T2b-Bremse hinten ungleich, aber warum?

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goggobiber
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T2b-Bremse hinten ungleich, aber warum?

Beitrag von goggobiber »

Hallo Forumskollegen,

stehe vor einem Rätsel: die rechte hintere Bremse (Hand- und Fußbremse) meines 79er-Camper zieht ca. 40 % weniger als links, vorn ist alles ok.
Bei der letzten TÜV-Prüfung vor zwei Jahren zog sie gleichmäßig, seitdem wurde nichts geändert außer Bremsflüssigkeitswechsel vor kurzem.
Hatte diese Abweichung nie bemerkt, bin aber damit natürlich beim TÜV gescheitert. Habe daraufhin die Bremsen geöffnet und in hervorragendem Zustand vorgefunden: Beläge und Trommeln neuwertig, Einstellung ok, Radzylinder dicht und leichtgängig. Habe daraufhin Bremsstaub entfernt, Beläge und Trommeln übergeschmirgelt und bin erneut zum TÜV, mit dem selben Ergebnis.
Nun kam für mich eigentlich nur noch eine Verhärtung (Verglasung) der Beläge in Frage, ohne daß ich mir erklären konnte, warum dies nur auf der rechten Seite der Fall sein sollte. Habe also die Beläge erneuert und bin erneut zum TÜV. Keine Veränderung, Fuß- und Handbremse ziehen rechts immernoch zu wenig. Nun fällt mir nichts mehr ein...
Die Frage des Prüfers nach einem eventuellen Bremskraftregler-Fehler hat sich erübrigt, nachdem ich mir das Ding angesehen und bemerkt habe, daß dieser natürlich beide Hinterbremsen steuert.
Zugequollene Bremsschläuche und gequetschte Leitungen sind nicht vorhanden, außerdem müßte dann wenigstens die Handbremse gleichmäßig ziehen.
In über 45 Jahren Kraftfahrzeugpraxis habe ich einen solchen Fall nur zweimal erlebt und in meiner Verzweiflung einfach die Trommeln von links nach rechts und umgekehrt getauscht mit dem unerklärlichen Ergebnis, daß danach alles ok war und die Bremse gleichmäßig zog. Warum jedoch weiß ich bis heute nicht.
Natürlich werde ich das in meiner jetzigen Situation wieder tun, wollte aber vorher mal anfragen, ob vielleicht jemand eine Erklärung hat oder dieses Phänomen selbst schon mal erlebt hat.
Eine Kleinigkeit (?) fällt mir noch ein: die rechte Druckstange zwischen den beiden Bremsbacken war leicht eingearbeitet, aber das kann sich doch nicht auf die Fußbremse auswirken?
Danke schon im Voraus und allen gute Fahrt.
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Harald
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Re: T2b-Bremse hinten ungleich, aber warum?

Beitrag von Harald »

Booooah, Trommelbremsen - ich wünschte, Torsten wäre hier.

Hatte im Frühjahr beim TÜV das Gleiche und dann eine ausführliche Telefonkonferenz mit GoldenerOktober*001, der mich schön vorsichtig an die Trommelbremsen heran geführt hat. Bei mir war es tatsächlich die Standzeit und der Dreck, der in der Trommel war. Dabei bin ich so vorgegangen, wie Du das da oben geschildert hast. Vorsichtig Bremsstaub raus (gaaaanz falscher Plan: auspusten :shock: ), vorsichtig mit Schmirgel einmal rüber und dann mit Bremsenreiniger alles sauber. Nachher dann ein paar scharfe Bremsungen und die Werte waren dann beim GTÜ gleich.

Eigentlich fallen mir nur zwei Erklärungsansätze ein:

Zum Einen könnte es an unterschiedlichen Reibungswerten des Kolbens des Bremszylinders liegen. Läuft der eine "strammer" wird eben der andere mehr rausgeschoben.

Sollten beide Zylinder die Bremsbacken gleichmäßig an die Trommel drücken kann es an unterschiedlichen Reibwerten der Backen oder der Trommeln liegen.

Aber 40% ist ja auch schonmal ne Hausnummer.

Wenn wir Glück haben läuft Dani*8 hier noch rüber. Nen Bremsenthread finde ich jedenfalls mal Klasse.

