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Hubach Reperatur
Verfasst: 26.08.2012 22:09
von bc72
Guten Abend zusammen,
sitze gerade in London auf einem Campingplatz und freue mich über die Hitzewelle in Europa (England gehört da irgendwie - zumindest temperaturmässig - nicht dazu).... Mein Problem ist folgendes:
Beim runterlassen meines Hubdaches (78er, hinten angeschlagen) ist vorne oben die rechte Halterung komplett herausgebrochen. Nachdem ich mir das ganze, nachdem ich mich einigermassen beruhigt hatte, in Ruhe angeschaut hatte, musste ich feststellen, daß ich wohl nach dem Zeltstofftausch die seitlichen Schrauben (die mitunter wohl als "Verdrehsicherung" gedacht sind) vergessen hatte....... kurzum: oben die Schraube mit einem schönen "Keks" ausgebrochen.
Abgesehen davon, das heute und morgen hier "Bankholiday" ist - man also im Supermarkt nicht 24h 7/7 einkaufen kann sondern auf "Minimumeinkaufszeiten" von wenigen 14 Stunden/Tag (oder so) sich begrenzen muss, haben natürlich so nette kleine Läden, die metrische Schrauben haben könnten, nicht geöffnet - egal:
Die Lösung ist ein Klappstuhl, der genau die selbe Höhe wie das Geöffnete Hubdach hat (führe ich gerne am Jahrestreffen vor

) ...
Mir kommt es allerdings auf die langfristige Lösung an..... Hat schon mal jemand ein Hubdach repariert? Einfach einen Haufen GFK nehmen und zuschmieren? Kann ich mir von der Stabilität her nicht besonders vorstellen....
Ideen?
Gerne auch bei einem Bier auf dem JT - außer es kommt noch eine gravierende Panne auf den nächsten km hinzu (wobei: bis dato 2400 km ohne großartige Zicken!!!!)
Oder hat jemand ein gutes Hubdach zuviel? Meines ist Dank "vollbeladung" des Vorbesitzers eh mehr rund als in der ursprünglichen Form.....
Grüße von der Insel
Christian
Re: Hubach Reperatur
Verfasst: 26.08.2012 22:39
von boggsermodoa
bc72 hat geschrieben: Hat schon mal jemand ein Hubdach repariert?
Ein Hubdach nicht, aber häufig Wildwasserkajaks (da gehörte das quasi zum normalen Tagesgeschäft) und einmal auch einen Seitenwagen. Die reparierte Stelle ist - ordentliche Arbeit vorausgesetzt - hinterher stabiler, als sie vorher jemals war. Bei Booten braucht man jedoch auch Nachgiebigkeit und Flexibilität. Deshalb ist dann irgendwann Schluß, wenn das Ganze anfängt Hinkelstein-ähnliche Konsistenz und Gewicht anzunehmen. Dein Dach kannst du jedoch sicher einwandfrei wieder instandsetzen.
Gruß,
Clemens
Re: Hubach Reperatur
Verfasst: 26.08.2012 22:58
von bc72
Das gibt mir auf jeden Fall wieder ein bischen Aufwind
Verarbeitungshinweise sh. Packungsbeilage - vermute ich
Clemens - sieht man dich auf dem JT? FÜr so ein paar Tipps und viele Dankeschöns .....?!
Darauf ein Gläschen Wein und ein paar Walkers "Salt & Vinegar" ......
Soll ich übrigens irgendjemanden ein paar englische (allerdings nur Supermarkt-) Waren mit zum Jahrestreffen bringen? Chips? Branston Pickles? Marmade? Bier (wobei das englische echt teuer ist)? Tee?
Grüße
Christian
Re: Hubach Reperatur
Verfasst: 26.08.2012 23:54
von boggsermodoa
bc72 hat geschrieben:Clemens - sieht man dich auf dem JT?
Nö!
bc72 hat geschrieben:Verarbeitungshinweise sh. Packungsbeilage - vermute ich
Yep! Und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!
Ganz kurz:
- Auf der Rückseite großflächig und grob/rauh anschleifen (Ideal wäre 'ne Raspel).
- Harz und Härter mischen / anrühren und betroffene Fläche damit bestreichen.
- Matte, klein zugeschnitten, mit harzgetränktem Pinsel auftupfen.
- Etwas antrocknen lassen. Sich bildende Luftblasen immer wieder wegtupfen.
- Nächste Matte, etwas größer, auflegen und genau so behandeln.
- Dritte Matte, wieder etwas größer, dito.
