Mit dem eigenen Bus nach Namibia bzw. Übersee

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Wolfgang T2b *354
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Re: Mit dem eigenen Bus nach Namibia bzw. Übersee

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

... aller Anfang ist holprig. Nachdem die Admins unser Durcheinander ein wenig gelichtet haben, können wir uns ja wieder anderen Themen widmen. Mäuse im Bus z.B. :mrgreen:

Also, wer Spaß dran hat, seinen Bus mal so richtig artgerecht zu bewegen - à la Roland und Goldener Oktober - , der wird’s in Europa zunehmend schwer haben (und das ist ja auch verständlich). In anderen Weltgegenden sieht’s da zwangsläufig anders aus. Und dort wartet ja auch noch mehr als schlechte Straßen und Sand.

Also nix wie hin. Das ist wie Vieles im Leben zunächst eine Frage des Willens und dann eine der Zeit und des Geldes. In dieser Reihenfolge. Alles andere findet sich.

Ich mach’s mal am Beispiel Namibia fest. Nach Bremen fahren, den Bus in einen Container packen, einen Monat später hinterher fliegen, Auto aus dem Zoll holen und Spaß haben. Am Ende das Ganze rückwärts. Dasselbe gilt für Amerika oder Australien.

Oder man macht’s wie wir. Wir haben den Rücktransport verschoben und fahren statt dessen auf dem Landweg wieder zurück. Irgendwann :wink:.

Zeitaufwand?
Ein verlängerter normaler Urlaub wär’ schon ok.

Kosten?
Für Containertransport nach Namibia hin und zurück vermute ich 4-5000 Euro (eine Erbschaft wär schon nicht schlecht :wink:). Oder One Way und viele Jahre da unten herumfahren, dann verteilt sich’s. Zwei Flüge Frankfurt-Windhoek-Frankfurt 1500-2000. Leben und Transport in Namibia 1500-2000/Monat. Zusammen sind das 8-10.000 Euro für zwei Personen in sechs Wochen. Wahrlich kein Schnäppchen. Ich schätze, in sechs Wochen Europa für zwei kommt man auf weniger als die Hälfte. Man muss also schon ein bisschen verrückt sein (oder Afrika lieben), wenn man sich das antun will. Doch wir haben viele getroffen, für die das eine Once-in-a-life-time-Erfahrung sein sollte - und die dann jedes Jahr wieder kamen. So wie wir. Da wir keinen Fahrzeugtransport mehr bezahlen müssen, ist es für uns zwangsläufig günstiger, zumal wir immer mehrere Monate bleiben.

Voraussetzungen?
Nur wenige. Englisch sollte schon sein, auch wenn in Namibia viel mit Deutsch geht. Flexibilität und Lust an der Improvisation wäre nicht schlecht. Auch Geduld, denn bei 35° schaffen wir auch nicht mehr wie die Berserker. Es ist also nichts erforderlich, was man bei Reisen mit dem Bus in Europa nicht ohnehin braucht.

Risiken?
Nicht mehr als bei uns, aber andere und deshalb schwieriger zu beurteilende. Krankheiten (Impfungen!), hungrige Tiere (vorsichtig sein!), Kriminalität (große Städte meiden!). Unsere eigenen Erfahrungen: wir haben schon einige Krankenhäuser von innen gesehen (Entzündungen, Fieber, abgebrochene Zähne), doch nie ernsthafte Probleme gehabt. Tiere haben uns noch nicht gefressen, aber wir sie. Abends auf dem Grill. Wir hatten zwei erfolgreiche Autoaufbrüche (als der Wagen noch nicht im Container stand) und einen erfolglosen. Der Schaden hielt sich in Grenzen, doch das Risiko ist zweifellos höher als bei uns. Wir haben ein paar Mal im Niemandsland zwischen zwei Ländern übernachten müssen, weil die Beamten irgendwann Feierabend gemacht haben, doch das waren die bestbewachten Camps, die wir je hatten. Genau für solche Situationen ist der Bus ideal.

