Spur einstellen und Sägezahn

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aircooled68
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Re: Spur einstellen und Sägezahn

Beitrag von aircooled68 »

Kommst du nächste Woche zum Stammtisch? Moritz hat auch den Trackace Laser und ich hab damit schon so einige Busse vermessen. Meld dich bei ihm, der hat auch das Problem, dass die Reifen vorn außen mehr abfahren.
Gruß Jan
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boggsermodoa
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Re: Spur einstellen und Sägezahn

Beitrag von boggsermodoa »

bugster_de hat geschrieben: 04.09.2024 16:50 ... oder aus meiner Rennsport Zeit noch Systeme in Erinnerung, die relativ zur Karosse arbeiten.
Rennsport? Dann weißt du das doch alles!
Ein Stabi macht die Achse "schlechter". Ein dickerer Stabi ... ja, genau! Der sorgt für noch mehr Last auf dem kurvenäußeren Rad und hindert das kurveninnere daran, das bisschen noch mit zu tragen, das es beitragen könnte. Je stärker der Stabi, desto mehr quält man den kurvenäußeren Reifen. Man stabilisiert i.d.R. immer nur die nicht angetriebene Achse, damit auf der angetriebenen nicht ständig das kurveninnere Rad durchdreht. Für den Sprinter kann man ab Werk einen stärkeren Stabi vorne ordern, aber nur zusammen mit einem zusätzlichen Stabilisator an der Hinterachse.

Sind wir uns überhaupt einig, dass die Reifenkante beim Kurvenfahren weggeschrappelt wird? Die Spureinstellung ist da gar nicht so wichtig. Innen ist ohnehin kaum Radlast und der Ackermann-Winkel stimmt dort auch nie. Deshalb legt man die Lenkung meist so aus, dass das innere Rad etwas zu weit einschlägt. Das macht bei holpriger Fahrbahn das Auto in der Kurve ruhiger bei Radlastwechseln von außen nach innen. Die Spureinstellung interessiert eigentlich nur bei Geradeausfahrt. Mit dem Stabi bestimmt man letztinstanzlich das Verhalten im Grenzbereich, legt also fest, ob das Auto unter- oder übersteuert und wie stark es das tut. Beim VW-Bus - oder überhaupt bei Lieferwagen - kann man da kaum etwas allgemeingültiges sagen, weil die Lage des Schwerpunkts unbekannt ist. Je nachdem, wie man so'n Ding belädt, hat man jeden Tag ein anderes Auto, mit täglich neuen Fahreigenschaften. Meine ersten VW-Busse hatten ein indifferentes Fahrverhalten. Wenn man wacker am Gas geblieben ist, haben sie übersteuert, wenn einen zwischendurch auch nur ein bisschen der Mut verlassen hat, rutschten sie über die Vorderachse geradeaus ins Verderben. Ich habe in der Folge immer hecklastiger gebaut und beladen, habe mir das Ersatzrad auf der Front verkniffen usw. Bei den letzten beiden kann ich mich nicht erinnern, dass die jemals über die Vorderräder weggerutscht wären.

Von deinem weiß ich jetzt, dass du einen stärkeren Stabi drin hast. Ich weiß aber nicht, wie er eingerichtet und beladen ist und ich weiß auch nicht, wie er sich fährt. Wie auch immer: Der dicke Stabi ist in Sachen Reifenverschleiß ganz sicher nicht hilfreich.
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bugster_de
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Re: Spur einstellen und Sägezahn

Beitrag von bugster_de »

boggsermodoa hat geschrieben: 04.09.2024 23:04 Rennsport? Dann weißt du das doch alles!
Nö, sicher nicht und ich bin Motor-affin und ich lerne auch gerne dazu :-)

Was ich bezgl. Stabi Spur etc. meinte zu wissen: wie du unten ja schreibst führt ein härterer Stabi dazu, dass das jeweils kurven-äussere Rad an dieser Achse mehr belastet wird und vulgo mehr arbeiten muß. Gleichzeit geht ja aber auch die Radaufstandskraft nach oben, womit sich auch die Möglichkeit Kraft zu übertragen vergrössert (Kammscher-Kreis). Mit der Veränderung des Stabi verändert man ja auch das Verhalten der Achsen zueinander: wenn man z.B. vorne einen härteren Stabi montiert, dann muß der Reifen vorne-aussen mehr Kraft übertragen und das was der Reifen mehr macht, macht der hinten-aussen weniger (die Gesamtkraft bleibt ja gleich).
Ich persönlich bevorzuge in kritischen Fahrsituationen ein leicht untersteuerndes Fahrverhalten. Ich bin leider nicht mit dem Fahrtalent eines Walter Röhrl gesegnet und das Auto wird im öffentlichen Verkehr gefahren. Wenn dann also unerwartet in flott gefahrener Kurve etwas überaschendes passiert, dann ist Untersteuern halt einfacher zu beherrschen.
Deshalb ich bei meinem Ovali das ganze Fahrwerk so frei Nase eingestellt, dass es mir taugt. Der Ovali hat aber auch ein ganz anderes Leistungsgewicht und einen beinahe klar definierten Schwerpunkt.

