Istzustand vom Motor prüfen

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Peter E.
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Beitrag von Peter E. »

Ich habe heute einen 1600er Luftboxer (AD) für meinen T2b bekommen.
Der stand 3 Jahre lang im Carport, allerdings sind alle Anbauteile dran, und er dreht leicht und er soll nur 26tkm runter haben.
Den Preis verhandel ich mit dem Verkäufer erst, wenn ich den genauen Zustand kenne.
Wie würdet ihr vorgehen? Kompression messen und laufen lassen? sagt finde ich nicht genug aus...
Köpfe ab und angucken?
Zeit und Aufwand spielen nicht so die große Rolle, die Kosten schon eher.
Was würdet ihr für einen Preis veranschlagen, wenn der Motor nen guten Eindruck macht?
Wo gibts gute Anleitungen um Motoren, Vergaser und Co zu überholen?
Ist das Buch "How to rebuild your aircooled VW engine" zu empfehlen?
Danke schonmal
Gruss von Peter aus dem Schwentinental
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boggsermodoa
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Beitrag von boggsermodoa »

Hallo Peter,

wenn Dir sonst keiner schreibt, muß ich mich halt mal wieder blamieren.
subj: Laufleistung
1) Ich hab noch niiiiiiiiie von einem gebraucht angebotenen Motor gehört, der mehr als 30.000km drauf gehabt hätte.
2) Die Zahl sagt ohnehin nicht viel aus. Was wirklich zählt sind die Anzahl der Kaltstarts, die Wartung und die Betriebsbedingungen. Also lieber gucken, wo der Motor herkommt. Ich hatte mal ewig einen gefahren, den ich bei km-Stand 100.000 aus 'nem Käfer ausgebaut hatte, den eine ältere Frau (sehr gut!) dazu benützt hatte, den ganzen Tag über die Dörfer zu ziehen um Eier aus ihrer Hühnerfarm unter die Leute zu bringen. Das Ding hatte also nie groß zu schleppen, war nie auf der Autobahn, wurde behutsam behandelt (wg. Eier) und es kamen pro morgendlichem Kaltstart auch ein paar Kilometerchen zusammen. Mit dem Motor war ich anschließend zweimal in Marokko, einmal Spanien/Portugal, einmal Osttürkei, ein paarmal in den Cevennen, hab' endlose Wochenendheimfahrten während des Studiums damit gemacht etc.
Autoverleiher hingegen haben den 50PS-Bus in unguter Erinnerung, weil die Motoren oft den zweiten Ölwechsel schon nicht mehr erlebten.
subj: Kompression
Ich hab mal den Verkäufer runtergehandelt, weil der Motor auf beiden linken Zylindern nur noch 2bar gedrückt hat.
Anschließend zu Hause Ventile eingestellt - und gudd war's.
subj: Zeit und Aufwand
Es geht m.E. nicht darum, was Du alles treiben würdest, sondern darum, worauf der Verkäufer sich einzulassen bereit ist. Ich würde Dir z.B. die Ohren lang ziehen, wenn Du - nur um reinzugucken - den ganzen Motor zerfleddern wolltest.
subj: Zustand beurteilen
Da gibt's eigentlich nur wenig. Am besten ist es, wenn Du den Motor laufen lassen kannst. Falls er schon ausgebaut ist, kannst Du ihn durchaus mit einem Seil starten, wenn er auf einer Holzpalette o.ä. liegt. (Boxer = well balanced)
Ansonsten kann die mehr oder weniger ausgelutschte Drosselklappenwelle ein Indiz sein - aber auch nur vage. (Der Vergaser wird oft beibehalten, wenn der Rumpfmotor gewechselt wird.)
Das einzige, was sich m.E. von außen messen läßt, ist das Axialspiel der Kurbelwelle. Das soll beim Einbau zwischen 0,07 und 0,13mm liegen, Verschleißgrenze = 0,15mm. Es wären also gerade mal 2 Hundertstel, die über wohl und wehe entscheiden.
Ist also letztlich Vertrauens- und Glücksache. Ich war immer zufrieden, wenn der Motor manierlich lief und einen halbwegs trockenen Eindruck machte, ohne jedoch geputzt zu wirken.
subj: Preis
Oh je! Zu meiner Zeit zwischen fuffzich und zweihunnert Maak :)
subj: Buch
Keine Ahnung. Wenn Du'n Motor kaufst, sollte der aber zunächst mal ins Auto und nicht auf die Werkbank. Außerdem: unterschätz' den Job nicht. Es braucht neben dem Buch auch einiges an Erfahrung, an hochgenauem Meßgerät etc. Schon allein das Zusammenfügen der beiden Gehäusehälften ist echt tricky, da alle Lagerschalen und Stößel der "leeren" Hälfte am Platz bleiben müssen.

Gruß,

Clemens
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