Getriebe singt unter Last

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honz
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Getriebe singt unter Last

Beitrag von honz »

Hi,

habe heute mal mein längeres Getriebe eingebaut. Dabei wurde die Kupplungsglocke mitsamt der Getriebeeingangswelle und der hintere Teil mit der Schaltmechanik vom originalen Getriebe übernommen. Die Kugel in der Schaltmechanik habe ich mit der Messing-Version von Ralfs-VW-Teile ersetzt.

So nun zum Problem, habe gerade ne Runde gedreht. Als erstes ist mir aufgefallen, das im Leerlauf mit losgelassener Kupplung das Getriebe anfängt zu summen. Beim Kuppeln war das Geräusch weg. Bin dann ne Runde gefahren und es Summen alle Gänge ziemlich stark, so als würde man immer im Rückwärtsgang fahren. Es summt aber nur unter Last, im Schiebebetrieb und ohne Last ist das Summen weg. Auch ist es unabhängig vom Eingelegten Gang und nur Motordrehzahlabhängig, also tippe ich mal auf Getriebeeingangsseitiges Problem, die Ausgangswelle dreht ja abhängig von der Raddrehzahl.

Kann es sein, dass die zwei kleinen Rückwärtsgang Zahnräder, von denen das eins auf der Getriebeeingangswellse sitzt so stark summen, die sollten doch außer im Rückwärtsgang ohne Last mitlaufen oder? Ich hab das Zahnrad von neuen Getriebe auch wieder dort eingebaut, kann aber sein, dass ich die Zahnräder verdreht eingebaut habe, also das jetzt nicht die selben Zähne wie beim letzten Einbau aufeinander wälzen.

Habt ihr noch Ideen, was es sein soll und könnt ihr mir sagen ob ich da was machen soll oder ob es sich noch legt. Das Summen im Leerlauf ist schon deutlich leiser geworden, nach ca. 1km Fahrt. Bin gespannt was ihr dazu sagt. Klingt eindeutig wie ein Problem an gradverzahnten Zahnrädern, bin mal in nem Auto mit sonem komplett gerade verzahnten Renn-Getriebe mitgefahren, das hat ähnlich geklungen.

Gruß Peter
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boggsermodoa
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Re: Getriebe singt unter Last

Beitrag von boggsermodoa »

honz hat geschrieben:kann aber sein, dass ich die Zahnräder verdreht eingebaut habe, also das jetzt nicht die selben Zähne wie beim letzten Einbau aufeinander wälzen.
Die Zähnezahlen sind 12:17 ... eine ist 'ne Primzahl, die beiden Zahlen sind "teilerfremd" und die Summe, 29, ist wiederum eine Primzahl! :schlaumeier:
Der wackere Getriebekonstrukteur weiß, daß er mit einer Primzahl den "hunting tooth" erzielt, also dafür sorgt, daß jeder Zahn mit jedem Zahn des Gegenrades Bekanntschaft macht, eine hohe Kämmzahl erreicht wird (die Zahl der Umdrehungen, bis sich zwei Zähne erneut begegnen) und sich so ein gleichmäßiger Verschleiß und ein optimales Laufbild einstellt.
Es ist also vollkommen wurscht, wie du das Rad da reingewürfelt hast. :wink:
Zu deinem Problem kann ich dir leider nix sagen. Da liegst du mit deiner Diagnose "Antriebswelle" wohl richtig.
Hast du Öl drin?
(Pardon, aber das ist ümma meine erste Frage, wenn jemand über jammernde Getriebe jammert. :P )

Gruß,

Clemens
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westfaliafan
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Re: Getriebe singt unter Last

Beitrag von westfaliafan »

Moin Peter,

Hört sich nach Trieblingslagerung an. Doppelkegelrollenlager und Rillenkugellager.
Mein Getriebe hat auch so gesungen, drehzahlabhängig in jedem Gang. Nach Neulagerung bei Frank Booten in Erftstadt absolut leise!!
Durch ein oder zwei defekte Lager verkantet sich der Triebling unter Last und die Geräusche entstehen.
Allerdings erklärt das nicht das Leerlaufsummen. Vielleicht zwei Baustellen (Kupplungsausrücklager?)