Drei Matten reichen. Nimm Geflecht (Rowings) und orientiere die Fasern immer 30° vesetzt zur darunterliegenden oder 2 x unter 45°. Je mehr Glas und je weniger Harz du am Ende drin hast, desto besser. Die Matten müssen aber alle gut durchtränkt/gesättigt sein und auch die Faserenden dürfen nicht freiliegen. Die Fasern oxidieren sonst. (Ja, das passiert auch bei Glas, wenn die Oberflächen/Volumen-Relation groß genug ist. Gibt dann die typischen schwarzen Stellen.) In der Industrie evakuiert man das Ganze und läßt den Atmosphärendruck sein Werk tun oder haut jenseits einer Trennmembran Überdruck drauf (Autoklav).
Die Außenseite kannst du dann mit den üblichen Methoden (Spachtel) aufhübschen.
(Vermutlich ist Knopf unser Fachmann auf diesem Gebiet. Falls er sich nicht von selbst meldet, schreib ihm doch mal 'ne PM.)
Gruß,
Clemens
Re: Hubach Reperatur
Verfasst: 27.08.2012 08:31
von bigbug
Hab auch schon gesucht ob ich noch den Hersteller finde der den kompletten Aufstelldachnachbau liefert. Ich weiß er kommt aus England und hatte beim Vanfest 2008 den Stand neben VWheritage...

Aber ich suche weiter!
Re: Hubach Reperatur
Verfasst: 28.08.2012 09:21
von WestiWest
Hallo Christian,
wenn Du die Stelle unsichtbar Reparieren möchtest, empfehle ich folgende Vorgehensweise:
- Platz machen ( Zeltstoff ein Stück rechts und links lösen und irgendwie weg binden, Beschläge abschrauben, ...
- Alles abdecken, was nicht EINGESAUT werden soll.
- Das ausgebrochene Teil zu genau wie möglich einkleben, am besten mit superdünnem Sekundenkleber aus dem (Flug) Modellbau-Laden. Der zieht tief in die ausgefranst Fasern ein. Dabei das Teil erst ausrichten, dann mit Sekundenkleber beträufeln, bis nichts mehr aufgesogen wird. NASE WEG! FINGER WEG!
- Aushärten lassen (Sekundenkleber ist erst nach Stunden endfest)
- Mit einem kleinen Winkelschleifer und einer SEHR GROBEN Fächerscheibe eine flache Mulde schleifen. Dabei mindestens die halbe Materialstärke wegnehmen. Aufpassen, das das Harz nicht verbrennt (nicht braun oder gar schwarz wird). Die Mulde sollte ringsherum 3cm - 4cm größer sein als das ausgebrochene Teil. ATEMSCHUTZ!
- Mit Glasgewebe und Harz die Mulde auffüllen. Dabei fängst Du aber bitte entgegen der Beschreibung von Clemens mit dem Größten Stück an und legst zum Schluss das kleinst auf. Sonst vorgehen wie Clemens geschrieben hat.
- Werkzeug mit Aceton oder besser mit Methanol reinigen. Ebenso Harzgematsche rings um die Reparaturstelle. LATEXHANDSCHUHE vom Ladi tragen!
- Nach dem Durchhärten des Harzes kannst Du alles was über der Originalkontur übersteht weg schleifen (Wieder Flex und GROBE Fächerscheibe).
- Danach wiederholst Du das komplette Programm von der anderen Seite.
- spachteln - schleifen - füllern - spachteln - schleifen - füllern - ... - Lackieren. Lackarbeiten halt.
Warum eine grobe Schleifscheibe?
Weil Du mit wenig Druck arbeiten musst, um das GFK nicht zu verbrennen. Am Besten auch mit reduzierter Drehzahl, wenn Du die Möglichkeiten hast (z.B. Rotex). Also: Wenig Druck, wenig Drehzahl, dafür grobes Korn.
Warum die große Gewebelage zuerst?
Wenn die große Lage zu oberst Liegt, liegt sie quasi Treppenförmig über den anderen. Wenn Du dann schleifst, schleifst Du sie unweigerlich immer an den Stellen komplett durch, an denen die darunterliegenden Lagen enden. Die Fasern laufen nicht mehr durch, die Lage ist wertlos.
Gruß und viel Erfolg.
Re: Hubach Reperatur
Verfasst: 28.08.2012 09:46
von bc72
Hi WestiWest,
Ganz dickes Dankeschön für die ausführliche Anleitung. Insgesamt ist mir jetzt schon viel weniger bange als vorher. Werde, wenn ich das im Winter mach, alles ausführlich bebildern und dann einstellen.
Grüße aus London
Christian