aircooled-engine hat geschrieben: ↑20.10.2024 09:39
Ach guck das Problem kommt mir bekannt vor, da einzigartig in unserer Motorbaugeschichte. Ich rekapituliere mal aus dem Gedächnis. Mir fällt der Kundenname gerade nicht ein und aus dem Nickname werde ich nicht schlauer.
Wir haben dem Kunden einen 1600er Rumpfmotor gebaut. Ein Rumpfmotor ist ein Komplett Motor ohne Anbauteile. Die Anbauteile baut der Kunde in der Regel dann selber an meist um Geld zu sparen oder wiel er Spass dran hat. Denn wenn wir einen Komplettmotor bauen überpüfen wir auch die Anbauteile und im Zweifel werden auch die überholt. Das alles kostet natürlich Geld und das will der Kunde offensichtlich meist sparen.
Von jedem Motor auch den Rumpfmotoren machen wir seid Jahren eine ausführliche Bilddokumentation, die bekommt jeder Kunde per Email übertragen. Diese dient dem Kunden einfach als Nachweis, das die berechneten Neuteile auch verbaut wurden (ich kenne nämlich "Experten", wo Neuteile nur auf der Rechnung stehen)
Zu den Bildern bekommt der Kunde einen Bauplan, wo Lagermasse, Hersteller von Komponenten etc. gelistet sind. Zudem bekommt er noch Einfahrhinweise und wir geben Tips worauf zu achten ist. Diese Tips entstehen einfach durch Erfahrungen die wir gemacht haben, wo Kunden bei der Endmontagefehler gemacht haben. Ich könnte da einige Beispiele bringen die wir Dokumentiert habem, von schief eingebauten Thermostat Druckstangen, bis Klappensteuerung auf "Dauer Zu" festgestellt anstatt "Dauer Auf" bis hin zu kein Öl aufgefüllt (wurde im Stress vergessen)
Hier mal ein klassischer Beitrag, (Facebook link)
https://www.facebook.com/LGMMW/posts/pf ... Udnf6SkgTl?
oder noch krasser:
https://www.facebook.com/LGMMW/videos/922519719914626
Wenn ein Kunde eine Reklamation an einem Rumpfmotor meldet, dann holen wir den KOMPLETTEN Motor zu uns, damit wir eine Ursache dokumentieren können. Den jeder Schaden hat eine Ursache und nicht immer ist der Motorbauer der Idiot auch wenn das gern so hingestellt wird.
Wenn es ein Materialproblem gab setzen wir den Motor wieder instand, wenn die Ursache sich nicht 100% klären lässt auch. Nur wenn das Problem eindeutig dem Kunden zuzuordnen ist muss er die Reparatur bezahlen. Wobei wir dann auch kulant vorgehen und dem Kunden nicht die Brieftasche leerräumen. Das ist einfach meine Firmenphilosophie....
In dem Fall hat mich der Kunde angeschrieben und meinte das sich ein oder mehrere Kolbenbolzen (ich weiss das nicht mehr so genau) schwer lösen liessen. Meine erste Frage war dann wieso er bei einem neuen Motor die Kolbenbolzen gezogen hat. Es dürfte ja klar sein, das bei einem solchen Eingriff die Gewährleistung flöten ist. Ich habe dazu keine Erinnerung mehr wie seine Antwort war. Jedenfalls drohte der Kunde mit einer Veröffentlichung in Foren zu dem Fall. Was mir herzlich vorbeigeht und uns gleichzeitig dazu übergehen lässt nix mehr zu machen, den erpessen lasse ich mich nicht.
Später habe ich von einem anderen Motorbauer einen Abruf bekommenn, das sich besagter Kunde bei Ihm gemeldet hat und Ihm erzählt hat, das das Beschleunigerpumpenröhrchen in den Motor gefallen ist und er deshalb die Köpfe demontiert hat. Er fragte ob der Kollege den Motor wieder instandsetzen würde. Hier wäre bei uns auch schon diese Ehrlichkeit angebracht gewesen. Wir hätten da sicher geholfen. Öffnet der Kunde den Motor selber ist halt Feierabend mit Gewährleistung da vieles von uns nicht mehr nachvollzihebar ist.
In Folge lese ich hier dann von eklatanten Montagefehlern, z.B. einen gebrauchten Ölkühler auf einen neuen Motor zu setzen ist für mich so einer. Der ganze Dreck der vergangen Jahrzehnte der im Ölkühler hängt wird erstmal schön in den neuen Motor geblasen. Klemmende Öldruckregelkolben deshalb ? Naja undicht war er ja dann auch noch
Das, das Beschleunigerpumpenröhrchen in den Motor gefallen ist lässt auch nicht auf eine professionelle Vergaserüberholung schliessen. Einige Monate später habe ich dann ein Bild zugesendet bekommen mit den defekten Stößeln.
