Melde mich ab zur Testfahrt

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T2Alex
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Re: Melde mich ab zur Testfahrt

Beitrag von T2Alex »

Testfahrt klingt gut... :dafür:

Ich selber werden alleine eine Tour von 3 Wochen über die alpen machen, aber 3 Monate Afrika
ich möchte mit.... ich lege mich mit meinem 193 cm länge auch gerne ins vordere Kinderbett. :lol:

Viel Spass und halte die Stoßstange sauber....

Alexander
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Urlaub kann ja so Langweilig sein... :-)
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Wolfgang T2b *354
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Re: Melde mich ab zur Testfahrt

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo allerseits,

danke vielmals für Euer Daumendrücken und die guten Wünsche. Bis jetzt hat’s wirklich gut geholfen, die meisten Probleme sind repariert.

Ich wollte Euch keinesfalls neidisch machen, zumal es hier in Afrika auch ein paar Dinge gibt, die wenig Grund zum Neid ergeben. Um 18 Uhr ist’s schon stockdunkel und fängt an, schweinekalt zu werden. Wir hatten etliche Nächte unter Null. Es soll ja Liebhaber von Wintercamping geben. Wir gehören sicher nicht dazu. Zwar ist morgens fast immer blauer Himmel, doch die Sonne braucht schon einige Zeit, um richtig aufzuwärmen. Tags sind’s dann ordentliche 25°.

Vorgestern saß ein Skorpion auf dem Griff meiner Ratsche, allerdings noch zu klein, um gefährlich werden zu können. Und gestern fiel hier der russische Staatspräsident mit 400 Bimbos ein und die Stadt ist im Ausnahmezustand, weil immer dann, wenn einer der Eierköppe ins Auto steigt, alle Straßen entlang seiner Route für jeglichen Autoverkehr gesperrt werden. Politiker benehmen sich hier (fast) immer wie Halbgötter, denen das Volk nur noch lästig ist. Naja, Politiker haben bei uns ja auch nicht den allerbesten Ruf. Wenigstens steigt Namibias Wodkaumsatz.

Aber ich will nicht klagen. Es kommen auch wieder die Out-of-Africa-Momente abends am Lagerfeuer unter sternenklarem Himmel. Zudem scheint das Wetter in Deutschland ja auch noch nach dem Sommer zu suchen, also kein Grund, zurueck zu fliegen.

Aus einer Woche Hardcore-Schraubing sind mittlerweile mehr als zwei geworden, weil meine Frau wegen eines Krankheitsfalles in der Familie umbuchen musste. Auf diese Weise habe ich eine ganze Menge mehr erledigen können als geplant. Unter anderem konnte ich endlich die Ursache für den Ausfall unseres Warnblinkers finden. Die Blinker waren ok, doch immer, wenn ich den Warnblinker einschaltete, ging die Stromversorgung komplett in die Knie. Nicht dass wir den Warnblinker häufiger gebraucht hätten (ist ja ein Volksiebus, wie man hier sagt!), sondern man muss ihn des öfteren an Verkehrskontrollen vorführen. Der Grund für den Zusammenbruch: zwei kalte Lötstellen im Warnblinkrelais :wall: . Das hatte ich auch noch nie.

Wir werden uns jedenfalls morgen aus dem Staube machen, denn Windhoek ist uns mit seinen 1700 m Hoehe einfach zu unafrikanisch kalt. Mit 7 neuen Reifen mit Lastindex 106 (!), genug Sprit, Wasser, Lebensmitteln, Ersatzteilen und Werkzeugen an Bord geht’s Richtung Serengeti und Uganda. Und dann sehen wir weiter.

Und sollten wir unterwegs mal ein vernünftiges Internet-Cafe finden, dann werde ich sicher die eine oder andere technische Frage haben, die wieder mal Eure geballte Kompetenz erfordert.

Bis dahin schöne Grüße aus dem winterlichen Windhoek

Wolfgang
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FW177
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Re: Melde mich ab zur Testfahrt

Beitrag von FW177 »

Echt genial. Auch das Du ne kalte Lötstelle im Relais gefunden hast :shock:
Viel Spaß Euch im Urlaub.
Bild72`er T2 a/b mit Metallschiebedach und Westfalia Campingausstattung gepaart mit Eigenkreation!
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T2Alex
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Re: Melde mich ab zur Testfahrt

Beitrag von T2Alex »

Ein kleine wenig neidisch darf mann schon werden... :respekt:

Viel Spaß und Glück weiterhin. :gut:

Alex
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Wolfgang T2b *354
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Re: Melde mich ab zur Testfahrt

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Tach allerseits,

wollt’ nur mal kurz Hallo sagen. Unser Langzeittest ist beendet und unser Bus ruht sich wieder in einer Blechdose aus (vulgo Container), diesmal in Kenia.

Er hat sich sehr ordentlich benommen auf den 11.000 km von Namibia über Uganda nach Kenia. Wir sind zwar ein paar Mal liegen geblieben, konnten uns aber immer an Ort und Stelle selber helfen. Sogar Ersatzteile, die wir seit 30 Jahren mit uns herumschleppen und nie gebraucht haben, kamen zum Einsatz.

