2T2 hat geschrieben: ... keinerlei Vertrauen in das Thema Klimawandel... wie auch, denn die Metereologen können doch erfahrungsgemäß nicht mal von heut auf morgen das wetter richtig vorhesagen, bilden sich aber ein ganz sicher zu wissen, dass in 30 Jahren der Meeresspiegel um 3,7 cm gestiegen sein wird...
Vooorsicht, sonst sinkt die ansonsten gute Rede leicht wieder auf Stammtischniveau!
Klima ist was anderes als Wetter. Erinnert sich noch jemand an den Rekordsommer 2003? Der war höllisch heiß - und wäre damit geeignet gewesen, auch den letzten Ignoranten für das Problem der globalen Erwärmung zu sensibilisieren, wenn ... ja wenn er damit auch nur das geringste zu tun gehabt hätte. Das einzige, was m.W. damals anders war als üblich, war die Lage eines Jet-Streams, eines Höhenwindes, der normalerweise über den Atlantik herweht und über Europa zum Nordpol hin abdreht. Dieser Jet-Stream war 2003 ein paar hundert Kilometer nach Osten verschoben und führte deshalb statt kühler Meeresluft heiße Saharaluft zu uns. Das sorgte hier für ein völlig anderes Wetter, war aber für das weltweite Klima absolut bedeutungslos.
Wettervorhersage ist ein komplexes Thema. Für den Blick in die Zukunft benutzt man Computersimulationen, die so aufwendig sind, daß die Wetterdienste stets die ersten Abnehmer für neue Supercomputer waren und sind. Die nächsten 48 Stunden kann man heute mit großer Sicherheit voraussagen, blendet dabei aber m.W. immer noch die letzten 200 Höhenmeter über Grund aus.
Das Weltklima und Langzeitprognosen dazu sind ein ungleich schwierigeres Thema. Ich als kleiner Werkzeugmacher habe da wohl wirklich keine Chance, mir aus eigener Anschauung und eigener Sachkunde ein eigenes Urteil zu bilden - und ich denke, für eine kleine Bundeskanzlerin, auch wenn sie Physik studiert hat, gilt das genauso. Deshalb unterhält der Bund, wie viele andere Länder, Forschungsinstitute, in denen sich Wissenschaftler mit dieser Thematik befassen und so ein von wirtschaftlichen Interessen unabhängiges Urteil abgeben können. Diese Klimaforscher stehen weltweit in einem Dialog miteinander, kommen im Detail durchaus auch mal zu unterschiedlichen Ergebnissen, sind sich aber in der Langzeitprognose nach meiner Wahrnehmung weitgehend einig. Differenzen gibt es bei der Quantifizierung (wieviel °C, wieviele cm Meeresspiegel) der Folgen, aber nicht bei der Tendenz.
Ihnen gegenüber steht das Heer der sog. "Klimaskeptiker", darunter durchaus auch Leute mit respektheischenden, länglichen Visitenkarten. Wenn man aber mal guckt, wer die bezahlt und sich (z.B. über Google scholar) mal auflisten läßt, worüber die ihre Doktorarbeiten geschrieben haben, wischt man die ganz schnell als Störgeräusch beiseite.
Wir kommen ja wohl immer mehr zu der Einsicht, daß wir die Entwicklung nur dadurch ändern können, daß wir künftig auf die ein oder andere liebgewordene Gewohnheit verzichten. Das tun wir freilich nur ungern und sind deshalb empfänglich für Botschaften, die genau das Gegenteil verkünden. Es ist halt für jeden einzelnen viel bequemer, so weiterzumachen, wie bisher. Auch für die Wirtschaft und die Industrie wäre das viel bequemer, aber deren Interessen liegen u.U. woanders. Es scheint mir deshalb völlig abwegig, zu vermuten, daß ein Aufruf zum Konsumverzicht, zu reduziertem Ressourcenverbrauch und CO2-Ausstoß dem Ankurbeln der Wirtschaft dienen soll. Viel wahrscheinlicher ist doch, daß sich die Wirtschaftslobby genau dagegen wehren wird, weil sie genau das Gegenteil befürchtet... für mich ist das alles eine große Verlade um die Wirtschaft anzukurbeln,
Möge jeder seine eigenen Schlüsse ziehen. Ich persönlich bin und bleibe dem Thema gegenüber aufgeschlossen und bin letztlich überzeugt, daß es ein "weiter so wie bisher" eigentlich nicht geben kann. Es gibt auch kein Argument, weswegen wir aufstrebenden Volkswirtschaften wie derzeit China und Indien (mit jeweils 1Mrd Menschen!) die Lebensweise untersagen wollen, die wir selbst pflegen - schon garnicht, wenn wir ihnen auf der anderen Seite unsere eigenen Wertvorstellungen (Menschenrechte, Demokratie, Pressefreiheit etc.) so forciert als "Geschäftsgrundlage" auf's Auge drücken.
Das soll nun aber nicht heißen, daß ich jedem politischen Aktionismus zum Thema Umweltschutz kritiklos zustimme. Im Gegenteil: i.d.R. bin ich entsetzt, an welchem Unfug sich die Politik abarbeitet (Dummweltzonen), während die wirklichen Probleme unangetastet liegen bleiben.
Gruß,
Clemens