Ein eher ungewöhnlicher Motorschaden, oder auch Glück im Unglück

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Peter E.
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Ein eher ungewöhnlicher Motorschaden, oder auch Glück im Unglück

Beitrag von Peter E. »

Moin zusammen,

Ich hatte vor einer Woche unvermittelt einen Motorschaden.
Der Motor lief super, war an dem Tag schon 200km gefahren (mit Wohnwagen auf der Autobahn)
Tempo 85-90, Öltemp 95°, Öldruck 2,5 Bar
Kurz vor der Abfahrt Gas weggenommen und plötzlich merkwürdige Geräusche von hinten.
Also Kupplung getreten, rechts ran, Ende...
IMG_20210606_082339_169.jpg
Zu Hause dann Fehlersuche, und es zeigte sich, dass zwar die Kurbelwelle problemlos dreht, die Ventile aber keine Regung zeigen.
Also Motor raus und zerlegt, und es zeigte sich folgendes Bild:
IMG_20210613_110827_724.jpg
Am Rad der Nockenwelle sind jeweils 90° versetzt Stellen, an denen die Zähne dünngeschliffen sind.
Das Rad der Kurbelwelle hat 2 gegenüberliegende Stellen mit beschädigten Zähnen.

Außer den beiden Zahnrädern hat im Motorblock nichts Schaden genommen.
Alle Lagerstellen sind noch im Standardmaß.

Allerdings haben die Einlassventile minimal die Kolben berührt.
Die Macken im Kolben sind minimal, aber mit dem Fingernagel spürbar.
IMG_20210611_204655_788.jpg
Ventile halten zwar dicht, ich überlege aber dennoch, sie lieber zu tauschen.

Zum Motor:
1800er Motor von der Bundeswehr eingelagert und dann vor 7 Jahren mit 96er Kolben und Zylindern zum 1900er umgebaut.
(der Block blieb dabei zusammen)

Hat jetzt ca. 23000 Km unauffällig gelaufen.

Als Schadensursache ist in meinen Augen naheliegend, dass die Räder zu stramm liefen und dann durch den Motorlauf rhythmisch stärker abnutzen.

Ist hier schonmal jemandem so ein Schadensbild begegnet?
Gruss von Peter aus dem Schwentinental
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Peter E.
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Re: Ein eher ungewöhnlicher Motorschaden, oder auch Glück im Unglück

Beitrag von Peter E. »

Hier noch ein Paar Bilder vom Nockenwellenrad:
Dateianhänge
IMG-20210613-WA0007.jpg
IMG-20210613-WA0008.jpg
IMG-20210613-WA0009.jpg
IMG-20210613-WA0015.jpg
IMG-20210613-WA0019.jpg
IMG-20210613-WA0020.jpg
Gruss von Peter aus dem Schwentinental
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Tanjas&Thomas_T2b
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Re: Ein eher ungewöhnlicher Motorschaden, oder auch Glück im Unglück

Beitrag von Tanjas&Thomas_T2b »

Ich wer gestern noch bei Peter und habe mal mit in den Block geschaut.

Der Hauptschaden ist am Nockenwellenrad. Das hat an 4 Stellen die Zähne dünn geschliffen und an 4 Stellen sind die Zähne noch "normal" gewesen.
Eine der dünn geschliffenen Stellen ist dann wohl abgeschert.

Die Kurbelwelle hat ca 0,005mm Schlag am Mittellager.
Die Nockenwelle hat keinen messbaren Schlag am Mittellager.
Die Lagerschalen sahen alle etwas mitgenommen aus, aber da muss ja auch schon länger etwas Material vom Nockenwellenrad im Kreis gedreht worden sein.
Die Hauptlagergasse liegt auch noch gut innerhalb der Toleranz.
Das Kurbelwellenrad hatte an diversen Stellen Pittinge, muss also auch neu.

Bei den Köpfen bin ich auch etwas unsicher, der Abdruck der Ventile in den Kolben ist minimalst, gerade mal so das man es fühlen kann.
Die Ventile sind auch noch dicht. Peter hatte mal Benzin in den Ansaugbereich gegossen, das ist nicht im Brennraum angekommen.
Da ist nun die Frage was man mit den Köpfen macht.

