Verschraubung Heckblech T2a (Re: Die Frechheit der Woche!)

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Dani*8
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Re: Die Frechheit der Woche!

Beitrag von Dani*8 »

Ich vermute, der Übergang war fließend, da VW die Restbestände aufgebraucht hat. Ich kenne 71er, die das Heckblech mit 2 Schrauben haben und in den Trägern sind noch alle 4 Gewinde. Es gibt etliche, bei denen nur noch 2 Gewinde in den Trägern sind (aber noch alle 4 Bohrungen) und eben tatsächlich einzelne Autos, die noch das alte Heckblech haben. Mein ehemaliger KTW EZ 8/70 hatte auch noch 4 Schrauben, in der Betriebsanleitung war aber schon das Blech mit 2 Schrauben abgebildet. Ich denke mal, spätestens ab Ende 1970 hatten dann alle Busse das "richtige" Heckblech. OK, und das uralte Bild hat null Beweiskraft, weil man da nix erkennt... :D
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bulli71
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Re: Die Frechheit der Woche!

Beitrag von bulli71 »

Das halte ich für eine schlüssige Erklärung, zumal das just-in-time Konzept in dieser Zeit noch lange nicht so ausgeprägt war wie heute und deutlich mehr Lagerhaltung vorlag. Es gab (und gibt) nicht für jedes Teil eine eigene Presse, sondern es werden insbesondere für kleinere Teile Zyklen geplant und die Maschinen mit dem entsprechenden Werkzeugen bestückt um die Lager zu füllen, aus denen die Produktion versorgt wird. Habe selber in meiner Lehrzeit mitunter mit Formen hantiert wenn es hieß "wir machen jetzt mal wieder eine Woche Armaturenbretter für XYZ".
Es scheint jedenfalls alles nicht so ganz eindeutig zu sein.
Mein genaues Produktionsdatum kenne ich nicht, aber bei Erstzulassung 20. Januar 71 und vorherigen behördlichen Beschaffungszeiträumen dürfte das auch irgendwann in Herbst 70 gelegen haben. Vielleicht gebe ich mal das Geld für die Geburtsurkunde aus.

Update: ich habe den VW Restaurationsbetrieb angeschrieben, ob sie in dieser elementaren Frage Licht ins Dunkel bringen können. Werde berichten
Thorsten
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Olli239
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Re: Die Frechheit der Woche!

Beitrag von Olli239 »

Sollte man die Disskussion über das Hekblech nicht besser in in die Modellkunde abtrennen?

Viele Grüße
Olli
VW Bulli T2b, 1978, Campmobile, 2.0 Liter Einspritzer, Reimport aus Kalifornien/Utah
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Wolfgang T2b *354
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Re: Die Frechheit der Woche!

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo,

Eure Vermutung ist vollkommen richtig. Zu dieser Zeit war Just-in-Time nicht nur nicht ausgeprägt, sondern es galt genau die gegenteilige Philosophie. Produktionsschritte wurden gezielt durch Zwischenlager entkoppelt, um eventuelle Störungen nicht auf die Folgeschritte durchschlagen zu lassen. Die JIT-Philosophie schwappte erst Anfang der 80er aus Japan zu uns herüber (Toyota Production System) und hat hierzulande zu einem radikalen Umdenken geführt. Und folglich zum Umbau der Unternehmen. Damals war die deutsche Autoindustrie ernsthaft auf der Kippe, den Anschluss zu verlieren. Ab dann galt die Philosophie: wenn es Probleme in der Produktion gibt, dann sorge dafür, dass sie sofort sichtbar und spürbar werden (bis zum Anlagenstillstand!), nur dann können sie beseitigt werden. Möglichst keine Zwischenlager, die so etwas abpuffern. Damals war Toyota Volkswagen um Meilen voraus.

Trotzdem geht's natürlich nicht ohne Lagerhaltung, denn die weitaus meisten Teile eines Autos lasten eine Maschine, z.B. eine Presse, nicht lange aus. Sehr oft konnte gleich eine ganze Jahresmenge eines Bauteils in wenigen Stunden hergestellt werden. Selbst große Teile wie Busdächer wurden zwischengelagert, um die großen Dachpressen für andere Teile zu nutzen. Auch komplette geschweißte Karosserien wurden eingelagert. Deshalb findet man regelmäßig Teile verschiedener „Generationen“ in einem Fahrzeug, sofern das keine technischen oder optischen Probleme gibt. Man konnte ja am Modelljahresende nicht alle geänderten Teile wegwerfen.

