Tour de France 2009- Vogesen/Elsass

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Daniel K.
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Tour de France 2009- Vogesen/Elsass

Beitrag von Daniel K. »

Wie eigentlich jedes Jahr stand auch diesmal ein Ausflug zur Tour de France an. Am reizvollsten sind natürlich Bergetappen, die Alpen oder die Pyrenäen waren mir aber aus Zeitgründen -um einen attraktiven Platz an einer Hochgebirgsetappe zu ergattern, muß man einige Tage vor Durchfahrt der Profis vor Ort sein- aufzusuchen nicht möglich. Deshalb (und weil ich die Gegend schon kannte und schätze) bot sich in diesem Jahr ein Ausflug in die Vogesen an, keine 500 km von Köln entfernt.

Der Plan war also, zwei Tage vor der Etappe von Vittel nach Colmar einen schönen Platz an einem der teilweise doch recht knackigen Anstiege zu sichern und zu warten mit allem, was dazugehört: Rumsitzen, Wein trinken und vielleicht selber mal Rad fahren.

Losgehen sollte es gegen Mittag. Schlecht vorbereitet wie wir (das ist außer mir noch mein Nachbar, Freund und treuer TdF-Ausflugspartner) waren, ging es erst gegen halb vier los, also mitten in den Berufsverkehr hinein. Bereits eine gute halbe Stunde später mussten wir jedoch mit belustigtem Erschrecken feststellen, dass wir nicht an unser Schlafzeug gedacht haben. Na gut, also wieder zurück, Bettdecken einpacken und noch mal von vorn.-
Am liebsten fahre ich über Luxemburg, hier kann man günstig tanken (inkl. Kanister) und hat, weil man ja im Ausland ist, gleich so etwas wie ein Urlaubsgefühl. Das kleine Land ist schnell durchquert und schon sind wir in Frankreich. Allerdings stellen wir bald fest, dass wir ein kleines Zeitproblem haben; es geht bereits gegen 20 Uhr und wir waren noch nicht ausreichend einkaufen für einen zweitägigen Aufenthalt am Straßenrand in den vogesischen Bergen. Wir kommen also um eine Zwischenübernachtung nicht herum- im Dunkeln einen Platz suchen und dann nichts im Kühlfach zu haben wäre unsinnig. Also irgendwo im Department Moselle runter von der Autobahn, ein Stück Landstraße fahren und einen Campingplatz finden, das wärs- und genau das klappt auch. Die Campingplatzdichte in Frankreich ist einfach der Knaller.
Der Platz ist übrigens fast ausschließlich von Niederländern auf der Durchreise belegt, lediglich unsere direkten Nachbarn sind zwei Tour-de-France-Touristen aus Norddeutschland mit ihrem Wohnwagen, deren Auto mit größeren Problemen in der Werkstatt steht und deren Reise hier ihr vorläufiges Ende findet.

Am nächsten Morgen geht es weiter; wir vollziehen den notwendigen Provianteinkauf und stoßen gegen Mittag auf die Tourstrecke. Der erste Paß, der für uns in Frage kommt, ist der Col de la Schlucht. Am Fuße des Anstiegs fahren wir an einem See mit angrenzendem Campingplatz vorbei- sehr schön anzusehen, aber wir wollen ja weiter rauf. Schnell stellen wir aber fest, dass wir hier zu spät sind: die Straße ist bereits komplett ausgebucht. Man könnte sich bestimmt noch irgendwo reinquetschen, ziehen es aber erstmal vor, weiterzufahren. Es kommen ja noch weitere Pässe. Ein ähnliches Bild zeigt sich allerdings dann auch am folgenden Col du Platzerwasel, mit knapp 1200 m genauso hoch. Die besten Plätze sind auch hier offenbar seit Tagen besetzt. Die Fahrt an den Autos und Menschen am Straßenrand gestaltet sich aber ganz nett, viele Leute winken uns und dem Bulli zu. Andere T2 habe ich übrigens nicht gesehen, die meisten sind mit großen weißen Wohnmobilen hier. Man freut sich also über die immerhin zwei, drei T3, die man sieht.
Und dass die meisten Leute mit großen, breiten WoMos da sind, wird dann kurz vor dem höchsten Punkt zu unserem Vorteil: hier wird es rechts und links der Straße einfach zu eng für sie- nicht aber für uns. Wir stehen zwar auch etwas schräg, mit zwei dicken Steinen unter den Reifen reicht es dennoch halbwegs. Nicht aber für die gasbetriebene Kühlbox, sie weigert sich unter diesen Umständen zu arbeiten. Na ja. Nach dem Positionieren des Bullis (natürlich mit der Schiebetür zur Straße hin) erstmal ein Bierchen getrunken, dann bei bestem Wetter die direkte Umgebung erkundet, dabei einen kleinen Bach als Waschmöglichkeit aufgetan und beschlossen, es für heute mit dem Radfahren seinzulassen. Lieber lecker essen, Wein trinken und entspannen, wie geplant.
Die Nacht verläuft dann eher unerfreulich. Es gibt ein Gewitter, gießt wie aus Kübeln und der Wind zerrt am Aufstelldach, unter dem ich liege. Gleich mache ich mir Gedanken um die Standfestigkeit der Steinkonstruktion unter den Reifen auf dem nun aufgeweichten Boden; schlafraubend, so etwas. Aber am Ende waren die Sorgen doch unbegründet.
Am nächsten Tag bleibt es kühl und feucht. Das ist erstmal nicht schön, andererseits hatte ich zuvor noch keine Regenetappe vom Straßenrand aus erlebt, das hat ja auch etwas. Wir sitzen also im Auto, frühstücken gepflegt und sehen dem anschwellenden Strom von Touristen durch die geöffnete Schiebetür zu. Hier spielt der Bulli einen seiner Vorteile aus: man sitzt quasi auf Augenhöhe mit den vielen Fußgängern und Hobbyfahrern, die die Gegend erkunden und ein gutes Plätzchen suchen, während der „normale“ Wohnmobilist komfortabel isoliert ist oder selbst vor seinem Fahrzeug im Regen steht.

