Seite 1 von 2

Risse in der Karosserie

Verfasst: 26.01.2010 15:22
von Wolfgang T2b *354
Hallo,

als ich vor ein paar Wochen hier nach den Maßen für den Verteiler-O-Ring gefragt hatte, hat mich Clemens schwer gescholten ob der Schlichtheit dieser Frage. Er wäre von mir ganz anderes gewohnt :mrgreen:. Nun denn, hier hab’ ich was, speziell für Clemens und all’ die anderen, die in Festigkeitslehre fit sind.

Beim Abnehmen der hinteren Stoßstange sind an zwei Stellen kleine Risse zum Vorschein gekommen, die ich mir beim besten Willen nicht erklären kann. Und ich weiß auch nicht, was ich dagegen tun soll(te).

Sie befinden sich hinten ca. 20 mm außerhalb der Stelle, wo von innen die Längsträger an die Karosserie stoßen. Auf den Bildern kann man die Träger erahnen. Die Risse sind jeweils rund 20 mm lang und sehen aus wie Dauerbrüche.
Riss_li.jpg
Riss_re.jpg
Aber welch seltsame Belastung produziert an dieser Stelle solche Risse? Schwingungen in der Karosserie? Die gebogenen Eckbleche dürften für größere Schwingungen zu steif sein. Zu große Belastungen auf den Batterieböden (hab’ rechts zwei Batterien drin)? Warum ist dann links das Gleiche, denn da hängt nur der Ölkühler am Batterieboden? Zu schwere Beladung des Dachträgers? Da sind zwar rund 200 kg drauf, aber verteilt auf sechs Füße bis zum C-Holmen.

Ich bin ziemlich ratlos. Habt Ihr eine Idee?

Und die nächste Frage schließt sich gleich an: zuschweißen oder nicht? Ich wollte die Risse eigentlich am Ende abbohren, aufschleifen und dann ohne Zusatzblech verschweißen. Alternativ könnte ich von innen ein größeres Blech draufsetzen, das macht aber nur Sinn, wenn ich wirklich weiß, warum das Teil an dieser Stelle reißt, sonst wandert der Riss nur an eine andere Stelle.

Und, äääh, noch 'ne letzte Frage: hat jemand dasselbe Problem? Oder falle ich hier wieder aus dem Rahmen?

Mit ziemlich ratlosen Grüßen

Wolfgang

Re: Risse in der Karosserie

Verfasst: 26.01.2010 21:00
von boggsermodoa
Wolfgang T2b *354 hat geschrieben: Er wäre von mir ganz anderes gewohnt :mrgreen:. Nun denn, hier hab’ ich was, speziell für Clemens und all’ die anderen, die in Festigkeitslehre fit sind.
Hach ja, so kenn' ich ihn! :)

Hallo Wolfgang,

wenn ich mich als "fit in Festigkeitslehre" bezeichnen würde, dann wäre das zwar ein Verhöhnen der Zunft, :steine: aber ich halte das auch für Dauerbrüche. Entweder banal wegen Dauerbeschuß mit grobem Material durch die Hinterreifen (unwahrscheinlich wenn Schmutzfänger montiert sind) oder - wahrscheinlicher - wegen dauernder Verwindungen der Karosserie.
Die Rahmenleiter wird in Längsrichtung tordiert und die letzte ernsthafte Querverbindung ist das Hinterachsrohr. Von dort aus ist es noch ein guter Meter bis zum Ende der Holme, die sich entsprechend heftig auf und ab bewegen. Bei der Ecke, die nach unten geht, ergibt sich eine Zugspannung an der umgebördelten Unterkante, bei der nach oben gehenden eine Druckspannung. So stell ich mir's zumindest vor.

