Eine Odyssee und noch keine Ende in Sicht

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boggsermodoa
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Re: Eine Odyssee und noch keine Ende in Sicht

Beitrag von boggsermodoa »

el.garnelo hat geschrieben:Ohne das Nadelventil übernimmt das gesamte Teil wohl dieselbe Funktion wie die einfache Düse.
So isses! Wenn du den Motor jetzt noch dazu bekommst, daß er mit der Gemischschraube "redet", hast du gewonnen. :fastfood:
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el.garnelo
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Re: Eine Odyssee und noch keine Ende in Sicht

Beitrag von el.garnelo »

boggsermodoa hat geschrieben:
el.garnelo hat geschrieben:Ohne das Nadelventil übernimmt das gesamte Teil wohl dieselbe Funktion wie die einfache Düse.
So isses! Wenn du den Motor jetzt noch dazu bekommst, daß er mit der Gemischschraube "redet", hast du gewonnen. :fastfood:
Also ich bin mittlerweile wieder weitergekommen. Das Problem scheint die Dichtung an der Schraube der Hauptdüse am Vergaser gewesen zu sein. Diese war unglaublich porös und hat sich in kleine Teilchen aufgelöst, die regelmäßig den Vergaser verstopft haben. Da es hier in Kolumbien keine Ersatzteile dafür gibt, habe ich mir jetzt ein neues anfertigen lassen und es sieht soweit gut aus. Einzige Beobachtung die mich stutzig macht: der Bremskraftverstärker verstärkt nicht mehr richtig. Die Bremsen reagieren ziemlich abrupt und nicht mehr so smooth wie vorher. Wenn ich jedoch die Starterklappe schließe, dann ist es wieder butterweich. Scheinbar ist der Unterdruck im "Normalzustand" nicht groß genug. Womit könnte das zusammenhängen?
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boggsermodoa
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Re: Eine Odyssee und noch keine Ende in Sicht

Beitrag von boggsermodoa »

Daß sich die Dichtung auflöst, könnte mit der Spritqualität zusammenhängen. Korrigier mich, wenn ich falsch liege, aber m.W. pendelst du in Südamerika von Land zu Land zwischen Alkohol (Bio-Sprit) und mineralischem Sprit hin und her. Chemisch sollen die ziemlich unterschiedliche Eigenschaften haben, und Gummi kann man entweder gegen das eine oder das andere, aber nur schwer gegen beides resistent machen - ohne daß ich davon jedoch allzu viel verstünde. Wenn's geht, ersetze Dichtungen nach Möglichkeit durch Metall (Kupfer oder Alu).

Der Unterdruck im Saugrohr - und damit im Bremskraftverstärker - hängt von der Motordrehzahl und dem Drosselklappenspalt ab. So richtig kernig ist er, wenn du bei hoher Drehzahl die Drosselklappe schließt. Wenn mit Choke alles normal ist und der BKV ohne Choke schwächelt, dann deutet das auf einen zu großen Drosselklappenspalt hin. Das Gas ist ja immer zu, wenn du bremst. Guck mal bei warmem(!) Motor, ob du die Drosselklappe an der Anschlagschraube weiter schließen kannst und die nun abfallende Drehzahl mit der Gemischregulierschraube wieder hoch bekommst. Je weiter du die Drosselklappe schließt, desto feinfühliger sollte der Motor auf die Gemischschraube reagieren. Die Einstellung ist dann richtig, wenn die Drehzahl beim Öffnen der Gemischschraube nicht mehr weiter steigt. Also rausdrehen, bis die Drehzahl nicht mehr weiter ansteigt, wieder zurückdrehen, bis sie gerade abzufallen beginnt und dann noch mal 'ne 1/8 Umdrehung auf. Ist die Leerlaufdrehzahl nun insgesamt zu hoch, schließt du die Drosselklappe weiter bis es paßt und wiederholst das Ritual an der Gemischschraube ... usw.
Das Ventilspiel und der Zündzeitpunkt sollten zuvor eingestellt worden sein bzw. sollten dabei stimmen.

Wenn's im weiteren Verlauf der Reise in die Anden hoch geht und du regelmäßig auf über 4.000m rumkurvst, wirst du die frisch gewonnenen Fertigkeiten evtl. noch schätzen lernen. :wink: Der Motor läuft dort wegen der dünnen Luft zu fett und bekommt im Leerlauf zu wenig Luft durch die Drosselklappe.
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el.garnelo
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Re: Eine Odyssee und noch keine Ende in Sicht

