Erfahrungen 1-2-3 Ignition

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Norbert*848b
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Re: Erfahrungen 1-2-3 Ignition

Beitrag von Norbert*848b »

Moin zusammen,
aviator hat geschrieben: 07.02.2021 11:10 Wäre doch toll, wenn wir hier auf eine gemeinsame, faktenbasierende Beurteilung kommen könnten.
Schauen wir doch einmal über den Tellerrand. :wink:
Wie sieht das denn mit den Flugmotoren aus, da muss ja auch auf eine Höhenanpassung geachtet bzw. reagiert werden.
Ich hab noch nicht davon gehört, dass da die Zündung auf früher gestellt wird, wohl aber der Begriff "Leanen" auftaucht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Leanen

Ich hab ja einen 123 der ersten Generation von einem Bekannten von mir zur "Rehamaßnahme" auf meiner Werkbank liegen.
Das Urproblem war ein "abgefallener" Schalter für die Kurveneinstellung.
Nach Jahren der Zufriedenheit mit dem Verteiler, wurde in den Motor eine Tuningnockenwelle eingesetzt und eine andere Kurve sollte ausprobiert werden.
Dabei geschah das Malheur. Die 5 Löt-Anschlüsse hielten aus unerfindlichen Gründen der Belastung des Drehens nicht mehr Stand. :(
Mit einer feinen Lötspitze konnte ich den Schalter wieder an der ursprünglichen Stelle festlöten.
Test und Aufnahme der Kurve stehen noch aus, erst muss das Wetter wieder mitspielen.

Auf das Radialspiel der (oberen) Welle mit dem Verteilerläufer hatte ich schon aufmerksam gemacht.
Da konnte ein Verstemmen mit der unteren Welle für Abhilfe sorgen (oberes Wellenteil aus Aluminium, verstiftet mit unterem Stahl-Wellenteil).

Bei den knapp zwei Dutzend Serienverteilern, die ich für gute Freunde und Bekannte aufgearbeitet und überprüft hatte, konnte ich stets nachvollziehen, dass beim jeweiligen ZZP sich die Kontakte von Läufer und Verteilerkappe gegenüber standen. So sollte es selbstverständlicher weise sein und das zweifelt wohl niemand an.
Beim 123 konnte ich derartiges leider nicht nachvollziehen, da gibt es eine nicht unwesentliche Diskrepanz von einigen mm.
Ich bin da noch genau am Recherchieren und wie angemerkt, sind die derzeitigen Temperaturen in der Bastelwerkstatt mehr als hinderlich. :(
Gut kann ich auch nachvollziehen, dass man eine Zündspule mit 40 kV empfiehlt. Die schafft es sicherlich, den größeren Abstand mit einem entsprechend starken Funken zu überbrücken.
(Man möge mir meinen Sarkasmus verzeihen. :unbekannt: )

Des Weiteren haben mich die Preise für Serviceteile wie Verteilerläufer und -Kappe nachdenklich gestimmt. :stupid:
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert
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Holly
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Re: Erfahrungen 1-2-3 Ignition

Beitrag von Holly »

Die Zusammenhänge wurden ja oben schon ausführlich beschrieben. Der Absolutdruck ist für die Verbrennung entscheidend, von daher ist die elektronische Zündungsregelung eigentlich besser.
Das heißt aber nicht, dass die serienmäßige Zündung deshalb völlig falsch arbeitet. Die Vorstellung ist nur in der Höhe etwas geringer. Wenn man allerdings bedenkt, dass viele mit einer Zündung ganz ohne Unterdruckverstellung fahren, dann relativiert sich das alles etwas.... mit entsprechendem Mehrverbrauch in Teillast natürlich, deshalb würde ich auch immer eine Zündung mit Unterdruckverstellung bevorzugen.
Ein Aspekt, der bisher gar nicht zur Sprache kam ist, wie aggressiv die Unterdruckverstellung bei der elektronischen Zündung programmiert ist. Wenn schon ein geringer Unterdruck in der Höhe zu einer deutlichen Frühverstellung führt, dann kann das in der Höhe dann auch bei Volllast schon wirksam werden. Das würde mir dann mehr Sorgen machen, wenn bei scharfer Bergfahrt und (zu) heißem Motor der ZZP nach Früh geht.
Der serienmäßige Zündverteiler ist da sicherlich unkritischer, weil er erst recht spät eingreift.