Einen solchen Schaden habe ich in 14 Jahren nicht gesehen. Das erste was wir hätten machen lassen, wäre eine Ölanalyse bei Ölcheck, dort kann man sehr genau ruckschlüssen auf z.b. Benzineintrag ins Motoröl feststellen.
Hier seht Ihr mal wie so eine Laboranalyse aussieht:
https://1drv.ms/b/s!Aq2-stCA3Ny2hOUa9q5 ... Q?e=RcgPKd
In dem gelinkten Fall (motor hatten wir 2019 gebaut) war ein Kraftstoffeintrag durch ein undichtes Schwimmernadelventil für Ölverdünnung die Ursache. 1l Benzin auf 2,5 Liter Motoröl......ich habs schon gerochen als ich den Peilstab gezogen habe. Die Laboranalyse hat das nur bestätigt und abgesichert.....
Genau das ist für mich aus der Ferne auch hier die wahrscheinlichste Ursache und würde im Prinzip alles auch erklären. Das meine ich mit Mangelschmierung. Defekte Bezinpumpenmembran ist da auch gern eine Ursache, ich würde bei einem neuen Motor niemals eine gebrauchte Benzinpumpe verbauen ohne diese zu überpüfen. Der Selberschrauber macht das in der Regel nie, man braucht dazu halt ein U-Druckmanometer und misst ob die Pume "druck hält" wenn nicht ist die Memran defekt.
Die Mutmassungen hier von wegen Ventilfedern auf Block gegangen, schlechte Qualität der Teile etc. sind lächerlch. Wir verbauen diese Teile seit vielen Jahren und bei nicht getunten Motoren, wird auch möglicht viel OE Material genommmen, in dem Fall die NW die dem original entspricht und aus dem selben Werk kommen, wie damals bei VW.
Die NW Stößel sind OE VW und auch noch heute VW original verpackt. Die Köpfe sind komplett Köpfe von AAP, da habe ich sicher 4000 Stk von verbaut bis heute. Kein seriöser Motorbauer hat Interesse daran einen Motor nochmal machen zu müssen, ich denke das sollte klar sein, schon deshalb legen wir großen Wert auf gutes Material, es ist uns auch völllig egal, wenn das mehr kostet ein Rumpfmotor von uns kostet für einen 1600er aktuell 4600€ da brauche und will ich keinen billig scheiss verbauen.
Irgendjemand hat dann auch bemängelt, das wir die EasyFlow Pumpe von CSP ohne Öldruckregelung verbauen, was stimmt, wenn der Motor eine eigene Öldruckregelung hat braucht man das auch nicht Es gibt z.b. Fullflow System wo der hintere Oldruckregelkolben entfällt, dann macht es Sinn eine Ölpumpe mit Öldruckregelung zu verbauen sonst halt nicht.
Am Ende haben wir die Gewährleistung ablehen müssen, da der Kunde durch seine Eingriffe uns jegliche Möglichkeit der Analyse genommen hat, zudem war er nicht ehrlich und ich kann das absolut nicht leiden belogen zu werden.
In diesem Sinn mal alle langsam durchatmen und auch mal über den Tellerrand schauen, den nicht immer ist der Motorbauer an allem schuld. Ach noch eins, bei OE Wellen wird ein Standart Null rad mitgeliefert, beim einstellen des Zahnflankenspiels muss dieses aber oft getauscht werden durch Zahnräder mit unter oder übermass. Deshalb ist Nockenwelle und Zahnrad immer eine getrennte Position, am Ende aber eine ganz normale Summe für eine NW.
Bei drei Punkt NWs ist das NW im übrigen bei den OE Wellen ebenfalls aufgenietet und muss entsprechend angepasst werden, wenn das Zahnflankenspiel nicht passt. Nur bei Sport oder Tuningwellen ist kein NW Rad dabei.
Mal ein Satz zu Reklamationen im gesamten: wir haben da überhaupt keinen Spass dran, jede Reklamation eines Motors wirft einen direkt aus der Gewinn in die Verlustzone zudem ist der Kunde unzufrieden. Wir sind deshalb sehr daran interessiert das es nicht zu Reklamationen kommt.
Bei Komplettmotoren, liegt unsere Reklamationsquote im Promilllebereich. Ein Bereich den wir wohl akzeptieren müssen und der deutlich niedriger ist als den Werksmotoren von VW. Bei Rumpfmotoren haben wir eine Rücklaufquote von 25% und dabei liegt zu 99% liegt das Problem auch nicht bei uns. Nachweisbar, durch entsprechende Analysen die es gibt. Einen Rechtstreit der vor Gericht gegangen ist, hatte ich in 14 Jahren ein einziges mal.
In diesem Sinn bleibt einfach mal neutral.
Gruß Jürgen Linse
p.s. die Links sind nur zugänglich wenn Ihr ein Facebook Konto habt, es ist mir echt zu mühsam hier Bilder und Video`s zu verlinken, der Umgang mit Foren ist bei mir einfach zu lang her.