Simmerring in Afrika

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Norbert*848b
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Re: Simmerring in Afrika

Beitrag von Norbert*848b »

Hallo Wolfgang,
Wolfgang T2b *354 hat geschrieben:Ich bin inzwischen ziemlich sicher, dass mein Dichtring 72 x 45 x ca. 15 haben muss.
Ich auch. :D
http://volkswagen.7zap.com/de/rdw/typ+2 ... 300-29000/
... gedanklich hatten wir ja schon vor einiger Zeit den Austausch und alles dazugehörige abgehandelt 8) .
viewtopic.php?f=7&t=21807&p=217687#p217687
Polle hat geschrieben:Wenn du eh aufm Zeltplatz bist, dann bestell die Teile bei Olaf und lass sie dir per Express zum Platz schicken.
... wenn das man alles so einfach ginge. Vor Jahren hatte ich einmal mehrere Arbeitskollegen, die in verschiedenen Ländern Afrikas tätig waren.
Die bekamen immer echt graue Haare, wenn sie sich Ersatzteile aus Deutschland nachschicken lassen mussten. Die lagen dann meist irgendwo in einem schlecht erreichbaren Zollamt, wo man sie dann abholen musste...und ohne Bakschisch lief auch nichts :? . Vielleicht ist ja doch alles in der Zwischenzeit einfacher geworden und ich lebe noch in der Vergangenheit. :oops:
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert
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Sgt. Pepper
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Re: Simmerring in Afrika

Beitrag von Sgt. Pepper »

Wolfgang,
gibt es bei euch in der Nähe keine Lodge, etc. an die man Sachen schicken kann und ihr holt es dort ab?

Grüße,
Stephan
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goggobiber
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Re: Simmerring in Afrika

Beitrag von goggobiber »

Hallo Wolfgang,

folgender Tipp könnte Dir eventuell ohne zu Schrauben nach Hause helfen: viele Simmerringe sind nicht defekt, sondern nur hart geworden. Bei uns gibt´s an jeder Tankstelle Mittel, die dem Öl hinzugefügt werden und durch Weichmacher die Simmerringe wieder dicht(er) bekommen. Der Versuch kostet wenig und lohnt auf jeden Fall. Liqui Moly verteibt das Mittel hier glaub´ ich unter dem Namen "Ölverlust Stop", Wynns eventuell unter "Leak Proof". "LecWeg" ist das teuerste mit dem besten Ruf, aber auf Deinem Erdteil sicher nicht zu haben. Frag´ mal in einem Autozubehörladen, wenn Du nichts findest, hilft auch Hydro-Stößel-Regenerat. Dein Auto hat zwar keine Hydrostößel, aber das Mittel macht auch Gummi und Kunststoff wieder weich.
Good luck und Gruss an die "Big Five"
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Wolfgang T2b *354
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Re: Simmerring in Afrika

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo allerseits,

ganz vielen lieben Dank für Eure Hinweise. Ich habe den Eindruck, jetzt ist das Problem in allen Facetten erörtert, jetzt müssen Taten folgen.
Polle hat geschrieben:Wir leben in einer globalisierten Welt. Wenn du eh aufm Zeltplatz bist, dann bestell die Teile bei Olaf und lass sie dir per Express zum Platz schicken.
Jau, wir leben in einer globalisierten Welt. Wir. Aber es gibt noch eine andere Welt ganz weit da draußen. In der gibt es zwar Handys, aber keinen Arzt, den man anrufen kann. Es gibt Schulen, aber keinen Schulbus. Es gibt Verkehrsregeln, aber keinen, den sie interessieren. Es gibt fließend Wasser, aber nur durchs Dach in der Regenzeit. Es gibt Strom, aber nur, wenn gerade keiner die Kupferleitung geklaut hat. Es gibt Internet, aber die Bits werden noch einzeln durchs Kabel geschoben. Und es gibt tausende von Dörfern, die nichts von alledem haben. Diese Welt hat ganz andere Probleme, als ein funktionierendes Logistiksystem für einen klitzekleinen Teil der Leute zu installieren. In den meisten Regionen gibt es nicht einmal Adressen („Corner x-Street, y-Ave“ oder „Opposite Super Market“). Wenn ich unsere Freunde in Pretoria frage; „Warum bestellst Du das nicht bei eBay?“, dann stöhnen die nur und verdrehen die Augen.

Auch wenn es in vielen Dingen in Südafrika nicht viel anders zu sein scheint als bei uns: unter der Oberfläche ist das immer noch ein Entwicklungsland – mit all‘ den schönen und schlechten Seiten.

