Motorrevision unterwegs in Afrika? Geht doch!

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Wolfgang T2b *354
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Re: Motorrevision unterwegs in Afrika? Geht doch!

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo,

schön, dass Euch die Geschichte gefällt. Ich fand sie vor allem erzählenswert wegen der vielen glücklichen Zufälle, ohne die dies alles ganz anders abgelaufen wäre. Oder gar nicht stattgefunden hätte. Und es geht ja weiter mit den Zufällen.

@Goggobiber
Die Welt ist wirklich ein Dorf!
Dass Du Arno kennst, überrascht mich dann doch ein wenig. Ich hätte nicht gedacht, dass es überhaupt einen Goggo in Afrika gibt, bis ich ihn bei Arno in der Garage sah. Außerdem steht das rote Coupe auf Deinem letzten Bild bei ihm zur Generalüberholung. Ein wirklich schickes Fahrzeug, ungewohnt klein, aber schöne Linien.

Doch ein Bild werd' wohl ich nie vergessen: zu der Farm von unseren Freunden führt ein 500 m langer Feldweg mit vielen Querrillen zum Entwässern. Anfang April kam Arno mit seinem Goggo diesen Weg heruntergehoppelt, um mich zu besuchen. Jeder, der den Goggo kommen sah, blieb stehen und hatte ein Grinsen auf dem Gesicht :D :D :D. Irgendwie macht das Autochen gute Laune und löst einen Beschützerinstinkt aus.

Es ist Jahrzehnte her, dass ich einen Goggo in Deutschland gesehen habe, aber in Südafrika? In Kenia ist uns mal ein alter Austin Mini begegnet (war gerade auf dem Weg von Kopenhagen nach Kapstadt). Auch der hat ein Grinsen gezaubert.

Wie ist das eigentlich im Goggo, wenn man in einer Elefantenherde steht :respekt:? Da habe ich sogar im Bus ein flaues Gefühl. Andererseits ist die Bedrohung für den Elefanten ja auch kleiner ...

Ein ganz anderer Zufall wollte es mal, dass ich beim Smalltalk beim abendlichen BBQ mit jemandem ins Gespräch kam, der Aluminium schweißen konnte. Da wurde die Idee geboren, mit seiner Hilfe den Umbau einer normalen Ölpumpe zur Filterölpumpe zu versuchen. Ohne diesen Zufall hätte ich auf eine Standardölpumpe zurückgerüstet und meinen Zusatzkühler/Filter vorübergehend stillgelegt.

Solche Zufälle machen das Leben spannend.

@Norbert
Anfangs war mir auch nicht klar, warum der Öldruck im Laufe der Zeit immer mehr absackte. Verschleiß der Lager war für mich am wahrscheinlichsten, doch das hat sich nach dem Öffnen des Motors als falsch herausgestellt. Die Druckventile hatte ich nicht im Verdacht, denn die sahen einwandfrei aus und bewegten sich leicht. Und die allmähliche Wanderung des Druckes deutete ja auf ein Verschleißthema hin. Obwohl die Pumpe erst 120.000 km runter hatte, war gleich beim Ausbau klar, dass da etwas faul ist. Die Lagerung des geschleppten Zahnrades war völlig ausgeschlagen und es hatte massiv an der Gehäusewandung gearbeitet. Ein großer Teil des Öles ist gleich auf dem Kurzschlussweg zurück zur Saugseite geflossen.
Jetzt, mit der umgebauten Pumpe, ist alles wieder im grünen Bereich. Vernünftiger Druck bei warmem Motor im Leerlauf. Und im kalten Zustand wird bei 4,5 bis 5 bar abgeregelt. Wie gesagt, Dauertest kommt Ende des Jahres.

Das Thema ZZP überreiße ich noch nicht. Vielleicht ist's wirklich dem Sprit geschuldet, der meistens nicht viel anders ist, als bei uns (die Autos sind ja auch dieselben). Ausnahmen sind allerdings häufig, vor allem in abgelegeneren Ggenden, wenn man z.B. mit Paraffin gepanschten Sprit bekommt. Da bimmelt der Motor wie verrückt. Ein Freund von uns hat auf diese Weise mal den Inhalt seines 500 Liter-Dieseltanks entsorgen müssen (war kein T2).
Wenn alles eingefahren ist, werde ich den ZZP mal in Ruhe ausprobieren.

