Öldruckproblem - muss eine Überholung her?

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Roman
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Re: Öldruckproblem - muss eine Überholung her?

Beitrag von Roman »

Maria war mit dem Bus am Samstag nachmittag bei mir.
Ventilspiel hab ich nicht nachgeprüft, da der Motor warm war und kein verdächtiges Klappern zu hören war, müsste also passen.
Unterbrecherkontakt hab ich eingestellt, ebenso den Zündzeitpunkt; Unterdruckdose funktioniert ebenfalls. Trotzdem läuft der Motor noch etwas unruhig, kann aber sowohl an etwas schmutzigen Zündkerzen als auch an den Zündkabeln liegen, hat aber keinen direkten Einfluss auf den Öldruck. Die Zündung hat eher Einfluss auf die Verbrennungstemperatur und daher indirekt auch irgendwie auf die Öltemperatur, da wollte ich sichergehen dass der Motor nicht zu heiss läuft.
Am Vergaser hat beim Umluftabschaltventil der Stöpsel gefehlt, was auf den Motorlauf keinen Einfluss hat, nur auf den Nachlauf beim Abstellen - das Teil hab ich ersetzt. Der Choke funktioniert, die Starterklappe ist leichtgängig, Einspritzröhrchen ist vorhanden, die Beschleunigerpumpe funktioniert (Benzinstrahl tritt aus dem Röhrchen aus beim Gasgeben). Leerlauf hab ich eher etwas höher eingestellt auf ca. 870 U/min, CO-Wert mit dem Gunson-Tester auf 3% (dabei mehrmals nachjustiert, weil der Gunson nicht so genau anzeigt). Es kann sein, dass der Vergaser noch irgendwo Nebenluft zieht und dadurch etwas unruhigen Leerlauf verursacht, hab ich noch nicht weiter überprüft, weil ich den Öldruck-Fehler zuerst gesucht habe.
Die Verkabelung vom Öldruckschalter passt, der Öldruckschalter selbst ist der richtige (0,15-0,45 Bar), daran liegts also auch nicht.
Die beiden Öldruckregelventile sind leichtgängig, beim hinteren (also dem in der Nähe des Öldruckschalters) war die Feder etwas kürzer, daher gegen das Vergleichsteil ausgetauscht.
Daher habe ich ein Ölmanometer angeschlossen. Bei kaltem Motor bei 2000 U/min 2,2 bar, im Leerlauf noch immer ca. 1 bar. Bei warmem Motor dann bei 2000 U/min ca. 1 bar mit zitternder Nadel, im Leerlauf fast nichts.
Unter Mithilfe meines Nachbarn haben wir dann zu dritt die Ölpumpe verdächtigt und nach Ausbau wegen zu großer Toleranzen (über 0,10 Axialspiel, über 0,05 Flankenspiel) gemeinsam mit dem Deckel (spürbare Einlaufspuren) verurteilt und zum Anschauungsobjekt degradiert.
Mit der neuen Ölpumpe und neuer Dichtung (die dünne Papierdichtung, keine hochwertige und zu dicke Reinz-Dichtung) sowie gebrauchtem Deckel (ohne fühlbare Einlaufspuren) dann bei inzwischen wieder kaltem Motor bei 2000 U/min knapp 4 bar, im Leerlauf deutlich über 1 bar gemessen.

Bei 20W50 sollte ein leicht höherer Öldruck anliegen, das behebt aber nicht das Problem, sondern verschiebt nur die Symptomwerte. Daher bringt ein neuer Ölwechsel meiner Ansicht nach nichts.

Das Öldruckregelventil in der Nähe der Schwungscheibe begrenzt ja den maximalen Öldruck, an dem dürfte es nicht liegen, da ja bei kaltem Öl mehr Druck anliegt als bei warmem und also auch bei kaltem Motor der Druck zu gering sein müsste.
Das Öldruckregelventil riemenscheibenseitig sperrt bei kaltem Motor die Ölzufuhr zum Ölkühler ab; bei Erwärmung des Öls nimmt dessen Viskosität ab, der Druck sinkt und das Ventil schliesst mit Federkraft den direkten Kanal von der Ölpumpe zu den Lagern, das Öl muss den Umweg über den Kühler nehmen.
Ich vermute daher, dass entweder der Ölkühler selbst, oder die Dichtungen zwischen Motorblock, Kühlerflansch und Kühler undicht sind, allerdings nur bei einem Druck von etwas über 1 bar. Oder der Kanal ist so weit zu, dass sich Druck aufbaut bis ca. 1 bar und dann Richtung Kühler/Lager entweichen kann, was auch die flatternde Anzeige erklären würde.

