Hallo Oliver,
ich sag mal: Jeder hat da seine Methode, die er für richtig hält, so wie sich ja auch jeder für den besseren Fahrer hält und deshalb wirst du mit dieser Frage wohl kaum mehr als Glaubenskriege oder Stammtischweisheiten ernten. Wenn man mal unvoreingenommen guckt oder Autowerkstätten nach ihren Erfahrungen befragt, dann kommt meistens dabei raus, daß die typischen Vertreterautos die höchsten Laufleistungen erzielen und bei einer Zerlegung dann i.d.R. auch noch aussehen, wie geleckt. Das sind also Kisten, die von ihren Fahrern gewohnheitsmäßig nicht geschont werden (es pressiert doch immer), die über die Autobahn geprügelt werden, in denen kein Herzblut von irgendjemandem steckt und die nur als Mittel zum Zweck gesehen werden. Aber sie werden regelmäßig gewartet (zahlt schließlich die Firma), und auf einen Kaltstart folgt in der Regel eine nennenswerte Strecke und nicht nur die Fahrt zum Bäcker oder Metzger. Ich habe mal 'ne Zillion Kilometer mit einem 1600er Motor gefahren, den ich aus dem Käfer der "Eierfrau" ausgebaut habe. Der hatte damals zwar schon über 100.000 km drauf, war aber noch in einem hervorragenden Zustand - und das obwohl seine Besitzerin sich mit Sicherheit keinen großen Kopp um ihr Auto gemacht hatte, noch sonderlich Ahnung von Technik gehabt hätte. Die Kiste war eben von morgens bis abends damit beschäftigt, über die Dörfer Eier auszufahren.
Der VW-Bus kann eeewig halten, reagiert jedoch empfindlich auf Wartungsmängel oder auf kleine technische Defekte, deretwegen er zwar nicht sofort stehen, aber auf lange Sicht mit Sicherheit liegen bleibt. Und Dauervollgas mag er definitiv auch nicht. Abseits dessen kannst du ihn aber ausmelken wie du willst und es ist allemal besser, ihn im dritten Gang einmal kurz in den roten Bereich zu jagen, damit der vierte Gang am Berg reinpaßt, als den ganzen Berg knapp unterhalb des roten Bereiches komplett im dritten hoch zu brüllen.
Ich fahre/fuhr meinen stets wie ein Motorrad. Für Tempo 80 auf der Autobahn fehlt mir mittlerweile die Geduld und die Disziplin. Deshalb plane ich meine Routen immer so, daß nach spätestens 200 km Autobahn wieder eine Landstraßenetappe folgt, oder plane von vornherein mehr Zeit ein und meide dafür die Autobahn komplett. Das bedeutet dann ständig wechselnde Last, Beschleunigungen mit Vollgas oder fast Vollgas, bis die Zielgeschwindigkeit erreicht ist und ab dann moderate Dauergeschwindigkeiten, halbwegs in Übereinstimmung mit den Gesetzen. Und der Bus fühlt sich dabei wohl und sein Fahrer hat seinen Spaß.
Bis die 80°C erreicht sind schalte ich aber auch bei 50-60 kmh im Stadtverkehr nicht in den 4.Gang.
Warum? Das einzige, was dabei schneller warm wird, sind die Auspuffanlage und evtl. die Heizung. Wenn du stattdessen einen Gang hoch schalten würdest, würdest du die selbe Leistung bei niedrigerer Drehzahl abrufen, also auch bei niedrigerer Gebläsedrehzahl. Den kalten Motor fahre ich auch nicht untertourig, aber sobald der vierte Gang reinpaßt, kommt er rein.
Gruß,
Clemens