Zündschloss verschlissen oder Flöhe und Läuse?

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unimog2010
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Zündschloss verschlissen oder Flöhe und Läuse?

Beitrag von unimog2010 »

Moin zusammen,

ich versuche das Problem übersichtlich zu halten:

zum Hintergrund a): Ich habe eben die Suche "Zündschloss" bemüht...bei Seite 25 von 42 bin ich ohne Lösung ausgestiegen.
zum Hintergrund b): T2b Bj. 1978, US-Reimport, 70PS Einspritzer. Startet nicht (mehr) mit Zündschlüssel. Amerikanischer Vorbesitzer verbaute Überbrückungslitze unter Armaturenbrett.
zum Hintergrund c): Startproblem trat erstmals bei mir 2017 an Himmelfahrt auf, als das Auto morgens im Schatten startete, dann in der Sonne geparkt wurde und im erwärmten Zustand nicht mehr ansprang.
zum Hintergrund d) Ich wechselte 2017 dann den Zündanlassschalter (ZÜAS) gegen ein Reproplunder. Problem war für wenige Monate, kam dann wieder. Ich erhielt Ersatz vom okayen Lieferanten. Dieser funktionierte bis Anfang 2019. Dann wieder nur Starten möglich über besagte Litze auf Dauerplus.

Ich habe dann einen anderen Lieferanten gebeten mir einen ZÜAS zu schicken. Diesen wollte ich heute einbauen. Alles zerlegt.

ZÜAS alt nach Entfernung des Zündschlosses aus Spaß durch drehen des ZÜAS mittels Schraubenzieher nochmal getestet: Bus startet und gedanklich die Außentemperatur von 2 Grad als Schuldigen identifiziert.

Neuen ZÜAS ohne Zündschloss getestet: Bus startet auch. Egal. Neuen ZÜAS ins Zündschloss eingebaut und getestet. Zündstelllung 1 erfolgreich aber keine Zündung bei Zündstellung 2. Alten ZÜAS eingebaut. Zündstelllung 1 erfolgreich aber keine Zündung bei Zündstellung 2. Vorgang x-mal wiederholt. Ohne Zündschloss mit Schraubenzieher - BUS startet. Mit Zündschloss - Bus startet nicht. Viel geflucht.

Zwischenfazit: Es scheint so zu sein, als würde mein Zündschloss den ZÜAS nicht weitgenug drehen.

Dann: Funktion des Zündschlosses versucht nachzuvollziehen. Zapfen schiebt bei Schlüsseldrehung raus und wird gedreht. Sieht alles okay aus. Dann eigentliches Zündloss aus Schlossträger ausgebaut, viel Schmodder, altes Fett gefunden. Und Spiel zwischen den beiden Ringen mit Nuten die horizontal zu Einsteckrichtung des Schlüssels laufen eingebildet.

Dann: Alles in Diesel eingelegt und entnervt nach Hause gefahren.

Plan: Nach Dieselbad alles reinigen, neu schmieren und hoffen.

Frage 1: Meint ihr es liegt an einer gewissen Verharzung des Zündschlosses oder kann ich gleich ein neues kaufen weil es ausgenudelt ist? Oder sind die ReproZÜAS nicht passig zu betagten Zündschlössern? Kommt es häufig vor, dass Schlösser selbst verschleißen? Oder habe ich irgendwas übersehen oder nicht bedacht. Ich würde gerne um so ein Reproschloss herumkommen. Habe ich etwa durch vermuten minderer Reproqualität den Zulieferern unrecht getan?

Frage 2: Nachdem ich die Suchfunktion bemüht habe, kam mir der Verdacht, dass es nicht original ist, ein Schlüssel für das Zündschloss und einen für die Türen zu haben, so wie im Fall meines Bus.
Oder doch? Stört mich nicht weiter, bin ich jedoch von meinen anderen Oldtimern (Mercedes W123) nicht gewohnt. Könnte ich mal umbauen. Ist offenbar sehr ähnlich zu Mercedes aus der Zeit, wo ich das Anpassen und Instandsetzen der Türschlösser schon öfters gemacht habe.

Gruß und Danke a) fürs Lesen der Vorgeschichte und b) für jegliche Antworten zu meinem Problem. :bier:

gregor
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Norbert*848b
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Re: Zündschloss verschlissen oder Flöhe und Läuse?

Beitrag von Norbert*848b »

Hallo Gregor,
… schön getextet. :mrgreen:
unimog2010 hat geschrieben: 25.02.2020 22:30 zum Hintergrund b): T2b Bj. 1978, US-Reimport, 70PS Einspritzer. Startet nicht (mehr) mit Zündschlüssel.
Bitte etwas konkreter, dreht der Anlasser nicht mehr durch oder was?
unimog2010 hat geschrieben: 25.02.2020 22:30 Es scheint so zu sein, als würde mein Zündschloss den ZÜAS nicht weitgenug drehen.
… das ist natürlich aus der Entfernung schlecht nachzuvollziehen.

