Warmstartprobleme und Leistungsmangel

[Rennkäfer]

Hallo in die Runde,

mein Bully (CJ-Motor) bereitet mir seit längerem Probleme, wenn ich unterwegs bin und den Motor nach einer kürzeren oder längeren Strecke abstelle und dann wieder anlassen will. Ich muss dann mehrmals orgeln, dann entschließt er sich entweder so langsam, anzuspringen, oder auch nicht. Anschieben und reinspringen hilft manchmal, oder aber der Motor springt danach (nach weiterem Orgeln) wieder an. Bei kaltem Motor springt er beim ersten Schlüsseldreh an, keine Probleme! Vor kurzem hat mir ein Kumpel mal die Zündung überprüft, alles OK, auch das Abgas (mit Testgerät) etwas fetter gestellt, aber daran liegt es wohl nicht…

Außerdem habe ich am letzten Fr bei einer längeren Autobahnfahrt auch einen gewissen Leistungsmangel feststellen müssen, der Motor geht recht zäh und die Fuhre kommt max. auf 115 km/h, sonst waren bei Vollgas ca. 127 km/h drin gewesen…

Hat jemand eine Idee, woran es liegen könnte? Morgen will ich das Hot-Start-Relais von Thomas einbauen, mal schauen, ob das eine Besserung bringt.
Gruß, Peter

[Tanjas&Thomas_T2b]

Morgen will ich das Hot-Start-Relais von Thomas einbauen, mal schauen, ob das eine Besserung bringt.

Hi Peter,

also das wird definitiv keine Änderung an dem Startverhalten machen.
Solange der Motor Orgelt, wird ein HSR Relais keine Änderung bringen.

Hast du in der Bedienungsanleitung die Prozedur zum Anlassen gelesen und setzt das auch so um?

Viele Grüße
Thomas

[Bus-Hoehle]

Werden beide Bimetall Deckel noch heiß? Wenn einer kalt bleibt, kann das auch die Ursache sein.

[Theo]

Moin
Im Falle das es sich um einen älteren Motor handelt könnte eventuell Stößel und Nockenwelle eingelaufen sein so das die Ventile nicht mehr weit genug aufgehen…. Das würde den leistungsverlust rechtfertigen ( hatte ich auch mal , Nockenwelle -3mm)… ob das im Zusammenhang mit dem schlechten Start zusammenhängt möchte ich hier nicht versichern!
Gruss

[bullijochen]

Also für mich hört sich das an als ob der Choke nicht mehr richzig funktioniert. Der CJ hat zwei Chokeklappen in jedem Vergaser eine. Wenn man die Kunststoffansaugkanäle vom Luftfiler vom Vergaser ab zieht kann man die Klappen schön sehen.
Bei kaltem Motor , Standzeit mindestens 2h, sollten sie beim Start fast ganz geschlissen sein. Man muss zuerst einmal das Gaspedal ganz durchtreten dann rasten die Klappen aus und die Bimetall Feder stellt sie entsprechend der Temperatur ein. Die Feder sitzt unter dem runden Deckel die man sieht wenn man zur Motorklappe hinten reinschaut.
Die Bimetallfedern werden mit 12V geheizt. Oft sind die Steckverbindungen abgerutscht und die Federn werden nicht mehr geheizt. Die Kontakte brechen an der Feder auch gerne mal ab, dann lommelt die Steckerfahne lose in dem Gehäuse rum.
In beiden Fällen startet der Bus scheiße und wenn die Klappen nicht komplett aufgehen hat er auch ordentlich Leistungsverlust, weil er zu fett läuft und nicht genug Luft bekommt.
Wenn alles i.O ist ergibt sich folgendes Bild bzw Ablauf:
1.Motor kalt
2.Gaspedal einmal komplett durchtreten. Beide klappen müssen nun in die fast geschlissene Stellung zufallen.
3. Zündung anschalten. Prüfen ob an beiden Flachsteckern an den runden Gehäusen auch 12V ankommt.
4. Jetzt abwarten. Die Chokeklappen müssen sich nun beide gleichmäßig und zumindest einigermaßen parallel öffnen.
Nach ca. 5 min sollten beide Klappen ganz offen stehen, also senkrecht. Wenn man sie nun mit dem Finger vorsichzig zudrückt sollen sie schon mit etwas Druck wieder aufschnappen.
Probiere das mal aus und berichte von deinen Beobachtungen.
Gruß Jochen

[Norbert*848b]

Moin Peter,
@bullijochen
zu Punkt 3. und 4.:
Zündung für 5 min angeschaltet lassen, kann schon Stress für die Zündspule bedeuten, wenn sich die Kontakte zufällig im geschlossenen Zustand befinden.

