GoldenerOktober *001 hat geschrieben: Die originalen Camper sind nett anzusehen, aber m. E. nach völlig unbrauchbar.
Dem TO braucht man in der Beziehung ja wohl nix mehr zu erzählen, aber ich fände es mal interessant, die ganzen Bauarten und Einrichtungskonzepte einander gegenüberzustellen und auf ihr Für und Wider hin abzuklopfen. Das ist natürlich nur sinnvoll, wenn man's zusammen mit dem geplanten Einsatzzweck betrachtet. Ein Wintercamper hat andere Bedürfnisse als ein Afrikafahrer, eine vierköpfige Familie andere als ein Pärchen.
Hier mal mein "Werdegang":
Mein Erster war ein Kastenwagen mit halbhoher Trennwand. Ich habe ihn mit Fenstern an der Schiebetür und gegenüber ausgestattet, 'ne kleine Schrankzeile mit Kocher an der linken Bordwand, einer Rücksitzbank und einer Sitztruhe entlang der Trennwand. Zum Bettenbau konnte man die nach hinten schieben. Den Höhenunterschied zum Motorraum habe ich glaub' ich mit Polstern ausgeglichen, und wohin die Rückenlehne verschwand, das weiß ich überhaupt nicht mehr.
Vorteil: Viel Stauraum und man konnte mit vier Leuten einen Skat drin dreschen.
Nachteil: Bettenbau viel zu umständlich.
Mein Zweiter war der Hochdachbus auf meinem Avatar und wurde für Fernreisen in den Süden hergerichtet. Keine Fenster in den Seitenwänden, fest aufgebautes Bett auf Höhe des Motorraums, darunter ein Riesenstauraum, in dem zeitweise auch ein zweiter Benzintank untergebracht war. Für 'ne Tour zu dritt hat er mal einen breiten Beifahrersitz (der flog später wieder raus) und ein Klappbett im Hochdach erhalten, das längs gefaltet seitlich ins Dach hochgeklappt werden konnte. Außerdem 'ne riesige Dachluke. Vor den Trennwänden standen noch kleine Schränke, gerade tief genug für einen Kochtopf. Bei geöffneter Schiebetür konnte man einen Tisch ins Freie ausklappen, mit 'ner Stütze in der Schiebetürführung/Grundschwelle. (Für Kocher, Spüle, "Clemens' Stehbierhalle")
Vorteil: Stauraum ohne Ende. Das Leben spielt sich ohnehin draußen ab, waschen, kochen, essen, spülen, oft haben wir sogar im Freien geschlafen, in der Wüste auch gerne mal auf dem Dach.
Nachteil: Man konnte drin liegen und man konnte drin stehen, aber eigentlich nicht sitzen. An 'nem langen Regentag wünscht man sich doch mal 'ne Rückenlehne statt irgendwelcher Seesäcke.
Hab' vor kurzem in Saarbrücken zufällig einen Kunstmaler wiedergetroffen, den ich seit 30 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Für den hatte ich seinerzeit in dem Bus öfters mal Gemälde transportiert. Zwei Betten, das ergibt nun mal 'ne riesige gepolsterte Fläche, auf der man die Pretiosen liegend transportieren konnte.
Der Dritte war ebenfalls ein Hochdachbus, der bereits ausgebaut war, als ich ihn gekauft habe. Das Übliche, Klappbett wie Westfalia und 'ne Küche davor. Die Kiste war nicht sehr inspirierend und machte auch keine guten Gebrauch von den Möglichkeiten, die das Dach geboten hätte. Hatte ihn nur ein, zwei Jahre lang.
Vorteil: Man konnte zwei Rennräder hochkant an die Trennwand hängen.
Nachteil: Zum Wohnen mußte man die Rennräder erst ausladen.
Der Vierte war ein Kastenwagen, der für meine oft arschkalten oder verregneten Paddelurlaube etwas Wohnqualität bieten sollte. Dazu habe ich ihm ein Hochdach verpaßt, so wie es auf Justs Foto zu sehen ist. Hab's jedoch nicht nur mit Sikaflex draufgepappt, sondern einen stabilen, "versteckten" Dachgepäckträger aus Rechteckrohr 40x20 druntergewurschtelt, der auch eine mechanische Verbindung zwischen Dach und Karosserie hergestellt hat. Damit erntete ich oft entsetzte Blicke, weil's von außen so aussah, als seien die Kajakbügel nur am GFK verschraubt.

Das Bett war ähnlich Wil Tondok auf der Höhe der umlaufenden Wulst eingebaut und nutzte eine links eingebaute Schrankzeile mit als Liegefläche. Es erstreckte sich also über die volle Wagenbreite, während der Rücksitz nur etwas mehr als 2/3 breit war. Hinter dem Beifahrersitz befand sich noch eine Sitztruhe, die man leicht entfernen konnte. Hinter dem Fahrersitz war eine Miniküche (Kocher und kleine Spüle) eingebaut, falls man doch mal vom Bett aus ein Frühstück zubereiten wollte. Das Dach diente als Stehhöhe und Stauraum. Der Einbau eines Kinderbettes war geplant (wir waren damals schon mit zwei Kindern unterwegs), aber dazu kam's dann doch nicht mehr.
Vorteil: Stauraum ohne Ende!

Trockenes Bett, da die hinteren Polster nicht mehr auf dem nackten Motorraumblech aufliegen, wodurch sich sonst immer Schwitzwasser bildet.
Nachteil: Man schleppt viel zu viel Gerödel mit!
Der Fünfte war dann schließlich mein Westi, mit Helsinki(? so heißt das wohl)-Ausstattung und dem alten, vorne angeschlagenen Schlafdach. Die Schränke mußten umgehend raus, weil ich da drin sonst klaustrophobische Anfälle bekommen habe. Die Standheizung gleich mit, weil die nun ziemlich sperrig im Weg rum stand. Die Rückbank war vom Vorbesitzer schon verbreitert und die kleine Truhe links entsorgt worden. Hinter dem Fahrersitz befindet sich jetzt back-to-back ein Einzelsitz, darunter eine zum Wohnraum hin offene Truhe, in der die "Küchenkiste" (Zarges-Box) verschwindet. Der Drehtisch durfte bleiben und wird während der Fahrt zusammen mit Campingstühlen und sonstigem Gerödel an die Trennwand hinter dem Beifahrersitz gestrapst. Geblieben ist also so' ne Art Magnum auf T2-Basis mit Klappdach. Letzteres finde ich übrigens gar nicht so doof, weil es eine große, diffusionsoffene Fläche in die Gleichung einbringt. Wenn's nachts kalt ist, ist es eben kalt - aber es wird nichts klamm!
Vorteil: Gute Luft, back to the roots, Beschränkung auf das Notwendige, Schluß mit dem Wettrüsten!
Nachteil: Kunstrasen und die Gartenzwerge müssen zuhause bleiben - und das, was mit darf, räumt man doch häufig hin und her.
Gruß,
Clemens