Leute, was für ein tolles Geschraubsel! Endlich mal wieder so richtig an einem Samstag K.O.-geprökelt. Aber was für ein Spaß! Hier also mein Bericht.
Ich habe gestern im wesentlichen an drei Personen hier aus dem Thread gedacht, aber der Reihe nach:
Mein Problem bestand darin, dass die Zahnräder der Belagnachstellung (zumindest!) schwergängig waren. Im Gegensatz zu den vorderen Scheibenbremsen sind die Trommelbremsen der Hinterräder zu warten: die müssen regelmäßig nachgestellt werden. Ich fahre so zwischen 5.000 und 10.000 km im Jahr und mache das eigentlich immer am Anfang der Saison. Eigentlich, weil ich es die letzten zwei Jahre nicht richtig gemacht habe. Da ließ sich kaum noch was einstellen. Bremsen taten die ja noch. Also mit stärker werdendem schlechten Gewissen durch die Gegend gefahren, jetzt wollte ich da aber mal ran! Der Vorschlag von
Clemens, nur das Notwendige zu machen, war goldrichtig. Sonst säße ich da jetzt noch und wäre genervt. So habe ich das jetzt zwar alles nicht in neu glänzend, aber es funktioniert. Und wenn ich das in nächster Zeit mal glänzend haben will – dann lässt sich jetzt alles serienmäßig lösen, da werde ich viel Zeit sparen.
Aufgabe war also, an das Innere der Trommelbremse heran zu kommen. Grundsätzlich führen da zwei Wege hin, die ich beide Nachstehend auch mal anreißen will.
Für beide Vorgehensweisen zunächst einmal Handbremse anziehen, Gang rein und Radkappen runter. Ich glaube, wir hatten das mit den Radkappen hier noch nie. Deshalb mal für die Anfänger dazu ein wenig Text:
Die Radkappen sollte man meiner Meinung nach tunlichst nicht mit Schraubenzieher oder ähnlichem Gerät versuchen, ab zu bekommen. VW hat den Radkappen zwei Löcher spendiert, in die man einen U-förmigen „Doppelhaken“ einsetzen kann. Lag früher beim Wagenheber bei. So einen Radkappenabzieher gibt es beispielsweise bei
Olaf. Meiner Meinung nach das einzig Wahre. Zur Not hilft übrigens auch die Klammer einer Wäscheklammer. Wenn man die beiden Haken mit ner Zange parallel dreht, dann kann man die in die Löcher einhängen und an der Wicklung mit ner Rohrzange versuchen, die Kappen ab zu ziehen. War jahrelang mein Ding, weil ich meinen Abzieher verloren hatte. Ich bin heilfroh, irgendwann wieder einen gefunden zu haben. Nun legte VW netterweise auch einen 19er Schlüssel dem Wagenheber-Set bei, um die Radbolzen lösen zu können. Ich habe den gegen so ein ausziehbares Teil vom Sonderpostenmarkt ausgetauscht – weil man mit dem mehr Hebel hat:
Wie zu sehen ist passt der U-förmige Abzieher genau über das Rohr. Da fällt der auch nicht ab, wenn man ihn nicht aufspreizt. Und genau da bleibt er auch, es gibt keinen Anlaß, den da ab zu machen (es sei denn, man will ihn verlieren!). Zum abziehen der Radkappen wird dann das so aufgesetzt:
Ist echt kinderleicht. Macht das mal ein paar Jahre mit dem Ding aus der Wäscheklammer und Ihr seid wie ich begeistert! Wenn Ihr dann noch etwas Wachs oder Korrosionsschutzfett in die Radkappen sprüht oder streicht, um die vor´m Weggammeln zu schützen, dann ist der Abbau der Radkappen echt eine Freude! Und behandelt bloß Eure Radkappen gut! Guckt mal auf Olaf´s Seite und dann freut Euch über den Abmahnwahn von VW! So ohne Logo sehen die Dinger schlichtweg Panne aus. Und mit Logo gibbet die Teile dank der Einsatzfreude von VW nicht mehr! Toll, Volkswagen AG, richtig gut gemacht!
Jetzt muß man sich zur weiteren Vorgehensweise wegen der Bremsen entscheiden:
Nur Trommel runter
Der für mich einfachere Weg ist es, nur die Trommel der Bremse ab zu nehmen. Insbesondere, weil hierfür die 46er Kronenmutter (zu der dann weiter unten) nicht angefasst werden muß.
