Hallo Wibke,
das ist doch mal ein schönes Thema für 'n verregneten Samstag Nachmittag!
Hat jemand von euch so etwas?
Ungefähr 1000 selbstangefertigte - und alle wieder verworfen!
Guck Dir einfach die Originale an, dann hast Du doch mit einem Blick alles erfaßt:
- Breite der vorderen Schränke so, daß der Mitteldurchgang frei und der Griff der Schiebetür zugänglich bleibt.
- Lehnen- und Sitzflächenneigung der Sitzbank /-bänke ungefähr entsprechend dem Fahrersitz.
- Evtl. links 'ne Schrankzeile.
Weitere Inspirationen kannst Du Dir z.B. aus dem Reimo-Ausbaukatalog holen. (Bekommst Du auf Anfrage zähneknirschend für Umme, wenn Du versprichst, auch das ein oder andere Teil bei Reimo zu kaufen. So war's zumindest 2001.) Der enthält sehr viele detaillierte und vermaßte Grundrisse für die verschiedensten Fahrzeuge, darunter auch echte Winzlinge. Außerdem Planungs- und Umbautips, TÜV-Ratschläge und vieles mehr.
Ein paar allgemeine Ratschläge:
- Bau so wenig wie möglich ein!
So'n dachhoher Kleiderschrank hinterm Fahrersitz bietet natürlich viel Platz - aber er drückt auch auf's Gemüt.
Um rauszufinden, was Du gerne alles dabei hättest, schau Dich einfach in Deiner Wohnung um: D a s a l l e s ! Okay, ohne den Fernseher
Nun ist die Kiste innen nur etwa 1,5m breit und - von der Trennwand bis zur Vorderkante hintere Radkästen 1,45m lang. Bis zur Heckklappe sind's 2,73m. Da sollen nun Schlafzimmer, Eßzimmer, Küche und Bad rein - und das wird wohl ein paar Abstriche erfordern.
Überleg Dir deshalb zuerst, was alles mit muß.
-Wieviele Personen sollen drin reisen, schlafen und sitzen können?
-Wieviel Proviant muß mit?
-Geht's in den Norden oder in den Süden? (Bestimmt u.a. die Menge der Kleidung, die Breite des Bettes u.v.m..)
-Geht's auf Campingplätze oder brauchst Du 'ne eigene Toilette und Waschgelegenheit?
-Willst Du da drin nur morgens einen Kaffee aufbrühen, möglichst ohne aus dem Schlafsack zu kriechen, oder steht Dir der Sinn eher nach Lammbraten an Rotweinsoße mit wilden Kartoffeln und Broccoli?
-Bleibst Du zwei Wochen am gleichen Ort oder pennst Du jede Nacht woanders?
-Willst Du auch mal mitten in einer Metropole auf einem Parkplatz übernachten können (Toilette) oder geht's ausschließlich in die "Wildnis"?
So bekommst Du einen ungefähren Überblick über das Volumen, das Du unterbringen mußt, und die erforderliche Ausstattung. V.a. falls hinten Personen mitreisen, muß das alles bullet-proof verstaut sein. (Dazu später mehr.)
- Du solltest drin liegen, sitzen und stehen können. Priorität in dieser Reihenfolge.
Sorge für ein ausreichend langes und breites Bett, v.a. für "heiße Nächte". Ein eingeschränkter Fußraum (Heckseitenschränke u. evtl. auch in der Höhe begrenzt) ist akzeptabel, aber vorne sollte das Bett über die gesamte Wagenbreite gehen. (Geschlafen wird mit der Rübe nach vorn, unterm Hub- oder Schlafdach, denn nur dort gibt's ausreichend frische Luft.) Vorteilhaft ist es, wenn das Bett im vorderen und mittleren Teil etwas durchlüftet wird (während die Füße in der Abwärme des Motors schmoren). Laß Dich bzgl. der Polsterhärte und Dicke von 'nem Profi beraten. (Allzu dick muß man, bei entsprechender Dichte, garnicht auftragen.)
Das Bett sollte sich ruck-zuck aufbauen lassen, ohne große Rumräumereien oder Zusammensetzen von Puzzleteilen.
Falls hinten Personen mitreisen sollen, sorge dafür, daß die Rückbank wenigstens ansatzweise auch die Anforderungen an einen Fahrzeugsitz erfüllt. Also leicht geneigte Sitzfläche, damit sie auch beim Bremsen etwas Halt bietet - und irgendwie auch Seitenhalt für Kurvenfahrt schaffen. Letzteres ist nur schwer machbar, wenn sie gleichzeitig als Kopfkissen des Bettes dienen soll. -> Bettkonstruktion ändern. (Zuhause läßt Du auch nicht jeden in Dein Kopfkissen pupsen!