Nach dem Abstellen des Motors hat es aus der Gegend des Ölkühlers noch ganz leicht geblubbert. Luftblasen sollten im Ölkanal ja durchgespült werden, schliesslich liegt das Ganze ja über dem normalen Ölniveau.

Zu Ölspuren: auf der linken Seite, zwischen Gebläsegehäuse und Zündverteiler, ist etwas Öl zu sehen, allerdings ist während der Einstellarbeiten und Probeläufe nichts nachgesickert, auch unten habe ich keinen deutlichen Ölverlust erkennen können.

Meine Favoriten:
- Ölkühler undicht
- Dichtungen zwischen Motorblock und Kühlerflansch bzw. zwischen Kühlerflansch und Ölkühler aufgequollen / verrutscht / undicht.

Grüße,
Roman
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Rolf-Stephan Badura
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Re: Öldruckproblem - muss eine Überholung her?

Beitrag von Rolf-Stephan Badura »

@Roman :gut:
Euer erneuter Ölpumpe-Austausch hat ja zumindest wieder Druck auf's System gebracht.
Komisch nur, dass die Ölpumpe ja schon gewechselt wurde.
Vielleicht ein Nockenwellen Problem und Öldruckverlust im Stößelbereich? (als ganz wilde Theorie, da hohe Laufleistung)

War das zittern bei 2000U/min immer noch da?
Was mich wundert, dass kein nennenswerter Ölverlust berichtet wird, aber von Undichtigkeiten, die den Druck so absacken lassen.
Zieht die Ölpumpe irgendwo Luft? Eigenartig...

Grüße
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Bulli-Tom
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Re: Öldruckproblem - muss eine Überholung her?

Beitrag von Bulli-Tom »

Ist vielleicht der Öl-Ansaugrüssel undicht? Hab davon mal im Bugnet gelesen, vergleichbare Symptome...

Ansonsten würd' ich den Motor kurz aufmachen und reinschauen.. Ich denke mal dass der Motor einfach ausgelutscht ist
Zum Wohl die Pfalz :wein:
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t2rulez
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Re: Öldruckproblem - muss eine Überholung her?

Beitrag von t2rulez »

Hallo ihr lieben Lösungssucher!
Danke auch Roman für das genaue Protokoll vom Samstag ;)

Also, war heute in der Werkstatt - Zwischenstand:

- CO Wert war bei 0,5 (Komisch, am Samstag eingestellt. Als ich da gekommen bin war der Wert auch total niedrig. Kann sich
sowas so verstelllen oder liegt's an dem CO-Prüfgerät?) ---> wurde auf 2,4 % hochgestellt
- Drehzahl damit auch noch hochgestellt
Befund 1: Der Ölverlust kommt wahrscheinlich von einer undichten Schweißnaht am Motorblock, aber an einigen Stellen ist
es ein bisserl undicht .. jetzt nichts super auffälliges oder auch ungewöhnliches ;)

Dann habe ich also mit neu eingestelltem Vergaser eine Testfahrt - 45 Min Autobahn - gemacht. Wieder von der Autobahn
runter und leichtes Öllamperl flackern - es ist aber ziemlich sicher "nur" flackernd gewesen,
weil die Drehzahl einfach viel höher eingestellt war (vorher nach so einer Strecke war durchgehendes Aufleuchten).

--> Motor angeschaut - viel zu heiß. Ölmessstaberl unter einer Sekunde berührbar! "Der glüht ja", sagte der Mechaniker.

Die Kollegen aus der Werkstatt haben leider kein Öldruckmessgerät mehr (tss!), aber ich hab ihnen
schnell eine Öldruckanzeige (für Rennautos, haha :D) besorgt, und die bauen sie mir ein, dann werde ich genaue Werte liefern können ;)

Vermutung von ihnen jetzt, da schon so viel ausgeschlossen wurde: Der Ölkühler.
Sie nehmen mir in den nächsten Tagen nochmal den Motor raus, schauen ob da wo 'ne Klappe hängt, blasen ihn durch, prüfen
ihn auf Undichtigkeit etc..