Insgesamt sind wir knapp 4000 km abseits von Asphalt gefahren, vorwiegend in Ostafrika, wo die Pisten über weite Strecken in einem furchtbaren Zustand sind. Wir haben mit einem Schnitt von 20 km/h gerechnet und auch das oft nicht erreicht. Schneller geht es nur, wenn’s nicht das eigene Auto ist oder man die Schäden nicht selber reparieren muss. Defekte Autos standen massenweise am Wegesrand.

Wir sind zur Verblüffung der Geländewagenfahrer viele Allradstrecken gefahren, denn meistens braucht man gar kein Allrad, sondern nur Bodenfreiheit. Und die haben unsere Busse ja, zumal bei uns keine empfindlichen Teile nach unten vorstehen, wie die Differenziale bei Geländewagen.

Und das hatten wir an Schäden:
- 4mm-Stahlplatte unterm Vorderwagen an einem Felsen abgerissen, 100 m vorm Camp! (nach 10 Stunden Fahrt war die Konzentration einfach im Eimer); ohne die Stahlplatte wäre das Lenkgetriebe hin gewesen
- Kupplungsseil gerissen, mitten in einem Dorf, dessen Bewohner alle ums Auto standen und mir beim Reparieren zugeschaut haben; es war ein richtiges kleines Volksfest und hat sogar mir Spaß gemacht
- Einen der hinteren Stoßdämpfer hat’s in drei Teile zerlegt, mitten in der Serengeti. Meine Frau musste nach Löwen Ausschau halten und ich bin von Tsetse-Fliegen aufgefressen worden. Das war wirklich Hardcore-Schraubing von der üblen Sorte. Nach einer halben Stunde war der Reservedämpfer drin (den hatten wir 30 Jahre auf dem Dach!)
- Ausgerechnet bei einer Nachtfahrt ist der Spritfilter vom Dreck so dicht, dass wir nur noch im Kriechtempo weiter konnten; bei Nacht im Busch macht Fehlersuche wirklich keinen Spaß, deshalb sind wir noch 100 km weiter geschlichen
- Lenkungsdämpfer fertig, dank Wellblechpisten nicht überraschend
- Zwei der Schmutzfänger hat’s abgerissen, als wir zwischen ein paar Felsen festsaßen (ich hatte vergessen, sie hoch zu hängen)
- Die vordere Stoßstange hat ihre Aufgabe erfüllt und sich für den Schutz der Karosserie krumm gemacht; inzwischen ist sie wieder gerichtet und neu lackiert
- Eine der Gummibuchsen der vorderen Stoßdämpfer hat’s zerquetscht; Reserve lag auch schon seit vielen Jahren in der Ersatzteilkiste
- Ein äußeres Vorderradlager lief unrund, so dass das ganze Fahrzeug vibriert hat; Ersatz war an Bord
- Eine Tragarm-Gummimanschette ist zerschnitten, das wird nächstes Jahr erneuert
- 7 platte Reifen, davon 2 irreparabel zerstört, weil ich den Plattfuß im Gelände nicht schnell genug bemerkt habe; der Grund waren z.T. Pfusch bei der letzten Reparatur oder Steindurchschläge bei niedrigem Luftdruck im Sand; seltsamerweise waren 5 der 7 Plattfüße vorne rechts (nein, meine Frau wiegt keine 200 kg), wir haben keine vernünftige Erklärung, zumal wir sonst zwei Drittel unserer Pannen hinten haben

Das war’s dann auch schon, von ein paar Kleinigkeiten abgesehen. Glücklicherweise konnten wir uns immer selber helfen und haben weder Werkstätten noch ADAC gebraucht. Selbst der Nachschub an Ersatzteilen ist in Ostafrika überraschend gut. Es gibt immer irgendwo einen indischen Händler, dessen Großvater VW-Spezialist war und noch ein verstaubtes Regal im Lager hat. Wenn man lange genug sucht, findet man wahrscheinlich alles. Inzwischen haben wir hintere Dämpfer vom Peugeot 504 drin (passen millimetergenau rein), auch vom Großvater eines Inders, und haben eine mittlere Bodenplatte von einem Buswrack drunter.

Der Spritverbrauch lag bei rund 11 Litern auf Asphalt, jenseits davon auch mal 13. Angesichts der hohen Beladung bin ich damit zufrieden.

Soweit die rein technische Seite. Die „Safari“-Seite war viel spannender. Die großen Nationalparks in Tanzania (Serengeti, Ngorongoro), Natron-See, Oldoinyo Lengai (der heilige Berg der Massai), Massai Mara und Tsavo-Nationalpark in Kenia, Gorillas und der Nil in Uganda. Und überhaupt: Kenia und vor allem Uganda haben uns ganz ausgezeichnet gefallen, so völlig anders als das südliche Afrika. Wir werden im nächsten Jahr noch mal ’ne Runde drehen.

