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Kaufempfehlung 1977er Westfalia

Verfasst: 25.03.2009 18:53
von rieschflo
Hallo,
bin seit Jahren T3 Pilot und seit einiger Zeit auf der Suche nach einem T2b Westfalia. Dabei wurde ich auf eine Anzeige in England aufmerksam. Es handelt sich um einen 1977er T2 Westfalia mit der 2,0l Motor, der für den US Markt bestimmt war. Seit einem Jahr befindet sich das gute Stück in England. Die Fotos sehen vielversprechend aus und beim Telefonat mit dem Besitzer hat sich rausgestellt, dass der Typ ein Bully-Narr ist und kein gewiefter Abzocker. Innen ist der Bus noch unrestauriert, außen erhielt er einen neuen Lack, Zeltsack und neue Fenstergummis. Der Motor wurde wohl vor ca. 15.000 km von dem amerikanischen Vorbesitzer überholt.
Ich bin an dem Fahrzeug interessiert und könnte mir den Schlitten in England ansehen. Hab mich natürlich schon mal im Internet schlau gemacht, auf was beim Kauf zu achten ist, aber ich wollte euch Gurus mal mit ein paar grundlegenden Fragen stellen, um nicht die Katze im Sack zu kaufen.
Beim Motor handelt es sich um die 2,0l Maschine. Ist das ein dankbarer Motor oder ist der sehr anfällig? Auf was muss ich bei einer Besichtigung achten?
Ich möchte den Bus gerne mit H-Kennzeichen fahren. Was muss ich bei diesem US-Modell beachten/modifizieren, um an das begehrte H-Kennzeichen zu gelangen?
Natürlich kann man anhand der 4 Bilder nicht genau abschätzen, ob nach dem Kauf viel Arbeit auf einen wartet, aber könnt ihr mir ne Einschätzung geben, was ihr vom allgemeinen Zustand des Busses haltet und ob ihr zum Kauf raten würdet (und wieviel ihr für den Schlitten zahlen würdet)?
Vielen Dank für eure Hilfe!!
front.jpg
interior.jpg
motor.JPG
unterboden.JPG

Re: Kaufempfehlung 1977er Westfalia

Verfasst: 25.03.2009 19:11
von clipperfreak
rieschflo hat geschrieben:Hallo,
bin seit Jahren T3 Pilot und seit einiger Zeit auf der Suche nach einem T2b Westfalia. Dabei wurde ich auf eine Anzeige in England aufmerksam. Es handelt sich um einen 1977er T2 Westfalia mit der 2,0l Motor, der für den US Markt bestimmt war ...
Ist das ein dankbarer Motor oder ist der sehr anfällig? Auf was muss ich bei einer Besichtigung achten?
... Was muss ich bei diesem US-Modell beachten/modifizieren, um an das begehrte H-Kennzeichen zu gelangen?
Natürlich kann man anhand der 4 Bilder nicht genau abschätzen, ob nach dem Kauf viel Arbeit auf einen wartet, aber könnt ihr mir ne Einschätzung geben, was ihr vom allgemeinen Zustand des Busses haltet und ob ihr zum Kauf raten würdet (und wieviel ihr für den Schlitten zahlen würdet)?

Hallo, grundsätzlich ist der 2 Ltr. Motor die beste Motorisierung am T2. Die US-Version ist allerdings ein Einspritzer. Probleme wirst du hier mit Ersatzteilen bekommen. Gibts hier nirgends. Auch Auspuffmässig, der ist komplett anders. Muss man halt dann alles in den Staaten organisieren.

Nur wenn ich mir das Bild von dem Motor ansehe, kann ich nicht glauben, daß erst vor 15000 km überholt worden sei, so wie der aussieht. Ich hatte vor einigen Wochen ebenfalls ein US-T2 gekauft aus England mit vor 10000 meilen überholtem Motor, der sah aber ganz anders aus. Ausserdem war ein REchnung über 5300$ dabei.

Hier ist noch der alte Dichtgummi drin bzw. die Reste, also wenn der Motor vor kurzem draussen war, wäre dieser mit Sicherheit erneuert worden. Ich würde die Motorrevisionsrechnung verlangen, mal sehen was er da antwortet.

Bully-Narr kann nicht glauben, ich als Bully-Narr hätte aufjedenFall als erstes mal den Motor und Motorraum in neuen Glanz versetzt, aber nicht mit 30 jährigem Dreck durch die Gegend fahren, nach dem Motto "aussen hui, innen pfui"

Was noch zu beachten wäre, daß die US-Westis auf 110V Stromspannung ausgelegt sind, also hier auch einiges umgebaut werden muss.

Was soll das gute Stück denn kosten?