Klar, es gibt hier erstklassige Lodges, in die man sich die Sachen schicken lassen könnte. Wenn man sich gaaanz viel Zeit nimmt. Ein Bekannter in Namibia musste sich per Luftfracht neue Reifen aus Deutschland schicken lassen. Nach einer Woche sollten sie da sein (waren auch entsprechend teuer). Nach einem Monat hatte er sie endlich – selber aus dem Zoll geholt. Zeit ist das einzige, was es in Afrika in Hülle und Fülle gibt.
T2NJ72 hat geschrieben:...Vielleicht ist ja doch alles in der Zwischenzeit einfacher geworden und ich lebe noch in der Vergangenheit. :oops:
Einfacher ist es sicher geworden, aber es ist immer noch meilenweit von dem entfernt, was wir gewohnt sind.

Ich werde also in der nächsten Stadt zum größten Autoteilehändler gehen. Das sind meist Inder, die zwar nichts haben, aber einen kennen, der einen kennt und nach fünf Stationen hat man das Gesuchte tatsächlich in der Hand. Oft. In diesem Fall bin ich guter Hoffnung.

Sollte es mit den Teilen beim Inder doch nichts werden, dann müssen wir uns halt irgendwie nach Johannesburg/Pretoria durchschlagen. Entweder mit Nachkippen von Öl oder mit einem Weichmacherzusatz, den es hier sicher geben wird, denn die meisten Autos hierzulande sind undicht.

Danke noch einmal für Eure Hinweise. Und mit Norberts Anleitung vom letzten Jahr kriege ich das schon gebacken. Ich werde berichten, wie es weitergegangen ist.

Schöne Grüße

Wolfgang
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Polle
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Re: Simmerring in Afrika

Beitrag von Polle »

Wolfgang T2b *354 hat geschrieben:
Jau, wir leben in einer globalisierten Welt. Wir. Aber es gibt noch eine andere Welt ganz weit da draußen. In der gibt es zwar Handys, aber keinen Arzt, den man anrufen kann. Es gibt Schulen, aber keinen Schulbus. Es gibt Verkehrsregeln, aber keinen, den sie interessieren. Es gibt fließend Wasser, aber nur durchs Dach in der Regenzeit. Es gibt Strom, aber nur, wenn gerade keiner die Kupferleitung geklaut hat. Es gibt Internet, aber die Bits werden noch einzeln durchs Kabel geschoben.
Ach du bist in Brandenburg?

...

War ja nur n Gedanke. Lass uns wissen, was der Inder sagt und wieviel Kühe du dafür spenden musstest. ;o)
Viel Glück
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boggsermodoa
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Re: Simmerring in Afrika

Beitrag von boggsermodoa »

Wolfgang,

nur ein kleiner Strohhalm, aber den Versuch wert. Du schreibst von schlagartig erhöhtem Ölverlust, außerdem von Regenzeit. Und du hast lt. Homepage ein paar Tiefsand-Orgien hinter dir. Guck mal, ob die Getriebeentlüftung noch offen ist. (Frag mich nicht, wie! 8) ) Ist sie verstopft, kann das gerne die Ursache sein.

Gruß,

Clemens
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Norbert*848b
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Re: Simmerring in Afrika

Beitrag von Norbert*848b »

boggsermodoa hat geschrieben:Guck mal, ob die Getriebeentlüftung noch offen ist.
Das ist ja mal ein interessanter Aspekt. :gut:
boggsermodoa hat geschrieben:Frag mich nicht, wie!
... und wo? Notfalls mal mit 'nem Draht umme Ecke kratzen?
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Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert
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Wolfgang T2b *354
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Re: Simmerring in Afrika

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Heureka!

Leider hatten wir in den letzten Tagen kein Internet. Naja, eigentlich hatten wir schon Internet, doch mit unter 1 kbs ist die normale Brieftaube schneller. Aber ich konnte wenigstens mitlesen.

So ganz allmählich wird die Geschichte rund. Den letzten Puzzlebaustein hat Commissar Clemens gefunden :gut: :gut: :gut:. Ich habe daraufhin alle meine Unterlagen auf der Suche nach dem Schnüffelloch durchgeflöht. Nix, obwohl ich dachte, ich hätte alles Nötige dabei. Erst mit dem Hinweis von Norbert und mit Zahnbürste, Spiegel, Taschenlampe und Draht konnte ich das verdammt Ding ausfindig machen. Es war tatsächlich mit einer Kruste aus Uraltschmieröl (=Teer), zusammengebackenen Kristallen unbekannter Herkunft und Staub abgedichtet. Ob wirklich luftdicht oder nicht, kann ich nicht sagen, doch es war ein ziemlich klebriger und fester Baatz.

