Wolfgang T2b *354 hat geschrieben: ↑08.03.2025 11:41
Moin Moin,
ich würde mich gern mal an dieses Thema mit einer Frage dranhängen, die Ihr mir vielleicht beantworten könnt.
Mein Auspuff (AS-Motor) musste vor einiger Zeit mal einen Stein umschubsen, weil der Fahrer beim Rückwärtsfahren nicht hingeschaut hat. Seitdem ist das Endrohr ein wenig nach vorn gebogen, aber alles ist auch nach ein paar zehntausend Kilometern noch dicht. Der Auspuff endet jetzt unter der Stoßstange und nicht dahinter, so dass er immer wieder die Stoßstange rußig macht. Deshalb habe ich ihm kürzlich ein Stück Rohr zur Verlängerung aufgeschoben.
Mein Endrohr hat an der engsten Stelle (im Knick des Endrohres) 31 x 34 mm Durchgang, die Verlängerung hat innen 32 mm. Passt schon, habe ich mir gedacht. Was für ein Irrtum!
Bei der nächsten Fahrt war der Motor deutlich lauter, hatte erheblich weniger Kraft und wurde ca. 10° heißer. Ich hatte tags zuvor den Motor eingestellt (Ventile, Zündung, Abgas) und habe natürlich die Ursache dort gesucht. Also Motor nochmals eingestellt, aber alles war paletti.
Dann fielen mir ein paar Bemerkungen von Euch in diesem Fred wieder ein und ich habe kurzerhand die Verlängerung wieder demontiert. Und siehe da, der Motor schnurrt wie immer.
Kann das wirklich sein, dass eine simple Auspuffverlängerung solch‘ gravierenden Einfluss hat? Der lichte Querschnitt hat sich ja kaum geändert. Oder ist es vielleicht die Form des Rohres, denn es hat am Ende eine Umbördelung, die möglicherweise die freie Durchströmung durcheinanderbringt?
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Was sagen denn die Fachleute dazu? Ich hätte nicht im Traum mit derart gravierenden Konsequenzen gerechnet. Macht es Sinn, es noch einmal mit einem glatten Rohr zu versuchen? Das Leben mit einer rußigen Stoßstange wäre aber auch nicht so schlimm.
Danke und schöne Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
naja, die Form deines Endrohres ist etwas ungünstig, sowohl für die Geräuschentwicklung, als auch hinsichtlich Druckverlust. Ich schau bei Gelegenheit mal in meinen Formelsammlungen nach bzgl. Größenordnung, aber aus dem Bauch heraus fallen mir die folgenden Dinge dazu ein:
1. Übergang vom Endrohr auf deine Dose bewirkt einen Druckverlust. Ich vermute, dass dies aber besser sein sollte als direkt im freien zu enden. Da wollte ich aber noch mal nachsehen...
2. Dein Dosenboden ist wie du sagst nach innen gebördelt, und das wirkt wie eine Blende und reduziert den hydraulischen Durchmesser erheblich mehr als man so denkt. Wenn das Loch da 32mm misst, kannst du 200% sicher sein, dass er effektive Querschnitt signifikant kleiner sein wird. Vielleicht finde ich dazu ein anschauliches Bild. (aber nicht mehr heute)
--> Der Dosenboden wird so zum eigentlichen Engpass, denn im Gegensatz zur Blende (mit kreisförmigen Querschnitt) hast du im Anschluß kein Rohrstück mehr was eine Beruhigung der Strömung bewirkt, sondern du endest mit einem Austritt, der noch oben drauf einen zustätzlichen Druckverlustbeiwert von 1 addiert. Das wird dadurch noch dramatischer, als dass der absolute Druckverlust durch die Strömungsgeschwindigkeit im Quadrat bestimmt wird. Und die ist eben aufgrund des Dosenbodens, der quasi als halbe Blende fungiert nochmals beschleunigt, was dann mal ^2 genommen wird und sich somit entsprechend verstärkt....
Kurz: du hast eine perfekte Drossel gebaut

Die zusätzliche Rohrlänge ist zwar da und erhöht theoretisch auch den Druckverlust, ist aber im Vergleich dazu absolut vernachlässigbar.
Du solltest eine signifikante Änderung spüren, wenn du einfach den Dosenboden (Bördelung) absägst. Kannst du gerade machen, oder vielleicht noch etwas besser, abgeschrägt.
3. Geräuschentwicklung.
Mit der Querschnittsänderung vom Endrohr auf die Dose, hast du grob einen Trichter im Übergangsbereich eingebaut. Das ist ein perfekter akustischer Verstärker. Wer hat nicht damals im Sportunterricht in das kleine Ende der Hütchen hinein gerufen? Oder man denke an die Flüstertüte. Das ist der Grund warum er lauter läuft.
4. Temperaturänderung und Leistung
Deine Beobachtung der erhöhten Temp. spricht genau für die gute Wirkung deiner Drossel. Da der gesamte Druckverlust deutlich gestiegen ist, lässt dies den Druck im Auspuff auf der Seite zum Motor hin, deutlich ansteigen. Damit verbleibt beim schließen des Auslassventils ein höherer Absolut im Zylinder, gegen den der Motor wieder ansaugen muß, sprich du verringerst damit die Füllung beim Ansaugen.... das spürt man.
Und da die heißen Gase nun nicht zügig vom Kopf weg kommen, steigt die Verweildauer im Kopf, weshalb dein Mopped hinten entsprechend wärmer läuft.
Noch eine Idee zum richten deines Auspuff, bei meinem Topf ist wohl auch mal jemand rückwärts gegen etwas festes gefahren. Hab zwar kein Endrohr dazu bekommen, jedoch war der Anschluß fürs Endrohr echt krumm. Hab das mit ordentlich Hitze wieder gerichtet. Wenn also nur dein Endrohr krumm ist, richtig heiß machen und biegen. (bitte vorher ausbauen) Ich würde es aber nicht direkt im Schraubstock einspannen, sondern auf ein Rohr/ Vollmaterial drauf stecken und die gestauchte Stelle wenn möglich glühend heiß machen.... oder aber ein Rohr drüber schieben, was minimal größer ist und keine Bördelung nach innen hat
Gruß
André