Werksferien 1971

Dieses Forum wird als Wissensdatenbank über Modelljahre und Ausstattungen des T2s dienen.
Benutzeravatar
clipperfreak
Wohnt im T2!
Beiträge: 8397
Registriert: 30.09.2007 18:34
IG T2 Mitgliedsnummer: 223

Re: Werksferien 1971

Beitrag von clipperfreak »

ulme*326 hat geschrieben:Hallo bc72,

mein Scheunen-T2ab-Clipper: Erstzulassung Österreich 25.2.1972 bei Fgst.-Nr. 24 2 2116356 (Ö-Typenscheinbeiblatt mit Änderungshinweis vom T2a auf T2ab datiert auf 9.August 1971 - also wohl nach den besagten Werksferien?)

@all
Wieviel T2ab wurden denn nun pro Tag gebaut? Das mit den 1000 kam mir irgendwie zu hoch vor. Es heißt doch immer die T2ab-Population sei so klein ? :confused: . Beim FIN-Vergleich aber zwischen dem Fahrzeug von BC72 und meinem verändert sich zwischen August und Februar (= rd.6 Monate incl. Weihnachtspause) der Zähler um ca. 110000. Bei ca. 110AT hätte Wolfgang mit seinen 1000 T2 pro Tag recht. Ich kanns immer noch nicht glauben. Übersehen wir was? :unbekannt:

Am Rande: Bis zu welcher Fgst.-Nr. war zum Beispiel der Motordeckelwulst der kurze? :nighty: Hat Dein T2ab den noch? - müßte er eigentlich dranhaben.
Vielleicht weiß Clipperfreak da ja was zu......?
Stimmt nicht, der Zwitter also der T2a/b war das wohl meistproduzierte Modelljahr überhaupt :D :jump:

Produziert wurde m.M. schon ab Ende Juli immer. Man müsste nur mal nachforschen im Netz wann die Werksferien im Jahr 1971 in Hannover beendet werden, bzw. der erste Arbeitstag seinerzeit war und schon wissen wir es ja 100%ig :schlaumeier:
Gruß
Klaus *223
Benutzeravatar
Wolfgang T2b *354
Wohnt im T2!
Beiträge: 2582
Registriert: 27.04.2004 11:00
IG T2 Mitgliedsnummer: 354
Kontaktdaten:

Re: Werksferien 1971

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo Klaus,
clipperfreak hat geschrieben:... der Zwitter also der T2a/b war das wohl meistproduzierte Modelljahr überhaupt
Jau, ist schon erstaunlich, dass der Bus in der Zeit um die Ölkrise herum seine besten Jahre hatte. Er galt ja auch damals nicht gerade als Kostverächter. Trotz eines Spritpreises von 30 Eurocent war damals das Loch in der Haushaltskasse bei einer Tankfüllung auch nicht geringer als heute (unter Berücksichtigung der Stundenlöhne).
clipperfreak hat geschrieben:Produziert wurde m.M. schon ab Ende Juli immer. Man müsste nur mal nachforschen im Netz wann die Werksferien im Jahr 1971 in Hannover beendet werden, bzw. der erste Arbeitstag seinerzeit war und schon wissen wir es ja 100%ig :schlaumeier:
Auch der genaue Arbeitsbeginn nach den Werksferien wird hier nicht viel weiterhelfen, denn der Start der neuen Produktion ist ja kein Augenblicksereignis, sondern zieht sich über Monate hin. Die ersten neuen Karosserien wurden oft schon lange vor den Werksferien gepresst und lackiert (und hatten zwangsläufig schon neue FINs). Ich meine jetzt nicht die sog. Nullserien oder die Vorserien, die zum Testen und Optimieren gebaut wurden und die nicht in den Verkauf kamen. Sondern es geht darum, dass zum Beginn der Massenproduktion nach den Werksferien ja alle Produktionsschritte schon mit Material versorgt sein mussten. Man konnte ja nicht Tausende von Leuten herumsitzen lassen, weil die Arbeitsschritte vor ihnen noch nicht genug produziert hatten. Zwischen dem Rohbaubeginn und dem Ende der Endmontage lagen mehrere Wochen Durchlaufzeit (damals! Heute nicht mehr). Das heißt, in den ersten Abschnitten musste schon einige Wochen vorgearbeitet werden, ehe die Endmontage loslegen konnte.
Man darf sich das Werk nicht als eine lange Produktionslinie vorstellen, in die vorne ein Stapel Blech und ein Pott Farbe gesteckt wird und hinten ein Bus herauskommt. Viele Schritte sind zwangsläufig vollständig voneinander entkoppelt. Speziell das Presswerk in Hannover musste ja auch andere „Kunden“ versorgen, denn zeitweilig wurden hier auch Käfer und sogar Toyota-Pickups gebaut und zudem Karosserien fürs Ausland (sog. CKD-Bausätze für kleine Auslandsfertigungen, die nur die Endmontage machen konnten). Und auch Ersatzteile, die uns heute als NOS in Verzückung versetzen. Das heißt, es waren schon Tausende von Karosserien fertig und lackiert (und nummeriert), bevor die eigentliche Massenproduktion anlief.