Jetzt passen die einzelnen Bausteine der Geschichte auch prima zusammen und es wird logisch. Nach derzeitigem Ermittlungsstand hat sich also Folgendes zugetragen.

1. Das Schnüffelloch ist dicht. Das ist an sich noch kein Problem, solange keine großen Druckunterschiede zwischen Getriebe und Außenwelt herrschen oder viel Zeit zum Druckausgleich zur Verfügung steht.
2. Nach einer kalten Nacht ist es draußen über 35°C warm. Die senkrechte Sonne heizt der Boden mächtig auf – und das Getriebe ebenfalls.
3. Wir klettern in kurzer Zeit auf knapp 2500 m Höhe, dabei muss das Getriebe ordentlich arbeiten und heizt sich noch mehr auf.
4. Der geringe Außendruck in dieser Höhe und der durch die Temperatur erhöhte Innendruck addieren sich.
5. Die nicht mehr taufrischen Simmerringe verweigern den Dienst und geben dem bei diesen Temperaturen sehr dünnflüssigen Getriebeöl freie Bahn.
6. Bei der Abfahrt wird das ausgetretene Öl durch Fliehkraft und Fahrtwind großzügig unterm Wagen verteilt. Kein Wunder also, dass vom Getriebe bis zum Auspuff alles eingeölt war.

Einige Tage später sind wir sehr langsam und bei kühlem Wetter runter ins Tiefland gefahren. Dabei ist nur noch minimal Öl ausgetreten, gerade so viel, um nicht zu vergessen, dass die Dichtungen fällig sind.

Damit wären der Übeltäter und seine perfide Tatvorbereitung geklärt – und mir bleibt die Arbeit, die Dichtungen auszutauschen. Und noch eines ist klar: wir müssen nicht in einer Notaktion zurück in die Zivilisation.

Heute werde ich das Wort „Getriebe“ jedenfalls nicht mehr in den Mund nehmen und wir werden stattdessen ganz gemütlich ein wenig herumfahren und Rüssel und Tatzen suchen. Vor allem die Rüssel haben zurzeit viel mit unserem Getriebe gemeinsam. Das Dank des Regens üppig gewachsene Gras muss nach dem Fressen ja auch wieder heraus. Und waaaas da raus kommt! Die Straßen sind voll und die Kotflügel heißen nicht umsonst so. Danach macht das Arbeiten unterm Auto richtig Spaß.

Scheiß Job!
Polle hat geschrieben:
Wolfgang T2b *354 hat geschrieben:Jau, wir leben in einer globalisierten Welt. Wir. Aber es gibt noch eine andere Welt ganz weit da draußen. In der gibt es zwar Handys, aber keinen Arzt, den man anrufen kann. Es gibt Schulen, aber keinen Schulbus. Es gibt Verkehrsregeln, aber keinen, den sie interessieren. Es gibt fließend Wasser, aber nur durchs Dach in der Regenzeit. Es gibt Strom, aber nur, wenn gerade keiner die Kupferleitung geklaut hat. Es gibt Internet, aber die Bits werden noch einzeln durchs Kabel geschoben.
Ach du bist in Brandenburg?
Der war gut :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
… und ich dachte immer, der schwarze Kontinent Deutschlands wäre Bayern :versteck:.
Polle hat geschrieben:Lass uns wissen, was der Inder sagt und wieviel Kühe du dafür spenden musstest. ;o)
Moderne Inder nehmen anstatt Kühen auch blonde Frauen und Bargeld.

Danke Euch allen für die rege Anteilnahme und schöne Grüße aus Südafrika
… und immer dran denken: Schnüffelloch freihalten!

Wolfgang
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boggsermodoa
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Re: Simmerring in Afrika

Beitrag von boggsermodoa »

8)

(Wenn's das wirklich war, dann komm Ich demnächst man nach Munich. Zum Bier-Inkasso! :bier: )

:wink:

Gute Reise!
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Matthias S.
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Re: Simmerring in Afrika

Beitrag von Matthias S. »

Das ist für mich Anlass genug mal am eigenen Fahrzeug die Entlüftungsbohrung unter den Schlammkrusten zu suchen bevor sich das Öl bei der nächsten Tour einen anderen Weg sucht.
Weiterhin Gute Reise!
Grüße, Matthias
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