Vorbereitungen für den Bus?
Keine oder wenige, denn der Bus ist an sich schon gut für raue Regionen geeignet. Wir haben trotzdem viel umgebaut, aber das war eher dem Wunsch geschuldet, auch mal in sehr abgelegenen Gegenden herumzufahren und dort länger zu bleiben (Zusatztanks, Solar, Schutz des Fahrzeugbodens und ähnliches). Unser Motor ist ein ordinärer AS.

Alles in allem sind das kaum andere technische Voraussetzungen als in Europa, sofern man sich hier auch mal abseits der Massen aufhält. Aber das ist ja für Busse eher normal.

Warum macht man so etwas?

Weil über eine sandige Piste zu fliegen einfach nur Spaß macht. Weil man lernt, auf seine Vorfahrt zu verzichten, wenn der Gegner den Rüssel hebt. Weil die Einsamkeit in der Kalahari wirklich einsam ist. Weil man mit Affen am Frühstückstisch nicht diskutieren kann. Weil die Nacht unter afrikanischem Himmel pechschwarz ist und man Millionen Sterne sieht. Weil ein Löwe direkt neben der Fahrertür etwas anderes ist als hinter Gittern. Weil man einfach nicht glauben will, dass eine Hyäne draußen vor dem Zelt die dünne Stoffwand respektiert. Weil man abends am Lagerfeuer ...ach, jetzt reichts.

Kurz: weil es all’ die kitschigen Klischees über Afrika auch in der Wirklichkeit gibt. Und auch deren Gegenteil.

Wer also Lust und Möglichkeiten hat, sich so einen Traum zu erfüllen: es ist nicht schwierig und Ihr seid auch nicht die ersten. Allein in Windhoek und Umgebung stehen inzwischen sicher einige hundert Autos mit deutschen Nummernschildern. Viele sind nur für einen Urlaub hierher gekommen und hängen geblieben.

Es gibt noch ein paar organisatorische Ferkeleien, wenn man sein Auto so lange außer Landes hat. Wir haben ja noch unser deutsches Nummernschild und zahlen auch brav die Steuern für den Bus, doch die Versicherung ruht, weil deren Gültigkeit hinter den Mittelmeeranrainerstaaten endet. Statt dessen brauchen wir für den temporären Import da unten ein Carnet de Passages. Das ist längstens ein Jahr gültig, dann muss man über die Grenze und bei der Wiedereinreise ein neues mitbringen (vom ADAC, knapp 200 Euro). Außerdem muss man ja seinen Wagen während der Abwesenheit irgendwo unterbringen. Möglichkeiten gibt es genug, entweder in einer Halle oder im Freien (Namibia ist meistens trocken). Es kostet so viel wie ein Garagenplatz in Deutschland. Wir besitzen einen eigenen Container, der bei einer Spedition steht, da ist es natürlich deutlich billiger. Außerdem muss man bedenken, dass vor und nach jedem Urlaub die nötigen Reparaturen vor Ort anstehen, wir können das ja nicht zu Hause zwischen den Urlauben erledigen.

Ich behaupte mal ganz kühn, dass der T2 weit besser als alle VW-Busse vorher und nachher für diese Weltgegend geeignet ist. Die perfekte Mischung aus Komfort und Robustheit. Unempfindlich, wenig Plastik, wenig Elektronik, durchschaubare Technik, trotzdem einigermaßen modern und bequem. Wir mussten noch nie abgeschleppt werden. Und wenn die Landrover und -cruiser abends ihre Zelte aufbauen, dann sitzen wir schon mit einem Drink am Lagerfeuer und schauen ihnen zu.

Und? Appetit bekommen? Wem das noch nicht reicht, für den hätte ich noch ein ganz besonderes Schmankerl: unser letzter TÜV war 1993 und ich freue mich schon auf den entsetzten Gesichtsausdruck des Baurats, wenn er in ein paar Jahren den TÜV-Stempel bestaunt. Wenn der TÜV-Stempel 30 Jahre abgelaufen ist, dann ist der doch auch historisch wertvoll, oder :happy:?