Beitrag von el.garnelo »

boggsermodoa hat geschrieben:Daß sich die Dichtung auflöst, könnte mit der Spritqualität zusammenhängen. Korrigier mich, wenn ich falsch liege, aber m.W. pendelst du in Südamerika von Land zu Land zwischen Alkohol (Bio-Sprit) und mineralischem Sprit hin und her. Chemisch sollen die ziemlich unterschiedliche Eigenschaften haben, und Gummi kann man entweder gegen das eine oder das andere, aber nur schwer gegen beides resistent machen - ohne daß ich davon jedoch allzu viel verstünde. Wenn's geht, ersetze Dichtungen nach Möglichkeit durch Metall (Kupfer oder Alu).
Interessant, dass wusste ich auch nicht. Jetzt wo du es sagst, stelle ich fest, dass das Problem erstmals auftrat nachdem ich Benzin aus Venezuela getankt hatte (~30ct pro Liter). Generell ist es interessant, welche Farben das Benzin hier hat - von gelb über grün bis rot ist alles dabei.
boggsermodoa hat geschrieben:Der Unterdruck im Saugrohr - und damit im Bremskraftverstärker - hängt von der Motordrehzahl und dem Drosselklappenspalt ab. So richtig kernig ist er, wenn du bei hoher Drehzahl die Drosselklappe schließt. Wenn mit Choke alles normal ist und der BKV ohne Choke schwächelt, dann deutet das auf einen zu großen Drosselklappenspalt hin. Das Gas ist ja immer zu, wenn du bremst. Guck mal bei warmem(!) Motor, ob du die Drosselklappe an der Anschlagschraube weiter schließen kannst und die nun abfallende Drehzahl mit der Gemischregulierschraube wieder hoch bekommst. Je weiter du die Drosselklappe schließt, desto feinfühliger sollte der Motor auf die Gemischschraube reagieren. Die Einstellung ist dann richtig, wenn die Drehzahl beim Öffnen der Gemischschraube nicht mehr weiter steigt. Also rausdrehen, bis die Drehzahl nicht mehr weiter ansteigt, wieder zurückdrehen, bis sie gerade abzufallen beginnt und dann noch mal 'ne 1/8 Umdrehung auf. Ist die Leerlaufdrehzahl nun insgesamt zu hoch, schließt du die Drosselklappe weiter bis es paßt und wiederholst das Ritual an der Gemischschraube ... usw.
Das Ventilspiel und der Zündzeitpunkt sollten zuvor eingestellt worden sein bzw. sollten dabei stimmen.
Danke für den Tipp. Ich habe die Einstellungen angepasst und das Gefühl, dass es jetzt besser funktioniert. Ich werde das morgen bei einer Testfahrt verifizieren.
boggsermodoa hat geschrieben:Wenn's im weiteren Verlauf der Reise in die Anden hoch geht und du regelmäßig auf über 4.000m rumkurvst, wirst du die frisch gewonnenen Fertigkeiten evtl. noch schätzen lernen. :wink: Der Motor läuft dort wegen der dünnen Luft zu fett und bekommt im Leerlauf zu wenig Luft durch die Drosselklappe.
Oh ja, ich habe die Anden mehrfach überquert und bisher hat der Bulli immer eine gute Figur gemacht. Leider kamen jetzt zum Ende die Probleme :(
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el.garnelo
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Re: Eine Odyssee und noch keine Ende in Sicht

Beitrag von el.garnelo »

Neues Update von meinem Vergaser-Problem: mir ist heute aufgefallen, dass an der Stelle wo der Vergaser auf dem Ansauggeweih sitzt ein Spalt war. Das Gewinde der Schraube vom Vergaser kommend war rausgedreht und dadurch lag dieser nicht richtig auf. Auch die Dichtungen konnten das nicht kompensieren. Dieser Spalt erklärt auch das Zischen und die unerklärbare Luftzufuhr. Ich hatte das korrigiert, Zischen war weg und der Motor lief wieder rund. Auch der Bremskraftverstärker funktioniert nun auch wieder wie er soll. Wahrscheinlich war dieser Spalt in Kombination mit der porösen Dichtung das Problem :-/
Vielen Dank für eure vielen hilfreichen Beiträge!
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Norbert*848b
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Re: Eine Odyssee und noch keine Ende in Sicht

Beitrag von Norbert*848b »

el.garnelo hat geschrieben:... dass an der Stelle wo der Vergaser auf dem Ansauggeweih sitzt ein Spalt war.
... dann sollte der Motor wohl insgesamt auch ein wenig magerer gelaufen sein, was auch ein Überhitzen erklären könnte ...
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert

Hab hin und wieder "Versager" und "Verzweifler" im reviedierten Zustand für den 50 PS Bus-Motor anzubieten.
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boggsermodoa
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Re: Eine Odyssee und noch keine Ende in Sicht

Beitrag von boggsermodoa »

el.garnelo hat geschrieben:Ich hatte das korrigiert, Zischen war weg und der Motor lief wieder rund. Auch der Bremskraftverstärker funktioniert nun auch wieder wie er soll.
Das war's! That's good news! :gut:
Die Dichtung dort kannst du dir auch ohne Weiteres selbst anfertigen, aus jeder Käseschachtel oder was auch immer. Flasch nicht zu doll anziehen, damit er nicht krumm wird.
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