Welches Material zum Schweißen

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roxyrox
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Welches Material zum Schweißen

Beitrag von roxyrox »

Hallo zusammen,

Ich bin gerade dabei mir das nötige Material und Werkzeug zusammenzulegen um mit dem Schweißen loslegen zu können, wenn der Bus vom Strahlen zurück kommt.
Ein paar Erfahrungswerte fehlen mir. Vielleicht könnt ihr helfen.
Aktuell habe ich im Schweißgerät nur 0,8er Draht. Sollte ich für die 0,8 mm Karosseriebleche besser 0,6er besorgen? Gibt es hier unterschiedliche Qualitäten / Legierungen? Worauf sollte ich achten?
Wie sieht es mit den Teilen aus, wo ich 2 mm Blech nehme. Ist da der 0,8er Draht okay?
Welche Körnung nehme ich am Besten für die Fächerscheiben um die Schweißnähte zu glätten?

Rostschutz:
Ich wollte nach dem Strahlen erstmal alles, was noch gut ist, mit hellem Brantho-Korrux nitrofest einpinseln / einsprühen. Die Stellen, an denen ich schweißen muss mit Zinklamellenspray und nach dem Schweißen und Verputzen ebenfalls mit Brantho-Korrux nitrofest. Wenn dann alles geschweißt ist, nochmal alles mit schwarzem Brantho-Korrux nitrofest. Dann Falze und Hohlräume mit Öl (welches?) und ein paar Wochen später alles mit Wachs (welches?).
Wie sieht es mit Rostumwandler aus? Sollte ich den vorher noch streichen, oder sofort die Grundierung? Wenn, dann würde ich sowas wie K-Line nehmen wollen. Etwas was man nicht wieder abwaschen muss. (Tipps?)
Reicht es, wenn ich die neuen Bleche entfette bevor die Grundierung drauf kommt, oder muss ich alles anschleifen?

Was meint ihr? "Gute Wahl" oder eher "kann man so machen, aber dann wird es halt Schei**"?
Meine Grundphilosophie wird sein: Das wird ein Alltagsauto. Es soll technisch zuverlässig sein, aber muss von unten nicht wie neu glänzen. Das was ich mache soll dauerhaft halten. Aufgebratene alte Flicken dürfen, solange sie gut halten, bleiben. Die werden höchstens überarbeitet und neu gegen Rost geschützt.

Gruß Rainer
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suomi_bus*818
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Re: Welches Material zum Schweißen

Beitrag von suomi_bus*818 »

Ich würde nicht zu viel mit der Fächerscheibe arbeiten. Die ist auch sehr grob und bringt viel Wärme ins Blech.
Hol dir unter anderem so etwas:
https://www.hbm-machines.com/de/p/hbm-p ... 6dee9bb%5D

Zu deinem Lackaufbau kann ich nicht viel sagen.
Grüße
Erik
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roxyrox
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Re: Welches Material zum Schweißen

Beitrag von roxyrox »

Ja, sowas habe ich auch noch irgendwo. Aber auch hier die Frage, ist 80er Band passend? Habe bisher immer nur mit Schruppscheiben gearbeitet, aber das klappt ja hier meist nicht.
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Rolf-Stephan Badura
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Re: Welches Material zum Schweißen

Beitrag von Rolf-Stephan Badura »

Hallo Rainer,

die Schleifbänder gibt es auch im Set mit unterschiedlicher Körnung - z.B. 30 Stück 60 bis 320 unter 20 €.
Bei den Bandschleifern aufpassen - der Motor ist nicht sooo stark und nicht so robust - lieber mit weniger Kraft und mehr Geduld arbeiten.
Kommen scheinbar auch aus alle aus der gleichen Fabrik in Asien, ob nun HBM, Silverline, Westfalia o.ä. draufsteht.
Hab auch so ein praktisches Ding im Einsatz meist eher in Ecken und Kanten. :wink:
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Die Fächerscheiben mit Lücke kennst Du zu besseren Sicht? - gibt es in unterschiedlichen Körnungen, nutze derzeit 60er mit handlichen drehzahlregelbaren 115er Winkelschleifer - aber auch andere einfache Scheiben um Strecke zu machen:
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Ansonsten - ich hab zwar auch 0.8 Draht in Reserve, arbeite aber mit 0.6 Schweißdraht ER70S-6 SG2 am Karossenblech.
Wenn mehr verrostetes Blech in Arbeit, dann sollte man besser ER70S-2 nehmen - aber in der Regel trennt man das ja gerade raus.