Du kannst also vom Baudatum über die FIN nicht 1:1 zurückrechnen, das wievielte Auto des Modelljahres es tatsächlich war, da fehlen Nummern, sind vorgezogen oder zurückgestellt worden. Vor allem im Hochlauf.

Zum Beginn der Werksferien: ich erinnere mich schwach daran, dass die Werksferien immer drei Wochen dauerten und in der Mitte der niedersächsischen Schulferien lagen. So wollte man den Reiseverkehr ein wenig entzerren. Ich hab’ rausgegoogelt, dass die Schulferien 1971 vom 29.07. bis zum 08.09. gingen (Niedersachsen war damals seltsamerweise das späteste Bundesland). Es könnte also sein, dass die Werksferien damals um den 8.8. begannen und um den 29.8. endeten. Mit allem Vorbehalt. Aber wie oben gesagt, der Arbeitsbeginn nach den Ferien ist nicht der wirkliche Produktionsbeginn, sondern nur der nominelle.

Jetzt reicht’s aber mit dem ollen Krams.

Schöne Grüße

Wolfgang
Benutzeravatar
boggsermodoa
Wohnt im T2!
Beiträge: 7244
Registriert: 22.12.2003 10:53
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Re: Werksferien 1971

Beitrag von boggsermodoa »

Wolfgang T2b *354 hat geschrieben:Jau, ist schon erstaunlich, dass der Bus in der Zeit um die Ölkrise herum seine besten Jahre hatte.
Die erste Ölkrise war eine Folge des Jom-Kippur-Krieges im Spätjahr '73. Das könnte also den Einbruch der Produktionszahlen '73 und '74 erklären. Daß die danach nie mehr recht in die Hufe kamen, könnte aber auch damit zusammenhängen, daß der Transit um die Zeit rum mal vernünftige Motoren bekommen hat (neben endlich 2l Hubraum für's Rumpelstilzchen auch einen 2l-Perkins-Diesel). Zumindest für türkische Großfamilien war die Frage damit abschließend geklärt und für viele Handwerker, Baufirmen etc. ebenfalls. Man müßte das wohl auch mal nach den verschiedenen Modellen (Nutzfahrzeuge vs. Busse) differenzieren.

Gruß,

Clemens
Benutzeravatar
Bullireisen
T2-Meister
Beiträge: 104
Registriert: 12.10.2011 15:54
IG T2 Mitgliedsnummer: 669
Kontaktdaten:

Re: Werksferien 1971

Beitrag von Bullireisen »

Wolfgang T2b *354 hat geschrieben:Hallo Klaus,
clipperfreak hat geschrieben:... der Zwitter also der T2a/b war das wohl meistproduzierte Modelljahr überhaupt
Jau, ist schon erstaunlich, dass der Bus in der Zeit um die Ölkrise herum seine besten Jahre hatte. Er galt ja auch damals nicht gerade als Kostverächter. Trotz eines Spritpreises von 30 Eurocent war damals das Loch in der Haushaltskasse bei einer Tankfüllung auch nicht geringer als heute (unter Berücksichtigung der Stundenlöhne).
clipperfreak hat geschrieben:Produziert wurde m.M. schon ab Ende Juli immer. Man müsste nur mal nachforschen im Netz wann die Werksferien im Jahr 1971 in Hannover beendet werden, bzw. der erste Arbeitstag seinerzeit war und schon wissen wir es ja 100%ig :schlaumeier:
Auch der genaue Arbeitsbeginn nach den Werksferien wird hier nicht viel weiterhelfen, denn der Start der neuen Produktion ist ja kein Augenblicksereignis, sondern zieht sich über Monate hin. Die ersten neuen Karosserien wurden oft schon lange vor den Werksferien gepresst und lackiert (und hatten zwangsläufig schon neue FINs). Ich meine jetzt nicht die sog. Nullserien oder die Vorserien, die zum Testen und Optimieren gebaut wurden und die nicht in den Verkauf kamen. Sondern es geht darum, dass zum Beginn der Massenproduktion nach den Werksferien ja alle Produktionsschritte schon mit Material versorgt sein mussten. Man konnte ja nicht Tausende von Leuten herumsitzen lassen, weil die Arbeitsschritte vor ihnen noch nicht genug produziert hatten. Zwischen dem Rohbaubeginn und dem Ende der Endmontage lagen mehrere Wochen Durchlaufzeit (damals! Heute nicht mehr). Das heißt, in den ersten Abschnitten musste schon einige Wochen vorgearbeitet werden, ehe die Endmontage loslegen konnte.
Man darf sich das Werk nicht als eine lange Produktionslinie vorstellen, in die vorne ein Stapel Blech und ein Pott Farbe gesteckt wird und hinten ein Bus herauskommt. Viele Schritte sind zwangsläufig vollständig voneinander entkoppelt. Speziell das Presswerk in Hannover musste ja auch andere „Kunden“ versorgen, denn zeitweilig wurden hier auch Käfer und sogar Toyota-Pickups gebaut und zudem Karosserien fürs Ausland (sog. CKD-Bausätze für kleine Auslandsfertigungen, die nur die Endmontage machen konnten). Und auch Ersatzteile, die uns heute als NOS in Verzückung versetzen. Das heißt, es waren schon Tausende von Karosserien fertig und lackiert (und nummeriert), bevor die eigentliche Massenproduktion anlief.

