Unbekanntes Bremsproblem

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Luftibus
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Unbekanntes Bremsproblem

Beitrag von Luftibus »

Guten Abend..

gestern musste ich nach einer kurzen Autobahnfahrt beim übernächsten Ampelstopp beim ersten Durchtreten plötzlich einen deutlich verlängerten Pedalweg und geringere Bremswirkung feststellen. Beim zweiten mal nachdrücken wieder normale Bremswirkung. Bei den weiteren Verzögerungen auf Landstraße und bei Ortsduchfahrten genau das gleiche, 1. Tritt schlecht (ohne weiches Gefühl) 2. Tritt normal. Habe natürlich angehalten und Bremsansxhlüsse und Ausgleichsbehälter kontrolliert aber keine Verluste festgestellt. Fahrt erstmal fortgesetzt und plötzlich war der Spuk vorbei. Auf den nächsten 150 km keinerlei Probleme. Bremsbeläge vorne zeigen kaum Abnutzung, Bremsflüssigkeit, und Bremsschläuche vor 2 Jahren gewechselt.
Was könnte das sein? Hakte da vielleicht ein Bremszylinder? Habe natürlich ein etwas mulmiges Gefühl nur so auf Selbstheilung zu vertrauen :?

Grüße
Bernd
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Norbert*848b
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Re: Unbekanntes Bremsproblem

Beitrag von Norbert*848b »

Hallo Bernd,
so ein Problem hatte ich einmal in ähnlicher Form. Kein Verlust der Bremsflüssigkeit, also an den Bremstrommeln und an den Bremssätteln trat keine Flüssigkeit aus. Ich musste auch "pumpen" um endlich Bremswirkung zu erhalten. Ein defekter Hauptbremszylinder stellte sich letztendlich als Problemverursacher heraus, eine Primärmanschette in diesem Teil hatte nicht mehr richtig funktionieren können auf Grund eines "Rostgrades". Was bei Deinem Fahrzeug nun genau ist, lässt sich aus der Ferne natürlich nicht beurteilen. Ich finde es gut und verantwortungsvoll, dass Du das Problem ernst nimmst, so ein Fehler kommt mit Sicherheit irgendwann einmal in womöglich naher Zukunft wieder wenn man es ganz und garnicht nicht gebrauchen kann. Jetzt stellt sich nur die Frage, wie man aus dem Dilemma heraus kommt. HBZ zerlegen und sich die Innereien wäre m.E. nach die angesagte Möglichkeit bzw. Notwendigkeit. Bevor man das macht, sollte man sich aber wirklich davon überzeugen, ob RBZ und Bremssättel auch ok. sind, d.h. das wirklich keine Bremsflüssigkeit an diesen Bauteilen austritt. Es muss ja nicht so stark sein, dass da schon etwas schon am Rad herunterläuft, ein Blick unter die jeweiligen Manschetten mag Klarheit bringen. Im Übrigen schaue ich mir bei meinem Fahrzeug so alle 8 bis spätestens 10 Jahren die Innereien der hinteren Bremszylinder, der Bremssättel vorne sowie des HBZ an, um Pannen unterwegs zu vermeiden. Selbstverständlich wechsele ich die Bremsflüssigkeit spätestens alle 2 Jahre. Nachdem ich gerade kürzlich die hinteren Radbremszylinder erneuern musste und die Bremssättel mit einem neuen Dichtungssatz zur Wiederbelebung versehen konnte, werde ich mich in Kürze dem HBZ widmen. Vielleicht komme ich da noch mit einem Reparatursatz aus, ansonsten fliegt das Ding kommentarlos heraus und wird durch ein neues Markenteil von ATE ersetzt. Da gehe ich keine Kompromisse oder Wagnisse ein.

Ich hoffe auf weitere Erfahrungswerte die Dir helfen könnten.

Edit: Beim Deckel des Bremsflüssigkeitsbehälters darf die kleine Bohrung nicht verstopft sein. Bitte als Erstes überprüfen und ggf. durchblasen!
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert

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Luftibus
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Re: Unbekanntes Bremsproblem

Beitrag von Luftibus »

Hallo Norbert,

vielen Dank für Deine ausführliche Rückmeldung! Vor der Zerlegung der Bremszylinder schrecke ich momentan noch etwas zurück zumal ich übernächstes Wochenende mit dem Bus zur Veterama möchte und das kaum so schnell geregelt bekomme. Eine verstopfte Entlüftungsbohrung des Ausgleichsbehälters wäre mir natürlich am liebsten. Letzlich würde ich eher zum ersetzen der Bremszylinder als zu Austauschteilen neigen. Bezüglich möglichem Flüssigkeitsaustritt habe ich gestern zumindest.an den Bremssätteln nichts feststellen können. Hinten habe ich nur durch die Öffnungen nach der Belagstärke geschaut ( nicht mehr so üppig). Ich werde nächstes Wochenende nochmal ein paar Bremstests vornehmen und nach möglichen Austrittstellen fahnden (obwohl ich mir eigentlich ziemlich sicher bin dass keine Flüssigkeit austritt und auch keine Luft im System steckt, die könnte ja auch nicht einfach wieder verschwinden).

