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Schrauben Motorträger - gehärtet?
Verfasst: 05.03.2010 09:51
von Harald
Moin Leute,
am Wochenende soll der Typ4(-Flach-)Motor wieder rein. Bei der Gelegenheit habe ich mal die gammeligen Teile zusammengesucht, mit denen bisher der Motor bzw. der Motorträger befestigt war, um die mal durch Neuware aus´m Baumarkt zu erstetzen.
Leider kann ich auf den Köpfen der verwandten Schrauben wirklich nicht mehr erkennen, ob es Standardware oder aber eben härtere Schrauben sind, weiß da Jemand was? Ich rede von
dem (Nr. 17)
hier.
Die vier (selbstsichernden) Muttern, mit denen der Motor am Getriebe festgemacht ist, dürften jedenfalls Standard sein.
Grüße,
Harald
Re: Schrauben Motorträger - gehärtet?
Verfasst: 05.03.2010 10:08
von JanT2a
Hm, also ich würde lieber keine Baumarkt-Schrauben verbauen, zumindest nicht an so wesentlichen Stellen. Lieber die ollen Schrauben entrostet und mit Kupferpaste eingeschwiemelt weiter verwendet. Wenn neue Schrauben, dann richtige Schrauben vom Fachhändler, der kann vielleicht auch die Qualität der alten Schrauben erkennen.
Re: Schrauben Motorträger - gehärtet?
Verfasst: 05.03.2010 10:16
von Dani*8
Hi,
Der Härtegrad ist M 8.8, also Standardware am Auto. Gibt es übrigens auch im gut sortierten Baumarkt
Gruß aus FFM
Daniel
Re: Schrauben Motorträger - gehärtet?
Verfasst: 05.03.2010 10:24
von Harald
Danke Ihr Beiden!
Jan: grundsätzlich bin ich ja auch ´n Vorsichtiger. Aber bei den Dingern, die da nun schon Jahrzehnte drinsaßen, da gebietet es dann vielleicht doch auch die Vorsicht, mal neue rein zu setzen. Und keine Sorge: die kommen dann nicht aus dem vorkonfektionierten Sortimentskasten für EUR 3,99
Grüße,
Harald
Re: Schrauben Motorträger - gehärtet?
Verfasst: 05.03.2010 12:37
von boggsermodoa

Moin!
Härte bezeichnet den Widerstand, den ein Werkstoff dem Eindringen eines anderen entgegensetzt. So richtig hart sind z.B. Diamant, Glas oder Silizium. Stahl kann man, wenn die Legierung paßt (Kohlenstoffgehalt) härten, aber dabei büßt er i.d.R. seine Zähigkeit ein - und die brauchen Schrauben notwendiger als Härte.
Die Bezeichnung auf dem Schraubenkopf sagt was aus über die (Zug-)Festigkeit und die Streckgrenze der Schraube. Die Zahl vor dem Punkt bezeichnet die maximale Zugfestigkeit, bei der 12.9 z.B. 1200 N/mm^2 und die zweite Zahl die Streckgrenze als Prozentwert der ersten. Bei der 12.9 wären das 90% von 1200 = 1080 N/mm^2.
Wenn man eine Stahlprobe zerreißt und dabei die Dehnung über der Spannung aufzeichnet, findet man anfangs zunächst ein proportionales Verhalten. Der Stahl verhält sich dabei wie eine Feder (Hookesche Gerade) und geht nach Entlastung auch wieder auf seine Ursprungslänge zurück. Solange eine Schraube nur in diesem Bereich beansprucht wurde, kann man sie endlos weiterverwenden. Die Streckgrenze bezeichnet das Ende dieses elastischen Verhaltens. Die Stahlprobe beginnt dort, sich plastisch zu verformen, sich einzuschnüren, zu fließen und reißt schließlich ab. Das ist der Moment, wo sich der Schraubenschlüssel plötzlich so seltsam pampig anzufühlen beginnt. Bei weichen Stählen (Baustahl) ergibt das ein ziemlich wüstes Auf und Ab im Spannungs-Dehnungs-Diagramm, während bei höher legierten Stählen meist nur eine schwach angedeutet Rechtskurve vor dem Knall zu erkennen ist.
Wenn bei den Schrauben auf dem Baumarkt keine entsprechenden Zahlen auf dem Kopf vorhanden sind, ordnet man sie mental am besten in die Klasse 4.6 ein = einsetzbar bis 240 N/mm^2 und bei 400 N/mm^2 knallt's. Die Güte 8.8 ist die Feld-, Wald- und Wiesenschraube im Maschinenbau. Sobald eine 10.9 oder 12.9 auftaucht, sollte man sich bewußt machen, daß diese Schraubenverbindung seriös und aufwendig berechnet wurde, daß der Konstrukteur sich was dabei gedacht hat und daß man sie sorgfältig mit dem Drehmomentschlüssel auf das vorgeschriebene Drehmoment anziehen sollte. Immerhin geht man dabei bis 90% an die Bruchgrenze ran und zwischen dem pampigen Gefühl im Schlüssel und dem Knall liegen nur wenige Winkelgrade.

