[Workshop] Überholung der T2b Gemmer-Lenkgetriebe
Verfasst: 28.04.2020 22:22
Nachdem Dani*8 mir kürzlich von den Vorzügen der Gemmer-Lenkung gegenüber der Fingerlenkung im T2a vorschwärmte, habe ich mir Gedanken über den Umbau gemacht. Also habe ich mir bei eBay Kleinanzeigen drei Getriebe in unbekanntem Zustand besorgt, einfach um mal zu üben und zu schauen wie die aufgebaut sind, wie man sie zerlegt, Schadensbilder und Möglichkeiten der Reparatur. Laut VW war eine Reparatur nie vorgesehen, die Box sollte bei Schäden immer getauscht werden. Nicht so leicht heutzutage und außerdem ist es doch am Ende erst mal nur Mechanik...
Zum Zerlegen: nach gründlicher äußerer Reinigung einfach die 3 M8 Schauben des runden Deckels an der Seite und die 4 M8 Schrauben des Deckels der Eingangswelle lösen.
Den Seitendeckel kann man dann noch nicht abnehmen, da die Einstellschraube fest in der Ausgangswelle sitzt. Also muss man die Mutter der Einstellschraube entfernen (vorher gut abbürsten und mit WD40 behandeln) und die Einstellschraube mit dem Schraubendreher einschrauben. Das hebt den Deckel automatisch ab.
Die Ausgangswelle kann man einfach heraus ziehen, allerdings nur wenn sie auf ganz links oder ganz rechts steht. Nicht in der Mittelstellung, da die Walze dann gegen das Gehäuse stoßen würde.
Die Eingangswelle (Spindel) läuft in zwei Schulterkugellagern, mit einer Lagerschale im Gehäuse und innen direkt auf der Welle. Das obere Lager ist ein Loslager, welches durch die Federscheibe unter dem Deckel beaufschlagt wird.
Die Spindel kann man also einfach herausziehen Das wars. Das Getriebe ist zerlegt und man kann die Einzelteile begutachten. Von den drei Getrieben die ich habe, hatten zwei starke Lagerschäden. Die Lagerschalen hatten starkes Pitting, bei einer Spindel war die Lauffläche des oberen Lagers in einem katastrophalen Zustand. Eine Spindel hatte leichtes Pitting in der Lauffläche der Walze, eine Spindel war gut. Die obere Lagerschale kann man einfach begutachten, man hat sie ja schon in der Hand. Die Lauffläche muss absolut ohne sichtbare Spuren sein. Nicht nur keine Ausbrüche, sondern auch keine rissigen Strukturen in der Oberfläche (genau schauen!).
Beim unteren Lager wird das schon schwieriger, dieses ist eingepresst. Unter der Lagerschale sind zwei Aussparungen für Abzieher, den ich in dieser Form aber nicht habe. Also habe ich einen alten Maulschlüssel geköpft, den Kopf um etwas über 90Grad gedreht wieder angeschweißt und damit kann man wunderbar unter das Lager greifen und es heraushebeln. Auch hier hatte ich teils heftige Schäden, aber eine Lagerschale war in gutem Zustand.
Leider gibt es die Lager nicht zu kaufen, sie waren scheinbar speziell für dieses Getriebe gefertigt. Es handelt sich um die SKF Nummer 355927 (oben) und 355904 (unten).
Die Walzen der Eingangswelle waren in allen drei Fällen OK, auch die Gehäuse. Also habe ich mir aus allem die besten Teile herausgesucht, alles penibel gereinigt und ins beste Gehäuse wieder montiert.
Der Zusammenbau geschieht in umgekehrter Reihenfolge, nachdem man auch die Laufflächen der Dichtringe gereinigt hat (ggfs mit feinem Schleifleinen). Alle Gewinde des Gehäuses sollte man noch säubern / nachschneiden und sorgsam die Späne beseitigen.
