Fragen zu Stossdämpfer/Federung Hinterachse erneuern.

Technische Fragen und Antworten, Tipps und Tricks für Profis und Bastler. Hier sind die "Fachleute" am Werk.
Antworten
jharzmann
T2-Kenner
Beiträge: 25
Registriert: 24.12.2003 10:26

Fragen zu Stossdämpfer/Federung Hinterachse erneuern.

Beitrag von jharzmann »

Hallo zusammen. Bei meinem T2B Baujahr 75 habe ich das Problem, dass er hinten recht weit "runterhängt". Insbesondere wenn ich meinen Wohnwagen angehängt habe?

Nun ist meine Frage: Wie kann ich hier Abhilfe schaffen?

Die Stossdämpfer sind meines Wissens noch die Originalen. Das Fahrzeug stammt vom KatS und hat jetzt 45.000 km. Ich denke von der Laufleistung müssten die Stossdämpfer noch in Ordnung sein. Optisch sehen diese in Ordnung aus, also keine Undichtigkeit.

Meine Fragen im Detail:
- Können die Stossdämpfer auf Grund des Alters nicht mehr in Ordnung sein?
- Kommt das Fahrzeugheck wieder nach oben wenn die Stossdämpfer ausgetauscht sind?
- Gibt es Stossdämpfer mit härterer Dämpfung damit das Heck bei angehängtem Wohnwagen nicht soweit absinkt?
- Oder muss bei der Federung angesetzt werden? Falls ja, was gibt es hier für Möglichkeiten?

Ich würde mich riesig freuen wenn mir jemand zu diesem Thema weiterhelfen könnte.

Gut - man kann jetzt auch sagen das Auto ist 31 Jahre alt und somit ist das normal - wo liegt dein Problem? Mein Problem ist, dass wenn das Heck hinten absinkt entsprechend die Front vorne sich nach oben hebt. Und somit tun sich weitere Probleme auf wie Scheinwerfereinstellung und so weiter.

Vielen Dank liebe Kollegen im Voraus. Gruß Jörg.
Benutzeravatar
Dani*8
Wohnt im T2!
Beiträge: 1698
Registriert: 02.06.2003 21:36
IG T2 Mitgliedsnummer: 8

Beitrag von Dani*8 »

Hallo,
Dein Problem ist typisch für die KatSchutz-Fahrzeuge. Sie hatten im kofferraum eine sehr schwere Funkanlage; die hat bei den meisten fahrzeugen die Federstäbe "weich" gemacht. Du wirst wahrscheinlich nicht drumherum kommen, diese zu wechseln. Du kannst es zwar zunächst mal mit verstärkten Dämpfern mit Aussenfeder versuchen, sie sind jedoch kaum noch aufzutreiben.
Grüße aus Frankfurt
Daniel
Benutzeravatar
B.C.
Wohnt im T2!
Beiträge: 1943
Registriert: 05.05.2006 11:57
IG T2 Mitgliedsnummer: 490

Beitrag von B.C. »

Hallo,
ich kann nur bestätigen, was Dani*8 sagt. Mein KatSchutz hängt auch. Die Umrüstung auf KONI rot hat nichts in der Höhe gebracht.

Grüße
Benutzeravatar
Ansgar*334
T2-Meister
Beiträge: 129
Registriert: 10.06.2003 10:53
IG T2 Mitgliedsnummer: 0
Kontaktdaten:

Beitrag von Ansgar*334 »

Der Stoßdämpfer kann ja auch nicht die Arbeit der Federn übernehmen... eine Stoßdämpferumrüstung kann somit nichts an der vertikalen Lage ändern... es sei denn es ist einer mit integrierter Niveau-Regulierung (von Bosch???)... aber die habe ich noch nie in einem T2 gesehen... zumal ich mir auch nicht sicher bin ob die Aufnahmen das überhaupt mitmachen würden.
T2b, Bj. 1975. Erstzulassung 12.75
Historie: +Malteser 9-Sitzer-> Privat-> Chesterfield Werbefahrzeug -> Meins
Ausstattung: Helsinki Westfalia von 73 ohne Hubdach, 2.0l 70PS
Benutzeravatar
johannes*483
T2-Profi
Beiträge: 64
Registriert: 03.04.2006 15:26
IG T2 Mitgliedsnummer: 483

