[Workshop] 34PDSIT - vom Versager zum Vergaser

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ulme*326
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Re: [Workshop] 34PDSIT - vom Versager zum Vergaser

Beitrag von ulme*326 »

Sehr schön dargestellt. Danke für diesen Beitrag , Andreas.
Gruesse von der Oberschwaebischen Barockstrasse
ulme*326


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Bus-Hoehle
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Re: [Workshop] 34PDSIT - vom Versager zum Vergaser

Beitrag von Bus-Hoehle »

Weiter mit der Startautomatik.
P1010241.JPG
Der elektrische Anschluss muss fest sitzen. Keine losen Nieten, keine gebrochene Keramik. Abgebrochene Anschlussfähnchen kann man auch flicken indem man eine Leitung oder Kabelschuh auflötet. Neue Bi-Metalle sind mittlerweile sehr teuer geworden. Ab 60€ für gebrauchte bis 150€ für neue Bi-Metalle. Es gibt drei verschiedene Varianten zu den ganzen Vergasern. Man kann sie an der eingeschlagenen Nummer identifizieren. Hier die 73 für die linke Seite. Es gibt für links noch die 85 und die 109. Die rechte Seite hat die Nummern 74, 86 und 110. Alle anderen Nummern gehören nicht zum T2.
P1010243.JPG
So soll es in der Innenseite aussehen. Die Bi-Metallfeder darf nicht verbogen, lose oder abgebrochen sein. Dann muss leider ein Ersatz her.
P1010244.JPG
Die Markierung des Bi-Metalles muss auf die Markierung am Gehäuse eingestellt werden.
P1010246.JPG
Jetzt noch die Feder für den Drosselklappenhebel einsetzen.
P1010247.JPG
Das ist die Halteklammer für den Luftfilterarm.
P1010250.JPG
Das ist der Haltewinkel für das Gasgestänge.
P1010249.JPG
So muss es im Bi-Metall für den Zentralleerlauf aussehen. Hier ist gerne der Heizwiderstand defekt oder abgebrochen, die Lasche für den "Stöpsel" ausgeschlagen, Teile lose. Auch hier gibt es nur gebrauchten Ersatz. Da hilft nur sammeln und aus fünf Teilen zwei bis drei funktionale Teile zusammenbauen.
P1010252.JPG
Damit ist das letzte Teil am Vergaser angebaut und wir sind fertig. Weitere Informationen kommen noch.
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Bus-Hoehle
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Re: [Workshop] 34PDSIT - vom Versager zum Vergaser

Beitrag von Bus-Hoehle »

P1010254.JPG
Und schon sind aus zwei Versagern ein hübsches Paar Vergaser geworden.

Der Einbau ist recht einfach:

1. Vergaser auf den Saugrohren montieren.
2. Starterklappen mit einem Taschentuch senkrecht stellen und kurz die Drosselklappen bewegen, damit sie in die Grundstellung gehen.
3. Gasgestänge und Koppelstangen montieren und einstellen. Auf eine intakte Kugelbuchse rechts und Koppelstangen achten! Bei gleichzeitigem Öffnen aus der Grundstellung ist die Synchronisation abgeschlossen.
4. Ventilspiel überprüfen und ggf. einstellen. Motor starten und warm werden lassen bzw. fahren. Zündung kontrollieren und ggf. einstellen.
5. Leerlaufschraube (große Schraube an linkem Vergaserdeckel) komplett eindrehen. Motor muss weiter laufen bei ca. 750-800 U/min.
6. CO-Tester anschließen und CO im Abgas messen. Erforderliche Wert ist 4-6%. Bei Abweichungen an beiden Drosselklappenteilen die CO-Schrauben rechts wie links gleich verstellen.
7. Bei korrektem CO-Wert wechselnd rechts und links die Abschaltdüsen abschalten. Motor sollte weiter laufen bei gleicher Drehzahländerung rechts und links.
8. Leerlaufschraube im linken Vergaserdeckel auf Drehzahl einstellen. Wert ist 875-975 U/min.
9. CO-Wert für Leerlauf mit der kleinen CO-Leerlaufschraube (Ist auch von oben im linken Deckel zu erreichen) auf 2-4% einstellen.