Das unruhige Laufen ist besser mit höherer Drehzahl, aber sonst sind wirklich keine auffälligen Geräusche zu hören!
Das ist ja das komische an der Geschichte, deswegen ist auch jetzt von einem anderen Bulli-Mechaniker (anm. für Roman: Peter Tano!)
nicht Lager o.ä. verdächtigt, sondern der Ölkühler.

Ich werde in den nächsten Tagen wieder berichten. *Fingers crossed*, dass es der Ölkühler ist - und evtl. ist auch wirklich, wie von
Roman vermutet, ein undichter Motorblock an der Schoße beteiligt?

Liebe Grüße,
Maria
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halbhirn
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Re: Öldruckproblem - muss eine Überholung her?

Beitrag von halbhirn »

Boah, 2 Seiten Fred und immer noch Fischen im Dunkeln.
Geschweisste Motorgehäuse... und keine Öldruckmessung mit Rückschluss auf die Öltemperatur......
Wo soll das hinführen ? :shock:
Grüße,

Axel
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Norbert*848b
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Re: Öldruckproblem - muss eine Überholung her?

Beitrag von Norbert*848b »

Hallo Maria,
wie stand denn das Thermostat nach Deinem "Heißen Ritt" auf der Autobahn? Da braucht man rechts nur am unteren Leitblechblech vorbei zu schauen.
Die Freigängigkeit der Kühlluftklappen kann man bei eingebautem Motor testen. Einfach einmal so vorgehen, als ob man den Thermostat neu einstellen will, also das rechte untere Blech abschrauben, so dass es zugänglich wird. Dann sollte man merken, ob da etwas schwergängig ist.
http://sowirdsgemacht.com/band17/VW-Bus.html#!51
Das Bild mit dem Mechanismus für die Kühlluftklappen auf der vorherigen Seite ist leider nicht das richtige für den Bus (sondern vom alten Käfer), da hat Herr Etzold leider geschludert. :?
Das Prinzip der Kühlung ist hier vermerkt, leider ist da die Funktion des Thermostaten nicht berücksichtigt.
http://www.volksbolts.com/faq/cooling.htm
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert
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bugster_de
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Re: Öldruckproblem - muss eine Überholung her?

Beitrag von bugster_de »

Ist vielleicht der Öl-Ansaugrüssel undicht? Hab davon mal im Bugnet gelesen, vergleichbare Symptome...

Ansonsten würd' ich den Motor kurz aufmachen und reinschauen.. Ich denke mal dass der Motor einfach ausgelutscht ist
Da stimme ich mal uneingeschränkt zu. Wenn die Nadel zittert, dann hat er wohl Luft im Öl. Und die kann ja auf dem Weg zum Geber nur vom Ölrüssel, der Pumpe, dem hinteren Druckregelventil oder einem Riss im Gehäuse kommen. Erster Kandidat bei sowas ist immer der Ölsaugrüssel. Wenn der Motor warm ist, dann ist der Ölinhalt im Motor unterwegs und der Ölstand im Kurbelgehäuse nun niedrig. Wenn der Ölrüssel dann nicht richtig sitzt, zieht er oben an, und da ist Luft ...

Zumal, wie wir ja wissen, der Ölrüssel mit einer Schraube an dem längeren M6 Stehbolzen des Ölablassdeckels verschraubt ist. Und bei einem alten Moped unbekannter Herkunft ist es nicht ganz unüblich, dass irgendein Voll-Horst beim Ölwechsel den Ölablassdeckel abgeschraubt hat und dabei kam der Stehbolzen mit raus. Voll-Horst denkt sich: kein Problem, da schraube ich einfach den Stehbolzen wieder rein. Falls er Glück hatte kam die M6 Mutter im Inneren beim Ölwechsel mit raus oder hat sich im Filter verfangen. Falls Pech gehabt, dann ist die Schraube angesaugt worden und hängt jetzt im Rüssel, und die Ansuagung, die nun verstopft ist, zieht er an anderer Stelle und damit Luft. Und bei noch mehr Pech haucht der Motor dann mit großem Kawumm sein Leben aus. Macht aber nix, denn wie die Jungs im Käfer-Cup schon immer gesagt haben: A bisserls was bleibt immer übrig und wenns nur die Vergaser san :-)