Auch das Ventilspiel könnte mit der zuweilen sinistren Spritqualität zusammenhängen. Oder die höhere Außentemperatur. Ich habe mich bisher an die serienmäßigen 0,1/0,15 mm gehalten und offensichtlich ist das den Köpfen und den Ventilen gut bekommen. Doch ein bissel mehr sollte nicht schaden, vielleicht 0,15/0,2, wie Du vorgeschlagen hast.

Unabhängig davon war unsere bisherige Motoreinstellung bezüglich ZZP, Schließwinkel und CO nicht so ganz verkehrt. Wir haben auf knapp 2000 km mit 2,5 t Gewicht und reichlich Gemüse auf dem Dach unter 9 Litern auf 100 km verbraucht (gleichmäßige Fahrt mit ca. 80 km/h, von Meereshöhe rauf auf 2000 m, Öltemperatur war ok). Ansonsten liegen wir mit viel Gelände oder Piste bei 10 bis 11 Litern.

@ Ulme
Das mit der Ölpumpe mache ich mal separat. Der Hauptgrund für die Schwierigkeiten lag darin, dass sich der Grundkörper der Filterölpumpe von dem der normalen Ölpumpe deutlich unterscheidet (auf der Druckseite). Leider ist die Schadek-Pumpe technisch schlechter als die originale von VW. Deswegen bin ich noch dabei, zu überlegen, ob ich mir eine Filterölpumpe als Reserve besorge oder doch besser eine normale umbaue.

@Thomas
Deine Bemerkung, dass es sinnvoll sein könne, die nächste Motorrevision in Südafrika zu machen, hat's bei mir klingeln lassen. Ich habe nämlich 2000 km von Pretoria entfernt in unserem anderen Container noch den Vorgängermotor herumliegen. Da werde ich noch mal ernsthaft darüber nachdenken ...

Nachdenkliche Grüße

Wolfgang
Deleted User 7534

Re: Motorrevision unterwegs in Afrika? Geht doch!

Beitrag von Deleted User 7534 »

Hi Wolfgang,

Sehr schön zu lesen. Ist ja irgendwie ein Traum von mir gewesen durch Namibia oder Südafrika zu reisen. Wollte es immer mit dem Motorrad machen. Das hat sich leider erledigt.

Ob Ich mich das jemals trauen werde eine Tour durch Afrika zu wagen,das weiß Ich nicht.

Wenn Ich das lese, bekomme Ich aber Fernweh.

Lass noch mehr von Dir hören. :bier:
goggobiber
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Re: Motorrevision unterwegs in Afrika? Geht doch!

Beitrag von goggobiber »

Hallo Wolfgang,

die Begebnung mit einem Elefanten im Goggo vergisst man tatsächlich nicht: wir haben uns nicht getraut, ihn zu fotorafieren, als er uns auf der Straße entgegen kam, weil wirfürchteten, der Blitz könnte ihn irritieren. Er ging dann ganz gemächlich dicht neben uns vorbei und wir haben heute nur ein Foto von seinem riesigen Hinterteil.

Aber viel wichtiger: ich habe 'ne Nachricht von Arno bekommen zum Thema Zündzeitpunkt, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Vielleicht kann jemand diesen Beitrag noch ingendwo in das Thema "Zündung" stellen, damit auch andere ihn finden.

Hallo Bernd,
vielleicht könntest Du einen Hinweis in dieses Forum stellen, der sich auf das Rumrätseln über den hier empfohlenen Zündwinkel 10 Grad VOT bezieht. Der Grund dafür ist zum einen die Höhenlage. Ungefähr 2/3 von Südafrika (und den Nachbarländern) liegt über 1000m hoch, Pretoria beispielsweise 1300, Johannesburg 1700m. Dazu kommt die normalerweise hohe Temperatur, 30/32, auch 35 Grd C sind nichts besonderes. Beides zusammen ergibt eine vergleichsweise niedrige Luftdichte und somit eine geringe "Füllung"' der Zylinder mit Frischgas, und daraus resultierend einen niedrigen Kompressionsdruck kurz vor der Zündung. Niedrig komprimiertes Gas brennt langsamer ab als hochkomprimiertes, und deshalb muss man es "hier oben" schon früher (an)zünden als unten auf Meereshöhe.