Grüße, Andreas
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honz
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Re: Getriebe singt unter Last

Beitrag von honz »

Hi,

Ausrücklager ist das drin geblieben, was vorher drin war, also mit der Welle gewechselt.Dürfte dann eingekuppelt ja auch nicht mehr summen, aber ist ja andersrum das Problem.
Getriebeöl habe ich neues reingekippt und ist auch genug drin.
Das mit den Primzahlen bei Zahnradübersetzungen habe ich auch mal so gelernt, wusste aber nicht, ob das beim Rückwärtsgang so tragisch ist.

Triebling wäre ja die Ausgangswelle, aber ich habe beim Schalten der Gänge, mit abgenommenem Schaltergehäuse (der letzte Teil am Getriebe da) schon gemerkt, dass die EINGANGSwelle beim Einlegen der Gänge von Hand, starkes Achsialspiel hatte. Das Lager ist quasi im Lagersitz gerutscht (auf der Welle wird es ja mit nem Sicherungsring fixiert). Habe auch gesehen, dass sich das Lager anscheinend in den Schaltdeckel reingearbeitet hat, aber das war bei meinem anderen Getriebe auch leicht der Fall. Wird das wirklich Axial nur von diesem Deckel geführt? Habe gedacht, dass es ja eigentlich nicht sein kann, da nochmal ne Papierdichtung dazwischen ist und somit das Achsialspiel gar nicht genau eingestellt werden kann....

Weiß da jemand weiter oder hat jemand ne Zeichnung, in der man erkennen kann, wie die Lagerung genau funktioniert?

Gruß und danke für die Antworten

Peter
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honz
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Re: Getriebe singt unter Last

Beitrag von honz »

Jetzt wirds richtig speziell,

aber habe gerade überlegt, wenn man sich das Bild, was ich gepostet habe anschaut und überlegt in welche Richtung die Eingangswelle dreht (über Raddrehrichtung nachverfolgt) dann müsste die Eingangswelle ja bei Last durch die Schrägverzahnung richtung Fahrzeug front gedrückt werden und damit das Axialspiel in dem von mir angesprochenen Lager zum Tragen kommen. Die Ausgangswelle mit Triebling wird axial in Richtung Motor belastet. Ist den die Wirkrichtung der Axialkraft durch die Schrägverzahnung im Schubbetrieb andersrum? eigentlich doch nicht oder??

Grüße mit qualmendem Kopf

Peter
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boggsermodoa
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Re: Getriebe singt unter Last

Beitrag von boggsermodoa »

honz hat geschrieben:dann müsste die Eingangswelle ja bei Last durch die Schrägverzahnung richtung Fahrzeug front gedrückt werden
:confused:

Das sehe ich anders!
Und ja, bei geschobenem Motor kehren sich die Verhältnisse um.
Und ja, das Doppelkegelrollenlager an der Abtriebswelle vorm Diff ist auch das einzige, das ich bislang kaputt bekommen habe, aber dein Fall liegt sicher anders.
Die Lagerung der Antriebswelle erfolgt im vorderen Lagerschild mit einem ganz normalen Rillenkugellager. Hinten scheint es nur ein Nadellager zu geben. Die axiale Fixierung würde dann über den Sicherungsring vor dem vorderen Lager erfolgen. Wenn du dort Spiel festgestellt hast, spricht doch vieles dafür, daß einfach dieses Lager kaputt ist.

Ach so, lese gerade:
honz hat geschrieben:Das Lager ist quasi im Lagersitz gerutscht
Dann ist der Lagersitz dort kaputt, denn das Lager gehört dort normalerweise eingepreßt.
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honz
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Re: Getriebe singt unter Last

Beitrag von honz »

hmm,

wenn aber die axiale Lagerung durch den Deckel geschieht, kann es auch sein, dass die Welle nur gerutscht ist, weil ich den Deckel ab hatte. Kann natürlich auch sein, dass das Axialspiel durch den Deckel eingestellt wird und da ich jetzt ja den Deckel getauscht habe, das Axialspiel zu klein (bzw. ganz weg ist).
Am Deckel war der Axialanschlag etwas eingearbeitet, habe gedacht, dass das vom Verschleiß her kommt, und daher den Deckel mit weniger "Verschleiß" genommen, kann aber natürlich auch sein, das die so das Axialspiel eingestellt haben.
Habe bezüglich der Passungen nochmal nachgeschaut, Schaeffler sagt dazu:
Punktlast

Steht der Ring relativ zur Belastungsrichtung still, treten keine Kräfte auf, die den Ring relativ zu seiner Sitzfläche verschieben. Eine solche Belastung wird als Punktlast bezeichnet.


