Kolben, Zylinderlaufbuchsen

Technische Fragen und Antworten, Tipps und Tricks für Profis und Bastler. Hier sind die "Fachleute" am Werk.
Antworten
Busbubi
T2-Kenner
Beiträge: 11
Registriert: 06.03.2016 14:10
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Kolben, Zylinderlaufbuchsen

Beitrag von Busbubi »

Hallo zusammen,
muß mich jetzt doch durchringen an meinem T2; 2,0 ltr. 70 PS Kolben und Zylinder zu erneuern.
Ich habe den Motor ausgebaut und zerlegt um ihn NUR abzudichten, beim zusammenbau ist mir ein Ölabstreifring gebrochen, " das Unheil nahm seinen Lauf".
Gestern wurde mir schon hier im Forum empfohlen, alle 4 Kolben und Zylinder zu erneuern, habe mich dann für die Billigheimer- Rep. entschieden,nur defekten Ölring und zusammen bauen !
Heute sind mir aber Zweifel gekommen, denn bei näherer Betrachtung sind die Büchsen schon ganz schön eingelaufen.
Jetzt meine Frage; hat schon jemand nur Zylinder, Laufbuchsen, Bolzen erneuert OHNE Kurbelwellenlager ??
Der Motor hat 150 Tkm auf dem Buckel, nicht dass dann die Lager kommen.

Gruß Busbubi
Benutzeravatar
Matthias S.
Wohnt im T2!
Beiträge: 1604
Registriert: 24.08.2012 21:21
Kontaktdaten:

Re: Kolben, Zylinderlaufbuchsen

Beitrag von Matthias S. »

Da kann man Dir nur Abraten, die Wahrscheinlichkeit ist groß dass die alten Pleuellager den plötzlichen Leistungszuwachs durch die verbesserte Kompression nicht überleben.
Außerdem sterben die Typ 4 Motoren zwischen 170 und 220 Tkm durchaus oft den Ventiltod, wie sehen denn Auslassventile, Ventilführungen und Sitze aus? Nicht das deine neuen Kolben bald vom Auslassventil des dritten Zylinder geküsst werden.
Die nächste Frage würde dann Nockenwelle und Ölpumpe gelten.
Ich würde den Motor entweder für kleines Geld zusammenstecken und unter Beobachtung weiterfahren oder sehr viel Geld investieren und den Motor neu aufbauen. Bei Version eins würde ich vor den ersten tausend Kilometer mit dem Endoskop nach der Zylinderlaufbahn schauen um sicherzugehen dass der neue Ring nicht frisst. Bei den niedrigen Kolbengeschwindigkeiten unserer Boxer mache ich mir da allerdings wenig Sorgen.
Grüße, Matthias
Benutzeravatar
Gastonlagaffe
T2-Süchtiger
Beiträge: 300
Registriert: 05.05.2009 20:41
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Re: Kolben, Zylinderlaufbuchsen

Beitrag von Gastonlagaffe »

Hallo Busbubi,

ich stand im letzten Sommer vor der gleichen Frage.
Ich wollte nur den Ölverlust stoppen.

Beherzt habe ich dann das Teil augebaut und Kolben, Zylinder, Nockenwelle und alle Lager getauscht.
Die Lagersitze und die Kurbelwelle waren noch gut !!!

Die Teile habe ich bei Orratech besorgt, hat alles gepasst :D :D

Jetzt läuft der Bus wieder wie neu, war schon 2x in Griechenland.
Auf der Bahn gehen jetzt auch 140 ...

Gruß

Thomas
Verstand beginnt dort wo die Logik endet
Benutzeravatar
bugster_de
T2-Süchtiger
Beiträge: 584
Registriert: 16.02.2009 16:02
IG T2 Mitgliedsnummer: 808

Re: Kolben, Zylinderlaufbuchsen

Beitrag von bugster_de »

um ehrlich zu sein, würde ich nicht zu dem bedingungslosen Wechsel der Hauptlager raten. Folgende Gründe:
- heute bekommt man nur noch Lagersätze von irgendwo auf der Welt in oftmals durchwachsener Qualität. Die Zeiten von Kolbenschmidt made in Germany sind vorbei. Da sind manchmal die verbauten qualitativ besser wie das neue Zeugs. Als Beweisbeispiel seien hier mal die Pleuellager genannt für all diejenigen, die auch schon einen ganzen Abend damit zugebracht haben die Lagerschalen so lange hin und her zu tauschen, bis die Pleuel wirklich so laufen, wie sie sollen.
- wenn man den Block aufmacht, findet man eh noch alles mögliche an "Problemen". Die waren zwar keine Probleme als der Motor noch zusammen war, aber wo man schon mal aufhat macht man das halt auch .. Sprich €€€. Auch ein Beispiel: der Motor läuft eigentlich super, aber wenn man ihn offen hat denkt man "Oh Gott, wie sehen denn die Zylinderlaufbüchsen aus?"