Mal schaun, ich werde berichten.

Grüße
Bernd
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Luftibus
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Re: Unbekanntes Bremsproblem

Beitrag von Luftibus »

Hallo Norbert,

noch ein Nachtrag. Ich hatte vor ein paar Tagen auch von der zeitweise flackernden Bremskontrolleuchte berichtet. Dank deinem link bin ich in dieser Sache weitergekommen, ein Zusammenhang zum jetzt aufgetretenen tatsächlichen Bremsproblem besteht meines Erachtens nicht. Bei mir hatte sich der Kontrollschalter des Handbremshebels verklemmt. Seit der Freilegung gabs kein aufleuchten mehr :idea:

Bernd
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Norbert*848b
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Re: Unbekanntes Bremsproblem

Beitrag von Norbert*848b »

Hallo Bernd,
was mir jetzt nach Deiner Meldung noch einfiel: Nach meinem seinerzeit erkannten Problem habe ich zuerst versucht die Bremse auf "Luftblasen" zu überprüfen. Der Helfer trat aufs Pedal (wie man das beim Entlüften so macht) und ich öffnete zunächst die Entlüfterschraube an dem rechten hinteren Radbremszylinder. Alles ok., genau so beim linken hinteren Bremszylinder. Dann aber beim vorderen Bremssattel war festzustellen, dass beim Druckaufbau etwas nicht stimmten konnte, denn beim Öffnen der Entlüftungsschraube kam nicht der erwartete "satte" Strahl heraus, statt dessen nur ein "Kleckern".
Wie schon erwähnt, ich ermittelte eine defekte Primärmanschette im HBZ als Verursacher und zwar handelte es sich um eine vom vorderen Bremskreis. Nach etwas Überlegung war mir klar geworden, dass es sich nicht ein Bremsflüssigkeitsverlust nach außen handeln konnte, die Flüssigkeit wurde schlichtweg in den Vorratsbehälter zurück gedrückt.
Nun wünsche ich Dir viel Glück bei Deinen unumgänglichen Ausfahrten auf dass das Problem erst einmal nicht mehr auftritt.
Falls noch Fragen auftauchen sollten, dann bitte melden.
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert

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Sgt. Pepper
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Re: Unbekanntes Bremsproblem

Beitrag von Sgt. Pepper »

Genau die gleiche Problematik hatte ich damals direkt nach der Resto an meinem Westi auch.
T2NJ72 hat geschrieben:Der Helfer trat aufs Pedal (wie man das beim Entlüften so macht) (...)
Und genau bei diesen Aktionen killt man leider oft den HBZ, wenn der schon etwas älter ist und/oder der Bus lange stand.

Meine persönliche Theorie ist, dass dies insbesondere dann passiert, wenn die Bremsleitungen über längere Zeit geöffnet waren und die Bremsflüssigkeit abgelassen wurde. Die restliche Flüssigkeit im HBZ zieht Feuchtigkeit durch die trockenen Leitungen aus der Luft und der HBZ korrodiert von Innen. Will man dann die Bremsanlage entlüften drückt man den HBZ unweigerlich zu weit durch und die Primärmanschette bewegt sich in Bereiche in den sie sich normalerweise nicht bewegt, welche voller Rost und Dreck sind. Dabei wird die Manschette beschädigt und dichtet entsprechend nicht mehr sauber ab.
Dies betrifft meistens die Seite der vorderen Bremsen, da diese den kürzeren Weg zum HBZ haben und die Feuchtigkeit dort zuerst eindringen kann.

Habe damals einen HBZ von TRW(?) aus Brasilien eingebaut, welcher ganz normal funktioniert. Wenn es geht, versuche aber einen von ATE zu bekommen, die sollen qualitativ besser sein. Und wenn du noch die alten Bremskontaktschalter am HBZ hast, verwendet die bloß weiter. Die billigen Nachbauen gehen häufig bei festeren Bremsmanövern kaputt und fliegen regelrecht auseinander mit Verlust des Bremsdrucks im entsprechenden Bremskreislauf. Und das ist etwas was du definitv nicht in einer Notsituation erleben möchtest.

