N'Abend allerseits,
Gringo hat geschrieben:Aber sach ma. wieviele T2 oder T1 haste denn noch so rumstehen sehn in Afrika?
Oooch, so wenige T2 sind das gar nicht. Nur der T1 ist in Afrika fast ausgestorben. Die meisten T2 sind in Südafrika und Namibia auf Achse, so richtig zum Arbeiten, nicht als Oldtimer. Und auch in Ostafrika sieht man zuweilen noch welche. Mit ein paar Fahrern haben wir gesprochen, um Quellen für Ersatzteile zu erfahren. Die Lage ist noch relativ gut, selbst in einem kleinen Dorf hatte ich nach ein paar Tagen einen Satz Radlager.
Gringo hat geschrieben:Und durch Ägypten dann ohne Anhalten durch oder wie? Naja oder Konvois anschließen? Man hört / sieht da ja immer so einiges. Würd mich mal interessieren, wie 'heikel' das Ganze wirklich ist. Denke mal da wird auch vieles übertrieben. Wie sind denn deine Erfahrungen in Ländern mit...sagen wir mal 'unklaren Regierungsverhältnissen?'
Durch Ägypten ist zur Zeit nicht das ganz große Problem. Schwieriger ist die Fähre über den Nasser-Stausee von Sudan nach Ägypten (viel Zeit und Geld) und durch Nordkenia nach Äthiopien (Kriminalität). Wir haben dieses Jahr einige getroffen, die runter gekommen sind. Die eine Hälfte war begeistert, die andere „never again“. Doch die Verhältnisse ändern sich täglich, da muss man Augen und Ohren offen halten.
Die Risiken in Afrika sind auch nicht größer als hierzulande. Nur anders. Und für uns viel schwerer kalkulierbar. Auf dem flachen Lande ist das Risiko im allgemeinen ziemlich gering, in den Städten hoch. Doch überall gilt: wenn Du Pech hast, wartet hinter den nächsten Ecke einer auf Dich. Oder in einer Schule in Ansbach.
Man darf von den Berichten im Fernsehen nicht auf die Gesamtheit schließen. Weder in Afrika noch bei uns. Wir sind da unten oft gefragt worden, wie schlimm die Jagd auf Ausländer, speziell Schwarze, in Deutschland wirklich sei. Was sagt man darauf? „Gibt es nicht“ ist gelogen, „Es ist lebensgefährlich für Schwarze“ ist auch gelogen. Deren Deutschlandbild ist halt von Schreihals-Berichten geprägt, genau wie unser Bild von Afrika.
Wir sind inzwischen knapp drei Jahre und 150.000 km da unten, hatten zwei Einbrüche (als der Wagen abgestellt war), einen Einbruchsversuch, drei Verkehrsdelikte (alle korrekt) und haben außer in Zaire nie Schmiergeld bezahlt. Es gab ein paar mulmige Situationen und wir hatten einige Male mit Volldeppen zu tun (deren Prozentsatz ist im übrigen überall auf der Welt gleich). Schlimme Erfahrungen waren nicht dabei.
Natürlich gab es reichlich Adrenalinsituationen. Wenn plötzlich ein Elefant vor Dir steht und laut trötet. Wenn bei einer Reparatur das ganze Dorf ums Auto versammelt ist. Wenn sich bei der Kranverladung aufs Schiff eines der Seile löst. Wenn Du weißst, dass hier Löwen sind, Du aber trotzdem raus musst, um den Wagen aus dem Sand zu buddeln. Wenn Du nachts im Busch Leute mit Taschenlampen neben dem Auto hast und erst allmählich begreifst, dass sie Dir nur helfen wollten, weil sie dachten, Du hast Probleme.
Aber genau wegen solcher Situationen fährt man ja nach Afrika.
burger hat geschrieben:Ein Westi mit Klappdach ist ja eigentlich schöner aber dann entfällt leider der 'Dachstauraum'.
Daher noch die Frage: Nimmst du die ganzen Ersatzräder komplett samt Felge mit oder hast du Mittel um vor Ort Reifen von/bzw. auf Felge zu ziehen?
Jepp, das mit dem „Dachstauraum“ war auch unser Grund für ein Hubdach und gegen ein Aufstelldach. Wir haben da oben gut 250 kg, die könnten wir sonst nirgends unterbringen.
Wir haben in Extremfällen 4 komplette Reserveräder dabei (... und hatten ein paar Mal 5 kaputte Reifen!). Jetzt haben wir nur noch 2 mit (sind aber auf 195er umgestiegen, die haben Lastindex 106), zudem ist Ostafrika nicht so problematisch. Außerdem haben wir alles zum selber flicken dabei, aber seit Jahren nicht mehr gebraucht. Und überhaupt: Werkzeuge und Ersatzteile reichlich.
Harald hat geschrieben:Zum Auto und Unterkunft hat er allerdings angemerkt, daß dort zwar Campingplätze sind - die aber dann doch eher grenzwertig ausgestattet sind. Malaria erfordert Impfung
Die Sache mit den Campingplätzen ist in Süd- und Ostafrika kein wirkliches Problem, weder quantitativ noch qualitativ. Und zur Gesundheitsvorsorge: wir haben uns das volle Programm gegeben, von Tollwut bis Malaria (da gibt’s nur Pillen, keine Impfung) und ich würde auch jedem raten, da nicht leichtsinnig zu werden.
Ein Satz, den wir in Uganda gehört haben, bringt das Thema auf den Punkt: „You can leave Africa, but Africa never leaves you!“ Passt zu dem, was Harald schreibt.
Schöne Grüße
Wolfgang