Luftgekühlte Grüße
Holly

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Max Burn
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Re: Erfahrungen 1-2-3 Ignition

Beitrag von Max Burn »

bullijochen hat geschrieben: 07.02.2021 19:27 Wisst ihr was, ich werde bei mir auf der Arbeit mal die Thermodynamiker bzw Motorenberechner mit dem Thema bemühen..
Gruß Jochen
Cool! Das hört sich dann nach Leuten an die hieb und stichfeste aussagen treffen können...
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Florian76
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Re: Erfahrungen 1-2-3 Ignition

Beitrag von Florian76 »

Norbert*848b hat geschrieben: 07.02.2021 22:12 Moin zusammen,
Schauen wir doch einmal über den Tellerrand. :wink:
Wie sieht das denn mit den Flugmotoren aus, da muss ja auch auf eine Höhenanpassung geachtet bzw. reagiert werden.
Ich hab noch nicht davon gehört, dass da die Zündung auf früher gestellt wird, wohl aber der Begriff "Leanen" auftaucht.
Hi Norbert,
haben die Magnetzündungen in Flugzeugmotoren eigentlich überhaupt eine dynamische Anpassung des Zündzeitpunkts? Nach meinen Kenntnissen ist da noch nicht mal eine Fliehkraftverstellung, geschweige denn eine Unterdruckdose o.ä., drin. Oder habe ich das falsch in Erinnerung?
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Norbert*848b
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Re: Erfahrungen 1-2-3 Ignition

Beitrag von Norbert*848b »

Hallo Florian,
Florian76 hat geschrieben: 09.02.2021 18:59 Nach meinen Kenntnissen ist da noch nicht mal eine Fliehkraftverstellung, geschweige denn eine Unterdruckdose o.ä., drin. Oder habe ich das falsch in Erinnerung?
Du hast das wohl richtig in Erinnerung, so wurde mir das seinerzeit von einem Bekannten mitgeteilt, als er gerade den Motorflugschein gemacht hatte.
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert
aviator
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Re: Erfahrungen 1-2-3 Ignition

Beitrag von aviator »

Ich hatte auch nichts dergleichen in Erinnerung und habe eben mal nachgelesen. Die Lycoming und Continental Kolbenmotoren in Cessna, Piper und Co haben wohl tatsächlich nur einen fixen ZZP von typischerweise 20-25 Grad vor OT.

Allerdings laufen diese Motoren relativ langsam und haben einen recht kleinen Drehzahlbereich. Außerdem laufen sie meist mit ziemlich konstanter Leistung. Die Leistung wird in den Handbüchern in Prozent angegeben und kann im Reiseflug auch bei nur 55% liegen. Das ist aber dem niedrigen Luftdruck geschuldet. Man fliegt dann nicht mit Halbgas.

Es stimmt, dass man mit zunehmender Höhe das Gemisch selbst anpassen muss. Das von Norbert erwähnte "Leanen", also Abmagern.

Allerdings ist der Begriff etwas irreführend weil primär die Spritmenge an die dünnere Luft angepasst wird. Oft mit Hilfe einer Kopftemperatur Anzeige. Man stellt nicht auf die höchste Temperatur ein sondern in der Regel etwas fetter (rich of peak) oder seltener magerer (lean of peak).

Was davon jetzt eventuell für unsere Diskussion relevant ist weiß ich allerdings im Moment auch nicht genau. Bin gerade sehr müde

Aber die Flugotoren und wie die betrieben werden sind meiner Meinung nach nur begrenzt vergleichbar mit unseren Motoren und deren Betrieb.

Grüße

Stefan
aviator
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Re: Erfahrungen 1-2-3 Ignition

Beitrag von aviator »

Hab mal geschaut was anderswo über den 123 Verteiler berichtet wird und bin bei den bugfans auf diesen Beitrag von Rainer Orminski (Orratech-Motorenbau) gestoßen. Klar, auch nur eine Meinung. Aber von jemandem der 80 Stück von den Dingern jedes Jahr verkauft bzw. verbaut. Allerdings wurde das Thema Betrieb in großen Höhen dort nicht behandelt. Hier der Beitrag. Unten der Link zur Diskussion bei bugfans.