Du kannst also vom Baudatum über die FIN nicht 1:1 zurückrechnen, das wievielte Auto des Modelljahres es tatsächlich war, da fehlen Nummern, sind vorgezogen oder zurückgestellt worden. Vor allem im Hochlauf.

Zum Beginn der Werksferien: ich erinnere mich schwach daran, dass die Werksferien immer drei Wochen dauerten und in der Mitte der niedersächsischen Schulferien lagen. So wollte man den Reiseverkehr ein wenig entzerren. Ich hab’ rausgegoogelt, dass die Schulferien 1971 vom 29.07. bis zum 08.09. gingen (Niedersachsen war damals seltsamerweise das späteste Bundesland). Es könnte also sein, dass die Werksferien damals um den 8.8. begannen und um den 29.8. endeten. Mit allem Vorbehalt. Aber wie oben gesagt, der Arbeitsbeginn nach den Ferien ist nicht der wirkliche Produktionsbeginn, sondern nur der nominelle.

Jetzt reicht’s aber mit dem ollen Krams.

Schöne Grüße

Wolfgang
Das ist ja ein sehr interessantes Thema. Reicht gar nicht mit dem alten Krams.
Würde mich sehr interessieren noch mehr zu begreifen, wie das mit der Modellumstellung so vor sich ging. Da gibt es ja schon einige gute Erklärungen dazu aber so ganz schlau werde ich nicht.
M-Plate
M-Plate
Ich habe meine M-Plate auch einmal dekodiert, bin aber selber auf ein anderes Produktionsdatum gekommen bei 30 5 wäre das für mich der 5.Tag in der 30. Kalenderwoche 1971. Die Erste Kalenderwoche bei VW war die erste Woche mit einem Donnerstag. Richtig??? Also die Woche ab dem 04.1.1971. M-Plate Decoder wirft aber den 23.07.1971 als Produktionsdatum aus. Das wäre dann aber KW 29. Was ist jetzt richtig?
Damit ist das einer der letzten T2a. Und der wurde von einem VW Autohaus Peters Mühldorf als Vorführwagen über die Mahag München gekauft und noch 1 Jahr lang betrieben, obwohl das neue Modell schon zu bestellen gewesen wäre?
Warum baut VW noch das alte Modell, wenn es schon Teile für das neue Modell gibt und der Übergang fließend wäre? Dann könnte man die Restbestände doch einfach als Ersatzteile nehmen? Ich glaube eher daß die Werksferien für den Umbau der Anlagen genutz wurden und daß es vorher eben keine anderen Teile gab sondern erst ab der neuen Produktion nach den Werksferien. Wie sollten sie auch auf der alten Straße den neuen Bus fertigen. Damals gab es ja für jedes Modell eine Strasse nicht wie heute wo auf einer Straße viele oder sogar alle Modelle gefertigt werden auch neue und alte durcheinander. Wahrscheinlich hat das Autohaus in Mühldorf den Wagen eben auch noch vor den Ferien im Mai oder Juni bestellt, weil sie sonst noch bis August hätten warten müssen???

Hab ich dann den 273.298 T2a?
Wie viele wurden denn gebaut?