Re: Kaufempfehlung 1977er Westfalia

Verfasst: 25.03.2009 19:12
von aps
Ja, Optik paßt, da Neulack. Was darunter ist, weiß niemand. Im Gegensatz dazu steht der Motorraum. Eine typisch amerikanische Beschönigung.

Untenrum, zumindest da, wo was zu sehen ist, Flugrost, dringend behandlungsbedürftig.

2 L grundsätzlich top Maschine mit Wums. Mit den Einspritzern kenne ich mich allerdings gar nicht aus.

Mehr Aussage ist mit den Bildern kaum möglich. Auf dem Innenfoto wirkt die Oberfläche der Möbel mit anderem Dekor neu verziert, kann aber täuschen, denke aber ... Oberfläche neu beklebt.

Re: Kaufempfehlung 1977er Westfalia

Verfasst: 25.03.2009 19:13
von Harald
Hej Rieschflo,

herzlich willkommen. Mal so auf die Schnelle:

Beim Motor handelt es sich um die 2,0l Maschine. Ist das ein dankbarer Motor oder ist der sehr anfällig?
Ich finde den dankbar. Habe keine Erfahrungen mit dem Typ1, bin mit meinen CJ´s immer gut gefahren. Ja, Du hast zwei möglicherweise statt der Einspritzung zwei Vergaser und das ist einzustellen - aber da arbeiten wir hier gerade an nem Workshop ;-) Die Ersatzteileversorgung für die Einspritzer soll in USA gut sein, mußte Dich halt bei Problemen trauen, da zu ordern - oder baust auf Vergaser um.

Auf was muss ich bei einer Besichtigung achten?

Naja, wenn Du laute metallene Geräusche hören solltest, dann ist das schon arg. Meiner Meinung nach ist der wichtigste Indikator zunächst der Ölverbrauch - mit dem Verschleiß der Kolbenringe beginnt das Alter der Maschinen. Wenn der ölen sollte ist das in der Regel kein Thema. Achte auf den Zustand der Wärmetauscher - die kosten Geld. Und wenn Du ihn auf eigener Achse überführen willst: Such Dir unseren Ventile-einstell-Workshop, würde ich als Erstes machen (wobei Du möglicherweise Hydrostößel vorfinden wirst, dann kannst Du Dir das schenken).

Ich möchte den Bus gerne mit H-Kennzeichen fahren. Was muss ich bei diesem US-Modell beachten/modifizieren, um an das begehrte H-Kennzeichen zu gelangen?

Och, ich glaube, das geht: Andere Scheinwerfer und die Seitenlichter dunkel machen, ich glaube, mehr ist es nicht, wenn ansonsten alles Original.

könnt ihr mir ne Einschätzung geben, was ihr vom allgemeinen Zustand des Busses haltet
Nach den Bildern sieht der doch lecker aus! Inneneinrichtung ist für nen Ami ziemlich gut, normalerweise sind die Furniere durch die UV-Strahlung kreidig weiß und teilweise abgesplittert.

und wieviel ihr für den Schlitten zahlen würdet?
Tja - das ist wohl ne Meisterfrage. Mein subjektiver Eindruck ist, daß gerade der Oldtimermarkt schlichtweg steht - da geht nicht viel. Dementsprechend habe ich erstaunt zur Kenntnis genommen, daß derzeit T1-Preise offenbar purzeln. Vor nem Jahr, in dem Zustand: um die 20T€ - heute: :?:

Grüße,
Harald*393

Re: Kaufempfehlung 1977er Westfalia

Verfasst: 25.03.2009 19:23
von clipperfreak
Harald*393 hat geschrieben:Naja, wenn Du laute metallene Geräusche hören solltest, dann ist das schon arg. Meiner Meinung nach ist der wichtigste Indikator zunächst der Ölverbrauch - mit dem Verschleiß der Kolbenringe beginnt das Alter der Maschinen. Wenn der ölen sollte ist das in der Regel kein Thema. Achte auf den Zustand der Wärmetauscher - die kosten Geld. Und wenn Du ihn auf eigener Achse überführen willst: Such Dir unseren Ventile-einstell-Workshop, würde ich als Erstes machen (wobei Du möglicherweise Hydrostößel vorfinden wirst, dann kannst Du Dir das schenken).

[Grüße,
Harald*393
Wenn es schon ein 78er Modell ist, brauchst du keinen Ventile-Einstell-Workshop besuchen, denn ab da hatten die Amis "Hydrostössel" und gibts nix mehr zu stellen.