1. untere Lagerschale einpressen (Gehäuse heiß machen)
2. Eingangswelle mit Kugelkäfigen ölen und einsetzen
3. Obere Lagerschale einlegen
4. Federscheibe einlegen, mit der Wölbung nach oben (die Außenkante liegt auf dem Lager auf)
5. Stahlscheibe mit dünnflüssiger Dichtmasse benetzen und auflegen
6. Deckel mit neuem Simmerring auch mit dünnflüssiger Dichtmasse benetzt auflegen und verschrauben.
7. Gleitlager im Gehäuse und im runden Deckel ölen und die Ausgangswelle reinschieben (wieder, wie oben beschrieben, in leicht seitlich verdrehter Stellung damit die Walze an der Gehäusewand vorbei passt). Achtung: Die Welle nicht zu weit und quasi an der Spindel "vorbei" reinstecken
8. Seitendeckel auflegen und die Einstellschraube der Ausgangswelle bis auf Anschlag in den Deckel einschrauben. Dadurch wird der Deckel quasi leicht gegen das Gehäuse gezogen und es ist sichergestellt, dass die Welle richtig positioniert ist. Deckel verschrauben.
9. Getriebe einstellen. Dafür fixiert man das Getriebe am besten im Schraubstock, der Lenkstockhebel sollte montiert sein. Man muss genau die Mittelstellung finden, und beginnt nun durch Eindrehen der Einstellschraube vorsichtig damit das Spiel auf Null zu bringen. Der Lenkstockhebel soll ganz knapp kein Spiel mehr haben. Kontermutter anziehen und nochmals prüfen, ggfs nacharbeiten. Es sollte auf keinen Fall zu stramm sein, so dass das Getriebe in Mittelstellung klemmen würde.
Update nach Hinweis von Tanjas&Thomas_T2b am 28.06.2020:
Von der Mittelstellung aus sollte das Getriebe um 180 Grad gedreht und dann gerade so spielfrei eingestellt werden.
Ich habe nun aus drei defekten Getrieben ein sehr gutes zusammengebaut, und benötige noch eine Spindel und ein unteres Lager für ein zweites. Erst wenn ich zwei Getriebe auf Lager habe gehe ich den Umbau an.
Alle hier gemachten Schritte sind nach bestem Wissen und Gewissen und stellen keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit. Ergänzungen sind willkommen.
Update nach Hinweis von Tanjas&Thomas_T2b am 28.06.2020:
Außerdem benötigt werden zwei neue Simmeringe BASL22x32x7 und BA28x38x7.
Zum Zerlegen: nach gründlicher äußerer Reinigung einfach die 3 M8 Schauben des runden Deckels an der Seite und die 4 M8 Schrauben des Deckels der Eingangswelle lösen.
Den Seitendeckel kann man dann noch nicht abnehmen, da die Einstellschraube fest in der Ausgangswelle sitzt. Also muss man die Mutter der Einstellschraube entfernen (vorher gut abbürsten und mit WD40 behandeln) und die Einstellschraube mit dem Schraubendreher einschrauben. Das hebt den Deckel automatisch ab.
Die Ausgangswelle kann man einfach heraus ziehen, allerdings nur wenn sie auf ganz links oder ganz rechts steht. Nicht in der Mittelstellung, da die Walze dann gegen das Gehäuse stoßen würde.
Die Eingangswelle (Spindel) läuft in zwei Schulterkugellagern, mit einer Lagerschale im Gehäuse und innen direkt auf der Welle. Das obere Lager ist ein Loslager, welches durch die Federscheibe unter dem Deckel beaufschlagt wird.
Die Spindel kann man also einfach herausziehen Das wars. Das Getriebe ist zerlegt und man kann die Einzelteile begutachten. Von den drei Getrieben die ich habe, hatten zwei starke Lagerschäden. Die Lagerschalen hatten starkes Pitting, bei einer Spindel war die Lauffläche des oberen Lagers in einem katastrophalen Zustand. Eine Spindel hatte leichtes Pitting in der Lauffläche der Walze, eine Spindel war gut. Die obere Lagerschale kann man einfach begutachten, man hat sie ja schon in der Hand. Die Lauffläche muss absolut ohne sichtbare Spuren sein. Nicht nur keine Ausbrüche, sondern auch keine rissigen Strukturen in der Oberfläche (genau schauen!).