Mein Rat: Kabel 1 von der Zündspule bei diesem Test abnehmen, oder den Motor etwas nach OT drehen. Dann sollten die Kontakte normalerweise (bei richtig eingestellter Zündung) geöffnet haben.
Die Stufenscheiben in den Vergaser behindern das freie Öffnen der Starterklappen (bei nicht betätigtem Gaspedal). Das kann man vermeiden, wenn man den Gaszug vorspannt oder einen Ziegelstein auf das Gaspedal legt.

Ich könnte auch empfehen, die Startautomatiken einmal mit einem Ohmmeter durchzumessen. Also vom jeweiligen Flachstecker nach Masse (Vergasergehäuse sowie im weiteren Schritt auch Motormasse). Die Werte bei der Zweivergaseranlage liegen mir leider nicht vor, ich kenne nur die Startautomatiken vom Typ 1 mit Zentralvergaser. Je nach Ausführung haben wir da 18, 12 oder manchmal auch nur 10 Ohm.

Einen Schwachpunkt gibt es im Inneren der Automatiken. Der Widerstandsdraht ist auf der "kalten", also der Masse-Seite mit dem Zinkdruck-Gehäuse vernietet. Die beiden Metalle passen wohl nicht so gut zueinander, so dass sich an dieser Stelle gern ein Übergangswiderstand einstellt. Das bedutet dann im Endeffekt, dass sich die Öffnungszeit rapide verlängert oder gar die Starterklappe sich nie ganz öffnet, was letztlich vom erreichten "Übergangswiderstand" abhängt.
Ich hab schon einige Startautomatiken wieder funktionstüchtig bekommen, indem ich die Vernietung nachgesetzt hatte und wieder zum ursprünglichen Wert gelangte.

[Rennkäfer]

Hallo in die Runde,

vielen Dank an alle für die ganzen Hinweise und Ratschläge!

Vor einer Weile war ich bei einem Kumpel (aus dem Forum) und er hat sich das Ganze mal angeschaut und angehört:
- seine erste Annahme war “Riesenloch im Auspuff bzw. Abgasanlage“, was jedoch absolut nicht zutrifft! Abgasanlage ist dicht, kein Problem hier.
- dann auf der Hebebühne mal die Ventildeckel runter und den Motor durchgedreht: wie es aussieht, dürfte Theo mit seiner Vermutung leider ziemlich ins Schwarze getroffen haben: der Ventilhub bzw. die Ventilüberschneidung sind deutlich geringer als normal, also sind möglicherweise Stößel und/oder Nockenwelle eingelaufen!
- dann die Ventildeckel wieder drauf, den Motor auf der Hebebühne mal laufen lassen, weiterhin lauter als normal. Den Schlauch der Kurbelgehäuseentlüftung abgezogen: der Motor bläst ins Kurbelgehäuse ab. Möglicherweise schließt ein Auslassventil vom 1. oder 2. Zylinder nicht mehr korrekt, mein Kumpel hat mir aus seiner Sammlung einen Zylinderkopf gezeigt, bei dem der Ventilteller eines der Auslassventile nicht mehr so ganz vollständig ist, so etwas wird hier wohl auch der Fall sein…

Fazit: auf jeden Fall muss der Motor raus & zerlegt werden, erst dann wird man sehen, was Sache ist…
Viele Grüße, Peter

[bullijochen]

Mach erst mal Kompressionstest bevor du den Motor auseinander reißt

[Steve]

Druckverlustprüfung wäre auch super, dann kannst Du schon vor dem Zerlegen den Fehler ganz gut eingrenzen.
By the way: ein kaputtes Auslassventil hat nichts mit Abblasen in das Kurbelgehäuse zu tun...
Viele Grüße Stefan

[schrauberger]

@Steve

@Jochen, Kompression messen ist sicher sinnvoll.
Eine Druckverlustprüfung dürfte genauere Daten bringen.

Ralph