Schöne Grüße

Wolfgang
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Matthias S.
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Re: Mit dem eigenen Bus nach Namibia bzw. Übersee

Beitrag von Matthias S. »

Wolfgang T2b *354 hat geschrieben:... Ich behaupte mal ganz kühn, dass der T2 weit besser als alle VW-Busse vorher und nachher für diese Weltgegend geeignet ist. Die perfekte Mischung aus Komfort und Robustheit. Unempfindlich, wenig Plastik, wenig Elektronik, durchschaubare Technik, trotzdem einigermaßen modern und bequem. Wir mussten noch nie abgeschleppt werden. Und wenn die Landrover und -cruiser abends ihre Zelte aufbauen, dann sitzen wir schon mit einem Drink am Lagerfeuer und schauen ihnen zu.
Hallo Wolfgang
Diese Behauptung kann ich auch ohne Afrikaerfahrung voll und ganz unterschreiben!
Etwas besseres habe ich bis jetzt nicht gefunden, obwohl mir der ganze Rummel um den T2 auf meinen Urlaubsfahrten ganz schön auf die Nerven geht. Das ist in Afrika wahrscheinlich nicht so? Neuerdings wird man auch in Frankreich überall angegafft, angelacht, gewunken, wo man mit dem T2 auftaucht. Ein unauffälliges Fahrzeug wäre mir bei meinen Touren lieber.
Danke für deine Ausführungen- ich hab auch gerade mal angefangen, deine HP zu lesen- Klasse. Ich bleib aber in Europa- da kann mann auch was erleben.
Bei mir werden nie mehr als drei Wochen Urlaub drin sein, und wenn doch, geht die erste Tour nach Island.
Grüsse, Matthias
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Wolfgang T2b *354
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Re: Mit dem eigenen Bus nach Namibia bzw. Übersee

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo Matthias,
Matthias S. hat geschrieben:... obwohl mir der ganze Rummel um den T2 auf meinen Urlaubsfahrten ganz schön auf die Nerven geht. Das ist in Afrika wahrscheinlich nicht so? Neuerdings wird man auch in Frankreich überall angegafft, angelacht, gewunken, wo man mit dem T2 auftaucht. Ein unauffälliges Fahrzeug wäre mir bei meinen Touren lieber.
Nö, auch die Afrikaner ahnen, dass der Bus ein irgendwie ungewöhnliches Auto ist. Wenn mich der junge Polizist bei einer Verkehrskontrolle nach dem Alter des Fahrzeugs fragt und ich antworte "Der ist älter als Du" (man duzt sich ja zwangsläufig, you can say you to me), folgt meist ein ungläubiges Lachen. "No, das geht doch garnicht!" Dann kommt die restliche Mannschaft zum gemeinsamen Staunen und es entwickelt sich eine ganz entspannte Unterhaltung. Oft kommt am Ende die Frage, ob wir ihn verkaufen wollen (ja, wenn ich auf den Rollator umsteige).

Uns haben auch schon ein paar Mal ganze Busladungen afrikanischer Studenten umringt. Jeder wollte ein Foto mit dem Bus, sich und uns haben. Wir haben das allerdings nie als belästigend empfunden, war immer ganz lustig. Selbst die Polizei hat uns schon auf der Autobahn ausgebremst und auf unser fragendes Gesicht, was wir denn falsch gemacht hätten, nur abgewunken. Sie wollten nur mal einen Blick ins Auto werfen und später partout nicht glauben, dass so eine alte Kiste noch fährt. Da in den internationalen Papieren kein Erstzulassungsdatum steht, haben sie es erst geglaubt, nachdem ich ihnen die deutsche Zulassung gezeigt habe. Und sind kopfschüttelnd weiter gefahren.
Matthias S. hat geschrieben: Bei mir werden nie mehr als drei Wochen Urlaub drin sein, und wenn doch, geht die erste Tour nach Island.
Im Sommer ein Traum :P. Wir waren schon zwei Mal da. Hier ist der T2-Genuss noch viel intensiver, wenn man am Abend den Geländewagenfahrern dabei zuschaut, wie sie im Regen ihre Zelte aufbauen. Oder, noch schlimmer, wenn sie morgens das patschnasse Zeug zusammenpacken müssen.

Auch im Hochland und auf vielen nur für Geländewagen zugelassenen Strecken macht der T2 eine recht gute Figur. Und wenn wir bei Kontrollen, auch in Afrika, gefragt wurden "Do you have four wheel?" haben wir immer brav geantwortet "Yes". War ja auch nicht gelogen, wir hatten meistens sogar six wheels dabei.