Doch vorher stehen noch ein paar Reparaturen an, bei Fragen zu denen werde ich Euch wohl noch das eine oder andere Mal brauchen. Außerdem wart Ihr hier im Forum ja mächtig fleißig, da werde ich wohl mal ein paar Tage schmökern.

Jetzt müssen wir uns erst einmal wieder an deutsche Sauberkeit und Pünktlichkeit gewöhnen. Hier funktioniert alles (außer der Berliner S-Bahn), man kriegt alles (außer Malaria), jeder hat alles (wenigstens Hartz IV). Aus Afrika gesehen leben wir hier gar nicht so schlecht. Nur an der Herzlichkeit und Fröhlichkeit müssen wir noch ein bisschen arbeiten.

In diesem Sinne schöne Grüße

Wolfgang
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burger
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Re: Melde mich ab zur Testfahrt

Beitrag von burger »

Lese sowas immer mit großen Augen. Ich weiß nicht was du hier fürn Job hast (Das mit dem HarzIV denke ich war nicht auf Dich bezogen oder?) aber kannst du deinen Chef mal fragen ob noch ne Stelle frei ist??
Ich will sowas auch mal machen, weiß nur nicht wann :?
Kann man nicht eine Elternzeit vortäuschen :roll:
Gruß aus Ostwestfalen,
Markus
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boggsermodoa
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Re: Melde mich ab zur Testfahrt

Beitrag von boggsermodoa »

Wolfgang T2b *354 hat geschrieben:T
- 4mm-Stahlplatte unterm Vorderwagen an einem Felsen abgerissen, 100 m vorm Camp! (nach 10 Stunden Fahrt war die Konzentration einfach im Eimer); ohne die Stahlplatte wäre das Lenkgetriebe hin gewesen
Autsch! Wie geht's dem Rahmen? Hat die Schweißnaht gehalten? :shock: :? :wink:
Aus Afrika gesehen leben wir hier gar nicht so schlecht. Nur an der Herzlichkeit und Fröhlichkeit müssen wir noch ein bisschen arbeiten.

In diesem Sinne schöne Grüße

Wolfgang

Dann mal ein fröhliches und herzliches Welcome home! :gut:


Gruß,

Clemens


PS. Hier gibt's übrigens gleich Arbeit für dich!
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Harald
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Re: Melde mich ab zur Testfahrt

Beitrag von Harald »

Na dann aber schon mal ein herzliches und fröhliches

willkommen zurück!

Schön, daß Ihr wieder heil da seid und alles so prima geklappt hat.

Grüße,
Harald
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Wolfgang T2b *354
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Re: Melde mich ab zur Testfahrt

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Danke für Eure Willkommen.

Das mit der Herzlichkeit und Fröhlichkeit in Deutschland nehm' ich wieder zurück, jedenfalls hier im Forum.

@ burger
seit ein paar Monaten ist das für mich kein Problem mehr, da ich jetzt offiziell senil bin (Rente), doch wir haben das auch während meiner aktiven Zeit gemacht (ich war bei einem groooßen Elektrounternehmen mit Sitz in München). Ich konnte meine Klienten, meinen Chef und meine Mitarbeiter sehr früh daran gewöhnen, dass ich ohne Weiteres zwischen 6 und 8 Wochen im Stück entbehrlich bin. Zwar nicht jedes Jahr, aber fast. Und ich glaube, die haben das sogar genossen. Ich auch.

@ Clemens
Ja, der Längsträger hat einwandfrei gehalten. Der Schlag kam auch eher von vorn und nicht von unten. Es war ein unterm Sand vesteckter Fels. Da hat's die 8er Schrauben einfach abgeschert und das ganze Teil mächtig verbogen.

Aber 'ne kleine Flugeinlage haten wir später dann doch noch. Ich hatte so eine Bodenwelle übersehen, mit der man Autofahrer zwingt, langsam zu fahren (Verkehrsschilder werden hier ja nur als Dekoration angesehen). Der Längsträger hat's verkraftet, die gerade geschweißte hintere Stoßdämpferaushängung nicht. Da muss ich nächstes Jahr noch mal ran.

@ Harald
Im Großen und Ganzen hat tatsächlich alles geklappt. Und das, was nicht geklappt hat, war nur dazu da, unsere Flexibilität zu testen. Doch das ist ja gerade das Schöne, wenn man genügend Zeit hat: man kann fast beliebig umdisponieren und auf Hinweise eingehen, die man unterwegs bekommen hat.

Allerherzlichste Grüße

Wolfgang
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aps
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Re: Melde mich ab zur Testfahrt

Beitrag von aps »

Das Ganze ist absolut bewundernswert und stets lesenswert. Erst recht dann lesenswert, wenn wir erfahren haben, daß alles geklappt hat und ihr heile zurückgekommen seit.

:gut: :respekt:
Gruß aus dem Münsterland
Andreas *4
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Animiertes GIF ist entfallen.
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