Africa calling
Verfasst: 06.03.2015 18:53
Hallo allerseits,
nachdem ich vor ein paar Monaten in einem anderen Thread schon auf der Verlustliste stand und Clemens freundlicherweise darauf hingewiesen hat, dass wir damals ein wenig bewegungsunfähig waren, wollte ich mich jetzt bei Euch zurückmelden.
Kein Hilferuf, keine Probleme, just Hello.
Wir sind mittlerweile wieder heile in Windhoek/Namibia eingetroffen (sozusagen in unserem zweiten Zuhause). Auch dem Bus geht es den Umständen entsprechend gut. Will sagen, keine größeren Schäden. Nur viele kleinere. Dieses Mal war es für den armen Kerl auch eine ganz schöne Tortur, speziell oben an der kenianisch-äthiopischen Grenze war es – wie passend – grenzwertig. Da durften wir an manchen Tagen das volle Programm genießen: im Lavaschotter die Reifen zerschnippeln, Achterbahn durch die Dünen, knietiefe Flüsse und immer wieder Matsch. Es war ja Regenzeit. Es ist jedes Mal verblüffend, was unsere Busse (fast) problemlos wegstecken. Wir waren weit und breit sicher der einzige Wagen ohne Allrad, sind aber, bis auf das oben erwähnte eine Mal, nie stecken geblieben. Dafür in diesem Loch aber gleich 23 Stunden.
Die härtesten 2000 km verliefen ohne eine einzige Panne. Keine Schraube locker, kein Plattfuß, nix. Danach waren es ein paar mehr, wir hatten aber niemals ernsthafte Probleme oder mussten Werkstatthilfe in Anspruch nehmen. Das größte Problem hatten wir hier in Windhoek, als mir im Berufsverkehr plötzlich die komplette Zündanlage ausfiel (zu hohe Übergangswiderstände an einem Schaltkontakt). Na ja, das eigentliche Problem hatten die Autos hinter mir, denn ich kam nicht einmal mehr an den Straßenrand, weil es stramm bergan ging und der Anlasser das nicht schaffte. Auch rückwärts ging es nicht, da standen sie ja alle dicht an dicht und warteten auf die Lücke im Gegenverkehr.
Ansonsten sieht die Schadensbilanz nach 12.000 km recht akzeptabel aus: beide Stoßstangen onduliert (über Nacht ist eine 15m-Palme hinter unserem Auto gewachsen und vorne musste ich es unbedingt mit einer Sanddüne aufnehmen), sechs platte Reifen, alle vier Gleichlaufgelenke hatten an Steigungen schweres Rheuma, die Vorderachse hat geknarrt, als hätte sie jahrelang kein Fett gesehen (es waren die Stoßdämpferbefestigungen), ein zurückschnellendes Seil beim Abschleppen hat ein großes D in unsere Motorklappe gestanzt, beide großen Gummipuffer der Hinterachse hat’s erwischt (einer zerrissen, einer weggeflogen, aber wir haben neben der Straße aus einem Wrack zwei brauchbare bergen können). Das war’s auch schon. Die meisten Wehwehchen konnten wir bereits unterwegs kurieren, der Rest kommt jetzt in Windhoek dran.
Der Spritverbrauch lag im Durchschnitt bei 10-11 Litern, was ich unter den gegebenen Umständen für ganz ok halte. Normalerweise haben wir für 1500 km Sprit dabei, doch auf den schweren Strecken hat er über 16 Liter geschluckt, so dass wir zwei Mal mit dem letzten Tropfen bis an die nächste Tankstelle gekommen sind.
Ein paar gute Erfahrungen möchte ich Euch nicht vorenthalten.
Wir hatten jahrelang sporadisch Ärger mit dem Anlasser, der einfach nicht richtig einrücken wollte. Alle Reparaturversuche und Austauschteile waren nur von vorübergehendem Erfolg und das Beil lag als Argumentationshilfe immer griffbereit unterm Fahrersitz. Dann habe ich auf Daniels und anderer Rat hin ein Relais davor geschaltet und gleich noch eine Streifensicherung dazu. Und, was soll ich sagen: perfekt! Wenn ich jetzt nur mit dem Zündschlüssel klappere, steht der Anlasser schon in Hab-Acht-Stellung. Die Teile sitzen in einer wasserdichten Box direkt am Anlasser und im Störungsfall kann ich das Ganze in drei Minuten wieder auf den Standard zurückrüsten. Unser Zündschloss ist dankbar, dass es jetzt viel weniger Strom schalten muss und auch unser Beil freut sich, dass es nur noch zum Holzhacken gebraucht wird.