Hallo,

nun, ich bleibe bei meiner Aussage bzw Erfahrung. Zündflackern bei hoher Drehzahl? Sorry, das konnte ich noch nicht beobachten. Alle gängigen elektronischen Verteiler sollten Drehzahlen über 5000U/min spielend bewerkstelligen.
Bei dem 1-2-3 USB ist der USB-Anschluß nicht ganz unproblematisch. Wenn man im Betrieb lange Leitungen angeschlossen hat, kann es zu Problemen kommen. Auch muss man die Umschaltleitungen zur Auswahl der beiden Kurven auf ein definiertes Potential legen und möglichst kurz halten.
Bei mechanischen Verteilern habe ich eben das Problem der Mechanik und seinen Toleranzen. Diese ist abhängig von der Qualität der Lagerung, sprich Fertigung und entsprechender Alterung. 009 Nachbaudinger sind ein (un-) rühmliches Beispiel, wie man es nicht machen sollte. Leider sind "echte" Bosch 009 auch schon mehrere Dekaden alt und für mich als Gewerbetreibender keine Alternative. Wir verwenden seit 2008 fast ausschließlich nur noch 1-2-3 Verteiler und blaue Bosch oder Beru Spulen. Ich muss jedoch gestehen, daß wir 6V-Autos nicht dabei hatten, bzw diese der Kunde dann selber montiert hatte.
Wir verwenden und vertreiben in Summe pro Jahr ca. 80 Stück 1-2-3 Ignition. In all den Jahren habe ich nur 4 Stück mit angeblichen Defekten reklamiert zurück bekommen. Bei allen stellte sich heraus, das sie einwandfrei funktionierten und wir haben diese vermeintlich defekten Verteiler in unsere eigenen Fahrzeuge eingebaut. (verkaufen ging ja nicht mehr) Was waren die Gründe?
Bei einem konnte eine defekte Lima, ein anderes mal eine def. Batterie und beim dritten ein Wackler in der Kl.15-Leitung gefunden werden.
Ich habe aber in den Jahren auch schon andere "hoch gelobte" Systeme auf den Tisch bekommen. Die waren dann wirklich defekt. Zum Schutze werde ich keine Hersteller nennen. :lol:
Wie dies zustande gekommen ist, kann ich nicht sagen. Es können dabei natürlich auch Fremdeinwirkungen dabei gewesen sein usw.
Das kann ich alles nicht beurteilen.
Die breite Masse der 1-2-3-Nutzer bewegt sich im Bereich seriennah bis zum sportlichen Alltagsmotor mit Drehzahlen von 4000 bis zu 7500U/min
"Spitz auf Knopf" kann ich nicht beurteilen. Solche Motoren fertige ich sehr, sehr selten. Alltagstauglichkeit, Robustheit, einfache Montage und Wartungfreundlichkeit sind für meine Kunden ebenso wichtig, wie die Ersatzteilversorgung.
Ich kann es mir nicht erlauben einem Kunden einen alten mechanischen Verteiler "hinzubiegen".
Eben so kann man keinen hier mitlesendem zumuten, sich seinen Verteiler zurecht zu biegen. Die wenigsten haben einen Verteilerprüfstand und noch weniger einen Leistungsprüfstand. Der ein oder andere Schrauber hat wenigsten eine Lamdasonde montiert um seinen Motor ab zu stimmen. Verallgemeinern sollte man dies nicht und die Empfehlung zu geben lieber einen alten 009 oder sogar einen WBX-Verteiler zurecht zu biegen halte ich für sehr gefährlich.
Profis können das, keine Frage, aber hier lesen erheblich mehr "stille" Selbstschrauber mit, die das eben nicht können.
Klar, der Motor läuft. ;) Warscheinlich auch gut und vielleicht manchmal auch schon sehr lange. Verallgemeinern darf man es dennoch nicht. Wer nicht 100% weiss, was er da tut, wie man es kontrollieren und messen kann, dem rate ich von solchen Basteleien ab.

