
Also, wer Spaß dran hat, seinen Bus mal so richtig artgerecht zu bewegen - à la Roland und Goldener Oktober - , der wird’s in Europa zunehmend schwer haben (und das ist ja auch verständlich). In anderen Weltgegenden sieht’s da zwangsläufig anders aus. Und dort wartet ja auch noch mehr als schlechte Straßen und Sand.
Also nix wie hin. Das ist wie Vieles im Leben zunächst eine Frage des Willens und dann eine der Zeit und des Geldes. In dieser Reihenfolge. Alles andere findet sich.
Ich mach’s mal am Beispiel Namibia fest. Nach Bremen fahren, den Bus in einen Container packen, einen Monat später hinterher fliegen, Auto aus dem Zoll holen und Spaß haben. Am Ende das Ganze rückwärts. Dasselbe gilt für Amerika oder Australien.
Oder man macht’s wie wir. Wir haben den Rücktransport verschoben und fahren statt dessen auf dem Landweg wieder zurück. Irgendwann

Zeitaufwand?
Ein verlängerter normaler Urlaub wär’ schon ok.
Kosten?
Für Containertransport nach Namibia hin und zurück vermute ich 4-5000 Euro (eine Erbschaft wär schon nicht schlecht

Voraussetzungen?
Nur wenige. Englisch sollte schon sein, auch wenn in Namibia viel mit Deutsch geht. Flexibilität und Lust an der Improvisation wäre nicht schlecht. Auch Geduld, denn bei 35° schaffen wir auch nicht mehr wie die Berserker. Es ist also nichts erforderlich, was man bei Reisen mit dem Bus in Europa nicht ohnehin braucht.
Risiken?
Nicht mehr als bei uns, aber andere und deshalb schwieriger zu beurteilende. Krankheiten (Impfungen!), hungrige Tiere (vorsichtig sein!), Kriminalität (große Städte meiden!). Unsere eigenen Erfahrungen: wir haben schon einige Krankenhäuser von innen gesehen (Entzündungen, Fieber, abgebrochene Zähne), doch nie ernsthafte Probleme gehabt. Tiere haben uns noch nicht gefressen, aber wir sie. Abends auf dem Grill. Wir hatten zwei erfolgreiche Autoaufbrüche (als der Wagen noch nicht im Container stand) und einen erfolglosen. Der Schaden hielt sich in Grenzen, doch das Risiko ist zweifellos höher als bei uns. Wir haben ein paar Mal im Niemandsland zwischen zwei Ländern übernachten müssen, weil die Beamten irgendwann Feierabend gemacht haben, doch das waren die bestbewachten Camps, die wir je hatten. Genau für solche Situationen ist der Bus ideal.
Vorbereitungen für den Bus?
Keine oder wenige, denn der Bus ist an sich schon gut für raue Regionen geeignet. Wir haben trotzdem viel umgebaut, aber das war eher dem Wunsch geschuldet, auch mal in sehr abgelegenen Gegenden herumzufahren und dort länger zu bleiben (Zusatztanks, Solar, Schutz des Fahrzeugbodens und ähnliches). Unser Motor ist ein ordinärer AS.
Alles in allem sind das kaum andere technische Voraussetzungen als in Europa, sofern man sich hier auch mal abseits der Massen aufhält. Aber das ist ja für Busse eher normal.
Warum macht man so etwas?
Weil über eine sandige Piste zu fliegen einfach nur Spaß macht. Weil man lernt, auf seine Vorfahrt zu verzichten, wenn der Gegner den Rüssel hebt. Weil die Einsamkeit in der Kalahari wirklich einsam ist. Weil man mit Affen am Frühstückstisch nicht diskutieren kann. Weil die Nacht unter afrikanischem Himmel pechschwarz ist und man Millionen Sterne sieht. Weil ein Löwe direkt neben der Fahrertür etwas anderes ist als hinter Gittern. Weil man einfach nicht glauben will, dass eine Hyäne draußen vor dem Zelt die dünne Stoffwand respektiert. Weil man abends am Lagerfeuer ...ach, jetzt reichts.
Kurz: weil es all’ die kitschigen Klischees über Afrika auch in der Wirklichkeit gibt. Und auch deren Gegenteil.
Wer also Lust und Möglichkeiten hat, sich so einen Traum zu erfüllen: es ist nicht schwierig und Ihr seid auch nicht die ersten. Allein in Windhoek und Umgebung stehen inzwischen sicher einige hundert Autos mit deutschen Nummernschildern. Viele sind nur für einen Urlaub hierher gekommen und hängen geblieben.
Es gibt noch ein paar organisatorische Ferkeleien, wenn man sein Auto so lange außer Landes hat. Wir haben ja noch unser deutsches Nummernschild und zahlen auch brav die Steuern für den Bus, doch die Versicherung ruht, weil deren Gültigkeit hinter den Mittelmeeranrainerstaaten endet. Statt dessen brauchen wir für den temporären Import da unten ein Carnet de Passages. Das ist längstens ein Jahr gültig, dann muss man über die Grenze und bei der Wiedereinreise ein neues mitbringen (vom ADAC, knapp 200 Euro). Außerdem muss man ja seinen Wagen während der Abwesenheit irgendwo unterbringen. Möglichkeiten gibt es genug, entweder in einer Halle oder im Freien (Namibia ist meistens trocken). Es kostet so viel wie ein Garagenplatz in Deutschland. Wir besitzen einen eigenen Container, der bei einer Spedition steht, da ist es natürlich deutlich billiger. Außerdem muss man bedenken, dass vor und nach jedem Urlaub die nötigen Reparaturen vor Ort anstehen, wir können das ja nicht zu Hause zwischen den Urlauben erledigen.
Ich behaupte mal ganz kühn, dass der T2 weit besser als alle VW-Busse vorher und nachher für diese Weltgegend geeignet ist. Die perfekte Mischung aus Komfort und Robustheit. Unempfindlich, wenig Plastik, wenig Elektronik, durchschaubare Technik, trotzdem einigermaßen modern und bequem. Wir mussten noch nie abgeschleppt werden. Und wenn die Landrover und -cruiser abends ihre Zelte aufbauen, dann sitzen wir schon mit einem Drink am Lagerfeuer und schauen ihnen zu.
Und? Appetit bekommen? Wem das noch nicht reicht, für den hätte ich noch ein ganz besonderes Schmankerl: unser letzter TÜV war 1993 und ich freue mich schon auf den entsetzten Gesichtsausdruck des Baurats, wenn er in ein paar Jahren den TÜV-Stempel bestaunt. Wenn der TÜV-Stempel 30 Jahre abgelaufen ist, dann ist der doch auch historisch wertvoll, oder

Schöne Grüße
Wolfgang