Reparatur? Pff - mach, was du willst! Da kannst du nix falsch machen, und ein Problem ergibt sich daraus ohnehin nicht. Ich würde es einfach autogen zuschweißen. Um die Situation zu entschärfen könnte man vielleicht den umgebördelten Steg etwas in der Höhe reduzieren.
Und übrigens: Deine Kiste ist einfach zu schwer! :roll:
Kennt eigentlich jemand die militärische Nutzlast des T2? (Clipperfreak?) Das wäre das Gewichtslimit, an das du dich für dein Einsatzspektrum halten müßtest. Diese Torsion des Rahmens fällt übrigens deutlich geringer aus, wenn die Unterflurbleche zwischen B- und C-Säule vollständig vorhanden sind.

Gruß,

Clemens

Re: Risse in der Karosserie

Verfasst: 26.01.2010 21:27
von Bastler
Hallo,

ich wuerde auch auf Dauerbruch tippen. Die Karosserie ist nicht unendlich steif,
die tordiert etc.

Wie ich an meinen Bus diese Ecke ausgetauscht habe, habe ich mich schon ueber den
Aufbau gewundert.

Die Karosseriehaut ist am Laengstraeger festgeschweisst. Um die gesamte Rundung
der hinteren Ecke ist das Blech umgeboerdelt. Also alles kein Problem.

Jedoch ist wie man an Deinem Foto sieht, der Uebergang das Problem.

Das mit der Bohrung am Ende vom Riss ist wahrscheinich die beste Methode.
Noch daran rumschweissen beguenstigt die Grobkornbildung im Stahlgefuege.
Dadurch wird das noch rissempfindlicher.

Gruss Thomas

Re: Risse in der Karosserie

Verfasst: 26.01.2010 22:35
von Wolfgang T2b *354
N'Abend Ihr zwei,

ich wusste doch, warum ich hier gefragt habe! An die Sache mit der Torsion des Gesamtfahrzeuges habe ich nämlich überhaupt nicht gedacht. Ich glaube, das ist es :gut: :gut:! Bei allen anderen Erklärungsversuchen gab es ja gewichtige Gegenargumente. Danke für die :idea:.
In der Tat gibt's ziemliche Torsionskräfte, wenn der Wagen hi und da mal quasi nur auf drei Rädern steht. Diese Art der Belastung würde auch die Symmetrie der Risse erklären.
boggsermodoa hat geschrieben:Diese Torsion des Rahmens fällt übrigens deutlich geringer aus, wenn die Unterflurbleche zwischen B- und C-Säule vollständig vorhanden sind.
Jepp, sind vorhanden. Die beiden seitlichen schon immer, doch das mittlere Blech erst seit 10.000 km.

Zur Abhilfe: Thomas' Argument mit der Kornveränderung ist natürlich vollkommen richtig. Andererseits stört es mich irgendwie, zu wissen, dass da hinten offene Risse sind. Wenn die Torsionstheorie stimmt, dann dürften es Zugspannungen sein und die müsste ich doch mit einem eingeschweißten Blechstreifen auffangen können (per Lochpunktschweißung). Mit dieser Art von Rissreparatur bin ich ja vertraut :mrgreen:. Da es nur kurze Risse sind, zudem genau am Übergang vom glatten zum umgebördelten Rand, hoffe ich, dass es beherrschbare Spannungen sind.

Der Gedanke mit dem Bombardement durch Steinschlag ist zwar naheliegend, doch da ich bis vor kurzem rundum sehr tief hängende Schmutzfänger hatte, nicht sehr wahrscheinlich. Innen war der Unterbodenschutz auch unverletzt. Jetzt sind mir zwar zwei abgerissen, doch neue liegen schon bereit.
boggsermodoa hat geschrieben:Deine Kiste ist einfach zu schwer
Jau, Du hast Recht. Doch was soll ich machen? Der Mensch ist, zumindest der im fortgeschrittenen Alter, einfach zu bequem, um drei Monate Camping zu machen. Also haben wir einen Haufen von Dingen mit, die zwar kein Mensch wirklich braucht, die aber aus Camping normales Leben auf sechs Quadratmetern machen. Campst Du noch oder lebst Du schon? Und auf die Kisten mit Ersatzteilen und Werkzeugen kann ich auch nur bedingt verzichten, der ADAC ist einfach zu weit weg :mrgreen:.