Es sollte so sein:
Schalterstellung Zündung ein:
Kabel 30 wird auf 15 (und X durchgeschaltet)
Schalterstellung "Anlassen":
Kabel 30 wird auf Klemme 15 und 50 durchgeschaltet, wobei X unterbrochen wird.
unimog2010 hat geschrieben: 25.02.2020 22:30 Es scheint so zu sein, als würde mein Zündschloss den ZÜAS nicht weitgenug drehen.
… einfach mal nachmessen lt. vorangegangener Darstellung
unimog2010 hat geschrieben: 25.02.2020 22:30 Frage 2: Nachdem ich die Suchfunktion bemüht habe, kam mir der Verdacht, dass es nicht original ist, ein Schlüssel für das Zündschloss und einen für die Türen zu haben, so wie im Fall meines Bus

Original ist es eigentlich, einen gemeinsamen Schlüssel für alle Schließ-Zylinder zu haben.
… was haben wir da schon getextet: viewtopic.php?f=7&t=16675&hilit=gleichschlie%C3%9Fend

BTW: die Meisten haben sich ein sog "Hot-Start-Relais" eingebaut, um den ZAS zu entlasten, das betrifft aber in erster Linie nur die Klemme 50.

… habe ich jetzt womöglich etwas vergessen (bei der vielen Texterei), dann bitte einmal gezielt nachfragen.
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert
unimog2010
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Problem nochmal in zwei Sätzen

Beitrag von unimog2010 »

Moin Norbert und alle,

ich fasse das Problem nochmal in weniger Prosa zusammen:

Problem:
Wenn ich den Zündanlassschalter im ausgebauten Zustand an das dazugehörige Kabel anschließe und mit Schrauberzieher drehe, dreht der Anlasser wie er soll und der Bus springt an

Wenn ich den Zündanlassschalter in den Schlossträger einbaue und mit Schlüssel starten will, geht er zwar in Zündstellung 1 und 2, startet aber nicht.

Schlussfolgerung: Ich habe kein Elektroproblem, sondern irgendein anderes.

Mache ich etwas falsch beim Einbau (der mir sehr straight forward erscheint) oder was ist falsch am Zündschloss?

Gruß und Danke für Eure Hilfe,

gregor
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Rolf-Stephan Badura
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Re: Zündschloss verschlissen oder Flöhe und Läuse?

Beitrag von Rolf-Stephan Badura »

Hallo Gregor,

wir sehen nicht, was Du da verbaust und was da vorliegt... hast Du Bilder für uns?
Eigentlich alles straight forward und ohne Tricks. Siehe z.B. http://www.michaelknappmann.de/bulli/mi ... parat0.htm, Reparaturleitfaden,VW-Transporter Typ 2, Ausgabe Januar 1975: http://www.michaelknappmann.de/bulli/mi ... 10/339.jpg

hört sich ein bisschen an wie ein falscher Masseschluss - der Zündanlassschalter im Zündschloß ist ja schön in Plaste gekapselt und die Kabel in der Lenksäule gestopft. Vielleicht ein Kabelbruch, der beim Reinstopfen zu Tage tritt?! Sollte sich aber doch finden lassen... :wink:
Norbert*848b hat geschrieben: 25.02.2020 23:42BTW: die Meisten haben sich ein sog "Hot-Start-Relais" eingebaut...
Nix für ungut für den brauchbaren Tipp, aber woher nimmst Du Deine statistische Aussage "die Meisten"?
Bei meinen luftgekühlten VWs und Oldies geht es auch prima ohne seit über 2 Jahrzehnten - und in meinem Umfeld kenne ich eher statistisch wenige damit.

Grüße,
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schrauberger
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Re: Zündschloss verschlissen oder Flöhe und Läuse?

Beitrag von schrauberger »

Hallo Rolf-Stephan,

ich gehöre zum Beispiel zu den Meisten :D
Nicht weil mein Motor schlecht gestartet hätte, sondern einfach um den Zündanlassschalter zu entlasten, der heutzutage ja meist Repro(Kacke) ist.
Bei mir ist es ein VW-Brasil Teil, aber auch dem trau ich nicht wirklich.

Ralph
Schöne Grüße aus Geisingen,

Biete in Originalqualität:
Reparaturbleche für Laderaumboden und
Typ4 Wärmetauscher.
Sämtliche BKV-Unterdruckleitungen und
Nachlaufleitungen für Bremsflüssigkeit.
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Sgt. Pepper
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Re: Zündschloss verschlissen oder Flöhe und Läuse?

Beitrag von Sgt. Pepper »

schrauberger hat geschrieben: 26.02.2020 10:37 Hallo Rolf-Stephan,

ich gehöre zum Beispiel zu den Meisten :D
Nicht weil mein Motor schlecht gestartet hätte, sondern einfach um den Zündanlassschalter zu entlasten, der heutzutage ja meist Repro(Kacke) ist.
Bei mir ist es ein VW-Brasil Teil, aber auch dem trau ich nicht wirklich.

Ralph
Dito!
Traue dem billigen Repro-Schalter auch nicht so viel zu.

Grüße,
Stephan
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Norbert*848b
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Re: Zündschloss verschlissen oder Flöhe und Läuse?