Beitrag von johannes*483 »

Michael Knappmann zeigt da ziemlich umfassend die Möglichkeiten auf:
http://www.michaelknappmann.de/bulli/mi ... /boden.htm
Katastrophenschutzbusse sind manchmal offenbar auch mit Niveauliften ausgeliefert worden; vor ca. 6 Jahren hab ich mir jedenfalls einen ehemaligen 74er Funk-Fensterbus (1.8l) im Stader Raum angesehen, der originale Lifter hatte - leider konnte ich die Preisvorstellungen des Besitzers aber nicht erfüllen; das Auto hatte erst um die 60tkm gelaufen und fuhr super, war aber ziemlich lausig zum Camper umgebaut worden. Und die Dinol-Hohlraumversiegelung hatte auch nicht ALLES Blech gerettet.
Johannes
Benutzeravatar
boggsermodoa
Wohnt im T2!
Beiträge: 7256
Registriert: 22.12.2003 10:53
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Beitrag von boggsermodoa »

"Hallo zusammen. Bei meinem T2B Baujahr 75 habe ich das Problem, dass er hinten recht weit "runterhängt". Insbesondere wenn ich meinen Wohnwagen angehängt habe? Nun ist meine Frage: Wie kann ich hier Abhilfe schaffen? "

Hallo Jörg,

Zunächst: Das ist kein Problem der Stoßdämpfer, sondern der Federn. Diese werden immer so bemessen, daß sie die vorgesehene Federbewegung unbeschadet - d.h. ohne plastische Verformung - überstehen. Soweit die Theorie, und die ist bekanntlich grau. In der Praxis kommt's schon vor, daß sich Federn "setzen". Ventilfedern sollte man z.B. unbesehen auswechseln, wenn man den Kopf zerlegt - aber die sind auch wesentlich höher belastet als die Tragfedern des Fahrwerks. Was sich jedoch niemals ändert, ist die Federrate, ein Maß für die Verformung unter Last. Das ist eine Materialeigenschaft, und die ist konstant. -> Eine Feder wird nicht weicher bei Gebrauch.
Doch nun zur Sache: Der Bus hat Torsionsfedern. An der Hinterachse bestehen sie aus rundem Vollmaterial, das an beiden Enden angestaucht und mit einer Verzahnung versehen ist. Untergebracht sind sie im Achsrohr, wo sie in Fahrzeugmitte in einer entsprechenden Innenverzahnung stecken. Über die äußere Verzahnung ist die Federstrebe (der Längsarm des Schräglenkers, manchmal auch als "Schwert" bezeichnet) geschoben. Über allem thront ein tiefgezogener Lagerdeckel, in dem die Federstrebe in einem Gummilager sitzt.
Um die Normallage einstellen zu können, besitzen die Verzahnungen außen und innen unterschiedliche Teilungen. Man kann also die Drehstäbe ausbauen und sie z.B. innen um zwei Zähne im Uhrzeigersinn weiterdrehen und dann die Federstrebe um zwei Zähne gegen den Uhrzeigersinn versetzt draufstecken (Noniusprinzip). Dazu die Radaufhängung so weit zerlegen, daß die Federstrebe frei ist, den Lagerdeckel demontieren und die Federstrebe nach außen abziehen. Mit etwas Glück kommt dabei der Drehstab gleich mit, sodaß man ihn an der Werkbank aus der Federstrebe auspressen kann. Am besten markiert man zuvor die momentane Lage des Drehstabes in der Federstrebe und markiert auch die Winkelstellung der Federstrebe zum Achskörper (Anriß), nachdem man sie etwas über den unteren Anschlag rausgezogen hat. Das äußere Gummilager ist meist zerbröselt und muß ersetzt werden. Falls der Drehstab nicht mit raus kommt, erst mal die andere Seite zerlegen und hoffen, daß er dort mitkommt. Dann kann man von dort den anderen durchstoßen. Falls nicht, muß man ihn halt irgendwie rausziehen. Dabei nicht zu grob vorgehen, da irgendwelche Macken im Drehstab Dauerbrüche verursachen können. Aus dem gleichen Grund sollte man Verletzungen des Schutzanstriches vermeiden/ beheben, da Rost ebenso auf Dauer zum Bruch der Feder führt.
Lt. VW soll das Auto perfekt waagerecht stehen. Meist hat man jedoch einen etwas günstigeren Luftwiderstand, wenn's hinten eine Kleinigkeit höher steht als vorne. Dies sollte man jedoch nicht übertreiben, da sonst zu wenig Negativfederweg bleibt und das Rad dann bei holpriger Fahrbahn den Bodenkontakt verliert. Das gibt ungesunde Schläge in den gesamten Antriebsstrang und führt in Kurven zu einem "weghoppelnden" Heck.