Aber: Der Markt ist ja groß genug. Es gibt viele gute Systeme. Möge sich jeder sein Lieblingssystem heraussuchen. ;)
Ein gutes, bewährtes System namentlich schlecht machen, nur weil 2-3 Leute ( die gerade sich in einen Forum sehr häufig beteiligen) ihre eigenen "schlechten" Erfahrungen gemacht haben darf man jedoch nicht.

Wie gesagt,... es gibt viele gute bis sehr gute Motorenbauer hier und es wäre ja schon fast unglaubwürdig, wenn alle einer Meinung wären :romance-caress: :obscene-drinkingcheers:

Gruß,
orra

https://bugfans.de/forum/motor-typ1/123 ... 86-15.html
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Luftschaufler
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Re: Erfahrungen 1-2-3 Ignition

Beitrag von Luftschaufler »

Zitat:

Ein gutes, bewährtes System namentlich schlecht machen, nur weil 2-3 Leute ( die gerade sich in einen Forum sehr häufig beteiligen) ihre eigenen "schlechten" Erfahrungen gemacht haben darf man jedoch nicht.


...da gibt es nichts mehr hinzuzufügen..... :gut: :gut:

viele Grüße

der Luftschaufer
aviator
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Re: Erfahrungen 1-2-3 Ignition

Beitrag von aviator »

Ja, schon. Auf der anderen Seite gibt es Leute wie Norbert, dessen schlachte Erfahrungen mit der mechanischen Qualität eines frühen 123 Verteilers ich durchaus ernst nehme und respektiere.

Was ich weniger ernst nehmen kann ist das Urteil von Leuten, die vor Jahren mal scheinbar schlüssige Argumente gegen den 123 ins Feld geführt, und ihn im Fazit ziemlich vernichtend beurteilt haben, sich jetzt aber nicht mehr zu Wort melden, wenn neue, relativierende Aspekte und Gegenargumente genannt werden.

Wenn diese sich nach wie vor ihrer Sache so sicher sind, sollen sie doch auf die Gegenargument eingehen. Wenn die Gegenargumente zumindest zum Teil schlüssig waren oder Zweifel an der eigenen Meinung ausgelöst haben, könnten sie das ja auch hier schreiben.

Ich denke es wurden hier einige interessante Gedanken geäußert und finde es schade, dass trotzdem keine Annäherung, stattgefunden hat.
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Norbert*848b
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Re: Erfahrungen 1-2-3 Ignition

Beitrag von Norbert*848b »

Moin allerseits,
aviator hat geschrieben: 14.02.2021 12:47 Was ich weniger ernst nehmen kann ist das Urteil von Leuten, die vor Jahren mal scheinbar schlüssige Argumente gegen den 123 ins Feld geführt, und ihn im Fazit ziemlich vernichtend beurteilt haben, sich jetzt aber nicht mehr zu Wort melden, wenn neue, relativierende Aspekte und Gegenargumente genannt werden.
Na gut, ich sehe das persönlich weniger dramatisch. Wenn für jemanden das Thema soweit abgehandelt ist und dieser sich nicht mehr äußert, dann soll es eben so sein. :|
aviator hat geschrieben: 14.02.2021 12:47 Ich denke, es wurden hier einige interessante Gedanken geäußert und finde es schade, dass trotzdem keine Annäherung, stattgefunden hat.
… das kann man sicherlich so sehen, erzwingen lässt sich da wohl aber nichts.

Für weiterhin Interessierte habe ich einen schönen und so wie ich meine, fachlich fundierten Aufsatz gefunden,
da kann sich dann jeder so seine Gedanken machen und seine Schlüsse selbst daraus ziehen. :wink:
… einmal bei Google unter dem Begriff "PERFORMANCE OF NATURALLY ASPIRATING IC ENGINES" suchen.
(Eine direkte Verlinkung ist mir leider nicht gelungen. :? )
Oder doch hier: https://www.ajol.info/index.php/zj/article/view/121630
Etwas schwer zu lesen, kleine Hilfe: IC ENGINES = Verbrennungsmotoren, MJN's = Main Jet Numbers; also Hauptdüsen-Größe.
Für den eiligen Leser sollte auf der letzten Seite der Abschnitt zunächst reichen:
Summary and Recommendations
… und ja, auch ich kann und möchte noch etwas mit meinen erreichten 68 Jahren dazu lernen. :mrgreen:
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert
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