Grüße,
Stephan
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Norbert*848b
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Re: Unbekanntes Bremsproblem

Beitrag von Norbert*848b »

Sgt. Pepper hat geschrieben:Und genau bei diesen Aktionen killt man leider oft den HBZ, wenn der schon etwas älter ist und/oder der Bus lange stand.
Das sehe ich im Prinzip auch so, der Einwand ist voll berechtigt und ich darf mich dafür bedanken. Da habe ich bei meiner Ausführung leider nicht weit genug ausgeholt. :?
Aus diesem Grunde entlüfte ich normalerweise mit so einem kleinen Hilfsgerät was Druck auf den Vorratsbehälter gibt.
Wenn man aber schon auf Grund eines Problems das Bremspedal voll durchtreten musste, hat man ja bereits schon etwas an den Manschetten ruiniert und kann eigentlich nicht mehr viel kaputt machen. Zur Störungseingrenzung muss man Druck aufbauen, um zu sehen an welchem Bremskreis etwas nicht stimmt. Profimäßig werden Manometer an den Entlüfterschrauben vorn sowie hinten angebracht, diese Instrumente müssen Drücke so bis etwa 200 bar anzeigen können. Da ist der Hobbybastler dann schon überfordert. Ersatzweise, so wie ich das vorgeschlagen habe, kann man den austretenden Strahl beim herkömmlichen Entlüften betrachten. Allerdings muss man dann die Erfahrung haben, wie das bei einer seinerzeit intakten Bremsanlage beim Entlüften ausgesehen hat.
Sgt. Pepper hat geschrieben:Habe damals einen HBZ von TRW(?) aus Brasilien eingebaut
Ja, die gibt es von TRW/Varga zu einem sehr günstigen Preis. Mir wurde jetzt auch vom "Oldtimer Kfz Ersatzteile und Bremsendienst Kortner" geraten, einen von ATE einzubauen, falls ein Überholen mittels neuer Manschetten keinen Sinn macht wenn nämlich der Zylinder selbst schon Korrosion angesetzt hat. Ich glaube auch in Erinnerung zu haben, dass bei den ATE-HBZ ein neuer Bremslichtschalter mitgeliefert wird. (Anmerkung: Die Ersatz-HBZ verfügen meist nur noch über einen Bremslichtschalter.)
Um ein passendes ATE-Ersatzteil ausfindig zu machen, kann man einmal diesen Katalog aufrufen und sich die Herstellernummer heraus nehmen.
Mittels dieser Herstellerbezeichnung dann googlen, da sollten sich reichlich Angebote im Netz finden lassen. :wink:
http://www.ate.de/www/ate_de_de/themen/ ... tml?page=2
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert

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Rolf-Stephan Badura
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Re: Unbekanntes Bremsproblem

Beitrag von Rolf-Stephan Badura »

Hallo Stephan,
Sgt. Pepper hat geschrieben:...Und wenn du noch die alten Bremskontaktschalter am HBZ hast, verwendet die bloß weiter. Die billigen Nachbauen...
welche meinst Du denn mit billigen Nachnbauten... hattest Du ein konkreten Fall?
es gibt ein Vielzahl von Druckschaltern für unseren Bulli - Markenware und recht einfach gemachter China-Schrott (nicht immer nur billig verkauft)...
leider nix mehr made in Germany, aber von den bekannten Marken immerhin noch aus Europa, siehe:
http://www.vw-t2-bulli.de/index.php?brakelightswitch-de

Grüße,
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Sgt. Pepper
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Re: Unbekanntes Bremsproblem

Beitrag von Sgt. Pepper »

Moin Rolf-Stephan,

habe das Thema kürzlich hier gelesen: http://www.thesamba.com/vw/forum/viewto ... ake+switch

Da viele Händler, egal ob EU oder US die Teile von den gleichen Herstellern beziehen, wollte ich darauf aufmerksam machen dass es Hersteller gibt bei denen es Probleme mit den Schaltern gibt.
Betroffen sind Schalter der Firma Meyle und welche ohne Herstellerangabe. Problem ist wohl, dass der Kunststoffteil des Schalters dem Druck nicht standhält und nachgibt. Dies passiert logischweise genau dann, wenn der Bremsdruck hoch ist, man also entsprechend das Pedal betätigt (hoffentlich nicht in einer Gefahrensituation). Die Schalter geben dann plötzlich nach und es gibt keinerlei Bremsdruck mehr auf dem betreffenden Bremskreis.

Grüße,
Stephan
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Rolf-Stephan Badura
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Re: Unbekanntes Bremsproblem

Beitrag von Rolf-Stephan Badura »

Sgt. Pepper hat geschrieben:habe das Thema kürzlich hier gelesen: http://www.thesamba.com/vw/forum/viewto ... ake+switch
Die Bilder sind ja krass :shock:
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