Gruß,

Clemens
jharzmann
T2-Kenner
Beiträge: 25
Registriert: 24.12.2003 10:26

DANKE!

Beitrag von jharzmann »

Vielen Dank für Eure schnellen und kompetenten Antworten. Ich bin einfach sprachlos ... Gruß Jörg
Kinky
T2-Profi
Beiträge: 71
Registriert: 28.08.2012 11:13
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Re: Fragen zu Stossdämpfer/Federung Hinterachse erneuern.

Beitrag von Kinky »

Ich bitte erst mal um Entschuldigung, wenn ich diesen etwas älteren Thread wieder ausgrabe.

Momentaner Zustand / Problem
Ich habe einen T2b von meinem Onkel übernommen. Das Problem ist jetzt, das der Bulli hinten doch sehr abgesackt ist. Meine Vermutung ist, das es durch die Jahrzehntelange Dauerbelastung der Hinterachse verursacht wurde. Der Onkel hat den Transporter zwar sehr nett zu einem einfachen Wohnmobil umgebaut, dabei aber nicht gerade auf das Gewicht und seine Verteilung geachtet. Er hatte z.B. immer sehr viele Werkzeuge und Ersatzteile mit, die alle über dem Motor gelagert wurden. Jetzt hat der Bulli auch noch eine AHK bekommen, damit wir einen Motorradanhänger (600kg) ziehen können.

Ich habe jetzt zwei Fragen:
Gibt es im Handel noch Stoßdämpfer mit Luftunterstützung (gab es wohl mal von Monroe), es gab wohl auch mal welche mit einer Zusatzfeder. Für den Betrieb mit einem Anhänger würden auch schon extra harte Stoßdämpfer weiterhelfen. Im Pkw Bereich von VW gab es immer mal wieder härtere Federn für den häufigen Anhängerbetrieb. Gibt es für den Bulli härtere Torsionsstäbe und vor allem gibt es noch neue Stäbe, oder muß man wieder mal auf die Suche nach Gebrauchtteilen gehen.

Die Torsionsstäbe in meinem Bus sind also über die Jahre "weich" geworden und Federstahl ändert doch über die Zeit und vor allem bei hoher Belastung seine Eigenschaften. Die genaue Erklärung (E-Modul usw.) würde jetzt etwas weit führen, aber es ist einfach so. Jetzt habe ich weiter vorne gelesen, das man die Torsionsstäbe in der Verzahnung versetzen kann. Hat jemand damit Erfahrung? Es würde mich vor allem interessieren, um wie viel Zähne Ihr die Stäbe versetzt habt und wie sich die Höhe dann geändert hat. Es ist dabei für mich egal, ob Ihr das Fahrzeug höher oder tiefer gelegt habt.

Viel Text für ein einfaches Problem und daher nehme ich mir jetzt mal eine :wein: und harre der Antworten die da hoffentlich kommen werden.

Vielen Dank erst mal
Kinkys Mechanikus
Bulli mit 50 Ps in Taiga grün.
Benutzeravatar
boggsermodoa
Wohnt im T2!
Beiträge: 7256
Registriert: 22.12.2003 10:53
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Re: Fragen zu Stossdämpfer/Federung Hinterachse erneuern.