Gruß
Alex
Bullireisen reist mit dem VW T2a von 1971

Bild Bild
Benutzeravatar
Phil 78
T2-Süchtiger
Beiträge: 226
Registriert: 14.11.2009 19:31
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Re: Werksferien 1971

Beitrag von Phil 78 »

Wolfgang T2b *354 hat geschrieben:Hallo Historiker,

ich hab’ noch mal nachgeschaut, auch in Wikipedia. In der Spitzenzeit wurden rund 260 000 T2 pro Jahr gebaut (Mitte der Siebziger), bei elf Arbeitsmonaten à 20 Werktagen macht das 1200 Fahrzeuge am Tag oder knapp 6000 pro Woche. Im Durchschnitt. In der Spitze waren es erheblich mehr, da die Produktionskapazität ja nicht auf den Durchschnitt festgelegt werden durfte, sondern deutlich drüber liegen musste. Es gab immer wieder mal längere Engpässe (Anlagen defekt, Glatteis auf den Straßen, Streik bei Zulieferern, irgendwo hat’s auch mal heftig gebrannt, Gießerei?), so dass in den Wochen danach um so heftiger rangeklotzt wurde. Oder auch vor den Werksferien und ganz besonders, wenn die Kunden mehr haben wollten als normal machbar waren. Z.B., wenn die Post oder die Bahn mal wieder einen Riesenauftrag platziert hatten. Dann wurde auch am Samstag und in Teilbereichen sogar am Sonntag gearbeitet.

Und es gab das Gegenteil. Die Produktion lief auf Sparflamme, keine Nacht- oder Wochenendschichten, und in der Umgebung wurden riesige Wiesen von den Bauern angemietet, die dann mit T2 vollgestellt wurden, bis die Konjunktur wieder lief. So eine Situation gab es auch mal, weil irgend ein lächerliches Zulieferteil nicht funktionierte und man deswegen die Produktion nicht vollständig stoppen wollte oder konnte.

Damals kamen die T2 fast alle noch aus Hannover, ein paar für Amerika schon aus Emden (wobei die Teile für Emden ebenfalls in Hannover produziert wurden), möglicherweise einige aus Mexiko und Brasilien, und, soweit ich weiß, keine aus Südafrika (die haben erst mit dem T3 eine eigenständige Produktion hochgezogen)

Ich nehme an, dass die Kapazität des Werkes auf rund 2000 Fahrzeuge pro Tag angelegt war, in „normalen“ Zeiten bei rund 1500 lag und beim Hochlauf oder bei Schwierigkeiten um die 1000. Das heißt, Eure 4000 pro Woche sind ok. Wenn es sein musste, konnten es auch 8.000 oder 10.000 sein.

Schöne Grüße

Wolfgang
Ich nehme aber mal an, dass damals 3 schichtig gearbeitet wurde. Also 1500 Bullis in 24 Stunden?

Jedenfalls logistisch sehr beeindruckend, ist doch so ein Auto eine der umfangreichsten Baugruppen...
"Volkswagen Does It Again"

Bild
Benutzeravatar
Wolfgang T2b *354
Wohnt im T2!
Beiträge: 2582
Registriert: 27.04.2004 11:00
IG T2 Mitgliedsnummer: 354
Kontaktdaten:

Re: Werksferien 1971

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo Philk,
Phil 78 hat geschrieben:Ich nehme aber mal an, dass damals 3 schichtig gearbeitet wurde. Also 1500 Bullis in 24 Stunden?
nee,nee, in der guten alten Zeit wurde noch nicht dreischichtig gearbeitet (na ja, so gut war die alte Zeit auch wieder nicht). Die Endmontage lief, zumindest in der Zeit, in der ich dabei war, nur zweischichtig mit Wechsel um 14 Uhr. So weit ich mich erinnere, gab es nachts nie komplette Produktionsschichten.

Das einzige, was rund um die Uhr lief, war die Gießerei. Man konnte ja nicht mal auf die Schnelle die Öfen für ein paar Stunden abstellen. Auch in der Härtei war es ähnlich. Zudem lief die Auspuffproduktion ziemlich lange. Bei all' dem Streusalz hielten die Dinger damals ja auch nur ein paar Jahre und der Ersatz kam quasi immer aus dem Werk.

Alles andere beschränkte sich auf zwei Schichten. Nur in Ausnahmefällen wurden nachts Sonderschichten eingelegt, die auch gut bezahlt wurden. Bei manchen Bauteilstraßen reichte sogar eine einzige Schicht aus, dann war genug Vorrat produziert.

Das präzise Takten der einzelnen Produktionsschritte war damals noch nicht so sauber wie heute möglich und auch gar nicht nötig, denn "Just in time" war noch nicht erfunden. Zudem wurde fast alles selber gebaut, was heute kein Autohersteller in diesem Umfang mehr macht. Deshalb haben viele Anlagen nicht für die laufende Produktion gearbeitet, sondern in riesige Lager, aus denen dann bei Bedarf abgezogen wurde. Es macht ja auch keinen Sinn, am laufenden Band Schiebedächer zu produzieren, wenn nur 100 am Tag gebraucht werden. Und damit die Schiebedachbauer nicht auf dumme Gedanken kommen, haben sie in der Zwischenzeit halt etwas anderes gebaut.

Schöne Grüße

Wolfgang
Antworten