Sollte irgend etwas nicht nach Anleitung funktionieren bitte NICHT zu einer Werkstatt humpeln!!! Die bekommen das in der Regel eh nicht hin und Ihr verbrennst eine Menge Geld. (Erfahrung!!!) Zumal die gar keine Erstzteile haben.

Und nun eine kleine Probefahrt. Der Motor sollte aus geringen Drehzahlen sauber hochdrehen. Ich teste das gerne mit dem
4.Gang.
Übergänge testen und kurzer Leistungstest. Fertig. Viel Spaß beim Fahren mit den "neuen" Vergasern.


Gaaaaaaanz WICHTIG!!!!. Ohne Abgastester sind die Biester professionell nicht einzustellen. Die "Alten Hasen", die es wie bei den Typ1 Motoren nach Gefühl machen, werden scheitern. Das habe ich oft genug erlebt. Sowas ohne Abgastester einzustellen ist für mich ein Zeichen mangelnder Qualifikation.

Auch noch Wichtig!. Die Vergaser laufen nur auf Serienmotoren einwandfrei. Sobald Ihr die Nockenwelle, Ventile, Hubraum ändert, passen die Vergaser in der Serienbestückung nicht mehr. Sie mögen laufen. Allerdings habt Ihr keine Info über die Gemsichbildung in allen Lastzuständen. Hier hilft ein Lambda-Tool oder die Abstimmung auf einem richtigen Prüfstand mit gebremsten Rollen. Eine Vollastkurve, wie sie die meisten Werkstätten mal eben machen reicht bei weitem nicht aus. Denn die prüft ja nur das Verhalten unter Vollgas. Viel entscheidender ist jedoch der Teillastbereich. Da ist das Leerlaufsystem IMMER tonangebend. Die normalen Boschdienste, oder wie sie auch heißen mögen, haben auch keine Lerlaufabschaltdüsen oder andere Düsen zur Abstimmung vorrätig. Die müsstet Ihr dann schon mitbringen.

Für alle Selberschrauber noch ein paar Infos. Bitte verbummelt keine Schrauben. Das ist alles Sonderzeug. Einzig die Sechskantschrauben für die Gasgestängehalter sind ordinäre M6-Schrauben.
Alle 4mm Schrauben/ Muttern haben nicht die M4-Steigung von 0,7mm, sondern eine größere Steigung von 0,75mm.
Alle 5mm Schrauben haben nicht die M5-Steigung von 0,8mm, sondern eine Feingewindesteigung von 0,75mm.
Das Leerlaufabschaltventil hat M11x1
Die beiden Leerlaufabschaltdüsen haben M8x1
Die Schwimmerkammerschrauben haben M10x1
Die Schwimmernadelventile haben M12x1,25

Sowas liegt in der Regel nicht in der Schublade. Ist aber alles ohne Probleme zu beschaffen.

Wenn die Vergaser noch recht gut sind benötigt Ihr für eine Aufarbeitung Immer:

Dichtungssatz
Zwei Drosselklappenwellen
4 x DU-Buchsen 0810 für die Drosselklappenwellen
4 x M3x5 Senkkopfschrauben für die Drosselklappen
4 x M3x6 Senkkopfschrauben für die Starterklappen
2 x 5mm Wellen für die Beschleunigerpumpen

Wenn noch mehr defekt ist muss Schlachtware ran.

Sofern Ihr geeignete Werkzeuge und Werkbank habt, sollte einer Aufarbeitung nichts mehr im Wege stehen. Ihr müsst ja nicht das ganze Prozedere mit Glasstrahlen und Chromatieren machen. Saubermachen hilft ja auch schon. Schwieriger wird es einen Zerspaner für die Drosselklappenwellen zu finden.

Zum Schluß. Fragen beantworte ich gerne. Aber ich werde keine Ersatzteile liefern!!! Es sei denn ich habe mal die Zeit und arbeite einen Satz Vergaser auf. Dann sind die natürlich wieder vollständig.

Wie schaut es denn mit Interesse für einen betreuten Workshop dazu aus? Freue mich auf eure Kommentare
harr.1981
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Re: [Workshop] 34PDSIT - vom Versager zum Vergaser

Beitrag von harr.1981 »

Moin Andreas,

ich habe deinen Workshop hier mit großem Interesse verfolgt und hätte auch Interesse an einem betreuten Workshop.

Aber ersteinmal vielen Dank für die hier gezeigten Einblicke in deine Arbeit. Das hilft schon ungemein.