Das alles kann man aber nur diagnostizieren und reparieren, wenn der Motor offen ist. ist die schnellste Variante bei einem Typ 1

Und beim Typ 4 ist das auch ganz beliebt: Öl ablassen durch aufschrauben der mittleren Schraube in dem Blech Deckel ...
Genau so einen hatte ich auch mal. Aber der hatte einen Diesel und war von Ford.
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Steve
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Re: Öldruckproblem - muss eine Überholung her?

Beitrag von Steve »

Die Fehlersuche klingt echt chaotisch. Du solltest dir die möglichen Ursachen mal aufschreiben und der Wahrscheinlichkeit nach abarbeiten. Eine Undichtigkeit nach außen (z.B. am Ölkühler) kannst du ausschließen, damit merklich Öldruck verloren geht müsste der Motor in extrem großen Mengen Öl verlieren!

Es wäre auch nicht schlecht die Öltemperatur mal zu messen. "Fühlt sich zu heiß an" ist nicht brauchbar. Die Öltemperatur kann nach Autobahnfahrten auf weit über 100° steigen, dementsprechend heiß werden auch die Bauteile. Stell mal eine Gabel in einen Topf kochendes Wasser für eine Minute und fass sie an...

Wenn die Pumpe in Ordnung ist und die richtige Dichtung hat und der Regelkolben samt Feder am Schwungrad auch passt bleiben nicht mehr viele Möglichkeiten. Ein nicht korrekt sitzendes Ölsuagrohr wäre eine Möglichkeit.
Wenn das in Ordnung ist würde ich mit 99% Wahrscheinlichkeit auf die Lager tippen. Hab schon einen total ausgelutschte Typ 1 Motoren besessen bei dem die Lampe bis 1300 1/min geleuchtet hat. Der lief total gut ohne wilde Geäusche...
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Steve
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Re: Öldruckproblem - muss eine Überholung her?

Beitrag von Steve »

noch ein kurzes Wort zum "Öl-Thermostat". Bei kaltem Motor ist der Öldruck höher und der Druck reicht um den hinteren Kolben zu bewegen und den direkten Weg zu den Lagern zu öffnen. Bei warmen Motor reicht der Öldruck dafür nicht mehr aus. Falls nun irgendwas am Ölkühler verstopft sein sollte (verrutschte Dichtung oder so) steigt der Öldruck durch die Drosselstelle wieder an und das Öl nimmt den direkten Weg zu den Lagern.
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Norbert*848b
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Re: Öldruckproblem - muss eine Überholung her?

Beitrag von Norbert*848b »

bugster_de
... schön beschrieben. :bier:
Als ich damals meinen Reservemotor gekauft hatte und eine Bestandsaufnahme durchführte, hatte ich mich natürlich auch gleich um diese typische Schwachstelle gekümmert (Vollhorste gab es schon immer, nur nannte man sie damals anders. :D ).

Ich kann mich jedoch daran erinnern, dass ich nach Abschrauben des Ölsiebdeckels und Entfernen des Ölsiebes da entweder was sehen oder auch nur ertasten konnte. Die kleine M6 Mutter war weg, allerdings stand der Ölrüssel noch in Position. Bei der anschließenden Revision wurde alles gerichtet, vermutete Schäden am Ölansaugtrakt konnten nicht festgestellt werden, die Mutter fand sich im vorderen Bereich der "Ölwanne" wieder (der Motor ist ja ca um 4° nach vorne geneigt, da wird vieles hingespült oder setzt sich ab).
Um noch einmal deutlich zu machen um welche Mutter / welchen Stehbolzen es sich handelt (roter Pfeil), hier ein kleines Bildchen. Zur Orientierung: Rechte Motorhälfte, vorderer Stehbolzen, also in Fahrtrichtung.
Y_Ans_Oel.jpg
PS: Im Bereich des roten sowie schwarzen Pfeils auf Dichtigkeit achten (da hatte VW seinerzeit schon Schwachstellen entdeckt und im Werkstatthandbuch darauf aufmerksam gemacht).
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert
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