Wenn man ihn aber zulässt, dann müssen, wie von Matthias schon geschrieben, die Komponenten echt top sind, sonst gibt es Matsch.

Wenn man ihn aufmacht würde ich das Spindeln des Gehäuses sowie die Messung der Kurbelwelle auf Höhenschlag empfehlen. Danach hat man einen Top laufenden Shortblock. Spindeln nur bei einer Firma machen lassen, die das in einem Rutsch mit einem Werkzeug machen kann. Umspannen etc. ist m.E. Murks. Engine Plus oder Udo Becker sind da gute Adressen.
oder sehr viel Geld investieren
bin mir nicht sicher, ob das heute noch geht
Genau so einen hatte ich auch mal. Aber der hatte einen Diesel und war von Ford.
Benutzeravatar
burger
Wohnt im T2!
Beiträge: 1483
Registriert: 23.10.2006 11:52

Re: Kolben, Zylinderlaufbuchsen

Beitrag von burger »

Sehe ich genauso! Immer diese Tips von wegen wenn dann richtig und alles neu sind zwar gut gemeint aber ich halte sie nicht für wirklich gut.
Können nur von Leuten sein die entweder noch nie oder länger mehr keinen Motor mehr ausgebaut haben. Dann sieht man nämlich erst was man teilweise für Mist an Teilen kriegt.
Die Pleuellager lassen sich ja auch noch bei geschlossenem Gehäuse tauschen. Aber gerade da gibt es viel Schrott.
Das mit dem Höhenschlag der KW ist zwar richtig aber wenn sich die KW im Gehäuse leicht drehen lässt hat sie eig keinen signifikanten Höhenschlag.Jedenfalls bei gespindelter Lagergasse und neuen Lagern.
bugster_de hat geschrieben:um ehrlich zu sein, würde ich nicht zu dem bedingungslosen Wechsel der Hauptlager raten. Folgende Gründe:
- heute bekommt man nur noch Lagersätze von irgendwo auf der Welt in oftmals durchwachsener Qualität. Die Zeiten von Kolbenschmidt made in Germany sind vorbei. Da sind manchmal die verbauten qualitativ besser wie das neue Zeugs. Als Beweisbeispiel seien hier mal die Pleuellager genannt für all diejenigen, die auch schon einen ganzen Abend damit zugebracht haben die Lagerschalen so lange hin und her zu tauschen, bis die Pleuel wirklich so laufen, wie sie sollen.
- wenn man den Block aufmacht, findet man eh noch alles mögliche an "Problemen". Die waren zwar keine Probleme als der Motor noch zusammen war, aber wo man schon mal aufhat macht man das halt auch .. Sprich €€€. Auch ein Beispiel: der Motor läuft eigentlich super, aber wenn man ihn offen hat denkt man "Oh Gott, wie sehen denn die Zylinderlaufbüchsen aus?"

Wenn man ihn aber zulässt, dann müssen, wie von Matthias schon geschrieben, die Komponenten echt top sind, sonst gibt es Matsch.

Wenn man ihn aufmacht würde ich das Spindeln des Gehäuses sowie die Messung der Kurbelwelle auf Höhenschlag empfehlen. Danach hat man einen Top laufenden Shortblock. Spindeln nur bei einer Firma machen lassen, die das in einem Rutsch mit einem Werkzeug machen kann. Umspannen etc. ist m.E. Murks. Engine Plus oder Udo Becker sind da gute Adressen.
oder sehr viel Geld investieren
bin mir nicht sicher, ob das heute noch geht
Gruß aus Ostwestfalen,
Markus
Benutzeravatar
bugster_de
T2-Süchtiger
Beiträge: 584
Registriert: 16.02.2009 16:02
IG T2 Mitgliedsnummer: 808

Re: Kolben, Zylinderlaufbuchsen

Beitrag von bugster_de »

Das mit dem Höhenschlag der KW ist zwar richtig aber wenn sich die KW im Gehäuse leicht drehen lässt hat sie eig keinen signifikanten Höhenschlag.Jedenfalls bei gespindelter Lagergasse und neuen Lagern.
genau. Und mal Hand hoch an alle die das lesen: wer hatte denn schon mal ein original VW Kurbelwelle mit Höhenschlag? Zumal aus einem Motor der noch lief?
und falls man eine hat, wie richtet man die?
Hinweis: eine original VW Kurbelwelle macht selbst auf einer 20 Tonnen Presse noch keinen Zucker. Wenn die krumm ist, kenne ich eigentilich keinen brauchbaren Weg, um die wieder gerade zu biegen. Die Qualität ist viel zu gut. Und richtig lustig wird es bei Oettinger Wellen mit Gegengewicht. Die sind dann noch steifer.
Anders sieht es da bei den Repro-Wellen aus: die kann man schon mit Hammerschlägen wieder richten und ab 5 Tonnen biegt die sich wie eine Banane
Genau so einen hatte ich auch mal. Aber der hatte einen Diesel und war von Ford.
Antworten