Wenn man nichts dagegen macht, dann verliert man pro 100m Höhendifferenz 1% an Leistung. 15% weniger Leistung, das merkt man schon deutlich. Einen Teil, aber nur einen Teil davon, kann man wieder holen, indem man mehr Frühzündung einstellt. "Unten" gehen die Motoren dann wie die Sau, aber Vorsicht, bei empfindlichen Motoren muss man dann solange die Frühzündung zurücknehmen, sonst gibt es ein Klingelkonzert. In den Alpen oder so ist der Effekt nicht so schlimm, weil dort zumindest mit der Höhe die Temperatur deutlich abnimmt. Nicht so hier. Eines Sommertages ist mir mal mein '72er T2 Camper in Lesotho auf 3000m Höhe an der Steigung einfach stehengeblieben. Da war nicht mehr genug Leistung da, um das letzte kurze steile Stück hochzufahren. Ich musste dann wieder anlassen, Vollgas und seitlich von der Kupplung runter, das hat mich 10 oder 20m weiter gebracht. Das Ganze 5 Mal, dann war ich oben.

Viel Grüsse an alle Bullifans
Arno in Afrika
Jens53
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Re: Motorrevision unterwegs in Afrika? Geht doch!

Beitrag von Jens53 »

Sehr geile Geschichte. Da bekommt man glatt Fernweh;)
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Wolfgang T2b *354
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Re: Motorrevision unterwegs in Afrika? Geht doch!

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo,

@Goggobiber
danke für den Hinweis von Arno (kann gerade nicht an meine Mail wegen Spamproblemen). Die Begründung klingt logisch, ich werd's so machen. Andererseits habe ich den Eindruck, dass die Leerlaufverstellung angesichts der gewaltigen Streuungen von Unterdruck- und Fliehkraftverstellung nicht auf's Jota genau sein muss.

In Zukunft also 10° und 0,15/0,20 Ventilspiel. Das sollte passen.

Einen Sechs-Tonnen-Graukittel neben dem Goggo zu haben, stelle ich mir lieber nicht vor. Ich hätte immer Angst, dass er mich als Baby oder Spielzeug adoptiert. Speziell bei Arnos Goggo, der ist ja auch noch elefantengrau.

@Micky77
Mit dem Motorrad ist's da unten alles andere als perfekt. Es sei denn, man kommt nur zum Motorradfahren, aber das könnte man ja auch in bequemeren Regionen machen. Mit dem Motorrad darfst Du in keinen Nationalpark und auf den kiesigen Pisten macht das Fahren mit voller Beladung keinen großen Spaß. Von der Innentemperatur der Bekleidung ganz zu schweigen. ich habe eine zeitlang im Sand das Gepäck eines Motorrades übernommen, dafür hat er sich als Pfadfinder betätigt. War eine geniale Symbiose.

Bus is' einfacher. Nach Bremen/Hamburg fahren, im Container nach Süden und los geht's. Wir haben im Laufe der Jahre wahrscheinlich Tausende getroffen, die es so machen. Ist kein Abenteuer, erfordert aber einigen Organisationsaufwand.

Schöne Grüße

Wolfgang
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T2Bulli
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Re: Motorrevision unterwegs in Afrika? Geht doch!

Beitrag von T2Bulli »

Hallo Wolfgang,

ich habe gerade den vollständigen Beitrag gelesen und finde die Geschichte und deine qualitative Schreibe sehr gut! Vielen Dank für diesen tollen Bericht. :thumb:
Ebenso toll ist das Veröffentlichen der Informationen zum Thema ZZP von Goggobiber. :gut:

Beste Grüße
Sebastian
Fahre Bus, der Umwelt zuliebe!
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