Das, was hier an den Schrauben des Heckblechs sichtbar wird, war eher die Regel, denn die Ausnahme. Natürlich gab es Änderungen die sofort und radikal durchgesetzt wurden (sichtbare Karosserieteile, Motorisierung, Ausstattung, Sicherheit), doch neben diesen gab es massenhaft punktuelle Optimierungen/Veränderungen, die schleichend in die Produktion kamen. Von manchen einfachen und billigen Teilen waren ja mehrere Jahresproduktion auf Lager, weil das effizienter war, als Maschinen immer wieder neu einzurichten.

Schöne Grüße

Wolfgang, der damals im Werkzeugbau in Hannover g'schafft hat
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T2Arizona
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Re: Die Frechheit der Woche!

Beitrag von T2Arizona »

Hallo,
auch heute ist es noch möglich, dass sich Änderungen an Fahrzeugen erst nach und nach durchsetzen.
Für den Außenstehenden ist das meistens nicht erkennbar, aber es werden im Prozess täglich Änderungen vorgenommen um z.B. dem Mitarbeitern die Montage zu erleichtern, Qualitätsbedenken, neue Vorschriften,...

Trotz just-in-time Lieferketten können sich gewisse Änderungen erst nach Monaten oder zum Modellwechsel vollständig durchsetzen.
Dafür gibt es verschiedenste Gründe:
- Entnahme von Bauteilen zur Qualitätsprüfung und spätere Zurückführung
- Ausschleußung von Karosserie(teilen) zur Nacharbeit wegen Kratzer etc. und spätere Zurückführung
- Beschaffung eines zweiten Presswerkzeugs für das gleiche Bauteil, wobei das alte Werkzeug die Neuerungen nicht hat
- Auch größere Lagerhaltung für Produktionsspitzen ist nach wie vor verbreitet wenn Presswerk und Karosseriebau hunderte Kilometer voneinander entfernt sind
- Sogar bevorratete Ersatzteile aus dem Endkundenlager wurden schon beim Ausfall einer Presse verbaut
- ...

Beim Betrachten der Neuwägen am Lagerparkplatz entsteht so wahrscheinlich der Eindruck dass "alle" die Änderung haben.
Ein paar Wochen später sind dann vielleicht trotzdem noch 5 Fahrzeuge dabei mit alten Teilen die man nur bei genauen Hinsehen erkennt.

Schöne Grüße
Michael
(Der nach 10 Jahren aus der Automobilindustrie geflüchtet ist)
Das Leben ist zu kurz für langweilige Fortbewegungsmittel.
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Sgt. Pepper
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Re: Die Frechheit der Woche!

Beitrag von Sgt. Pepper »

Moin,

wir reden aber hier immernoch über ein Nutzfahrzeug, oder? :lol:

Grüße,
Stephan
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Wolfgang T2b *354
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Re: Verschraubung Heckblech T2a (Re: Die Frechheit der Woche!)

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo Stephan,
Sgt. Pepper hat geschrieben: 16.02.2021 13:35 wir reden aber hier immernoch über ein Nutzfahrzeug, oder? :lol:
ja, schon. Doch die Regeln und Abläufe in der Produktion sind überall gleich. Und die Probleme und Konsequenzen auch. Egal, ob Lambo oder Traktor.

Schöne Grüße

Wolfgang
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aircooled68
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Re: Verschraubung Heckblech T2a (Re: Die Frechheit der Woche!)

Beitrag von aircooled68 »

Egal, ob Lambo oder Traktor.
Diese Marke stellt Sportwagen und Traktoren her. Genauso wie Porsche mal. Der Vergleich hinkt also ein bisschen...

Gruß Jan
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https://vw-type2-id.xyz/mplate/22138101/#
Vmax=141kmh
A89 (1972) = 032 094 206 506 511 616

Stammtisch Südwest
viewtopic.php?p=318124#p318124

Jan *779
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Wolfgang T2b *354
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Re: Verschraubung Heckblech T2a (Re: Die Frechheit der Woche!)

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

... ok.

Der Kern der Aussagen von Michael und mir war: komplexe Produkte haben immer das Problem des "schleichenden" Generationswechsels, egal, ob Waschmaschinen, Windgeneratoren oder Westys.

Schöne Grüße

Wolfgang
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bulli71
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Re: Verschraubung Heckblech T2a (Re: Die Frechheit der Woche!)

Beitrag von bulli71 »

Dann nehmen wir Koenigsegg und Lanz als Vergleich. Wobei die wiederum mit Stückzahlen agier(t)en dass sie vor anderen Fragen stehen. Ist das alles schwierig....

Es kamen aber auf jeden Fall noch einige gute Einwände, aus denen man möglicherweise Schlüsse oder zumindest Hinweise ziehen kann. Tolles Forum mit breit aufgestellter Basis!
Thorsten
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