Nur vor Flüssen habe ich seit Island gehörigen Respekt, seit wir mal durch den Luftfilterschnorchel Wasser angesaugt haben und mitten im eiskalten Fluss standen. Da waren wir den nassen und frierenden Geländewagenfahrern, die uns rausgezogen haben, doch sehr dankbar :roll:.

Island ist in vielerlei Hinsicht das Afrika Europas. Nur beim Wetter nicht :(.

Schöne Grüße

Wolfgang
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Matthias S.
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Re: Mit dem eigenen Bus nach Namibia bzw. Übersee

Beitrag von Matthias S. »

Hallo Wolfgang
da musst du aber ziemlich tief im Wasser gestanden haben, dass der Typ 1 absäuft? Der Luftfilter ist da ja viel höher als beim Typ 4.
Generell mögen die luftgekühlten Motoren kein Abschrecken durch Absaufen, Rissbildung an den Zylindern ist möglich. Besonders gefährlich ist Salzwasser.
Größere Planschereien geht mein Bus daher mit abgekühlten Motor an.

Gibt es in Afrika eigentlich noch T2 als Alltagsautos? Früher muss es die ja massig gegeben haben. In den 90er habe ich viele Motoren dorthin verkauft, aber immer nur Typ 1, die Schwarzen meinten, der Typ 4 taugt nichts in der Wüste!??
Grüsse, Matthias
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Rolf-Stephan Badura
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Re: Mit dem eigenen Bus nach Namibia bzw. Übersee

Beitrag von Rolf-Stephan Badura »

Hallo Matthias,
Matthias S. hat geschrieben:Gibt es in Afrika eigentlich noch T2 als Alltagsautos?
Viele Teile Afrikas sind eher frankophon beeinflusst - auch bei Automodellen - und seit Jahrzehnten spielen günstige asiatische Modelle eine große Rolle.

Viele T2 sind immer noch in Ägypten als weiße Sammeltaxis unterwegs in abenteuerlichen Zustand... keine Ahnung wie es dazu kam?
wo anders habe ich aber eine solche T2 Dichte nicht beobachtet.
Zwar gibt es auch in Marokko einige ausgelutschte Fahrzeuge, aber in sehr überschaubarer Zahl - da findet man mehr frankophone Oldies.

Grüße,
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Harald
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Re: Mit dem eigenen Bus nach Namibia bzw. Übersee

Beitrag von Harald »

Ich lese begeistert seit Jahren Wolfgangs Beiträge.

Matthias S. hat geschrieben:die Schwarzen
Kann mich nicht an ein einziges Mal erinnern, daß Wolfgang so einen Begriff benötigt hat. Bist Du braun oder wie?

Harald
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Matthias S.
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Re: Mit dem eigenen Bus nach Namibia bzw. Übersee

Beitrag von Matthias S. »

Oje, wird da meine Wortwahl auf die Goldwege gelegt? Vieleicht hätte ich besser Farbige oder Afrikaner geschriebne, o.K.
Übrigens lebe ich in dem ersten deutschen Ort mit einem farbigen Bürgermeister- jetzt bemüht mal Google, mit welcher Mehrheit er von uns gewählt wurde.
Grüsse, Matthias
Zuletzt geändert von Matthias S. am 23.09.2013 23:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Wolfgang T2b *354
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Re: Mit dem eigenen Bus nach Namibia bzw. Übersee

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo Matthias und Rolf-Stephan,
Matthias S. hat geschrieben:da musst du aber ziemlich tief im Wasser gestanden haben, dass der Typ 1 absäuft? Der Luftfilter ist da ja viel höher als beim Typ 4.
Jau, ich bin mit dem rechten Hinterrad in einen tief ausgespülten Kolk gerutscht. Den hatte ich beim schnellen Durchwaten übersehen, das Wasser war mir einfach zu kalt :oops:. Zur Strafe durfte ich dann ein intensives Bad nehmen, um unterm Auto ein paar Steine aus dem Weg zu räumen :wall:.