Gruß Thomas.
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Daniel K.
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Re: [Workshop] 34PDSIT - vom Versager zum Vergaser

Beitrag von Daniel K. »

Hallo Andreas,

an einem betreuten Workshop wäre ich auch interessiert.

Aber zunächst auch von mir vielen Dank für den hier geleisteten Dokumentationsaufwand. Uns auf diese Weise an Deinem über Jahre gewonnenen Erfahrungs- und Wissensschatz teilhaben zu lassen halte ich nicht für selbstverständlich und kann Dir nicht hoch genug angerechnet werden.

Beste Grüße
Daniel
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schrauberger
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Re: [Workshop] 34PDSIT - vom Versager zum Vergaser

Beitrag von schrauberger »

Hallo Andreas, ganz großes Kino :gut:
Vielen Dank für Deine Mühe und den Aufwand den du getrieben hast, uns an Deinem Wissen teilhaben zu lassen :D



Ralph
Schöne Grüße aus Geisingen,

Biete in Originalqualität:
Reparaturbleche für Laderaumboden und
Typ4 Wärmetauscher.
Sämtliche BKV-Unterdruckleitungen und
Nachlaufleitungen für Bremsflüssigkeit.
Horst_BM
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Re: [Workshop] 34PDSIT - vom Versager zum Vergaser

Beitrag von Horst_BM »

Mega!,

Jetzt nochmal alles verschriftlicht, was du mir schon live am und unterm Bus gesagt Und gezeigt hast!


Tausend Dank!

Bernd
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Wolfgang T2b *354
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Re: [Workshop] 34PDSIT - vom Versager zum Vergaser

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

:oops: Hallo Andreas,

auch wenn ich keinen PDSIT habe, schaue ich immer wieder gern Leuten über die Schulter, die professionelle Arbeit machen. Sehr schöne Doku!! :gut: :gut:

In einem Nebensatz von Dir las ich etwas, was mich zunächst stutzig machte. Nämlich, dass die M4- und M5-Gewinde keine Regelgewinde seien. Mir war das nie aufgefallen (ok, habe die Schrauben ja immer wiederverwendet). Warum macht ein Hersteller so etwas? Auch zu Zeiten, als SOLEX noch wichtig war, gab es schon Regelgewinde - und gute Gründe, sie zu nutzen. Ich bin auch nach reiflicher Überlegung nicht dahinter gekommen, warum man Gewinde, die 0,05 mm daneben liegen, verwendet. Mechanisch ist das doch völlig unerheblich. Aber egal, meine Hoffnung war, dass das nur für den PDSIT gilt.

Gilt es nicht…. Mein 34PICT-3 hat denselben Unsinn. Ich habe gerade zwei davon am Wickel und bei einem werksüberholten waren mit sanfter Gewalt drei M5x0,8 und zwei (längere) M5x0,75 drinnen :wall:. Vermutlich vom Vorgänger – oder sogar von VW. Ich habe mich deshalb entschlossen, alle fünf Gewinde auf Regelgewinde umzuschneiden. Das geht recht gut, sind ja alles Durchgangslöcher. Jetzt habe ich Inbus drin (und nicht mehr das geschlitzte Mittelalter). Ich bin mir dabei der Gefahr des Überdrehens durchaus bewusst, doch da die Dichtflächen schön plan geworden sind, brauche ich auch keine großen Anzugsmomente.

Zu meiner großen Überraschung schlummerten in meinem Fundus noch ein paar M5x0,75, die jetzt ‘ne eigene Wohnung haben. Ich habe die immer für missratene 0,8er gehalten :oops:.

… imma wieda wat neuet.

Schöne Grüße

Wolfgang
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langhansen
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Re: [Workshop] 34PDSIT - vom Versager zum Vergaser

Beitrag von langhansen »

Hallo liebe Community,

gerne möchte ich dem Workshop noch etwas hinzufügen…

Kurz zur Entstehung: Hier im Forum hatte ich den Wunsch geäußert an meinem US-Bulli (1700er) auf die originale Vergaseranlage zurückzurüsten.
Verbaut war ein zentraler Doppelvergaser der Marke Holley.

„Bus-Hoehle“ / Andreas hat mir angeboten hier behilflich zu sein und mir freundlicher Weise eine Liste aller erforderlich Komponenten und Einzelteile erstellt – da hat neben den Vergasern, Luftfilter etc, keine Schelle, Feder oder sonstiges gefehlt.

