Das hier könnte auch im Thread „was hast Du kürzlich für Deinen Bus getan“ stehen. Antwort: in der Bus-Hoehle gewesen…
Dabei ist das keine Höhle, sondern eine Kathedrale. Das Bild passt jedenfalls besser, was die Platzverhältnisse und die Ausstattung angeht. Außerdem finden sich dort „Reliquien“ alter Vergaser aller Art, und Andreas darf gut und gerne als Hohepriester des Motorlaufs und der Gemischaufbereitung gelten.
Der CJ unseres 77er Westfalia-Berlin hat sich schon immer etwas schwer getan mit den Bus, mit zwei, später vier Insassen und seit neuestem auch mit Anhänger. In 2018 hatten wir dann aber einen deutlichen Leistungsverlust bemerkt, der sich letztlich auf Kompressionsverlust an einen Zylinder zurückführen ließ. Also entschlossen wir uns 2019 zu einer Motorkomplettrevision bei einem Motorbauer mit angeschlossener „Classic“-Abteilung, der uns empfohlen worden war. Anschließend lief der Bus zwar wieder rund, aber Leistung hatte er auch nicht. Nachdem wir davon ausgingen, dass der Motor im Kern nun ja in Ordnung sein müsste, haben wir die gesamte Peripherie nach bestem Wissen und Gewissen überprüft, immer und immer wieder. Gefunden haben wir einiges: lose Kabelverbindungen zur Leerlaufabschaltdüse, falsche Zündeinstellungen, solche Sachen. Der Motorlauf wurde zwar ruhiger, die Gasannahme aber nicht besser, die Leistung auch nicht. Im Gegenteil, die nahm sogar ab. Es dauerte eine Weile, bis nach der Symptombeschreibung „es fühlt sich an, als wenn der Bus Asthma hätte“ der Befund „der Ventilhub ist halbiert“ erfasst war und wir den Bus postwendend wieder zum Motorenbauer zurück gebracht hatten. Der bestätigte dann kleinlaut die Diagnose: die Nockenwelle war total runter (hier hinten, im Vergleich zu einer Porsche-914-NW vorne, die auch schon ein paar Spuren aufweist und ausgetauscht worden war…)

Müßig darüber nachzudenken, was genau sie da wohl falsch gemacht haben könnten (bearbeitet und nicht gehärtet? Nockenwelle und Stößel nicht aufeinander abgestimmt? Egal). Als aber nach der zweiten, widerwilligen, aber immerhin auf Gewährleistung durchgeführten OP an offenen Motor die Leistung immer noch nicht da war, wollte ich da nicht noch einmal hin. Und die Verzweiflung war schon ziemlich groß.
Und da kam Andreas ins Spiel. Jockel (yoe*750) hat mich geradezu zu ihm gecoacht.
Und jetzt, warum steht das alles nun in diesem Thread? Weil Andreas dem Bus Beine gemacht hat und ich so einiges mit Bildern belegen kann, was Andreas hier in seinem Foto-Workshop dargestellt hat.
Zunächst mal ist es ein Spaß, mit Andreas unter den Bus zu kriechen. „Schau mal, da fehlt der linke Halter des Endtopfes“ - „immerhin ist er trocken“ - „was ist denn das für ne Kabelführung???“
„Hier, Junge,“ (wir sind gleich alt!

), „zeig mal ob Du das Ventilspiel einstellen kannst“

. Danke, Andreas, JETZT kam ich es hoffentlich…
Der Versuch, die Zündung einzustellen, bringt uns zum Ausbau des Verteilers, was offenbart, dass die Nut der Verteileraufnahme nicht bei 12° gem. Werkstatthandbuch, sondern bei etwa 45° steht. Welle umgesetzt, Verteiler rein, eingestellt. Aha, geht doch!
Dabei ein riesiges Loch in der Motorverblechung entdeckt und provisorisch verschlossen, dort, wo der Öldruckgeber eigentlich seinen Platz hätte (aber nie sooo viel Platz bräuchte).
Jetzt zu den Vergasern. Dass sie verschlissen waren und am Ende in Andreas‘ große Kiste (den „Reliquienschrein“, gewissermaßen) mit aufzubereitenden Renovierungsobjekten wanderten, sei hier schon mal vorweg genommen. Zum Beispiel war tatsächlich das Gewinde für das Leerlaufabschaltventil ausgeschlagen und braucht nun eine neue Gewindebuchse.
Aber was haben die bei dem Motorenbauer da eingestellt? Haben wohl an jeder erdenklichen Schraube mal ein bisschen gedreht, auf der Suche nach Leistung…
Zum Beispiel die CO-Schrauben - 2 ½ Umdrehungen heraus für die Grundeinstellung, nachdem man sie vorsichtig bis zum Anschlag reingedreht hat, schreibt Andreas hier ja auch. Wir fanden 4 ½ oder gar 5 ganze Umdrehungen… Oder der Anschlag der Drosselklappe, der ja die Unterdruckbohrung im geschlossenen Zustand verdecken muss. Seht selbst:
Andreas hatte wohlweislich schon morgens ein Paar überarbeitete und korrekt grundeingestellte Vergaser in den Kofferraum gepackt. Wie im Foto-Workshop dargestellt, hat er sie dann aufgesetzt, Starterklappen senkrecht gestellt, Koppelstangen eingestellt, synchronisiert, angelassen - läuft!!
Ach ja, und dann war da noch das Gasgestänge. Irgendjemand hat da mal 3 Unterlegscheiben verbaut, wo eigentlich Feder und Buchse auf das Kugelgelenk gehören. Ich behaupte nicht, dass das die Motorenbauer waren, aber ich hätte mir doch gewünscht, dass sie das finden und korrigieren - oder zumindest bei Auslieferung darauf hinweisen, dass da was im Argen ist. Wie man so aber die Synchronisierung der Vergaser vornehmen soll…?
Noch ein paar Kleinigkeiten (klar, CO-Messung, aber eben eigentlich nur Messung, denn einzustellen war eigentlich nur der Leerlauf, alles andere war in der Grundeinstellung schon ok), nebenbei noch die Tankentlüftung korrekt angeschlossen, die bisher einfach so in den Motorraum entlassen worden war, dann Probefahrt wie hier im Thread beschrieben. Was soll ich sagen - ich hatte Pipi in den Augen, ehrlich!!
Insofern ist wohl klar, welches der beiden folgenden Fotos unsere Stimmung nach getaner Arbeit wohl richtig widerspiegelt (für Jockel aufgenommen, weil er abends nachfragte, ob wir denn erfolgreich gewesen seien)…
Danke, Andreas!!