Das hätte ich schon eher machen sollen. 37 Jahre gehen an den inneren Widerständen der Kabel halt nicht spurlos vorüber.
Eine zweite Sache: ich habe zwei Halogen-Zusatzscheinwerfer durch LED-Arbeitsscheinwerfer ersetzt. Keine Ahnung, ob das in Deutschland zulässig ist, aber seitdem haben wir brutal helles Licht im Busch. Vorher hatten wir zusammen 110W-Halogen, jetzt nur noch ein Drittel an Leistung, dafür aber drei Mal so viel Licht. Das ist wie der Umstieg von Kerzen auf elektrisches Licht. Unser Generator und die Batterien finden das auch gut.
Und noch ein letztes Thema: unsere Deckenverkleidung im Motorraum war fix und fertig. Jedes Mal, wenn ich dagegen stieß, rieselte der Dreck heraus und die originale Hartfaserplatte hatte in den vergangenen 37 Jahren der Schwerkraft nachgegeben. Ich habe lange überlegt, ob ich wieder eine Hartfaserplatte einbaue, habe mich dann aber doch für ein Alu-Lochblech entschieden. Und da ich sowieso alles draußen hatte, auch gleich für eine moderne Isolierung - geschlossenzelliger Schaum, wie er in Yachten und Flugzeugen verwendet wird. Anderes Zeug konnte ich nämlich in Kenya nicht auftreiben. Seitdem fehlt die Fußheizung, wenn wir abends ins Bett gehen und ich habe (subjektiv!) den Eindruck, dass der Wagen leiser geworden ist. Doch der für uns wesentlichste Vorteil: das alles ist wasserfest. Wenn mal wieder der Staub rieselt, dann schafft der Kärcher klare Verhältnisse.
Uuups, ich wollt‘ ja bloß kurz Hallo sagen. Ist doch ein wenig länger geworden.
Also: Halloooo…
und schöne Grüße
Wolfgang
nachdem ich vor ein paar Monaten in einem anderen Thread schon auf der Verlustliste stand und Clemens freundlicherweise darauf hingewiesen hat, dass wir damals ein wenig bewegungsunfähig waren, wollte ich mich jetzt bei Euch zurückmelden.
Kein Hilferuf, keine Probleme, just Hello.
Wir sind mittlerweile wieder heile in Windhoek/Namibia eingetroffen (sozusagen in unserem zweiten Zuhause). Auch dem Bus geht es den Umständen entsprechend gut. Will sagen, keine größeren Schäden. Nur viele kleinere. Dieses Mal war es für den armen Kerl auch eine ganz schöne Tortur, speziell oben an der kenianisch-äthiopischen Grenze war es – wie passend – grenzwertig. Da durften wir an manchen Tagen das volle Programm genießen: im Lavaschotter die Reifen zerschnippeln, Achterbahn durch die Dünen, knietiefe Flüsse und immer wieder Matsch. Es war ja Regenzeit. Es ist jedes Mal verblüffend, was unsere Busse (fast) problemlos wegstecken. Wir waren weit und breit sicher der einzige Wagen ohne Allrad, sind aber, bis auf das oben erwähnte eine Mal, nie stecken geblieben. Dafür in diesem Loch aber gleich 23 Stunden.
Die härtesten 2000 km verliefen ohne eine einzige Panne. Keine Schraube locker, kein Plattfuß, nix. Danach waren es ein paar mehr, wir hatten aber niemals ernsthafte Probleme oder mussten Werkstatthilfe in Anspruch nehmen. Das größte Problem hatten wir hier in Windhoek, als mir im Berufsverkehr plötzlich die komplette Zündanlage ausfiel (zu hohe Übergangswiderstände an einem Schaltkontakt). Na ja, das eigentliche Problem hatten die Autos hinter mir, denn ich kam nicht einmal mehr an den Straßenrand, weil es stramm bergan ging und der Anlasser das nicht schaffte. Auch rückwärts ging es nicht, da standen sie ja alle dicht an dicht und warteten auf die Lücke im Gegenverkehr.