Mein Bus ist ein normaler Westfalia Berlin, großes Aufstelldach und Bugradkasten mit Ersatzrad vorne. Wiegt leer gemessen auf geeichter Waage 1.760kg. Voll gebogen im Urlaubstrim waren da auch schon mal fast 2.300kg auf der Waage plus Anhänger dazu. Das ist kein Rennwagen und wird es auch nie werden. Da ich wegen Defekt ja eh einen neuen Stabi brauchte habe ich den dickeren verbaut, da er das Fahrverhalten gen Untersteuern verschiebt.
boggsermodoa hat geschrieben: 04.09.2024 23:04 Der dicke Stabi ist in Sachen Reifenverschleiß ganz sicher nicht hilfreich.
das ist doch was mich wundert: der Stabi ist seit gut zehn Jahren drin mit Spureinstellung frei Schnauze (Wagenheber, Zollstock und Wasserwaage). Reifen sind immer sehr gleichmässig abgefahren.
Vor ca. 3 Jahren haben wir dann beide Achsen komplett überholt und wieder frisch gemacht und dann die Achsen vermessen. Wegen Haussanierung etc. bin ich den 3 Jahren nicht ganz so viel gefahren und erst dieses Jahr mal wieder ca. 10 Tankfüllungen verfahren. Und nun sehe ich aussen am Reifen dieses Sägezahn.
Ich mache heute Abend mal ein Foto davon und stelle es hier ein.
Genau so einen hatte ich auch mal. Aber der hatte einen Diesel und war von Ford.
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boggsermodoa
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Re: Spur einstellen und Sägezahn

Beitrag von boggsermodoa »

bugster_de hat geschrieben: 05.09.2024 15:26 Mit der Veränderung des Stabi verändert man ja auch das Verhalten der Achsen zueinander: wenn man z.B. vorne einen härteren Stabi montiert, dann muß der Reifen vorne-aussen mehr Kraft übertragen und das was der Reifen mehr macht, macht der hinten-aussen weniger (die Gesamtkraft bleibt ja gleich).
Das haut so nicht hin. Was die jeweilige Achse an Querkraft aufnimmt, darüber entscheidet die Lage des Schwerpunktes. Je weiter vorne, desto mehr muss die Vorderachse beitragen. Kein Stabi der Welt kann daran was ändern. Kein Stabi der Welt macht aus dem Citroën DS eine Heckschleuder. Das einzige, was der tut, ist auf dieser Achse die Lastverteilung zwischen links und rechts zu manipulieren, indem er Federkraft vom kurveninneren auf das kurvenäußere Rad überträgt. Im Extremfall hebt das innere Rad dann ab, beim VW-Bus sogar gewaltig hoch, und überträgt nichts mehr, während das äußere alles alleine stemmen muss. Die komplette Achslast liegt dann nur auf diesem einen Rad. Läge sie noch auf zwei, wäre die Achslast unverändert, aber es wären zwei Gummis statt nur einem auf der Straße, um die resultierenden Querkräfte zu übertragen. Deshalb kann eine unstabilisierte da mehr als eine stabilisierte, und deshalb habe ich geschrieben, ein Stabi macht die Achse "schlechter". Diesen Effekt nutzt man in der Entwicklung für die finale Abstimmung des "Verhaltens der Achsen zueinander", also des Über- oder Untersteuerns und der richtigen Dosierung des jeweiligen Verhaltens. Das ist auch einer der ganz wenigen Knöpfe, an denen der Entwickler drehen kann, wenn unter der gleichen Haube mal ein kleiner Vierzylinder, mal ein Sechszylinder-Reihendiesel und mal ein dicker V8 untergebracht werden soll.
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bugster_de
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Re: Spur einstellen und Sägezahn

Beitrag von bugster_de »

boggsermodoa hat geschrieben: 05.09.2024 19:18 Das haut so nicht hin. Was die jeweilige Achse an Querkraft aufnimmt, darüber entscheidet die Lage des Schwerpunktes. Je weiter vorne, desto mehr muss die Vorderachse beitragen. Kein Stabi der Welt kann daran was ändern.
Ja stimmt auf jeden Fall, aber ich glaube das geht es im Rahmen eines Forumeintrages zu weit. Da gibt es ja reichlich, auch mehrbändige Bücher dazu.

Bei meinem Ovali verschiebt sich der Schwerpunkt halt nicht wirklich. Den fahre ich zumeist alleine und habe da auch keine Zuladung drin.
Beim Bus sieht das schon anders aus. Je nach Art der Nutzung (Spazierfahrt ich alleine vs. voller Urlaubstrim) sind Gewicht und Schwerpunkt schon arg unterschiedlich und da wird es da eh nicht die eine Fahrwerkseinstellung für alle Situationen geben.
Genau so einen hatte ich auch mal. Aber der hatte einen Diesel und war von Ford.
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