Ausfahrt des T2-Clubs in Kairo

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Wolfgang T2b *354
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Re: Ausfahrt des T2-Clubs in Kairo

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo Michel,
Globus hat geschrieben: 08.05.2018 16:22 Ich war 2005 mit Globus auch da. Derzeit waren die meisten T2's schon "schrott". :versteck: Aber 13 Jahre später gehen sie angeblich noch immer. Unglaublich eigentlich, weil die Belastung ist riesig!
Soweit ich das überblickt habe, waren viele sogar in einigermaßen brauchbarem Zustand, nicht grad' 2, aber auch nicht 4. Ok, etliche üble Exemplare waren auch dabei, trotzdem war ich ziemlich überrascht. Teilweise richtig guter Lack. Und das runtergerittene Fahrwerk kann man in vielen Fällen sicher wieder hinkriegen.
Globus hat geschrieben: 08.05.2018 16:22 In Addis Abeba (Äthiopien) sind gleiche Bildern zu machen. Dort gibt es auch noch (ziemlich) viele. :shock:
und meistens auch nur im Weiss.
Das ist doch mal 'ne gute Nachricht. In ein oder zwei Jahren wollen wir hoch nach Äthiopien (sind ja südlich davon). Dann brauche ich mir ja über eine angemessene Ersatzteilversorgung vor Ort keine Gedanken mehr zu machen. Sehr schön!

Danke und Grüße

Wolfgang
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Johnson
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Re: Ausfahrt des T2-Clubs in Kairo

Beitrag von Johnson »

Interessant :-). Was machst Du in Kairo, Wolfgang? Ich wohne direkt am Zoo, keine 5 Minuten Fußweg von dort entfernt, wo Du die Bilder geschossen hast. Dort steht auch mein T2. In diese Gegend verirren sich Touristen eher selten :-).
Die Busse haben ein sehr bewegtes Leben hinter sich. Es gibt eigene Werkstätten, die nur die T2s am Leben erhalten. Meiner kommt aus Griechenland. Zumindest der vordere Teil, da ist noch ein Typenschild dran. Der hintere Teil hat eine andere Fahrgestellnummer. Der hatte wohl mal entweder vorne oder hinten einen Treffer. Ich tippe auf vorne, weil sonst eine Zulassung nicht mehr möglich gewesen wäre. Das mit den deutschen Nummernschildern hat nichts mit der Herkunft zu tun, das ist hier weit verbreitet. Teilweise sind die echt, teilweise China-Nachbau. Alles, was aus Deutschland kommt ist cool und viele Autos fahren hier mit deutscher Nummer herum. Die T2s dürfen nur in Giza als Taxis fahren, deswegen findet man die in anderen Stadtteilen nicht. Das Konzept Ausländer mit T2 sorgt hier regelmäßig für Verwirrung. Das passt für die Menschen hier nicht wirklich zusammen. Ich war heute bei den Pyramiden, das gab interessante Gespräche mit der Polizei bei der Einfahrt. Wie, Du fährst so ein Auto? Als Deutscher? Wie geht das denn?
Die meisten Busse haben orange Nummernschilder (Personenbeförderung). Die wieder auf blau (Privatwagen) zu bringen geht wohl, ist aber nicht so einfach und teuer. Auch die Ausfuhr geht per Gesetz nicht, da sie Busse unter die Kapitalgüterverordnung fallen, die ein Exportverbot für Fahrzeuge vorsieht, die älter als 40 Jahre sind. Ich werde es trotzdem versuchen, wenn ich wieder nach Deutschland zurück muss. Aber das bleibt mir hoffentlich noch lange erspart.
Bei der Preisschätzung langst Du genau richtig. zwischen 2500 und 5000 Euro kostet ein Bus hier je nach Zustand, Verhandlungsgeschick und abhängig davon, ob ihn ein Ausländer kaufen möchte oder ein Einheimischer.

Viele Grüße,

Johannes
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Slowrider*901
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Re: Ausfahrt des T2-Clubs in Kairo

Beitrag von Slowrider*901 »

Hallo Johannes,
ein schönes Auto hast Du da, das mit dem deutschen Kennzeichen ist schon was, aber Du hast das ja auch (noch) dran.
Viel Glück bei der Rückführung des Autos nach Deutschland.
Gruß Markus ......

Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit...... :thumb:
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Wolfgang T2b *354
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Re: Ausfahrt des T2-Clubs in Kairo

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo Johannes,

einen leckeren Bus hast Du. Der glänzt ja schon fast unanständig. Und das im staubigen Kairo! :respekt:

Ich bin oben in Mohandessin, ein paar Kilometer nördlich von Dir, bei einer mittelständischen Engineering Firma. Die ist in den letzten Jahren mächtig – und zuweilen ungesund - gewachsen und hat das Entwicklungshilfeministerium um Unterstützung gebeten. Ich bin seit drei Wochen hier und habe noch eine weitere. Dann muss sie ein paar Schritte eigenständig gehen und danach werden wir weiter sehen.

Ich war mit unserem Bus vor knapp 40 Jahren hier und habe nicht erwartet, noch Überlebende T2 zu finden. Als ich die aus dem Autofenster sah, hat der Fahrer bestimmt gedacht, ich habe nicht alle Tassen im Schrank (ich darf ja leider nicht selber fahren, würd‘ mir aber Spaß machen). Hier gibt’s Kultur ohne Ende und ich verdreh‘ den Hals nach alten Taxis :stupid:.

Den Hintergrund mit den deutschen Nummernschildern habe ich nicht gekannt. Aber „German car, good car“ hört man ja allenthalben.

Sind die Werkstätten und Ersatzteilläden in der Nähe der Fotostraße? Ich glaub‘, da muss ich noch einmal hin.

Wenn Du am Zoo wohnst: Tierpfleger oder Uni? Oder German Lehrers, die sind hier ja auch hoch im Kurs :mrgreen:.

Schöne Grüße aus Giza nach Giza

Wolfgang
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Tempel
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Re: Ausfahrt des T2-Clubs in Kairo

Beitrag von Tempel »

Unfassbare Bilder!!

Ich glaub ich bin einer der wenigen der diese Zeit mit all den T2 auf den Straßen nie kennengelernt hat. Ab heut ein Grund mehr Kairo mal anzusteuern!

Danke fürs Teilen Wolfgang! Lasst es uns wenn ihr euch vllt. in Kairo getroffen habt oder einer dieser okulten T2-Schamanen-Schmieden habt aufsuchen können.

Gruß,
Jens
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Johnson
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Re: Ausfahrt des T2-Clubs in Kairo

Beitrag von Johnson »

Hallo Wolfgang,

na da schau an. German Lehrer ist die richtige Antwort :-). Ich habe hier nur einen Händler, der ist bei mir um die Ecke. Da können wir gerne mal hin. Tiefer bin ich noch nicht vorgedrungen. Aber wir haben hier einen Kontakt, einen T2-Minibusfahrer, der Dir alles besorgen kann, was hier mit T2 zu tun hat. Allerdings fliege ich am Wochenende nach Deutschland auf das Passat B1/B2-Treffen. Wenn Du einen weißen 32b Syncro durch Giza fahren siehst, das bin ich.

Grüße,

Johannes
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Wolfgang T2b *354
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Re: Ausfahrt des T2-Clubs in Kairo

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo German Lehrer :mrgreen:,

als man hier im Unternehmen mitbekam, dass ich so ein altes Auto fahre, da hörte ich sofort die Geschichte von den deutschen Lehrerfamilien, die ihre Busse jeweils an die nächste weitergegeben haben, wenn sie zurückgingen. Alter VW-Bus = deutsche Lehrer, so einfach kann das Leben sein :D.

Hier auf der Arabeya Straße steht auch noch ein T3-Westfalia herum.

Akuten Bedarf an Ersatzteilen habe ich nicht, ich hätte mir nur gern mal angeschaut, was die das hier so machen. Es gibt ja nicht mehr viele Ecken in der Welt, wo der T2 noch ein nüchterner Alltagsgegenstand ist. Zu meinem Erstaunen habe ich auch gesehen, dass viele hier noch mit den alten luftgekühlten Motoren herumfahren. Es muss also einige Spezialisten geben, die solche Motoren noch am Leben halten können. Nach ‘ner Million Kilometern :respekt:!