)
Vor allem wenn Du mal ein paar Regentage darin aushalten mußt, wirst Du Dir Stehhöhe wünschen. Auch das An- und Auskleiden oder Waschen geht im Stehen deutlich bequemer. Ein Schlafdach - auch wenn's nicht zum Schlafen benutzt wird - bietet Dir oben die Möglichkeit, irgendwelchen Knudel zu verstauen (z.B. die abgelegte Kleidung), während ein kleines Hubdach das charmante Äußere des Busses nicht so entstellt. (Das runde Dachblech, das isses doch, was ihn heute so aus der Menge hebt.)
Also wie jetzt?
Meiner war mal ein original Westy Bj.'73, mit vorne angeschlagenem Schlafdach (ohne Bett), Kleiderschrank hinterm Fahrersitz und Spüle/Kühlschrank hinterm Beifahrersitz. Den Kocher konnte man aus dem Kleiderschrank ausklappen, sodaß er auf der Spüle auflag (und den Mitteldurchgang versperrte). Der Mitteldurchgang war außerdem durch die dort eingebaute Trumaheizung beengt. Den ganzen Knudel hab' ich mittlerweile rausgeschmissen, weil: ICH HAB' DA DRIN 'N VOGEL BEKOMMEN! (Aufschrei bei der Museumsfraktion)

Da drin war einfach kein Platz mehr für die 45er. (Meine Süße schmollt immer noch, weil jetzt der Kühlschrank fehlt.)
Ich nutze den Bus für einen jährlichen Paddelurlaub an Ostern an der Ardèche (2 Personen). Da nehme ich ein Vorzelt mit, in dem ich koche und esse. Der Bus wird ständig an- und abgedockt, um zu den verschiedenen Flüssen oder zum Supermarkt zu kommen. Wichtig ist, daß das schnell geht, alles, was man zum Paddeln braucht im Auto, und alles was man zum Kochen, Wohnen und sonstwie braucht im Zelt ist. Außerdem reist hinten quer immer 'ne alte Honda Dax mit, um am Fluß vom Ausstieg wieder zum Einstieg zu gelangen.
Bei sonstigen Trips (Typ: Heute hier, morgen dort) bleibt das Vorzelt zu Hause, (auch die Dax) aber ich käme trotzdem nie auf die Idee, im Auto mit Bratfett, Tomatensoße oder Zahncreme rumspritzen zu wollen. Das wird im Freien erledigt, bei Regen auf dem Motorraum oder einem Campingtisch unter der geöffneten Heckklappe.
Den Platz hinterm Fahrersitz nimmt mittlerweile ein gegen die Fahrtrichtung montierter Sitz ein, sodaß man sich auch mal gegenüber sitzen kann. Falls hinten jemand mitfährt, sitzt er bevorzugt dort, denn dort isses bequem und man muß sich nicht in jeder Kurve irgendwo festkrallen - auch wenn man dort nicht sieht, wann denn überhaupt 'ne Kurve kommt. Der Sitz ist aufwendig gebaut, mit schrägen Seitenflächen neben Sitzfläche und Rückenlehne, fast wie'n Sportsitz. Darunter gibt's Stauraum für 'ne Zarges-Box (Geschirr, Proviant). Hinterm Beifahrersitz sind Campingstühle und ein Tisch an die Trennwand gestrapst, evtl. auf einer weiteren Zargesbox. Der originale Westfaliatisch ist noch vorhanden. Die Rückbank-/Bettkonstruktion entspricht derzeit noch der üblichen Bauweise, ist jedoch erheblich verstärkt und mit 'ner Zuhaltung versehen. (Fliegt aber demnächst raus!) In der Truhe darunter werden die Gasflaschen (verschlossen), Kocher und evtl. das Gestänge des Vorzeltes transportiert, wobei alles Schwere immer mit Zurrgurten auf den Boden gespannt wird. Schuhe und sonstiges liegen lose drin. Schlafsäcke und Kleidung liegen in Ruck-/Seesäcken und Reisetaschen auf dem Motorraum. Die Zelthaut und das Ersatzrad transportiere ich auf dem Dach.