Re: Kaufempfehlung 1977er Westfalia

Verfasst: 25.03.2009 19:32
von Roland *19
Ich wär da skeptisch, weil:

:arrow: Autos aus Kalifornien sind sehr oft technisch und optisch ganz schlecht. Technisch, weil man in USA ganz andere Vostellungen von Perfektion hat als wir hier in good old Germany und optisch, weil die Sonne alles kaputtbrennt. Das macht dem Bleck nix, Neulack ist allerdings meistens angesagt - das ist jawohl schon geschehen (aber in welcher Qualität??) - aber auch die Innenausstattung ist bei USA-Modelle oft Sonnen-zerstört. Das mag auch die wirklich nicht original aussehenden Furniere erklären. Wenn, dann würde ich ein Fahrzeug direkt aus USA kaufen, wo man genau sehen kann, was Sache ist. Bei http://www.thasamba.com stehen genug drin. Die sind oft sehr viel günstiger, auch, wenn der Dollar wieder ein wenig gestiegen ist. Und den Amis geht's schlecht, es könnten sich daher auch einige Schnäppchen machen lassen dort drüben - mag sein.

:arrow: Der Motor sieht nicht nach überholt aus - so: fotos.web.de/netter75mann/Motor_rein sieht ein neuer Motor aus.

:idea: ich würde es eher lassen und lieber das viele Geld in ein garantiert gutes Auto stecken. Wenn der hier aus USA kommt und jetzt evtl. verzollt in GB rumsteht kommen ohnehin noch weitere Formalitäten auf Dich zu, die auch Geld kosten.

:arrow: H-Kennzeichen: Man müßte es mal mit einer originalen US-Version bei einem guten TÜVi versuchen - schließlich ist DAS der Auslieferungszustand, also original. Nur mal so als Gedanke.

Gute Westis bekommste auch hier bei einschlägigen Händlern, wenn der dann aus USA stammen soll gibt es in NL genug Händler, die Dich gerne mit D-imporierten Fahrzeuge mit TÜV bedienen.

Re: Kaufempfehlung 1977er Westfalia

Verfasst: 25.03.2009 20:56
von rieschflo
Also, erst mal vielen Dank für euren schnellen und qualifizierten Antworten!!

Der Bus wurde letztes Jahr von Kalifornien nach England importiert. Das erklärt auch den verbleichten Zustand des Interieurs (Vorhänge und Sitze) und den Neulack (laut Besitzer war der alte Lack stark ausgeblichen).
Ich denke mal, dass ich das gute Stück mal Probe fahren werde- um gänzlich "nein" zu sagen, ist meine Neugierde zu groß.
Werde auf jeden Fall nach den alten Rechnungen fragen und mir den Bus genau ansehen und bei einer Ausfahrt auf Herz und Nieren testen.
Clipperfreak, du wolltest wissen, was der Westy kosten soll. Also, so wie es aussieht könnte ich den Bus (dank dem schlechten Kurs vom GBP) für ca. 9500 Euro haben. Was haltet ihr von den Preis- ist zwar kein Pappenstil, aber auf mobile.de und thesamba.com werden gut erhaltene T2bs oft für einen höheren Kaufpreis angeboten (ob der dann bezahlt wird sei hier mal dahin gestellt...)

So, mit einer Frage muss ich euch jetzt noch löchern:
Welche Reparaturen und Instandsetzungsarbeiten werden da kurz- bis mittelfristig auf mich zukommen?
So wie es aussieht muss der Unterboden gemacht werden und das lässt man wahrscheinlich eine professionelle Werkstatt übernehmen, oder?
Wenn der Motor nicht mehr der aller fitteste ist, muss auch der mal überholt werden. Das wird schlägt glaub ich mit ca. 1.500 bis 2.500 Euro zu Buche. Wäre dann der Wechsel auf ein anderes Aggregat anzuraten?

Falls ich mich zum Kauf entschließe würde ich den Bus von England auf eigener Achse nach Deutschland überführen. Erste Stärken und Schwächen bei Antrieb, Getriebe und Fahrwerk würde ich dann wohl recht schnell feststellen können. Falls wirklich was im Argen ist, hab ich immer noch die ADAC Plusmitgliedschaft als letztes Ass im Ärmel...

Freue mich auf eure Tips und Ratschläge!