Ersatzteile aus Ägypten mitzunehmen ist für mich insofern wenig praktisch, als mein Bus 6000 km südlich von Deinem steht. Und dort findet man auch noch fast alles. Leider nur fast alles, z.B. keine Gelenkwellenflansche, wie ich vor zwei Jahren schmerzvoll feststellen musste.

Schade, dass Du am Wochenende wegfliegst, sonst hätte ich mir das gern mal mit Dir angeschaut (mein Rückflug ist leider schon am kommenden Montag).

Schöne Grüße aus Mohandessin nach Giza

Wolfgang

PS: hab‘ etliche Passats (Passate? Passaten?) hier im Viertel gesehen, aber keinen weißen B. Die meisten waren deutlich jünger. Und Deinen Bus auch nicht, der wär' mir sicher aufgefallen. Bin ohnehin gespannt, wie Dein Blog weitergeht und ob Du den Bus nach Deutschland bringen kannst. Wenn Du noch ein paar Jahre Zeit hast, dann ist vielleicht der Landweg wieder offen.
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T2Arizona
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Re: Ausfahrt des T2-Clubs in Kairo

Beitrag von T2Arizona »

Hallo,
vor mehreren Jahren war da mal ein Bericht (ich glaube AutoBild).
Da kann ich mich erinnern an die weiß umgespritzten T2s und die deutschen Schilder unter den landestypischen.
Schön zu hören, dass es immer noch so viele gibt :-)
Weiß noch jemand wo der Bericht war, bzw hat ihn noch jemand?

Schöne Grüße,
Michael
Das Leben ist zu kurz für langweilige Fortbewegungsmittel.
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Wolfgang T2b *354
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Re: Ausfahrt des T2-Clubs in Kairo

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo Michael,

den Artikel kenne ich nicht (oder hab‘ ihn vergessen :oops:).

Das mit den deutschen Nummernschildern ist, wie Johannes/Johnson schon schrieb, eine lokale Marotte. So ein Schild unter dem ägyptischen zu haben, heißt nicht zwingend, dass das Auto jemals in Deutschland war. Das ist so wie mit den Kamei-Aufklebern vor 40 Jahren: waren schön bunt und sahen cool aus, obwohl man gar kein Zubehör von Kamei angebaut hatte. Die haben wir seinerzeit auch an voll getarnten syrischen Militärfahrzeugen gesehen. Da knallte das Rot-gelb besonders gut raus.

Hier in Kairo habe ich chinesische Mini-Kleinstlaster mit deutschem Nummernschild gesehen. Ich weiß gar nicht, ob die in Deutschland zugelassen werden würden (… und wenn ja, als was: Krankenfahrstuhl, motorisierter Handkarren, Rollator?), aber sie hatten brettlbreit ein deutsches Nummernschild dran. Ich kann mir gut vorstellen, dass die lokal als Autozubehör „nachgefertigt“ werden. Oder als Zubehör bei der Autofabrik in China gleich mitbestellt werden können.

Schöne Grüße aus Kairo

Wolfgang
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Wolfgang T2b *354
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Re: Ausfahrt des T2-Clubs in Kairo

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo allerseits,

es ist vier Jahre her, dass ich von den seltsamen T2s in Kairo geschrieben habe. Letztes Wochenende war ich wieder da und hatte dieses Mal auch genügend Zeit.

Die alten T2s rackern immer noch wie eh und je. Die sind offensichtlich nicht tot zu kriegen. Ich habe mit einem Dutzend Fahrern gesprochen (naja, gesprochen ist übertrieben, wenn keiner mehr als ein paar Worte der Sprache des anderen spricht). Alle waren mächtig stolz auf ihre German Cars und als sie hörten, dass ich aus Germany komme und auch so ein Auto fahre, hatte ich gleich einen Tee in der Hand und durfte natürlich alle Fahrzeuge im Detail bewundern. Es gab Dutzende von Selfies. Der alte Mann und das Auto.