Beitrag von Norbert*848b »

@ Rolf-Stephan:
Rolf-Stephan Badura hat geschrieben: 26.02.2020 07:41 aber woher nimmst Du Deine statistische Aussage "die Meisten"?
... habe ich mal so locker über den Daumen gepeilt, hätte wohl besser "viele" schreiben sollen, das ist aber auch nur etwas unbestimmt.
In meiner unmittelbaren "Schrauberumgebung" sind das geschätzt so etwa um die 50%, falls das weiterhelfen sollte.
Rolf-Stephan Badura hat geschrieben: 26.02.2020 07:41 ... geht es auch prima ohne seit über 2 Jahrzehnten...

Bei meinem Bulli mit dem originalen ZAS ging es sogar über 3 Jahrzehnte gut. :D
Irgendwann merkte ich aber, dass nur noch bei recht hartem Rechtsanschlag der Magnetschalter einrasten wollte.
Daraufhin hatte ich mir ein Reproteil besorgt und eingebaut.

Den alten Schalter hatte ich aufgemacht und gesehen, dass da der Kontakt für Klemme 50 schon weit abgebrannt war und nur noch auf dem letztem "Pfiff" gegriffen hatte.
Über Klemme 50 schaltet man ja eine recht hohe Induktivität bei großem Strom von etwa 35 A. Da ist Verschleiß an den Kontakten einfach vorprogrammiert. :?
schrauberger hat geschrieben: 26.02.2020 10:37 ... sondern einfach um den Zündanlassschalter zu entlasten, der heutzutage ja meist Repro(Kacke) ist.
Das waren letztendich auch meine Beweggründe. :wink:
... und hätte ich früher ein "Hot-Start-Relais" eingebaut, so würde ich sicherlich noch mit dem alten ZAS unterwegs sein, das bilde ich mir zumindest ein. :mrgreen:
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert
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Re: ich mach mal Photos

Beitrag von unimog2010 »

Moin zusammen,

danke für die Hinweise soweit. Ich werde mir das SOnntag nochmal vornehmen. Vielleicht hat ja schon das Dieselbad dem Zündschloss zu neuem Leben verholfen.

Wenn nicht, stelle ich hier mal ein paar Photos ein.

Gruß

gregor
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Tanjas&Thomas_T2b
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Re: Zündschloss verschlissen oder Flöhe und Läuse?

Beitrag von Tanjas&Thomas_T2b »

Moin,

da ich gestern meinem Ölverlust auf die Spur gehen wollte, war der Plan den Bus ein mal hin und her zu rangieren.
Ergebnis, Anlasser macht keinen Muks mehr. Nach anfänglichem Verdacht des Hot Start Relais, war es doch der Zündschlossschalter.

Aber, da gibt es noch mehr Faktoren, die da rein spielen können.
Grundsätzlich ist es schon mal eine Blöde Konstruktion, um an den Schalter ran zu kommen.
Das man den ganzen Schlossträger ausbauen muss ist irgendwie dämlich.

Zwischen Klemme 30 und Klemme 50 hatte ich bei eingebautem Schalter keinen Kontakt.
Bei ausgebautem Schalter bei Betätiigung mit einem Schraubendreher ging es.

Erst einmal hatte ich einen kleinen Riss im Gehäuse bemerkt:
Gehäusebruch.JPG
Dann ist noch die Ecke, wo das Schloss rein greift etwas verschlissen:
Schaltergehäuse.JPG
Und das Schloss selber war auch etwas abgenutzt im Bereich wo es in den Schalter greift.
k00000003.JPG
Mit dem Reserve Schalter hatte ich auch nur gerade so auf dem letzten Drücker Kontakt.
Das wäre also auch keine Lösung auf Dauer gewesen.
Deshalb habe ich vom Schloss etwas am Anschlag gefeilt. (ca. 1mm Material abgetragen)
Dann ging auch der alte Schalter wieder.

Die Kontaktflächen waren noch erstaunlich gut, da konnte ich nirgendwo Verschleiß feststellen:
Kontaktflächen.JPG
Daran kann der Ausfall also nicht gelegen haben.

Ich vermute es sind halt die gesammelten Verschleißpunkte, die sich addieren.
Und wenn man halt das Schloß bearbeitet, kann man das wieder ausgleichen.

Um den Schließzylinder raus zu ziehen, muss man ein 3mm Loch in das Gehäuse bohren.
Schlossträger.JPG
Das Hinterteil vom Schloss ist mit einem kleinem Splint befestigt, da kommt man dann ran, wenn das Schloss draußen ist und der Schlüssel steckt.

Viele Grüße
Thomas
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unimog2010
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Re: Zündschloss verschlissen oder Flöhe und Läuse?

Beitrag von unimog2010 »

Moin Thomas,

danke für den Tipp. Das könnte in der Tat helfen. Ich habe zwar aus unerfindlichen Gründen ein Schloss mit einer T4und sonstwas Ersatzteileummer verbaut, aber vllt geht das wegfeilen da ja auch.

Das bei mir verbaute Schloss hat die Nummer 357905855B. Ganz spannend, dass es passt.

Mal schauen, ob ich vor nächstem Wochenende zum basteln komme.

Gruß

gregor
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