Die Gefahr, dass die Sitzfläche beschädigt wird, besteht nicht und eine lose Passung ist möglich.

Top
Umfangslast

Treten Kräfte auf, die den Ring relativ zu seiner Sitzfläche verschieben wollen, wird bei einer Umdrehung des Lagers jeder Punkt der Laufbahn belastet. Eine Belastung mit dieser Eigenschaft wird als Umfangslast bezeichnet.


achtung
Da hier die Lager-Sitzfläche beschädigt werden kann, sollte eine feste Passung vorgesehen werden!
Wir hätten für den Außenring ja eine Punktlast und damit wäre eine lose Passung erlaubt...??!?! Hier der erste Fall (siehe Link)

http://medias.schaeffler.de/medias/de!h ... _802228747

Gruß Peter
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bigbug
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Re: Getriebe singt unter Last

Beitrag von bigbug »

Ich finde es einfach der Hammer was für Gedankengänge ihr da betreibt. Es ist einfach klasse wenn man berufliches Wissen im Hobby anwenden kann.

Hätte ich nur was gescheites gelernt....
BildThomas*249,T2-Westi-Universaldilettant
Homepage des Stammtisch Südwest
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boggsermodoa
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Re: Getriebe singt unter Last

Beitrag von boggsermodoa »

honz hat geschrieben:Schaeffler sagt dazu:
Wegen dieser Punktlast/Umfangslast-Sache denkst du am besten immer an einen Hula-Hoop-Reifen. Dann hast du ein Bild, das dich sofort auf die richtige Spur bringt. :P
Der Innenring des Lagers ist für die Welle ein solcher und würde sich unweigerlich auf den Weg machen - Passung hin, Passung her - wenn der Sicherungsring ihn nicht daran hindern würde.
BMW hat den mal im Motorradgetriebe weggelassen. Grandiose Einsparung eines 2-Pfennig-Bauteils und eines Welleneinstichs, die jedoch leider ein Getriebe-Massensterben zur Folge hatte.
Mit der Passung im Lagerschild muß ich -öhm- passen. Im RLF sehe ich jedenfalls 'ne Werkstattpresse, wenn's um Ein- und Ausbau der Lager geht, und bei allem, was ich bislang in der Hand hatte (kein VW-Bus-Getriebe dabei), galt ein Lagersitz als defekt, sobald man das Lager da widerstandslos drin rumschieben konnte.

Gruß,

Clemens

PS @bigbug: Danke, aber take it with a grain of salt. Wir spielen hier nur. :wink:
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patrick
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Re: Getriebe singt unter Last

Beitrag von patrick »

Hallo Peter,

Zur Lagerung der Getriebeeingangswelle im Lagerschild:Hier gibt es kein Axialspiel,das eingestellt werden muß.Das Lager wird lediglich durch den Schaltgehäusedeckel in Position gehalten.Es war also sicher kein Fehler den guten Deckel zu nehmen in den sich das Lager noch nicht eingearbeitet hat.
Aber. Hast Du mal beim Durchdrehen der Eingangswelle beobachtet ob sich eventuell das ganze Lager im Gehäuse dreht.
Oder anders gefragt: Bleibt der Außenring beim Drehen stehen oder dreht mit?
Der Außenring ist normalerweise ins Lagerschild eingepresst aber Du schreibst ja,daß Du das Lager axial verschieben kannst.
Eventuell ist das Lager schon etwas schwergängig und dreht sich nach Lust und Laune mal komplett im Schild oder mal in sich selbst.

Gruß,Patrick
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