Gehet hin in Frieden!

Re: Schrauben Motorträger - gehärtet?
Verfasst: 05.03.2010 13:00
von Harald
Ja, also, ähm, triller, pfeif, hüstel - Dank auch an Dich Clemens für diese, nun ja, sagen wir mal, hmmm: Antwort?
Re: Schrauben Motorträger - gehärtet?
Verfasst: 05.03.2010 13:08
von bigbug
Super Clemens!!! Vielen Dank!
Sowas sind die Basics, die man brauchen kann, endlich (für Laien) verständlich formuliert!

Re: Schrauben Motorträger - gehärtet?
Verfasst: 05.03.2010 13:21
von boggsermodoa
Harald hat geschrieben:... für diese, nun ja, sagen wir mal, hmmm: Antwort?
Solange eine Schraube nur in diesem Bereich beansprucht wurde, kann man sie endlos weiterverwenden.

Re: Schrauben Motorträger - gehärtet?
Verfasst: 05.03.2010 13:30
von Harald
Ooooooooh
Wirklich Clemens: toller Beitrag!
Hatte das irgendwie nur gerade nicht auf Sendung, daß sich Dein Beitrag auf meine "Austauschlust" bezieht. Sorry.
Dann auch eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Deinem Text: die Dinger, die ich da rausgeschraubt habe, sind rundum ziemlich rostig. Ich vermute mal (genau wissen kann ich das ja nicht), daß die 1978 verzinkt waren. Davon ist nur nix mehr da. Schrauben, Metalllaschen und Motorträger kriegen da ja auch ganz gut was ab. Die Schrauben (genauer: ihre Köpfe bzw. die Muttern) sitzen in den Metalllaschen in so Taschen, in der sich feuchter Dreck ganz gut hält.
In sicherlich zu vernachlässigender Weise fand und findet da also durch den Rost an den Schrauben auch Materialabtrag statt.
Außerdem: ich find neuer Schrauben hübscher
Grüße,
ein Verehrer Deiner Texte!
Re: Schrauben Motorträger - gehärtet?
Verfasst: 05.03.2010 13:32
von boggsermodoa
Harald hat geschrieben:
Die vier (selbstsichernden) Muttern, mit denen der Motor am Getriebe festgemacht ist, dürften jedenfalls Standard sein.
Oops, den hier habe ich ja völlig überlesen!
Warum um Himmels Willen selbstsichernd? Da wird ja die am Anlasser endgültig zur Höchststrafe!
Heute habe ich keine Zeit dafür, aber irgendwann muß ich mal zu 'nem Rundschlag gegen alle möglichen Formen der Schraubensicherung ausholen. Da bleibt dann aber - von Loctite bis Schnorr-Ring - kein Auge trocken!
Gruß,
Clemens