:39Der Ausrückweg ist m.E. bei beiden Lagern gleich, da die Federlamellen einen größeren Durchmesser freigeben.
Nicht der Ausrückweg hat mich stutzig gemacht (obwohl das vielleicht später noch kommen kann), sondern der einbebaute Zustand, wenn das Ausrücklager hinten ansteht. Man beachte beim angehängten Bild den orangen Pfeil:
  • Bei Nr. 1 beträgt dieses Mass 2 cm, wenn das Ausrücklager hinten ansteht.
  • Bei Nr. 2 beträgt dieses Mass nur noch 1.5cm, wenn das Ausrücklager hinten ansteht.
Bei Nr.2 ist also das ganze Ausrücklager 0.5cm näher an der Druckplatte dran, auch wenn die Position der Ausrückwelle unverändert ist.

boggsermodoa hat geschrieben: 21.04.2024 19:39Wenn irgendwas zu Qietschen aufhört, wenn man die Kupplung tritt, hat das vermutlich damit zu tun, dass die Getriebeeingangswelle dann stehen bleibt. Dort würde ich also suchen: Simmerring, Ölfüllung ...
Das Drucklager und auch das Pilotlager sind unverdächtig, denn die saußen jetzt.
Das ist ein sehr guter Hinweis. Ich werde mal den Bauteilen entlang der Getriebeeingangswelle nachgehen. Habe im Getriebe dort schon die Dichtung ersetzt und werde motorseitig auch mal das Nadellager wechseln.
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