Restaurierung meiner T2 ab Pritsche

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Bus Trip
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Restaurierung meiner T2 ab Pritsche

Beitrag von Bus Trip »

Moin,
ich bin Maik, Ende 30 und wohne etwas nördlich von Hamburg.
Seit 2019 sanieren wir ein altes Fachwerkhaus am Deich. Mein Ausgleich ist jetzt eine weitere Großbaustelle, in Form einer Pritsche.

Kurze Vorgeschichte:
Ich kenne das Fahrzeug schon etwa 12 Jahre. Es gehörte dem Inhaber einer Werkstatt bei uns im Ort, die sich auf die Restaurierung von luftgekühlten VW Bussen spezialisiert hat. Die Pritsche diente dort damals als Werkstattwagen und wir haben dann zusammen auch mal Teile für meinen T4 damit geholt. Das war für mich der erste Kontakt mit einem luftgekühlten Bus und ich war sofort begeistert.
Auch vor 12 Jahren war der Zustand der Pritsche schon restaurierungsbedürftig. Ich hatte dann immer wieder versucht den damaligen Besitzer davon zu überzeugen, dass wir die Pritsche zusammen wieder flott machen und ich Ihm kostenlos helfe und dabei etwas lerne, dazu kam es leider nie. Wie es manchmal so ist, hatte er neben der Arbeit an Kundenfahrzeugen keine Zeit mehr für die Eigenen.

So stand die Pritsche bis 2020 in einer halb zerfallenen Scheune.
Vor etwa einem Jahr sah ich dann morgens zufällig auf seiner Social-Media Seite, dass er sich spontan von vielen seiner Busse trennt. Dabei war auch die Pritsche, sogar mit einem Verkaufsbild, dass ich selber vor 12 Jahren mit meiner Kamera gemacht hatte. Ein Zeichen!
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Ich hab dann meiner Freundin etwas leckeres zu essen gekocht und vorsichtig mein Vorhaben geschildert. Natürlich ist so eine Pritsche auch total praktisch auf der Baustelle! :D
Grünes Licht von der Holden, also sind wir am selben Tag zusammen hingefahren um den Bus anzuschauen. Nach 30 Min Kampf mit der Vegetation und dem eingewachsenen Tor, stand er dann da. Meine Freundin schaute kurz, drehte sich dann lächelnd zu mir um uns sagte, „der ist toll, den nehmen wir mit“.
Ich hab Ihn dann zu einem wirklich guten Preis bekommen, wobei der Zustand auch wirklich grenzwertig war. Ich mag Herausforderungen und wo ein Wille, da auch ein Weg. Hier ein paar Bilder vom Kaufzustand:
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Unsere Garage war zu dem Zeitpunkt randvoll mit Bauholz, alten Steinen und diversem Zeug von der Haussanierung. Also erstmal alles raus und Platz schaffen.
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Soweit erstmal zur Vorgeschichte. Wenn Zeit war, hab ich die Garage in den folgenden Wochen komplett umgebaut. Zwischenwand raus, Fenster eingebaut, eine Werkbank und Schränke zogen ein.
Ich hab mir dann endlich auch mein erstes eigenes Schweißgerät geholt und fast jeden Tag fleißig geübt.
Die Ergebnisse wurden von Mal zu Mal besser und vor allem machte es viel Spaß! :)

Bei meinen ersten Schweißarbeiten am Bus hatte ich mentale Unterstützung durch einen
befreundeten KFZ-Meister, der meine Arbeit mit vielen Ratschlägen begleitet hat und sich auch
meinen zahlreichen Fragen gestellt hat.
Nach einem Jahr (mit vielen Hausbau-Pausen) Arbeit am Bus, denke ich manchmal: das ist ja noch
immer ein Haufen Schrott, aber dann muss man sich schnell wieder motivieren und sehen, was man
schon alles geschafft hat.

Ich würde hier gern meine Restaurierung dokumentieren, im Idealfall bis zum fertigen Bus.
Ich hab in durch das Forum hier schon viel gelernt und freue mich auch auf den Austausch. :bier:

Viele Grüße, Maik
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Bus Trip
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Start des Projekts

Beitrag von Bus Trip »

Als erstes wurde alles demontiert, die Scheiben, Leuchten, Armaturenbrett usw. ausgebaut. Jedes Kabel wurde dabei beschriftet und auch alle Teile in beschrifteten Kisten / Tüten abgelegt. Das macht es dann ein paar Jahre beim Zusammenbauen einfacher alles wiederzufinden.