Lackaufbau ist Geschmackssache...
(beim alten 750kg Anhänger hab ich gerade Owatrol Programm ausprobiert, aber war nicht mein Ding, trocknet mir zu langsam - bei meine Oldies bin ich seit 25 Jahren noch bei POR15 oder klassischen Lackaufbau mit Phosphatieren, Grundierung, Acryl-Decklack und Hohlraumwachs - ach ja: und Zinn statt Spachtel, wenn man die Zeit hat)

Viel Erfolg,
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schrauberger
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Re: Welches Material zum Schweißen

Beitrag von schrauberger »

Hallo Rainer wegen Schweißen,

ich kenne dein know how, deine Geschicklichkeit und Übung nicht, aber will mal versuchen paar grundlegende Tips zu geben.

Handelsüblicher Schweißdraht passt, der hat normal eine Festigkeit wie St52.
0,6er Draht ist toll um 1mm Blech stumpf zu verschweißen, 0.8er geht aber auch, für 2mm Blech sollte es besser ein 0,8er Draht sein.

Du solltest dir einfach mal etwas Zeit nehmen und einige Blechstreifen zur Probe mit verschiedenen Schweißströmen und Drahtvorschüben verschweißen, und so die besten Einstellungen für dich rausfinden. Es muss akustisch schön und lange ununterbrochen prasseln, und die Naht muss guten Einbrand bis zur Wurzel haben, also oben relativ flach werden, nicht nur dick oben drauf geklebt sein. Mit dieser Einstellung punktest Du dann immer einzelne Punkte an immer weit voneinander entfernten Punkten solange, bis aus vielen vielen Punkten irgendwann eine geschlossene Naht entsteht.
Hintergrund ist möglichst wenig Wärme ins Blech einzutragen, bzw. dem Schweißpunkt Zeit zu geben um wieder abzukühlen. Das bringt einen möglichst geringen Verzug.

Wenn Du eine alte Punktzange, Idealerweise mit gutem Elektrodensatz organisieren oder kaufen kannst, die erleichtert die Arbeit enorm, das Ergebnis sieht perfekt aus, ohne großartig schleifen zu müssen.

Beim stumpf schweißen empfehlen sich die Schweißhilfen vom z.B. Korrosionsschutzdepot. In deren Katalog und Flyern werden gute Tips und Erklärungen gegeben, die Flyer kannst für viele verschiedene Arbeiten und Produkte kostenlos dazu bestellen (Nicht verwandt oder verschwägert).
Das wichtigste zum stumpf schweißen sind wohl deren Schweiß Grips, Standard reicht erstmal, für speziellere Fälle wirst du dir ev. das ein oder andere zusätzliche Werkzeug wünschen. Hier musst du selbst entscheiden was du investieren möchtest.

Fächerscheiben Körnung 40 oder 60, die sind recht teuer und schnell verbraucht.
Mit einer normalen Schruppscheibe für das Grobe vorarbeiten, dann ev. mit der Fächerscheibe nochmal leicht drüber, hängt von Deinem Geschick/Übung ab.
Auch beim Flexen NICHT zuviel Wärme ins Blech eintragen.

Lackaufbau, dazu gibt es tausend verschiedene Meinungen, ich kann nur sagen was bei mir funktioniert hat. Jedenfalls ist meine Volllackierung jetzt 8Jahre alt und es gibt nirgends auch nur einen Hauch von Rost, geschweige denn ein Bläschen :thumb:

Voraussetzung ist Sandstrahlen, da bist du auf dem richtigen Weg.
Nitrofest ist sehr gut, normales Zinkspray hab ich nicht benutzt.
Ich habe allerdings meinen kompletten Unterboden und z.B. bekannte rostgefährdete Stellen wie die Schiebetürführung direkt nach dem Strahlen als erste Schicht mit Zn95 vorbehandelt. Diese Zinkstaubfarbe wird eigentlich bei Schiffen eingesetzt und ist recht teuer, hab glaub allein dafür 250€ ausgegeben. Bin mir nicht sicher ob es nötig gewesen ist, das Ergebnis ist jedenfalls überzeugend.

Rostumwandler
Die Hohlräume der Längsträger hab ich zur Reinigung ausgiebig mit dem Profi Hochdruckreiniger und 95Grad Wassertemperatur behandelt, diese Behandlung garantiert das alles Salz und der meiste Dreck der Jahrzehnte ausgespült werden.
Nach Trocknung Fertan mittels Hohlraumsonde eingebracht, nach einigen Tagen die Reinigung mit dem Kärcher wiederholt. Andere Rostumwandler hab ich nicht gebraucht, hab ja alles gestrahlt.
Auch die Stellen die nach dem Abbohren und Ausbauen von Karosserieteilen erst zugänglich waren sind alle noch nachträglich gestrahlt worden.
Die ganzen Sandstrahlarbeiten hab ich bei mir im Hof erledigt, und dazu den Bus jeweils auf die Seite gelegt. Ich hab alle Reparaturbleche blankgestrahlt, um sicher zu sein nirgens eine billige Lagerfarbe auf den Teilen zu haben. Als erste Schicht bevorzuge ich eine gute Rostschutz Grundierung.