Als der Motor Wasser schluckte, habe ich ihn glücklicherweise schnell genug ausgemacht, so dass nach dem Rausschleppen und dem Herausdrehen der Zündkerzen nur ein Wasser-Luft-Gemisch rausgeblubbert kam. Die Brennräume waren also nicht voll. Dafür die Ölwanne. Die Elektrik hatten wir vorher gut dicht gemacht, die hat einwandfrei funktioniert. Nach einem Ölwechsel kam er dann stotternd wieder.

Leider war auch der ganze Heizungsstrang voll Wasser, so dass tagelang Dampf aus der Lüftung kam und wir bei Schietwetter mit offenen Fenstern fahren mussten :stupid:.

Island war nicht nur schön ...
Matthias S. hat geschrieben:Gibt es in Afrika eigentlich noch T2 als Alltagsautos? Früher muss es die ja massig gegeben haben. In den 90er habe ich viele Motoren dorthin verkauft, aber immer nur Typ 1, die Schwarzen meinten, der Typ 4 taugt nichts in der Wüste!??
Ja, gibt's noch im Süden und Osten des Kontinents. Südafrika hat zwar nur den T3 gebaut, aber vorher wohl viele Busse (als CKD-Bausätze) importiert. In Ostafrika war der zebramäßig bemalte T2 das Standard-Safari-Auto in Serengeti und Co. Heute hin und wieder als Taxi zu sehen und in Namibia bei einigen Handwerkern.
Im Alltagseinsatz bei einem Handwerker
Im Alltagseinsatz bei einem Handwerker
Ein Wanderschausteller, auf dem Dach hatte er seine Bühne
Ein Wanderschausteller, auf dem Dach hatte er seine Bühne
Alles in allem ist der T2 trotzdem eine aussterbende Spezies.

Ungeachtet dessen ist die Teileversorgung noch recht gut. Wir hatten mal in der Serengeti einen Achsbruch (Drehstab) und den falschen als Ersatz dabei. Ein T2-Taxifahrer in Arusha (so eine Art Bezirkshauptstadt am Kilimanjaro) war so stolz darauf, dass er dasselbe Auto wie wir fuhr, dass er seine Familie und mich am Samstagabend in den Bus gepackt hat und wir alle gemeinsam auf Ersatzteilsuche gegangen sind. Nach ein paar Stunden stand ich in den Slums von Arusha bei Taschenlampenlicht in einer alten Scheune, voll mit Ersatzteilen für den T2b. Großeinkauf! Und der Taxifahrer wollte nicht einmal Geld haben. Ich hab' dann seiner Frau und den Kindern etwas zugesteckt.

So sind's halt, die T2-Fahrer :knuddel:!

Der Typ 1 Motor ist einfach der afrikanischere. Nix komliziert, nix Hitzeprobleme, nix Leistung, nix Flschlft. Und über den Käfer viel verbreiteter. Das war auch der Grund, warum wir keinen Typ-4-Motor gekauft haben.
Rolf-Stephan Badura hat geschrieben:Viele Teile Afrikas sind eher frankophon beeinflusst - auch bei Automodellen - und seit Jahrzehnten spielen günstige asiatische Modelle eine große Rolle.
So ist's. Der Süden und der Osten sind britisch (auch wenn sie mal portugiesisch waren), der Westen mehrheitlich französisch. Und inzwischen überall japanisch oder koreanisch. Auch Inder sind zahlreich (Tata). Das ist schlicht eine Preisfrage. Trotzdem hat VW, soweit ich weiß, auch heute noch den größten Marktanteil in Südafrika und Namibia. Vor allem die wachsende Mittelschicht mag VW und Audi. Auch BMW, aber seltsamerweise Mercedes weniger. Und wir haben schon mehrfach richtig T2-Verrückte getroffen.
Harald hat geschrieben: Matthias S. hat geschrieben:die Schwarzen
Kann mich nicht an ein einziges Mal erinnern, daß Wolfgang so einen Begriff benötigt hat.
Hier den richtigen Begriff zu finden, ist echt ein Problem. Wir sagen meistens Afrikaner, obwohl das äußerst missverständlich ist. Die (weißen) Zuwanderer aus Europa haben sich Afrikaner genannt (Buren, Bauern aus Holland) und ihre Sprache, eine Art Holländisch, heißt Afrikaans. Sie waren die treibenden Kräfte der Apartheid. Deswegen ist der Begriff "Afrikaner" heute doppeldeutig.