Gruß,
Flo

Re: Kaufempfehlung 1977er Westfalia

Verfasst: 25.03.2009 21:21
von boggsermodoa
Moin Flo,

zu dem Preis sag ich mal nix, erstens aus Prinzip, zweitens, weil ich da ohnehin keine Ahnung habe und drittens, weil das Geld - egal wieviel - zur Zeit wohl immer besser in VW-Bussen angelegt ist als z.B. in amerikanischen Immobilienpfandbriefenschuldverschreibungenrenditeobjektenabschreibungsmodellenoptionsscheinenblahblah. :wink:
So wie es aussieht muss der Unterboden gemacht werden ...
Hinter solchen Formulierungen verbergen sich in unseren Kreisen i.d.R. mindestens 5qm Blech und ein halber Kilometer Schweißdraht. So wie's aussieht, benötigt der Bus jedoch nur ein bißchen Rost-runter und Farbe-drauf. Und ja, das muß anständig gemacht werden, wenn's taugen soll.
Zum Motor: Bei mir kannst du im Motorraum essen, dafür sieht's außenrum etwas ranzig aus. Dein Auto kommt jedoch aus einem anderen - öhm - gänzlich anderen Kulturkreis, und ich kann mir durchaus vorstellen, daß da ein Motor revidiert wird, ohne die historische Gelegenheit zu nutzen, den Motorraum aufzuhübschen. Wem drei Zentimeter Spachtel auf der Karosserie nix ausmachen, der stört sich auch nicht an einer zerfledderten Schaumdichtung. Laß dir die Rechnung zeigen oder es dir sonst irgendwie glaubhaft machen.
Bevor ich das Ding allerdings auf eigener Achse von England hierher überführen würde, würde ich dringend zuerst die Basics überprüfen: Ölstand, Zündzeitpunkt, (Ventilspiel entfällt hier), Falschluftquellen (am besten CO-Messung), Funktion der Kühlung, Thermostat, Vorhandensein von Dichtungen und Heizungsschläuchen etc.

Gruß,

Clemens

(der nie in einem Automobilclub Mitglied war)

Re: Kaufempfehlung 1977er Westfalia

Verfasst: 26.03.2009 08:55
von Harald
rieschflo hat geschrieben:Also, so wie es aussieht könnte ich den Bus (dank dem schlechten Kurs vom GBP) für ca. 9500 Euro haben.
Hi Flo,

alle Vorredner haben ja irgendwie Recht. Du mußt jetzt die Statements für Dich selber werten - in welchem Maße bist Du / wirst Du ein "Originalo", der also einen Bus in besser als Auslieferung haben will, was willst Du mit dem Bus machen (zu Treffen trailern oder doch lieber selber im Jahr tolle Touren auf eigener Achse machen), wieviel Lust und Zeit hast Du, Dich um den Bus zu kümmern (nach technischer Vorahnung frage ich nicht, brauchst keine, ein Bus ist "selbsterklärend"), wie lange wirst Du den behalten wollen, was sagt Dein soziales Umfeld zu Fahrten mit nem Bus und hast Du zur Not noch ein wenig Geld übrig, um vielleicht mal die eine oder andere Sache am Bus zu machen?

Ich persönlich finde den genannten Preis jedenfalls unheimlich gut. Zwar kann ich Dir keine Garantie darauf geben, daß Du nicht in nem halben Jahr was Besseres für weniger Geld bekommst - der Markt ist ja zur Zeit einfach nicht da. Aber für den Tarif bekommst Du immerhin nen Westfalia, der Dir offenbar nicht demnächst wegbricht. Da haben wir hier bis vor ein paar Monaten Sachen zu ganz anderen Preise gesehen!

Zur Überführung: Hier sellt sich nun die Frage, wie gut Du im schrauben bist. Clemens hat nämlich da mit seiner to-do-Liste in´s Schwarze getroffen. Das alles ist zwar kein Hexenwerk und der Bus ist nicht schwer zu erlernen - aber das alles auf ner englischen Wohnstraße bei Nieselregen nach gekochtem Wildschwein in Minzsoße zu lernen?

Wenn Du keine Ahnung hast: Überleg, ob Du ihn Dir bringen läßt, kostet echt nicht die Welt. Oder nimm wenigstens Jemand mit, der die Liste von Clemens glaubt abarbeiten zu können.

Grüße,
Harald*393

Re: Kaufempfehlung 1977er Westfalia

Verfasst: 26.03.2009 09:38
von Knopf
naja, zum schlitten an sich wurd ja scho genug geschrieben...
aber bevor ich mit der karre von england hier rübereiern würde,
kommt ja auch drauf an, wo du wohnst, ob an der holl. grenze oder an der österreichischen,
ich weiss ja net so... klar is der aufwand riesig, das ding rüberzutrailern,
aber so mirnixdirnix ewig lange strecken fahren mit nem motor, den ich net kenne...
adac hin oder her, wenn er bei der heimfahrt verreckt, is das gejammer gross.
aber wenn du ja zum kaufpreis eh nochmal die 1500-2500 für ne motorrevision miteinplanst,
dann passts ja fast!
ich hab einen meiner busse vor 5 jahren auch ziemlich blauäugig nach dem kauf einfach mal schnell
heimfahren wollen, und es waren nur 60km von coburg nach hassfurt.
nach 3km wär ich in der karre fast verreckt, weil´s öl auf die heissen wärmetauscher getröppelt is
und mir die bude innen völlig vernebelt hat (hebel hing ausserdem, oder klappen gingen nicht, weiss nimmer,
hatte aber den vorteil der innenkonservierung mit öl-dunst-film),
den rest der strecke hat mich meine freundin dann (sehr begeistert) mit der stange geschleppt!

...learning by doing...