Bei Licht betrachtet erfüllt mein Bus damit nicht mal mehr die Minimalanforderungen für 'ne Zulassung als "SoKFZ Wohnwagen". Es gibt da drin kein Gas, kein Wasser kein nix. Da er aber als solches "zur Welt kam", hat das noch nie jemand in Frage gestellt.
Sicherheit:
Alles, was Du einbaust und transportierst, sollte bei einer Vollbremsung und auch einer kleineren Kollision an Ort und Stelle bleiben. Der Bus, falls es ein sog. T2b (neuer Vorderwagen) ist, steckt einen vollflächigen, rechtwinkligen Frontalaufprall auf 'ne Betonmauer mit 50km/h so weg, daß Du's überlebst. Die Frontfläche ist dann "planiert" und bis etwa Vorderkante Tür eingedrückt, der Lenkradkranz hat sich (unter dem Druck Deines Körpers) um die Speichen gedreht und steht jetzt senkrecht, die Lenksäulenabstützung ist unterm Armaturenbrett abgeknickt und das Bodenblech hat sich vorne nach oben gebogen. Da, wo hinter der gepolsterten Oberkante das Blech vom Armaturenbrett zur Windschutzscheibe beginnt, da endet jetzt der ganze Bus. Dieses Verhalten war Anfang der Siebziger eine Meisterleistung, wurde Ende der Achtziger noch immer von den wenigsten Konkurrenten erreicht und kann sich heute immer noch sehen lassen. Mit fuffzig gegen die Wand, das ist das, was heute ein Formel-1-Monocoque können muß. Bei weniger als 100% Überdeckung (mit fuffzig gegen den Baum) sieht die Prognose allerdings düsterer aus. Bei Frontalkollisionen mit PKW sucht der Bus meist den Weg nach oben, was Deine Chancen wieder verbessert (zum Nachteil des Unfallgegners).
Bei 'ner Vollbremsung schaffen wir bestenfalls 'ne Verzögerung von etwa 1g. Um damit was anfangen zu können, stell Dir einfach vor, der Bus würde, an der Anhängekupplung aufgehängt, an der Fassade eines Hochhauses baumeln. Alle Schränkchen und Kisten müssen dabei an ihrem Platz bleiben und sollten unter dem Gewicht all der Gasflaschen, Bratpfannen, Tomatenmarkdosen etc. noch nicht mal knarren. Um 'ne Vorstellung von dem Tempo-50-Aufprall zu erhalten, stell Dir vor, der Bus würde jetzt 9,5m hochgezogen (er wär' dann im vierten Stock) und dann ausgeklinkt. Dann klatscht er mit Tempo 50 auf's Trottoir. Wenn Deine Einrichtung das noch mitmachen soll, wird sie so schwer, daß Du nix mehr reinladen könntest. Konstruktiv läßt sich so was mit starren Bauteilen (Holzbrettern) nicht mehr lösen. Der TÜV prüft mittlerweile bei neueren Autos die Gurtverankerungen, indem er sie mit 2,3 bis 2,8t pro Person statisch belastet. Das simuliert die Kräfte, die bei solch einem Aufprall entstehen. Aus 75 oder 80kg Körpergewicht werden also 2.800 = fast das 40fache.
Für den Selberbauer heißt das:
- Bau so leicht und so stabil wie möglich. (Z.B. Skelettbauweise mit Metallrahmen oder Sperrholz mit stabilen Eckverbindern.)
- Nägel sind völlig tabu, Holztriebschrauben (SPAX) oft fragwürdig und Maschinenschrauben mit großflächigen Unterlagen und selbstsichernden Muttern i.d.R. zu bevorzugen. Holztriebschrauben in Faserrichtung sind übrigens generell unzulässig. Immer nur quer!
- Preßspanplatten sind Schund (nicht nur im Auto), Tischlerplatten möglicherweise okay (z.B. Bodenplatte), aber am besten ist Sperrholz oder - wenn machbar - sogar Tuch (z.B. Cabrio-Verdeckstoff oder Markisenstoff). Das wär z.B. 'ne Lösung für meine Klamotten auf dem Motorraum, die außerdem noch die Rückenlehne sichern könnte.
- Alles, was durch die Konstruktion des Möbelstücks, in dem es untergebracht ist, nicht sicher gehalten werden kann , muß festgezurrt werden.
- Alle Türen und Klappen müssen formschlüssig zugehalten werden (keine Magnete oder so was), auch die Truhendeckel. ('Ne Zuhaltung dafür gibt's z.B. bei Reimo.)
Gruß - und frohes Planen und Schaffen!
Clemens