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von goggobiber » 18.10.2012 12:57
Hallo Uli,
sehe gerade etwas spät Deine Sorgen, habe folgende Erklärung dafür: seit uns zwangsweise Sprit mit mindestens 5 % Ethanol verordnet wird, treten diese Erscheinungen öfter auf. Früher konnte man altes Benzin durchaus aufbrauchen, es stank zwar auch, wurde beim Gebrauch aber nicht klebrig. Genau das tut es aber heute, wie auch Matthias schon gesagt hat.*
Meine folgende Erfahrung habe ich zwar mit einem Zweitaktmotor gemacht, sie sind aber mit Deinen identisch: nach ca. 5 Jahren Standzeit habe ich ein Goggomobil in Betrieb genommen, um einer 80-jährigen Dame ihren Geburtstagswunsch zu erfüllen und sie nach einer kleinen Rundfahrt zum Restaurant gefahren, wo sie ihren Geburtstag feiern wollte. Der Motor sprang nach der langen Standzeit und Reinigen der Vergaserdüsen (da muß man beim Zweitakter durch) tadellos an. Als ich nach einigen km die Dame an Bord genommen hatte (Standzeit ungefähr 20 min.), schaffte es der Anlasser nicht mehr, den Motor durchzudrehen, die Kolben klebten in den Zylindern fest. Wir konnten das Fahrzeug aber anschieben, laufen tat der Motor dann ganz normal. Eine halbe Stunde später erreichten wir das Restaurant, und ich wollte mich nach Absetzen der Dame auf den Heimweg machen: wieder konnte ich den Motor nicht starten und wir mußten anschieben.
In meinem Fall kann ich ausschließen, daß Batterie oder Anlasser zu schwach waren, wir haben beim Anschieben gemerkt, wie stark der Widerstand war, den wir überwinden mußten.
Fazit: unser Sprit wird zwar immer teurer, "dank" Beimischungen, die da nicht ´reingehören, aber immer unbrauchbarer. An E 10 mag ich gar nicht denken...
Es ist tatsächlich so, daß der Sprit erst im warmen Motor klebrig wird (vielleicht ist ein Chemie-Spezi unter uns, der das "Warum" erklären kann). Diese Klebekraft ist so groß, daß nicht nur Kolben am Zylinder, sondern offenbar auch Ventile an ihren Führungen fast wie angeschweißt festsitzen. Ich hätte allerdings nie gedacht, daß schon so eine geringe Menge wie die, die Du zugemischt hast, solche Folgen haben könnte. So hab´ ich wieder dazugelernt und meine Wut auf unsere Gesetzgeber, die uns diese Brühe für teures Geld zwangsverordnen, ist nicht grad´ geringer geworden. Good luck bei der Wiederherstellung Deiner Motoren.
* Obwohl ich Chemie-Laie bin, glaube ich Folgendes zu wissen (verbessert mich, wenn ich falsch liege): Da Ethanol mit Benzin eigentlich nicht mischbar ist, bedienen sich die Raffinerien irgendwelcher Tricks, die allerdings nicht dauerhaft helfen, denn nach ca. einem halben Jahr trennen sich die Bestandteile wieder. Der nun "freiliegende" Alkohol ist aggressiv gegen allerlei Materialien, die speziell in älteren Fahrzeugen vorkommen, u.a. Alumimium, Gummi und Kunststoff, vielleicht auch Stahlblech. Es werden also Vergaser, Einspritzpumpen, Kraftstoffschläuche und -leitungen, Benzinpumpen-und Beschleunigerpumpenmembranen usw. angegriffen. Bei der Entwicklung dieser Benzinsorten hat sich niemand Gedanken darüber gemacht (und auch nicht bei der Einführung des Gesetzes, das uns zwingt, diese Brühe zu tanken), daß es abertausende von Fahrzeugen gibt, die unterschiedlich lange nicht benutzt werden, z.B. Old- und Youngtimer. Es gibt zwar Chemikalien zu kaufen, die das Trennen der Kraftstoffkomponenten verhindern soll, getestet hat das aber noch niemand und die Hesteller geben nicht an, wie lange das Zeug wirksam ist. Und das wäre schon wichtig, denn öfter weiß ich beim Stilllegen eines Fahrzeugs nicht, wann ich es wieder in Betrieb nehmen werde.