Beiden Vorgehensweisen gemein ist, dass irgendwann die Beläge zurück gestellt werden müssen. Nur dann kann man die Trommel abnehmen, bei gespreizten Belägen wird das nix, wenn die Trommel schon ein wenig eingelaufen ist und sich daher ein Rand gebildet hat. Also unter den Bus legen und die beiden unteren Stopfen für die Verstellung auf der Rückseite der Bremsankerbleche abnehmen. Jetzt die durch die Löcher erkennbaren „Zahnräder“ mit einem kleineren Schraubenzieher drehen, um die Beläge zurück zu stellen. Wer das noch nie gemacht hat, lese bitte weiter. Weiter unten erklärt sich das Prinzip der Zahnräder aus den Bildern und dem Text. Man muß das einmal „visualisiert“ haben, dann kapiert man das. Kindereinfach – nur total bescheuert, das zu beschreiben.
Am
linken Rad muß man das
hintere Zahnrad nach oben, das
vordere nach unten drehen – am
rechten Rad das
hintere Zahnrad nach unten und das
vordere nach oben. Dies, um die Beläge zu
lösen. Zum Nachstellen natürlich genau anders herum. Bei mir ging da kaum was, ich musste dann schon immer den Schraubenzieher auf die Zahnrad-Spitzen setzen und mit nem kleineren Hammer nachhelfen. So zwanzig Spitzen habe ich da jeweils – und natürlich gleichmäßig – zurückgedreht. Mehr kann da auch nicht schaden.
Weiter geht’s: Radschrauben lösen, Wagen aufbocken und die Muttern von den Radbolzen abdrehen, Rad abnehmen und erstmal weit weg mit dem Ding. Auf der Trommel sieht man jetzt die Köpfe von zwei (ja – zwei, Harald!) Schrauben, die einfach rausdrehen – und fast fertig. Zumindest mit dem technischen Teil. Jetzt kann man – in der Regel wohl nur theoretisch – die Trommel über die Radbolzen einfach abziehen. Die Radbolzen sitzen auf einem Träger, der mit der gefürchteten 46er Kronenmutter fest ist und einfach „dran“ bleibt:
- ´Tschuldigt die Bildqualität. Hatte ich gerade nicht drauf geachtet.
Praktisch ist es so, dass die Trommel nicht runter kommt, weil sich irgendeiner der beiden Drecks-Schweine-Mist-Sau-Ich-hasse-Dich-Beläge nicht ganz so zurückbegeben hat, wie wir das wollten. Da hilft dann ein Fäustel mit Gummikappe, wie wir ihn aus dem Modell- quatsch, aus dem Gartenbau irgendwo zu liegen haben, ein anderes meiner Lieblingswerkzeuge:
Leichte, nach vorne ausgerichtete Schläge auf die Bremstrommel helfen, dass sich der Belag zurück stellt und sich die Trommel über die Beläge und Radbolzen löst.
Nachteil dieser Lösung ist, dass eben durch den Radbolzenträger die Hälfte der Innereien verdeckt ist und man da kaum heran kommt, wie das Bild zeigt. Um die Zahnräder gängig und in der Trommel mal etwas sauber zu machen reicht es aber.
Trommel mit Radträger runter
Wer „richtig“ an das Innere der Trommel will, der muß die 46er Kronenmutter lösen.
Die Räder bleiben hierfür dran, der Bus zunächst auch unbedingt auf diesen stehen, Handbremse anziehen (also anfangs auch noch nicht zurück drehen, wie bei dem anderen Weg!), Gang rein, Keile oder Steine hinter die Reifen. Splint aufbiegen und abziehen.
Und jetzt an die Kronenmuttern.
Horror, wie sich aus den vorstehenden Beiträgen ergibt. Das Ding ist mit 350 Nm bei VW angezogen worden. Zum Vergleich: Radbolzen zieht Ihr mit 130 Nm an! Jetzt sitzt die Kronenmutter da wahrscheinlich auch schon ne Weile und war Mutter Natur ausgesetzt. Deswegen hatte ich mir vor Jahren auch schon ne 46er Nuß gekauft (und in etwa da hingelegt, wo ich mit der Suche begann, ich kürze das hier aus dramaturgischen Gründen) und ein feines 3m-Vierkantrohr beiseite gelegt:
Damit löste sich die linke Seite wie Butter! Aber eben nur die linke Seite. Rechts tat sich gar nichts – außer, dass sich das Rohr wie Butter anfühlt, als es sich verbog! In diesen dunklen Minuten am Samstag habe ich an
Rolf-Stephan gedacht, der so schön beschrieb, den Bulli noch über den hinter den Reifen gelegten Stein gedreht zu haben. Ich habe auch immer wieder auf das Gewinde geglotzt, weil ich dachte, dass das vielleicht ein Linksgewinde wäre. Aber nein – ich kriegte einfach nicht genug Kraft auf die Nuß.