Doch eines war anders als beim letzten Mal: die meisten T2 fahren inzwischen mit einem dicken Gastank auf dem Motorraum herum. Gas ist billig in Ägypten. Es sind immer noch die alten Typ1-Motoren, doch unterm Vergaser ist ein Schlauchstutzen montiert, der das Ansauggeweih mit Gas versorgt. Alles andere ist geblieben, auch das knatternde Geräusch. Das Ganze ist echt simpel und scheint einwandfrei zu funktionieren. Nur auf der langgezogenen Auffahrt auf eine Hochstraße klangen die Motoren etwas asthmatisch...
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Links im Motorraum die Gasarmatur

Eine hintere Federung hat keiner mehr. Die Karosserie liegt auf und leitet jeden Buckel der Straße ungedämpft weiter. Egal, ob der Bus leer oder voll ist. Ich weiß nicht, warum es die Konstruktion dabei nicht allmählich zerreißt. Wir hatten mal 50km mit gebrochenem Federstab. Das tat richtig weh.

Einer der Fahrer hat mich dann auf seine Tour mitgenommen. Die T2 pendeln hier als Minibusse auf definierten Strecken. Meiner fuhr von der Innenstadt 8 km raus zu den Pyramiden und wieder zurück. Man kann überall ein- und aussteigen, die Schiebetür ist immer offen.
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Im Busbahnhof

Die Tour hat knapp eineinhalb Stunden gedauert, wir hatten 30 oder 40 Fahrgäste (maximal 10 gleichzeitig, alle sitzend!), das dürfte 20 bis 30 Euro eingebracht haben.
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Einen Heizungshebel braucht hier niemand, dafür aber eine Kasse.

Ich habe auf dem Beifahrersitz den Verkehrs-Nahkampf live miterleben dürfen. Nah ist wörtlich gemeint. Letztes Mal schrieb ich, dass es von außen wie Vollkontakt-Karate wirkt. Jeder kämpft sich irgendwie gegen jeden vorwärts. Doch das ist Quatsch, wie ich mittlerweile weiß. Es sieht für uns zwar furchtbar chaotisch und aggressiv aus, das ist es aber gar nicht. Jeder achtet hier ganz genau auf die Bewegungen des anderen, niemand pocht auf sein Vorfahrtsrecht. Es ist eher ein ziemlich gut orchestriertes Ballett nach dem Motto: leben und leben lassen.

Für uns Deutsche mit unserem Glauben an Regeln - und deren Einhaltung - der pure Schock, doch das System funktioniert einwandfrei. Ohne Verantwortung für das eigene Blech macht es sogar richtig Spaß. Es ist kaum Aggression dabei, dafür aber Lautstärke. Ständiges Hupen ist für alle Pflicht, aber kaum mehr als ein freundliches Zeichen "Huhu, hier bin ich". Obwohl die vierspurige Straße eine erhöhte Mittelinsel hatte und oft sechs Fahrzeuge nebeneinander fuhren, kamen ständig Pferdekarren, Dreiräder, Mopeds oder Taxis entgegen. Und es war überhaupt kein Problem. Fährt man halt drum herum. Ich möchte mir das in Deutschland nicht vorstellen.

Ich würde inzwischen sogar behaupten, dass man mit verbundenen Augen über eine belebte zehnspurige Stadtstraße gehen könnte - und unversehrt drüben ankäme. Solange die Autofahrer mich sehen und meine Bewegungen abschätzen können, werden sie ausweichen. Ich habe oft gesehen, dass Leute einfach die Hand gehoben haben und losmarschiert sind. Mein beschränkter Glaube an die eigene Unsterblichkeit hindert mich daran, es zu versuchen. Noch!
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Auf der Rückfahrt.

Für mich war das auch eine Reise in die Vergangenheit. Vor 41 Jahren sind wir mit unserem damals fast neuen Bus auf derselben Straße gefahren. Wir haben immer noch die extrem laute Fanfare von damals eingebaut. Seit ihrem Dauereinsatz hier hatte sie aber nur noch selten zu tun.

Das war meine erste längere T2-Fahrt seit Jahren. War ein geiles Gefühl. Jetzt wird es Zeit, dass ich meinen eigenen Bus wieder unter den Hintern bekomme. Nächste Woche!!!

Schöne Grüße aus dem angenehm temperierten Kairo

Wolfgang
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