Kugelgelenk VA gebrochen

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Wolfgang T2b *354
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Re: Kugelgelenk VA gebrochen

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo Norbert,

danke für die Links. Das liest sich interessant, ich werde es heute Abend mal in aller Ruhe durchkauen.

Meine Kugel sieht alles andere als poliert aus. Ich würde sagen, eher wie roh geschmiedet. Aber kann die auf ein paar hundert Kilometern so viel Material wegfressen? Und müsste sie, wenn sie reichlich Stahl wegschrappelt, nicht deutlich blanker sein?

Alles andere als ein mittiger Sitz macht IMHO keinen Sinn, sonst könnte man sie ja nicht um 180° drehen.

Vielleicht ist der Schaden ja auch schon eher entstanden? Andererseits scheint sie fast fettlos zu sein, obwohl ich eine Menge MoS2 reingepumpt hatte.

Es bleibt mysteriös.

Daniel werde ich gleich mal anschreiben.

Danke und schöne Grüße

Wolfgang
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Wolfgang T2b *354
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Re: Kugelgelenk VA gebrochen

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo allerseits,

meine Großbaustelle ist Geschichte! Hat über sechs Wochen gedauert wegen der Wartezeit auf die Ersatzteile. Aber jetzt ist's geschafft.

Ich hatte Kugelgelenke bei Ehring bestellt, die sind jetzt seit zwei Monaten unterwegs und immer noch nicht ausgeliefert. Das ist nicht Schuld von Ehring (der war extrem schnell und flexibel), sondern der südafrikanischen Post. Die Teile sind zwar schon vor Ort beim Zoll, aber seit Wochen rührt sich nix mehr.

Inzwischen ist meine Frau nach dem erfolgreichen Einbau ihres eigenen neuen Kugelgelenkes (vulgo Hüftgelenk) zurück nach Deutschland geflogen und hat mir zwei Kugelköpfe aus meinen eigenen Reserven geschickt. Per DHL-Express in vier Tagen mit permanentem Tracking. Absolut perfekt, kann ich wirklich weiter empfehlen.

Das war für unseren Bus das erste Mal, dass er nicht auf eigener Achse weiter fahren konnte. Es waren zwar nur 100 m bis zu dem Platz, wo ich ihn für 6 Wochen aufbocken konnte, aber trotzdem eine Premiere, nach 45 Jahren.
DSC07390a.jpg
Anfangs war nicht klar, wieviel Tonnen Kraft ich tatsächlich brauche, um die Gelenke aus den Tragarmen raus und wieder rein zu kriegen. Ein Bekannter von mir hatte einen massiven Rahmen aus U-Stahl und einen 8t-Wagenheber und ich habe ein paar passende Distanzstücke zum Einpressen gebaut. Hat perfekt geklappt. Die alten waren in Ihren Sitzen nicht verrostet und die neuen hatten genau das richtige Übermaß.
DSC07457a.jpg
Ich habe die maximale Wagenheberkraft nicht ausnutzen müssen, es dürften kaum mehr als 6 Tonnen gewesen sein.

Außerdem habe ich die Tragarme von links und rechts vertauscht, damit die Innenlager auf jungfräulichen Flächen sitzen.

Für die, die es mal selber machen müssen: einen stabilen Stahlrahmen kann jeder Dorfschmied bauen und ein Lkw-Wagenheber dürfte auch überall aufzutreiben sein. Damit funktioniert es einwandfrei, auch unterwegs.

In der Ursachenforschung bin ich ebenfalls weiter gekommen. Der Schaden ist nicht, wie ich zunächst vermutet hatte, auf den letzten paar tausend Kilometern entstanden. Das hat viel früher angefangen. Der Kugelkopf muss irgendwann mal trocken gelaufen sein. Er ist nicht laut geworden, hat nicht gequietscht, sondern hat leise sein Gegenlager zermahlen. Die Kunststoffeinlage war komplett weg und das umliegende Stahlgehäuse ist um ca. 5mm abgearbeitet worden. Über mehrere Jahre.
DSC07511a.jpg
Dadurch hat der Achsschenkel nach und nach immer schiefer im Gelenk gehangen und die Vorspur beeinflusst. Ich habe zwar regelmäßig die Spur eingestellt, aber die Ursache für die Verstellung immer bei den schlechten Pisten vermutet. Ich habe nicht bemerkt, dass ich jedes Mal in die gleiche Richtung verstellen musste. Nach dem Einbau der neuen Gelenke konnte ich kaum noch geradeaus fahren. Meine Vorspur war nicht 15' +/- 15', sondern lag bei knapp 3°. Die Differenz habe ich über die Jahre nach und nach verstellen müssen, um die Schieflage der Kugel im Tragarm auszugleichen.

Mein regelmäßiges Nachfüllen von Fett per Kanüle in die Gummimanschetten der Gelenke war witzlos. Das Fett ist nicht bis oben an die Kugel gekommen. Vielleicht wäre ein Schmiernippel gut gewesen. Andererseits: das scheint kein alltägliches Problem zu sein, sonst würde hier häufiger darüber berichtet. Aber ich werde mir in Zukunft aufschreiben, was ich bei jeder Spureinstellung verändert habe (so wie ich das schon lange bei den Ventilen mache). Und ich werde sehr viel penibler an die Gelenke gehen. Mich ärgert, dass ich das über Jahre nicht gemerkt habe.

Inzwischen habe ich eine 1000km-Testfahrt hinter mir. Alles bestens, läuft sauber geradeaus. Außerdem habe ich bei der Reparatur gleich noch die Stoßdämpfer und ein Federblatt erneuert und die Federn ein wenig strammer gestellt, so dass ich jetzt wieder eine angemessene Höhe auf der Vorderachse habe. Ganz neues Fahrgefühl.

Herzlichen Dank nochmals für Eure Beiträge. Die haben mich letzten Endes auf den richtigen Weg geschoben. Inzwischen schreckt mich auch ein Kugelgelenkwechsel im Busch nicht mehr, ein Gelenk werde ich immer dabei haben.

Schöne Grüße

Wolfgang
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kabul
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Re: Kugelgelenk VA gebrochen

Beitrag von kabul »

Hallo Wolfgang,
top Geschichte und klasse Lösung, ganz nach meinem Geschmack!!!
Wie hast Du den Einbau/ die Montage der neuen Gelenke bewerkstelligt?
Gute Fahrt!
Hubertus
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Wolfgang T2b *354
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Re: Kugelgelenk VA gebrochen

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo Hubertus,
kabul hat geschrieben: 25.03.2023 19:20 Wie hast Du den Einbau/ die Montage der neuen Gelenke bewerkstelligt?
mein mit Abstand größtes Problem war ja das Austauschen der Gelenke im Tragarm, was aber, wie oben beschrieben, überraschend gut funktioniert hat. Alles weitere, also das Zusammenbauen und Einstellen der Achse, haben wir zwangsläufig schon etliche Male auf Campingplätzen machen müssen. Nämlich immer dann, wenn mal wieder Federblätter gebrochen waren. Werkzeuge und Federblätter haben wir immer dabei. Dieses Mal brauchte ich allerdings zum Lösen eines der Kegel einen Schweißbrenner, der kurz für ein bisschen Wärme sorgen musste, ehe der Kegel aus dem Achsschenkel kam.

In den letzten Jahren haben wir die Achse glücklicherweise nicht mehr so oft auseinander nehmen müssen, aber ich hatte mir damals eine Liste mit allen Schritten gemacht, damit ich am Ende nix vergesse und keine Teile übrig habe. A la Idiotenbleche am Motor.

Schöne Grüße

Wolfgang
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