Beim unteren Lager wird das schon schwieriger, dieses ist eingepresst. Unter der Lagerschale sind zwei Aussparungen für Abzieher, den ich in dieser Form aber nicht habe. Also habe ich einen alten Maulschlüssel geköpft, den Kopf um etwas über 90Grad gedreht wieder angeschweißt und damit kann man wunderbar unter das Lager greifen und es heraushebeln. Auch hier hatte ich teils heftige Schäden, aber eine Lagerschale war in gutem Zustand.
Leider gibt es die Lager nicht zu kaufen, sie waren scheinbar speziell für dieses Getriebe gefertigt. Es handelt sich um die SKF Nummer 355927 (oben) und 355904 (unten).
Die Walzen der Eingangswelle waren in allen drei Fällen OK, auch die Gehäuse. Also habe ich mir aus allem die besten Teile herausgesucht, alles penibel gereinigt und ins beste Gehäuse wieder montiert.
Der Zusammenbau geschieht in umgekehrter Reihenfolge, nachdem man auch die Laufflächen der Dichtringe gereinigt hat (ggfs mit feinem Schleifleinen). Alle Gewinde des Gehäuses sollte man noch säubern / nachschneiden und sorgsam die Späne beseitigen.
1. untere Lagerschale einpressen (Gehäuse heiß machen)
2. Eingangswelle mit Kugelkäfigen ölen und einsetzen
3. Obere Lagerschale einlegen
4. Federscheibe einlegen, mit der Wölbung nach oben (die Außenkante liegt auf dem Lager auf)
5. Stahlscheibe mit dünnflüssiger Dichtmasse benetzen und auflegen
6. Deckel mit neuem Simmerring auch mit dünnflüssiger Dichtmasse benetzt auflegen und verschrauben.
7. Gleitlager im Gehäuse und im runden Deckel ölen und die Ausgangswelle reinschieben (wieder, wie oben beschrieben, in leicht seitlich verdrehter Stellung damit die Walze an der Gehäusewand vorbei passt). Achtung: Die Welle nicht zu weit und quasi an der Spindel "vorbei" reinstecken
8. Seitendeckel auflegen und die Einstellschraube der Ausgangswelle bis auf Anschlag in den Deckel einschrauben. Dadurch wird der Deckel quasi leicht gegen das Gehäuse gezogen und es ist sichergestellt, dass die Welle richtig positioniert ist. Deckel verschrauben.
9. Getriebe einstellen. Dafür fixiert man das Getriebe am besten im Schraubstock, der Lenkstockhebel sollte montiert sein. Man muss genau die Mittelstellung finden, und beginnt nun durch Eindrehen der Einstellschraube vorsichtig damit das Spiel auf Null zu bringen. Der Lenkstockhebel soll ganz knapp kein Spiel mehr haben. Kontermutter anziehen und nochmals prüfen, ggfs nacharbeiten. Es sollte auf keinen Fall zu stramm sein, so dass das Getriebe in Mittelstellung klemmen würde.
Update nach Hinweis von Tanjas&Thomas_T2b am 28.06.2020:
Von der Mittelstellung aus sollte das Getriebe um 180 Grad gedreht und dann gerade so spielfrei eingestellt werden.
Ich habe nun aus drei defekten Getrieben ein sehr gutes zusammengebaut, und benötige noch eine Spindel und ein unteres Lager für ein zweites. Erst wenn ich zwei Getriebe auf Lager habe gehe ich den Umbau an.
Alle hier gemachten Schritte sind nach bestem Wissen und Gewissen und stellen keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit. Ergänzungen sind willkommen.
Update nach Hinweis von Tanjas&Thomas_T2b am 28.06.2020:
Außerdem benötigt werden zwei neue Simmeringe BASL22x32x7 und BA28x38x7.