Vorab alle Hohlräume sorgfältig ausblasen.
Nach dem Schweißen mittels festen Schläuchen durch alle Hohlräume blasen, da ist überall reichlich Sand.

Lackiervorbereitung
Alte lackierte Flächen zumindest anpatten.
Sorgfältig mit Silikonentferner entfetten.

Sättigende Nahtversiegelung mit Owatrol an allen Doppelungen und Falzen ist sehr wichtig! Ein Liter reicht dicke für den Bus. Ein gut investierter Tag :D
Überschüssiges, wieder austretendes Owatrol kann aufgefangen und gleich wiederverwendet werden. Nach Anleitung ALLE Tropfen abnehmen. Gut trocknen lassen!
Mit Nitrofest das Owatrol an allen Stellen wo es wieder ausgetreten ist isolieren.
Jetzt kann die Karosse großflächig mit Nitrofest grundiert werden.

Lackaufbau nach Belieben, LKW Lack (Acryl) würde ich dem heute gebräuchlichen Wasserlack vorziehen.
Ich hab das Chassis, Achsen, Drehstäbe, einfach alles unten rum mit 3in1 lackiert, per Pinsel, Rolle oder Pistole.

Nach Fertiglackierung 4 oder 5 Kilo Mike in den Hohlräumen verteilt, dann bist Du für viele viele Jahre fertig.

Hoffe habe die meisten deiner Fragen beantwortet, bin aber sicher das ich noch zusätzliche Arbeiten empfohlen habe. Inwieweit Du meinen Vorschlägen folgen möchtest bleibt Dir überlassen. Meine Vorgabe war: Ich mach mir diese Arbeit nur 1einziges mal, dann will ich nie wieder Rost am Bus sehen 8) .

Ralph
Schöne Grüße von der Baar

Biete in Originalqualität:
Reparaturbleche für Laderaumboden und
Typ4 Wärmetauscher.
Sämtliche BKV-Unterdruckleitungen und
Nachlaufleitungen für Bremsflüssigkeit.
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bullijochen
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Re: Welches Material zum Schweißen

Beitrag von bullijochen »

Ich finde noch Schweißmagnete ganz praktisch. Das ist manchmal Gold Wert als 3 und 4te Hand beim anpunkten. Die gibt es in verschiedenen Größen und Winkeln. 90Grad wird gerne gebraucht. Wen man ein paar davon hat 4 Stück sind für den Anfang ausreichend.
Ich hab sowas in der Art
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Gruß Jochen
Gruß Jochen :bier:

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Rolf-Stephan Badura
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Re: Welches Material zum Schweißen

Beitrag von Rolf-Stephan Badura »

so Magnete habe ich auch etwa 6 Stück unterschiedlicher Größe/Form/Winkel, aber da gibt es noch jede Menge mehr nützliches:
Gripzangen, Blechscheren, Blechschneider/Trennspachtel/Flachmeissel, Schweisspunkt-Bohrer, Absetzzange/Lochzange (per Hand oder Druckluft), Stumpfschweißklemmen, Kupferplatte (zum hinten Gegenhalten für Wärmeableitung, z.B. beim Löcher-Schließen), Karosseriefeilen, Massemagnet, Schweißwagen, Schutzkleidung und Decken, ... lieder fehlt mir der Platz für Gerätschaften zur Blechumformung :(

Viel Erfolg,
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roxyrox
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Re: Welches Material zum Schweißen

Beitrag von roxyrox »

Vielen lieben Dank an alle,
das hat mir schon ein wenig geholfen. Das meiste an Werkzeug habe ich auch bereits. Über die passenden Legierungen für Zinn und Schweißdraht werde ich mich nochmal schlauer machen müssen.
Mit dem Hochdruckreiniger in den Hohlräumen kann ich mich aber gedanklich nicht anfreunden. Im Prinzip ist es aber ähnlich wie das, was mir so im Kopf rumschwirrt.
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Tanjas&Thomas_T2b
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Re: Welches Material zum Schweißen

Beitrag von Tanjas&Thomas_T2b »

Hi Ralph,

schau dir doch mal Peters Videos bei Youtube an:
https://www.youtube.com/@Blechgeschichten

Da kann man sehen was man mit einfachen und wenigen "professionellen" Werkzeugen alles machen kann.
Beim Taunus ist Peter quasi ohne Reparaturbleche unterwegs und fertigt nahezu alles selber an aus normalen Blechen.

Viele Grüße
Thomas
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