Grüße,
Harald

edit: daß Du Dir irgendwo nen Knick oder ne Verstopfung in die Bremsleitung hinter der Abzweigung eingehandelt hast schließt Du aus?
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boggsermodoa
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Re: T2b-Bremse hinten ungleich, aber warum?

Beitrag von boggsermodoa »

Aaalso wir haben uns ja immer damit beholfen,
daß wir in die bessere Bremse kurz vorm Prüfstand Caramba reingesprüht haben. :oops: :P
Bei einem der letzten Bremsen-Threads habe ich die Behauptung aufgestellt, daß Trommelbremsen genau einmal gerade ziehen, nämlich dann, wenn man grad alles neu gemacht hat. Das blieb IIRC unwidersprochen. Die Reibung des Kolbens im Radbremszylinder kann man wohl getrost vergessen. Die Bremse bremst zu bestimmt 80% wegen des "Mitnahme-Effektes" der auflaufenden Backe. Deshalb hängt sie sehr
  • vom Tragflächenanteil des Belages,
  • von der Lage dieser tragenden Fläche (je näher am Widerlager, desto kleiner der "Auflauf-Effekt") und
  • von der Reibwertpaarung Belag/Trommel ab.
Die Tücke des Objektes findet sich m.E. vor allem im zweiten Argument. Mit dem Nachstellritzel stellen wir den Belag am "toten" Ende näher an die Trommel, weswegen dann insgesamt die Form nicht mehr paßt. Wenn man dort nur alle zwei Jahre mal nachstellt, dann braucht es eine entsprechend lange Fahrtstrecke, bis sich der Belag wieder an die Trommel angepaßt hat und sich wieder die volle Bremswirkung einstellt.

Um diese - zugegeben etwas theoretischen - Überlegungen zu stützen oder sie zu widerlegen, wär's mal interessant, 1.) rückwärts auf den Bremsenprüfstand zu fahren (müßte völlig andere Werte ergeben) oder 2.) an der schwachen Bremse den auflaufenden Belag etwas lockerer zu stellen und zu prüfen, ob die Bremse dann besser kommt. Das dann aber aus Kostengründen bitte bei/von jemand, der einen Bremsenprüfstand im Zugriff hat und nicht bei TÜV oder Dekra.

Gruß,

Clemens
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boggsermodoa
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Re: T2b-Bremse hinten ungleich, aber warum?

Beitrag von boggsermodoa »

boggsermodoa hat geschrieben: Mit dem Nachstellritzel stellen wir den Belag am "toten" Ende näher an die Trommel, weswegen dann insgesamt die Form nicht mehr paßt.
:? Oops!
Zuviel Motorrad, zu wenig Auto in letzter Zeit! :oops:

Beim Auto steckt die Bremsbacke ja verschiebbar in der Stellschraube und kann sich deshalb selbsttätig in der Trommel zentrieren. Damit wird o.g. Argument hinfällig, aber man sollte vielleicht mal prüfen, ob diese Verschiebbarkeit wirklich gegeben ist. Könnte ja sein, daß wegen Rost was klemmt oder weil sich die Flächen aufeinander eingearbeitet haben.

Gruß,

Clemens

Nachtrag: Bei zugeqollenem Bremsschlauch beobachtet man meist nur, daß die Bremse nicht mehr öffnet. Bremsen tut's aber noch.
Wenn man Beläge oder Trommel mit der Gegenseite tauscht und die Bremswirkung daraufhin symmetrisch ist, dann hat man damit bewiesen, daß vorher ein Belag schlechter getragen hat als der andere. Jetzt sind beide gleich schlecht.
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bigbug
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Re: T2b-Bremse hinten ungleich, aber warum?

Beitrag von bigbug »

Ähm... die Verstellschrauben am Widerlager schauen mit den schrägen Seiten richtig rum?
BildThomas*249,T2-Westi-Universaldilettant
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goggobiber
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Re: T2b-Bremse hinten ungleich, aber warum?