Das Wesentliche, die beiden Solex-Vergaser waren Bestandteil dieses Workshops – wie ich finde super fundiert, ausführlich beschrieben und bebildert.

Schnell bin ich zu der Einschätzung gekommen, dass „Andreas" genau weiß „was er da tut" und als dann auch das Angebot kam, auch den Umbau machen zu können, war für mich alles klar – der ursprünglichen Plan den Einbau durch eine Berliner Werkstatt durchführen zu lassen, habe ich verworfen.
Schnell den 8-Sitzer zum temporären Camper umfunktioniert und mich auf den Weg in die Kölner Region gemacht – immerhin 570 km einfache Strecke.

Nachdem mein Bulli gut durchgehalten hat, ging es dann auch direkt an die Arbeit.
Versiert und zielstrebig war der Umbau in rund 3,5 Std. erledigt - und es ist nicht ein einziges Teil von der Liste übrig geblieben!

Die generalüberholten Solex-Vergaser mit ihrem Gasgestänge sehen nicht nur klasse aus... viel wichtiger noch - die laufen auch Klasse 1a!

Leerlauf und Zündung eingestellt, CO-Wert-Messung, fertig.

Schon beim Starten fällt auf, dass es lediglich des Drehens des Zündschlüssel bedarf - Gaspedal betätigen ist überflüssig.
Der Motor springt sofort an... und das ist neu... er läuft im kalten Zustand sofort mit stabiler Drehzahl – ein neues Lebensgefühl!

Also ging es nun die 570 km zurück nach Berlin und hier gab es genug Gelegenheit das Fahrverhalten zu testen.
Die Beschleunigung ist im unteren Drehzahlbereich deutlich verbessert und im Teillastbereich neigt der Motor bei Lastwechsel nun nicht mehr zum "wegbleiben“.
Irgendwann habe ich dann auch mal einen Sprint auf knapp über 125 km/h gewagt.
Hier ist erfreulich, dass der Motor kontinuierlich „schiebt“.

Insgesamt merkt man, dass der Motor nun "gerne" läuft und so macht mir das Bullifahren gleich noch mal doppelt so viel Spaß!

Bei durchschnittlich 90 km/h ist der Spritverbrauch von 14 Liter auf jetzt 10,5 L/100 km/h gesunken und die Oeltemperatur war auf Hin- und Rückfahrt (trotz 30 Grad Außentemperatur) maximal bei ca. 100 Grad – das dürfte doch auch ok sein...

Die Entscheidung für den Umbau und wichtiger noch im Zusammenspiel mit „Andreas" war goldrichtig und der ganze Aufwand hat sich so mehr als gelohnt – ich kann mich hier nur noch mal ausdrücklich für den super Support bedanken!

Doppel-Daumen-hoch! :gut: :gut:

VG Andreas
1_Bulli vor Bullis und Halle.jpg
2_Andreas an der Arbeit.jpeg
3_Vergaser ohne Luftfilter.jpg
4_Vergaser vor dem Einbau.jpeg
5_Fertig-Draufsicht.jpeg
6_Vergaser eingebaut.jpg
(Leider ist die Qualität der Handy-Bilder nicht so dolle...)
Träume sind zum Leben da :wink:
Heiko*892
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Re: [Workshop] 34PDSIT - vom Versager zum Vergaser

Beitrag von Heiko*892 »

Hallo zusammen,
vielen Dank auch von meiner Seite für die ausführlichen Details zum Solex 32-34 pdsit. Hat denn der betreute Workshop bereits stattgefunden? Bin ich zu spät?

Mein Problem ist aktuell, dass ich vergeblich ein Einspritzrohr (Teilnummer 021129323D) für den Solex 32-34 pdsit-3 suche. Hier im Forum wurde auf die Seite https://www.ruddies-berlin.de/ verwiesen. Leider komme ich auch dort nicht weiter.

Ein gleichmäßig und gut laufender Motor ist mir wichtig und ich würde ggf. auch zwei komplette Vergaser kaufen.

Kann mir jemand einen Tip geben, wo man dieses Einspritzrohr bekommen könnte?
Oder 2 komplette Vergaser?

Beste Grüße aus Hamburg,
Heiko
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