Ansonsten sieht die Schadensbilanz nach 12.000 km recht akzeptabel aus: beide Stoßstangen onduliert (über Nacht ist eine 15m-Palme hinter unserem Auto gewachsen und vorne musste ich es unbedingt mit einer Sanddüne aufnehmen), sechs platte Reifen, alle vier Gleichlaufgelenke hatten an Steigungen schweres Rheuma, die Vorderachse hat geknarrt, als hätte sie jahrelang kein Fett gesehen (es waren die Stoßdämpferbefestigungen), ein zurückschnellendes Seil beim Abschleppen hat ein großes D in unsere Motorklappe gestanzt, beide großen Gummipuffer der Hinterachse hat’s erwischt (einer zerrissen, einer weggeflogen, aber wir haben neben der Straße aus einem Wrack zwei brauchbare bergen können). Das war’s auch schon. Die meisten Wehwehchen konnten wir bereits unterwegs kurieren, der Rest kommt jetzt in Windhoek dran.
Der Spritverbrauch lag im Durchschnitt bei 10-11 Litern, was ich unter den gegebenen Umständen für ganz ok halte. Normalerweise haben wir für 1500 km Sprit dabei, doch auf den schweren Strecken hat er über 16 Liter geschluckt, so dass wir zwei Mal mit dem letzten Tropfen bis an die nächste Tankstelle gekommen sind.
Ein paar gute Erfahrungen möchte ich Euch nicht vorenthalten.
Wir hatten jahrelang sporadisch Ärger mit dem Anlasser, der einfach nicht richtig einrücken wollte. Alle Reparaturversuche und Austauschteile waren nur von vorübergehendem Erfolg und das Beil lag als Argumentationshilfe immer griffbereit unterm Fahrersitz. Dann habe ich auf Daniels und anderer Rat hin ein Relais davor geschaltet und gleich noch eine Streifensicherung dazu. Und, was soll ich sagen: perfekt! Wenn ich jetzt nur mit dem Zündschlüssel klappere, steht der Anlasser schon in Hab-Acht-Stellung. Die Teile sitzen in einer wasserdichten Box direkt am Anlasser und im Störungsfall kann ich das Ganze in drei Minuten wieder auf den Standard zurückrüsten. Unser Zündschloss ist dankbar, dass es jetzt viel weniger Strom schalten muss und auch unser Beil freut sich, dass es nur noch zum Holzhacken gebraucht wird.
Das hätte ich schon eher machen sollen. 37 Jahre gehen an den inneren Widerständen der Kabel halt nicht spurlos vorüber.
Eine zweite Sache: ich habe zwei Halogen-Zusatzscheinwerfer durch LED-Arbeitsscheinwerfer ersetzt. Keine Ahnung, ob das in Deutschland zulässig ist, aber seitdem haben wir brutal helles Licht im Busch. Vorher hatten wir zusammen 110W-Halogen, jetzt nur noch ein Drittel an Leistung, dafür aber drei Mal so viel Licht. Das ist wie der Umstieg von Kerzen auf elektrisches Licht. Unser Generator und die Batterien finden das auch gut.
Und noch ein letztes Thema: unsere Deckenverkleidung im Motorraum war fix und fertig. Jedes Mal, wenn ich dagegen stieß, rieselte der Dreck heraus und die originale Hartfaserplatte hatte in den vergangenen 37 Jahren der Schwerkraft nachgegeben. Ich habe lange überlegt, ob ich wieder eine Hartfaserplatte einbaue, habe mich dann aber doch für ein Alu-Lochblech entschieden. Und da ich sowieso alles draußen hatte, auch gleich für eine moderne Isolierung - geschlossenzelliger Schaum, wie er in Yachten und Flugzeugen verwendet wird. Anderes Zeug konnte ich nämlich in Kenya nicht auftreiben. Seitdem fehlt die Fußheizung, wenn wir abends ins Bett gehen und ich habe (subjektiv!) den Eindruck, dass der Wagen leiser geworden ist. Doch der für uns wesentlichste Vorteil: das alles ist wasserfest. Wenn mal wieder der Staub rieselt, dann schafft der Kärcher klare Verhältnisse.
Uuups, ich wollt‘ ja bloß kurz Hallo sagen. Ist doch ein wenig länger geworden.
Also: Halloooo…
und schöne Grüße
Wolfgang