Ich glaub', meine Frau sollte abnehmen! Da geht noch was, auch bei 55 kg ...

Danke für Eure Aufklärung

Wolfgang

Re: Risse in der Karosserie

Verfasst: 27.01.2010 00:31
von boggsermodoa
Wolfgang T2b *354 hat geschrieben: Wenn die Torsionstheorie stimmt, dann dürften es Zugspannungen sein und die müsste ich doch mit einem eingeschweißten Blechstreifen auffangen können (per Lochpunktschweißung). Mit dieser Art von Rissreparatur bin ich ja vertraut :mrgreen:. Da es nur kurze Risse sind, zudem genau am Übergang vom glatten zum umgebördelten Rand, hoffe ich, dass es beherrschbare Spannungen sind.
Hallo Wolfgang,

eine "tragende Rolle" würde ich diesen Karosserieecken nicht andichten. Selbst wenn diese Bleche völlig fehlen würden, würde die Karre davon doch überhaupt nix merken.
Diese Bewegungen der Heckfläche relativ zur Seitenwand werden (wenn wir die beiden mal als starr annehmen) über die gesamte Rundung der Karosserieecke "abgefrühstückt". Wenn die nun durchgängig gleichmäßig flexibel wäre, dann würde ihr nichts dabei passieren. Ist sie aber nicht, sondern es gibt eine Sprung in der Biegesteifigkeit - nämlich genau dort, wo's gerissen ist - und deshalb treten dort Spannungsspitzen auf, die m.E. zu diesem Riß geführt haben. Ich denke, wenn du da jetzt ein Blech aufdoppelst, dann jagst du diesen Schwachpunkt nur ein Stück weiter um's Auto rum. Irgendwann wird's neben dem Blechstreifen reißen. Deshalb wäre meine Empfehlung, da einfach 'ne dichte Autogennaht drüber zu brutzeln und außerdem diesen umgebördelten Steg etwas abzuschleifen, sodaß der, anstatt schroff zu enden, allmählich auf Null (oder 4mm) ausläuft.
In der Tat gibt's ziemliche Torsionskräfte, wenn der Wagen hi und da mal quasi nur auf drei Rädern steht.
Diese Torsionskräfte sind mir ständig präsent, seit ich mal eine etwas zu stabile Truhe hinter der Trennwand zum Fahrersitz sowohl an dieser Trennwand als auch am Boden etwas zu stabil verschraubt habe. Das hielt in Europa problemlos. Auf afrikanischen Pisten knackte es jedesmal in der Truhe, wenn mal ein Rad in der Luft hing und irgendwann lag Holzmehl drin und die Schrauben rissen aus dem Holz. :shock: :oops:

Übrigens: Wie sieht denn bei deinem die linke Bordwand unten direkt hinter der B-Säule aus? Meine hatte genau da ein paar Kummerfalten entwickelt. :wink: Ich hatte allerdings untenrum alles erneuert und fast alles selbst gebaut und nie unter 1,5er Blech verwendet. Kann sein, daß ich damit das ein oder andere aus dem Lot gebracht hatte.