Wie so oft war der Zustand schlechter als erhofft. Der Bus wurde mal in dem Beige überlackiert. Fast überall konnte ich den Lack mit dem Fingernagel abkratzen.
Der Scheibenrahmen sah dann leider sehr schlecht aus. Er wurde schon Mal repariert und der Rost ging an einigen Stellen über das 2 teilige Reparaturblech hinaus. Davon abgesehen, dass die Biegung dieses Teils auch weit weg von passend war. Das war der Punkt, an dem ich mir ein Stauch- und Streckgerät angeschafft hab. Eine sehr gute Investition! Damit konnte ich das Reparaturblech sehr gut anpassen. Ich stellte die Arbeit jedoch erstmal hinten an, da es mit nicht unbedingt das beste Teil für´s erste Schweißen am Bus erschien.
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Also wie beim Haus, erstmal weiter mit der Bestandsaufnahme. Der Bus hatte mal eine Frontmakse vom T2b erhalten. Da der untere Bereich sowieso repariert werden musste, sollten auch wieder die Blinker nach unten wandern. Unteres Frontblech:
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Da das Deckblech vom vorderen Träger auch schlecht aussah, ging es also weiter mit dem Abriss. Und wer hätte es gedacht, auch der Hauptträger war hinüber, also wurde er ebenfalls entfernen.
Zwischendurch hatte ich bei allen Teilen immer noch überlegt, ob man die Stellen nicht auch reparieren kann. Da die Teile aber so stark vom Rost befallen waren, entschied ich mich für den Austausch.
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Bus Trip
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Abschlußträger vorn

Beitrag von Bus Trip »

Nachdem auch der vordere Träger entfernt war, stieß ich endlich auf brauchbare Substanz. Die Hauptrahmen sahen gut aus. Die Halter vom Querträger habe ich mit 2mm Stahl repariert.
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Vorbereitung für den neuen Träger. Ich benutze als Grundierung Brantho Korrux Nitrofest zum Pinseln und als Spray. In Falzen z.B. innen in den Hauptrahmen habe ich die Kanten mit Owatrol eingestrichen. Das Öl kriecht zwischen die Bleche und kapselt den Rost ab, so dass kein Sauerstoff mehr an den Rost kommt. Für Stellen, an die man nicht dran kommt und für überlappende Bleche ein sehr schönes Mittel, welches nach Trocknung mit Brantho Korrux überlackiert werden kann. Als Schweißprimer benutze ich ein Zinklamellenspray. Es ist schweißbar und hat einen relativ hohen Korrosionsschutz.
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Anprobe des neuen Trägers und des unteren Frontblechs von Wolfsburg West -> passt sehr gut!
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Zur Stabilisierung hatte ich ein Gestell gebaut, dass zwischen A- und B-Säule eingeschraubt wird.
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Bus Trip
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Arbeiten an der Front

Beitrag von Bus Trip »

Als nächstes hab ich die Blinker oben verschlossen. Dazu hab ich die Blinkerverschlußbleche gekauft und dann Stück für Stück angepasst. Um das Luftgitter vom T2a zu befestigen, habe ich neue Befestigungswinkel gebaut und eingeschweißt.
Die Schweißnähte der Blinkerbleche habe ich dann mit Zinnersatz überzogen.
Für´s Auge habe ich dann schon mal neue Löcher für das VW Zeichen gebohrt. Die alten Löcher werden zugeschweißt, dazu habe ich ein Stück Kupfer hinter die Löcher gelegt. Dadurch wird der Punkt hinten schön glatt, da der Schweißpunkt nicht auf dem Kupfer hält.
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Weiter ging es im Fahrerhaus.

Verstärkungsbleche vorn
Die Stelle ist wohl bei vielen Bussen betroffen. Das Verstärkungsblech sitzt zwischen Hauptrahmen und Fahrerhausboden, zwischen den Blechen führt Feuchtigkeit und Dreck zu Rost. Bei der Pritsche war auch noch der obere Bereich des Hauptrahmens betroffen, so dass ich nach der Entrostung mit der CSD-Scheibe den Rahmen als erstes mit einem 2mm Blech repariert habe.
Ein weiteres Mittel, welches ich häufig verwende um Oberflächenrost und Rost aus Poren zu entfernen ist Pelox. Es ist eine gelartige Phosphorsäure, die Rost komplett frisst. In der Regel mache ich damit 2-3 Durchgänge und übrig bleibt blankes Metall. Tolles Zeug, jedoch nicht bei überlappenden Blechen zu verwenden, da die Säure hier nicht wieder entfernt werden kann.
Nachdem den Rahmen repariert war, habe ich das Verstärkungsbleche anschließend auch aus 2mm nachgebaut und eingeschweißt.
Das Bodenblech habe ich schon grob angepasst, es wird aber erst eingeschweißt, wenn das neue
Kniestück an Ort und Stelle ist. An der Beifahrerseite waren genau die selben Arbeiten nötig.
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Bus Trip
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Radkasten vorn

Beitrag von Bus Trip »

Im Nachhinein hätte man hier sicher lieber einen neuen Radkasten gekauft, aber mir macht es auch wirklich Spaß machbare Sachen zu reparieren und Teile der alten Substanz zu erhalten.
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Beim hinteren Teil des Radkasten hatte ich lange getüftelt, wie man den Beriech nachbauen kann. Dafür hab ich sogar ein Papiermodel gebaut, um zu simulieren, in welcher Reihenfolge ich das Teil am besten abkante.
Als mein erstes selbstgebautes Reparaturblech dann fertig vor mir lag, wat ich sehr stolz.
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Repariert wird der hintere Teil aber erst, wenn die Trennwand wieder ganz ist. Davor muss nur noch die komplette B-Säule innen und außen, Wagenheberaufnahme, Bodenträger und Mittel- und Innenschweller neu. Ein Klacks! :lol:

Neben der üblichen Reparatur der Gurtaufnahme waren die unteren 5-10 cm des Radkasten beim Bodenblech ebenfalls stark verrostet.
Den Bereich habe ich mit einem Reparaturblech instandgesetzt, wobei das Blech nicht gut
gepasst hat. Auch eine Sicke fehlte komplett, diese hab ich mit dem Hammer hinzugefügt.
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Tom Turbo
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Re: Restaurierung meiner T2 ab Pritsche

Beitrag von Tom Turbo »

:gut:
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Bus Trip
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A-Säule

Beitrag von Bus Trip »

Hier hatte ich nur das Reparaturblech für die Beifahrerseite, also habe ich das benötigte Blech für die
Fahrerseite aus 2mm Blech gebaut. Das Stauch- und Streckgerät hat dabei wieder sehr geholfen die leichte
Rundung in das Blech zu bekommen.
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Zunächst hatte ich nur den äußeren Teil erneuert, entschied mich aber später dazu, auch noch den
Rest der unteren A-Säule zu reparieren.
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Als dann das Kniestück ausgebaut war, konnte ich auch den inneren Teil mit einem selbst gebauten
Reparaturblech instand setzen.
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sören *186
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Re: Restaurierung meiner T2 ab Pritsche

Beitrag von sören *186 »

Hallo Maik,
tolle Geschichte, die vor langer Zeit begann.
Und gute Doku - Danke schön dafür.

Mich interessiert das Biege- und Stauchgerät.
Wenn du magst, kannst Du vielleicht ein Bild davon einstellen und wenn es ein Neugerät ist, gern auch das Typenschild.

Ich kann derzeit nur gerade Bleche kanten ...

Lass die Doku nicht abreissen,
nicht vergessen auch an Eurer Hütte weiter zumachen
und viel Erfolg mit beiden Projekten weiterhin!

VG von Sören
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Wagenheberaufnahme hinten und Bodenträger

Beitrag von Bus Trip »

Weiter geht´s mit der Wagenheberaufnahme und den Bodenträgern.
Nach dem das Seitenteil inkl. 3 Schichten an Aussenschwellern, der äußere Teil vom Laderaumboden und die Reste vom Mittel- und Innenschwellern entfernt war, könnte man erkennen, dass neben der Wagenheberaufnahme auch die äußeren 40cm des Bodenträgers und auch der Hauptrahmen im Bereich der WHA durchrostet waren.
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Also erstmal alles entfernen und den Hauptrahmen soweit entrosten, dass das nötige Reparaturblech angefertigt werden konnte.
Obwohl es nur ein kleines Stück des Hauptrahmens ist, habe ich den Bus zur Sicherheit mit mehrerer Wagenhebern und einem Stahlprofil gegen verbiegen gesichert.
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Nachdem der Rahmen soweit wieder ok war, könnte ich die Wagenheberaufnahme und den darüberliegenden Bodenträger einschweissen.
Sieht doch gleich ganz anders aus. :D
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Beim Bodenträger daneben habe ich nur den betroffenen oberen Teil erneuert.
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Die beiden I-Träger möchte ich komplett tauschen, allerdings erst wenn der Bus wieder sicher auf eine Hebebühne kann.
Zuletzt geändert von Bus Trip am 05.12.2021 20:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Bus Trip
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Re: Restaurierung meiner T2 ab Pritsche

Beitrag von Bus Trip »

sören *186 hat geschrieben: 05.12.2021 20:18 Hallo Maik,
tolle Geschichte, die vor langer Zeit begann.
Und gute Doku - Danke schön dafür.

Mich interessiert das Biege- und Stauchgerät.
Wenn du magst, kannst Du vielleicht ein Bild davon einstellen und wenn es ein Neugerät ist, gern auch das Typenschild.

Ich kann derzeit nur gerade Bleche kanten ...

Lass die Doku nicht abreissen,
nicht vergessen auch an Eurer Hütte weiter zumachen
und viel Erfolg mit beiden Projekten weiterhin!

VG von Sören
Moin Sören,
vielen Dank!
Das Biege- und Steckgerät ist wohl eher aus dem Hobbybereich, aber für mich langt es. Es ist von der Firma Holzmann. Bei einer Stange vom Fußpedal ist die Öse am Ende bereits nach kurzer Zeit verbogen. Die Stange hab ich dann durch eine Gewindestange mit Augenmutter ersetzt, seit dem hält es.
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Das Haus ist zum Glück aus dem Gröbsten raus, so dass ich mich auch ab und zu mal um die Pritsche kümmern kann. :D
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