Viele Grüße
Thomas
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Matthias S.
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Re: Ein eher ungewöhnlicher Motorschaden, oder auch Glück im Unglück

Beitrag von Matthias S. »

Das ist ja wirklich mal ein interessanter Schaden :cry: . Was alles passieren kann.
Die Ventile sollten raus und geprüft werden ob sie nicht krumm sind.
Ich würde die mit dem Schaft in der Drehmaschine einspannen (Spannzange) und mit der Messuhr abfahren. Ist ja jetzt nicht mehr viel Arbeit.
Grüße, Matthias
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Peter E.
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Re: Ein eher ungewöhnlicher Motorschaden, oder auch Glück im Unglück

Beitrag von Peter E. »

Die Köpfe habe ich heute gereinigt, die gehen morgen zum Instandsetzer um sie minimal planen zu lassen.
Er kontrolliert dann auch gleich, ob die Einlassventile noch grade sind und macht einen Vakuumtest, ob die wirklich dicht sind.

In dem Zuge kann er dann auch gleich die 2 Ersatzköpfe aus dem Regal überprüfen und aufarbeiten.
20210614_181318.jpg
In der Zwischenzeit spüle ich die Gehäusehälften und Co, um alle Späne rauszubekommen...
Gruss von Peter aus dem Schwentinental
sören *186
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Re: Ein eher ungewöhnlicher Motorschaden, oder auch Glück im Unglück

Beitrag von sören *186 »

Puh, so ein Mist.

Was ist denn die Ursache?
Ich habe da keine Idee.

Ein Zusammenbau mit den überholten oder neuen Teilen macht ja keinen Sinn.
Oder wir treffen uns in 23.000km hier wieder ...

VG von Sören
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schrauberger
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Re: Ein eher ungewöhnlicher Motorschaden, oder auch Glück im Unglück

Beitrag von schrauberger »

Hallo, jep wenn ich versuche das Schadensbild irgendwie zuzuordnen komme ich ehrlich gesagt zu keinem einleuchtenden Ergebnis :versteck:
Wenn das Spiel der beiden Zahnräder nur knapp zu eng war, dann könnte ich mir vorstellen, daß sich das NW Zahnrad auf dem kompletten Durchmesser etwas einläuft bis sich die Zahnflanken so weit abgebaut haben, daß sich irgendwann ein minimales Spiel von selbst einstellt.
Das tut den Lagern natürlich nicht wirklich gut :?
Beim Ölwechsel sollte der übermäßige Materialabtrag im Altöl eigentlich auch aufgefallen sein :?

Bei dem gegebenen Schadensbild von 4Stellen gleichmäßig über den Durchmesser verteilt bis zum völligen Abbau der Zahnflanken frage ich mich, hat das ev. etwas mit der Betätigung der Ventile zu tun, gefressene und dadurch schwergängige Ventile in den Führungen, oder vielleicht viel zu starke Ventilfedern, oder schwer laufende oder klemmende Stößel.
Bei der Begutachtung und Vermessung sämtlicher Einzelteile des Motors muss doch irgendwas zu finden sein, was deutlich außerhalb der Toleranz ist :?
Ich bin sehr gespannt was die Ursache war :?:

Ralph
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Peter E.
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Re: Ein eher ungewöhnlicher Motorschaden, oder auch Glück im Unglück

Beitrag von Peter E. »

Den Gedanken mit dem Ventiltrieb hatte ich auch schon, und hier sieht man ja auch, dass die Schadstelle mit einem offenen Auslassventil zusammenkommen:
IMG-20210613-WA0016.jpg
Nockenwelle und Stößel waren aber unauffällig, die Stößel ließen sich auch problemlos ziehen.

Da der Schaden so regelmäßig über das Nockenwellenrad verteilt ist, müssen dann ja aber alle 4 Auslassventile betroffen gewesen sein.
Das würde dann eher auf deine Theorie mit den Ventilfedern oder vielleicht zu enge Ventilführungen passen.

In einem schwergängigen Ventiltrieb ist das Nockenwellenrad natürlich das schwächste Glied, aber wird ein Tuningmotor mit härteren Venttilfedern an der Stelle verstärkt?

Das Öl war immer unauffällig, und auf die 23.000km hat der Motor 7 oder 8 Ölwechsel mit Filter bekommen.
Wenn aber der Abrieb sehr sehr fein war, kann ich das schon übersehen haben.
Gruss von Peter aus dem Schwentinental
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Peter E.
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Re: Ein eher ungewöhnlicher Motorschaden, oder auch Glück im Unglück

Beitrag von Peter E. »

sören *186 hat geschrieben: 14.06.2021 18:41 Ein Zusammenbau mit den überholten oder neuen Teilen macht ja keinen Sinn.
Oder wir treffen uns in 23.000km hier wieder ...

VG von Sören
Da geb ich dir Recht, aber wenn die Köpfe sich jetzt nach der Überprüfung auch unauffällig zeigen bleiben als Schadensursache ja eigentlich nurnoch die Zahnräder.
Gruss von Peter aus dem Schwentinental
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