Beitrag von goggobiber »

Hallo Bremsengrübler,

man wird alt wie´ne Kuh und lernt immer noch dazu. Das Neubelegen hätte ich mir sparen können.
Der Clemens hat mich auf den Gedanken gebracht, mir mal das Tragbild der Beläge anzusehen, und die tragen tatsächlich nur auf weniger als der Hälfte ihrer Fläche. Eigentlich unmöglich, wir haben grad´ 4000 km Kroatien hinter uns und haben auf Hin- und Rückfahrt nach Kräften Tunnel vermieden, d.h. jede Menge Pässe inkl. Großglockner hinter uns gebracht. Da muß doch jeder Belag voll tragen...
Aber jetzt kommt´s: ich hatte es "gut gemeint" und die Bremsen vor der nun fälligen TÜV-Prüfung nachgestellt. Obwohl mir vorher der Pedalweg nicht übermäßig lang vorkam, ließen sich die Nachsteller doch um einiges drehen. Aber was kann sich dadurch an der tragenden Fläche ändern? Die Backen sind leichtgängig in den Schlitzen der Nachstellschrauben und den Kolben der Radbremszylinder gelagert, die müssen doch automatisch wieder die optimale Stellung einnehmen...
Meine Trommeln sind in wirklich gutem Zustand ohne Rand (nicht eingelaufen) und mir fällt jetzt nur noch ein, die Backen in eingebautem Zustand abdrehen zu lassen, damit sie wieder voll anliegen. Aber wer macht sowas? Und warum ist es nötig? So was hatte ich noch nicht...
Danke schon mal im Voraus, falls jemandem noch was zu dem Thema einfällt.
goggobiber
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Re: T2b-Bremse hinten ungleich, aber warum?

Beitrag von goggobiber »

Hallo Bremsentüftler,

heute hat´s beim TÜV geklappt. Aber bis ich soweit war, hätte ich bald graue Haare gekriegt. Der Fehler lag wohl zum Teil darin, daß die ablaufende Backe, die ja auch einen kürzeren Belag hat, sehr weit nachgestellt war, die auflaufende, die ja wesentlich mehr Leistung zu erbringen hat, aber kaum (siehe Bild). Habe das also genau umgekehrt gemacht und bin, damit ich mich beim TÜV nicht zu sehr blamiere, zur Kontrolle zu einer befreundeten Werkstatt gefahren. Erster Erfolg: die Abweichung war nicht mehr so hoch. Habe dann noch die rechte Trommel nach links getauscht und umgekehrt (obwohl die Dinger keinerlei Riefen haben und der Reibwert völlig gleich sein müßte) und bin dann zum TÜV. Und siehe da, die Abweichung war nur noch so gering, daß sie toleriert wurde.
Nun kann der Camper in die wohlverdiente Winterpause.
Danke an alle, die mir Tips geschickt haben. Und falls jemand gute Türen (suche Fahrer-, Beifahrer- und Hecktür) zu verkaufen hat, bitte melden. Ich selbst habe eine rostfreie Beifahrertür abzugeben, die bei mir scharniermäßig nicht paßt (bis ´76, meiner ist ´n 79er).
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Der_Schweizer
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Re: T2b-Bremse hinten ungleich, aber warum?

Beitrag von Der_Schweizer »

Na dann, Glückwunsch zm TÜV :bier: .
under construction Bild - _ - Bild - _ - Bild Bild et loooft ...
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Tanjas&Thomas_T2b
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Re: T2b-Bremse hinten ungleich, aber warum?

Beitrag von Tanjas&Thomas_T2b »

Moin,

auch erst mal Glückwunsch zum Tüv :D

Aber entweder bin ich blind oder ich sehe auf der linken Seite keinen Bremsbelag mehr.
Fängt der Belag erst weiter oben an? Ich hab die Bremsbacken bei mir eigentlich mit symetrisch aufgebauten Belägen im Hinterkopf. :?:
Oder liege ich da falsch?

Viele Grüße,

Thomas
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goggobiber
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Re: T2b-Bremse hinten ungleich, aber warum?

Beitrag von goggobiber »

Hallo Thomas,

die linke Backe ist die ablaufende, da ist der Belag kürzer und fängt erst etwas höher in dem Bereich an, den man im Bild nicht mehr sieht.
Allen gute Fahrt.
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