Doch mit dem Wort "schwarz" haben die meisten kein Problem. Einer der wichtigsten Fußballclubs heißt Black Africa. Das wichtigste Programm der südafrikanischen Regierung unter Mandela hieß BEE, Black Economic Empowerment zur Förderung der bisher benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Man hat hier also kein großes Berührungsproblem mit dem Wort "schwarz". Wohl aber mit Neger, Kaffern, Hottentotten als Schimpfwort (ist ein ganz normaler Volksstamm). Speziell der zweite Begriff ist unter einigen ewig gestrigen Weißen noch verbreitet. Na ja, so schnell lassen sich 100 Jahre Erziehung nicht abschütteln. Damit haben wir ja auch unsere Erfahrungen.

Schöne Grüße

Wolfgang

PS: auch der Begriff "Farbige" ist nicht frei von Missverständnissen. Die Appartheidsregierung hat die Menschen in drei streng voreinander getrennte Klassen geteilt. Ganz oben weiß, dann kam eine ganze Weile nichts, dann die Farbigen (Coloureds), dass waren Inder oder Gemischte und ganz unten die Schwarzen (Bantus). In den Gefängnissen gab es eine strenge Hierarchie zwischen Farbigen und Schwarzen. Die Schwarzen bekamen weniger zu Essen und waren schlechter bekleidet.
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Harald
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Re: Mit dem eigenen Bus nach Namibia bzw. Übersee

Beitrag von Harald »

Hallo Wolfgang,

so ungern ich Deine wunderbaren Beschreibungen belästige - aber mich stört es, wenn hier in unseren Breitengraden "fremdländische Bevölkerungsgruppen", vermeintlich Andersartige, mal eben mit einem Begriff belegt werden, der nicht wirklich "gleicher Augenhöhe" entspricht.

Da frag' ich noch nichtmal einen Afrikaner, wie der das findet.

Grüße
Harald
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Wolfgang T2b *354
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Re: Mit dem eigenen Bus nach Namibia bzw. Übersee

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo Harald,

ich hab' große Sympathie für so eine Grundeinstellung. Und bei dem Thema darf man auch mal ein bisschen sensibler sein. Andererseits ist die Beurteilung, ob eine Bezeichnung despektierlich gemeint ist oder nicht, immer auch eine Folge unserer eigenen Projektionen. Ich nehme mal den Begriff "Russe". Heute eine ganz wertfreie Benennung für einen Menschen aus Russland, so wie Engländer oder Franzose. Ohne Hintergedanken, nur zur Einordnung seiner Herkunft. Aber ich bin in einer Zeit groß geworden, in der "der Russe" überall vor der Tür stand, im übertragenen Sinne natürlich. Niemals positiv gemeint, sondern immer bedrohlich. Es war halt kalter Krieg.

Inzwischen hatte ich dienstlich mit Russen zu tun und auch in Afrika haben wir sehr nette Russen (aus München!) kennen gelernt. Ich habe aus eigener Erfahrung also keinen Grund, den Begriff "Russe" negativ zu besetzen. Trotzdem geht er mir noch heute schwer über die Lippen, weil immer noch die uralte anerzogene Geschichte im Kopf ist. Dasselbe gilt vermutlich auch für Schwarze, Farbige und vieles anderes. Wir haben mal einen weißen Apartheidsanhänger in Südafrika kennengelernt, der immer nur von den Blauen sprach. Die Schwarzen waren ihm so verhasst, dass er lieber etwas Neutrales gesagt hat, um sie nicht beim Namen zu nennen. Seine "Blauen" waren purer Rassismus, doch für uns hörte sich das anfangs ganz neutral an.

Was will ich damit sagen? Nicht immer ist das, was wir aus Worten rauslesen, auch vom Sender reingelegt worden. Und umgekehrt. Davon können Männlein und Weiblein ja auch ein Lied singen.

Schönes Thema.

Gute Nacht

Wolfgang
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