Beitrag von boggsermodoa »

Kinky hat geschrieben:Die Torsionsstäbe in meinem Bus sind also über die Jahre "weich" geworden und Federstahl ändert doch über die Zeit und vor allem bei hoher Belastung seine Eigenschaften. Die genaue Erklärung (E-Modul usw.) würde jetzt etwas weit führen, aber es ist einfach so.
boggsermodoa hat geschrieben:In der Praxis kommt's schon vor, daß sich Federn "setzen". (...) Was sich jedoch niemals ändert, ist die Federrate, ein Maß für die Verformung unter Last. Das ist eine Materialeigenschaft, und die ist konstant. -> Eine Feder wird nicht weicher bei Gebrauch.
Es ist einfach so! Und der E-Modul ist ebenfalls eine Materialkonstante, ändert sich also niemals und ist übrigens sogar bei allen Stählen unabhängig von ihrer Festigkeit annähernd gleich. Es gibt also keinen Grund, deine Federstäbe auszutauschen, solange sie nicht gebrochen sind.

Es gibt sowohl Luftfederbeine als auch Stoßdämpfer mit Zusatzfedern für den Bus und die waren hier auch alle schon mal Thema. Such mal nach Monroe, Mitsubishi, Tieferlegung etc. Bei Luftfederbeinen kennt sich der "Westfaliafan" aus, unser Referatsleiter "Zusatzfedern" treibt sich jedoch grad für ein paar Wochen im südlichen Afrika rum (um eben jene zu quälen 8) ). Es gab auch mal einen T2 mit erhöhter Nutzlast und folglich stärkeren Federn, aber der ist erstens ultraselten und zweitens auch an anderen Bauteilen der Radaufhängung verstärkt (z.B. Radlager), sodaß ich in erster Näherung nicht davon ausgehen würde, daß die Federn einfach untereinander austauschbar sind.
Die Verzahnung der Drehstäbe hat innen 44, außen 48 Zähne, Drehwinkel pro Zahn folglich 8,2° innen und 7,5° außen. Damit kannst du die Federung also in 0,7° Schritten vorspannen. Hilfreich ist es, vorm Ausbau stirnseitig einen Anriß über Federstab und Längslenker zu ziehen und einen zweiten entlang der Unterkante des Längslenkers auf den Stahlgußkörper, sobald du die Feder soweit herausgezogen hast, daß der Längslenker am Endanschlag vorbei kommt. So behältst du immer den Überblick.

Gruß,

Clemens
jharzmann
T2-Kenner
Beiträge: 25
Registriert: 24.12.2003 10:26

Re: Fragen zu Stossdämpfer/Federung Hinterachse erneuern.

Beitrag von jharzmann »

Hallo Kinkys Mechanikus,

Clemens hat es nochmals detailliert ausgeführt. Die Drehstäbe können eingestellt werden, so dass das Heck nach oben kommt. Leider keine einfache Arbeit für einen Laien.

Da ich ein oberschwäbischer "Softwareschnitzer" bin und es mir nicht zutraute, habe ich mich nach einer geeigneten Werkstatt umgeschaut. Bei der ersten Werkstatt bin ich jedoch voll angegangen und das Fahrzeug war viel zu hoch eingestellt. Die Folge war genau die, die Clemens voran beschreibt und bei jedem schnelleren Überfahren einer Bodenwelle holperte das Fahrzeug gefolgt mir lautstarkem "Knacken" der Antriebswellen. Wie gesagt ich bein Laie, aber mein Ohren sagte mir, dass das nicht gut für das Auto sein kann.

Also machte ich mich wieder auf die Suche nach einer kompetenten Werkstatt. Bin bei uns auf eine VW-Werkstatt gestoßen die eben genau diese Arbeit früher bei etlichen BW-Bussen schon durchführte. Für diese Arbeiten gab es früher noch ein Winkelmessgerät von VW anhand derer man den einzustellenden Winkel ablesen bzw. errechnen konnte. Leider hatte die Werkstatt dieses Messgerät auch nicht mehr gehabt, aber es gab einen älteren Mitarbeiter der mir die Drehstäbe anhand seiner Erfahrungswerte eingestellt hat. Nun sind sie wieder perfekt eingestellt und selbst wenn ich meinen Eriba Triton (ca. 800kg) anhänge, ist die Höhe des Hecks noch mehr als optimal.

Gruß Jörg
Antworten