Etwa eine Stunde vor der Durchfahrt der eigentlichen Akteure fährt bei der Tour de France eine gewaltige Werbekarawane die Strecke ab und verteilt kleine Präsente und anderes Werbematerial. Diese Karawane besteht aus den interessantesten Fahrzeugen, auch 2CV kämpfen sich über die Strecke. T-Mobile schickte zu Zeiten ihres Radsportengagements einen Käfer und einen T2 ins Rennen, das ist mittlerweile aber vorbei. Immerhin können wir einige Süßigkeiten und ein paar Mützen abgreifen, wie jedes Jahr.
Gegen 16 Uhr kommen dann die Radprofis vorbei. Zunächst ein paar Ausreißer, dann folgt das aufgrund des schwierigen Streckenprofils in Kombination mit dem Regenwetter lang auseinandergezogene Hauptfeld. Zum Schluß dann noch ein paar Abgehängte, fast eine halbe Stunde nach den Spitzenreitern. Zu erkennen sind leider nur wenige, zu eingepackt fahren sie da in ihren Regenklamotten (eine Seltenheit auf einer solch schweren Etappe!). Aber schön war es doch.

Die Reise konnte also weitergehen. Der auf der Anfahrt erwachsene Plan, zu dem oben erwähnten See zurückzufahren und noch ein oder zwei Nächte dort zu verbringen, erwies sich anbetrachts des Wetters nun als unattraktiv. Doch wie weiter? Erstmal mit beschlagenen Scheiben dem Streckenverlauf folgen und dann weitersehen. Die nächste Etappe lockt. Diese hat zwar ein weitestgehend flaches Profil, aber man ist ja nun mal in der Gegend! Also den Streckenplan mit der Karte abgeglichen und los, der bereits beschilderten Strecke entlang und einen Campingplatz finden.

Blöd ist allerdings, dass ausgerechnet jetzt ohne Vorwarnung der Tank leer ist. Die anstrengende Fahrt durchs Gebirge hat den alten Recken offenbar zum Saufen verleitet. Nun gut, ich habe ja auf der Hinfahrt den Kanister vollgemacht (und nach dieser Reise den Geber für die Tankanzeige erneuert). Trotzdem kostet uns die Suche nach einer Tanke einige Zeit. Es ist früher Abend und die Tankstellendichte in Frankreich eher mäßig.

Tatsächlich finden wir nach dem Tanken ein Kaff mit einem Campingplatz direkt an der Strecke- Glück gehabt! Leider stehen hier schon zwei Wohnwagengespanne Schlange und der Platz scheint voll zu sein, denn diese müssen wieder abrücken. Der kompakte Bulli findet aber die Gnade der Platzbetreiberin und wir bekommen eine kleine Parzelle zugewiesen, 1 A. Außerdem gibt es an der Rezeption hervorragenden Elsässer Riesling- was will man mehr: eine heiße Dusche, Spaghetti mit Pesto und lecker Wein. Fehlt nur noch gutes Wetter.
Tags drauf kommt der Tourtross schon gegen Mittag vorbei, wir dürfen also auf dem Platz stehen bleiben, bis die Straße wieder freigegeben ist.

Encore un fois: auf die Werbekarawane warten, „Kamelle!“ rufen (der Rheinländer weiß, was gemeint ist), zurück zum Bulli, Kaffee trinken und abermals den Profis zujubeln. Herrlich.

Gut gelaunt geht es dann heimwärts. Wir hätten eigentlich noch eine Nacht irgendwo kampieren können, wenn das Wetter besser wäre. Aber so ist es auch gut. Immer noch beeindruckt vom Riesling des Vorabends machen wir es uns zur Aufgabe, auf der Überlandfahrt gen Heimat genau den Winzer aufzutreiben, der uns den feinen Schluck bereitet hat, um dort noch Souvenirs zu erwerben. Schließlich gelingt uns das nicht ganz; wir kaufen dann bei einem seiner Kollegen ein paar Flaschen.

Auf jeden Fall war es diesmal wieder ein feiner, lustig unorganisierter Ausflug zu meinem Lieblingsradrennen in einer wirklich sehr schönen Region.
Ob ich dieses Jahr wieder eine mehrtägige Reise zur Tour unternehme, weiß ich noch nicht. Allerdings ist der Start dieses Jahr in Rotterdam, so dass die Strecke dann über Belgien nach Frankreich verläuft. Ideale Voraussetzungen also für wenigstens einen Tagesausflug; vielleicht ergibt sich ein kleines Bullitreffen? Ich bin jedenfalls wieder vor Ort, ganz sicher.
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