Gruß,

Clemens

Re: Risse in der Karosserie

Verfasst: 27.01.2010 02:18
von Wolfgang T2b *354
Hallo Clemens,

unsere Diskussion hier hat den schönen Nebeneffekt, dass man selber auch mal wieder nachdenkt. Auch wenn's schwer fällt! Und je länger ich über das Aufdoppeln nachdenke, desto mehr habe ich den Eindruck, dass das wahrscheinlich zu viel des Guten ist. Wenn dort tatsächlich gewaltige Kräfte am Blech zerren würden, wäre der Riss 'ne Nummer größer. Entscheidend ist meines Erachtens, dass das Problem genau an einer Unstetigkeitsstelle auftritt, nämlich da, wo das nach außen abgewinkelte Blech beginnt. Wenn man genauer hinschaut, kann man auf beiden Seiten weitere kleine Risse entdecken, haargenau an dieser Kante. Ich sollte also wohl besser diese Unstetigkeiten entschärfen anstatt neue durch die Kanten der aufgedoppelten Bleche zu schaffen. Dein Vorschlag, das nach innen umgebördelte Blech allmählich schmaler werden zu lassen, klingt vernünftig. Und hat den Charme, dass es nicht mit viel Arbeit verbunden ist. Jetzt muss ich mir nur noch irgendwas für das nach außen gebogene Blech ausdenken.

Also, ich werd' wohl den Riss wie oben gesagt behandeln (welches Schweißverfahren ich vor Ort bekommen kann, weiß ich allerdings noch nicht), die Blechkanten ein wenig abschleifen oder was auch immer und den ganzen Spaß ordentlich lackieren. Ich muss sowieso das ganze hintere Abschlussblech unter der Motorklappe renovieren, weil es vom Steinschlag regelrecht perforiert worden ist. Die Steine sind von den Rädern in die hintere Stoßstange geflogen und von dort zurückgeprallt :heul:. Da werde ich gleich den ganzen Hintern unten rum komplett neu machen müssen.
Riss_li_2.jpg


Und danach kommt kein Steinchen mehr angeflogen, weil ich inzwischen die Stoßstange nach unten hermetisch dicht gemacht habe :D.
boggsermodoa hat geschrieben:Übrigens: Wie sieht denn bei deinem die linke Bordwand unten direkt hinter der B-Säule aus? Meine hatte genau da ein paar Kummerfalten entwickelt.
An der Stelle ist mir noch nichts aufgefallen, außer einen kleinen Verwerfung direkt in der B-Säule.
B-Saeule_li.jpg
Sie stammt von einer unvorsichtigen Flugeinlage, bzw. von der Endphase derselben :oops:. Weitere Altersfalten habe ich noch nicht entdeckt, jedenfall nicht am Bus ...

Guats Nächtle

Wolfgang

Re: Risse in der Karosserie

Verfasst: 27.01.2010 20:01
von Mario73
Es ist immer wieder schön,Euch beiden "zulesen" zu dürfen!
Toll!!!
Das Forum wäre um einiges ärmer ohne Euch!!!!

:respekt:

Re: Risse in der Karosserie

Verfasst: 27.01.2010 21:40
von boggsermodoa
Mario73 hat geschrieben: Das Forum wäre um einiges ärmer ohne Euch!!!!

:respekt:
Dankeschön Mario!

Trotzdem: time to say "good bye!"
Und, äääh, noch 'ne letzte Frage: hat jemand dasselbe Problem? Oder falle ich hier wieder aus dem Rahmen?

Mit ziemlich ratlosen Grüßen

Wolfgang
Wir beide werden zwar bleiben,
aber sein Bus, der fällt allmählich aus dem Rahmen! :P

Re: Risse in der Karosserie

Verfasst: 30.01.2010 13:14
von Wolfgang T2b *354
Hallo Mario,
danke für die Blümchen. Und ich hab' immer gedacht, Clemens' und mein Geschwafel (äh, Clemens' Beiträge und mein Geschwafel) würden hier quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, spät in der Nacht, wenn normale Menschen schlafen :happy:.

Hallo Clemens,
boggsermodoa hat geschrieben:aber sein Bus, der fällt allmählich aus dem Rahmen!
mal ganz unter uns, sollte er tatsächlich aus dem Rahmen fallen (Konjunktiv!), dann wird er einfach wieder dran festgeschweißt. Hier finden sich bestimmt Fachleute dafür ...

Schönen Samstach noch

Wolfgang

Re: Risse in der Karosserie

Verfasst: 31.01.2010 17:40
von FW177
Nix ! Schön selber machen, nur so lernt man dazu! :wink:
Also dann weiter "schwafeln"...