Hat jemand den Artikel in der neuen Oldtimermarkt gelesen?
Moin Mario,
nö, hab ich nicht!
Aber zu deinem Eingangsposting:
- Eine Besteuerung nach Schadstoffausstoß haben wir ja bereits, nach der Formel (Schadstoffklasse x Hubraum). Den Hubraum aus dieser Gleichung rauszunehmen halte grundsätzlich für sinnvoll, denn ein 5,4l-Straßenkreuzer produziert längst nicht das Dreifache an Schadstoffen wie mein 1,8l VW-Bus.
- Die Schadstoffklassen und Abgasrichtlinien werden immer strenger und sind bereits weit jenseits dessen, womit ein Verbrennungsmotor noch vernünftig läuft. Infolgedessen werden die Fahrsituationen, in denen die Motorsteuerung die Diätkost abschaltet und auf "Butter bei die Fische!" schaltet immer häufiger. Jede Motorsteuerung ist dabei in der Lage den realen Fahrbetrieb von dem EU-Prüfzyklus für die Abgasmessung zu unterscheiden und entsprechend zu reagieren. Folge: Was da auf dem Rollenprüfstand gemessen wird, hat absolut nichts mehr mit dem realen Schadstoffausstoß im realen Fahrbetrieb zu tun und häufig ist es sogar so, daß die vermeintlichen Musterknaben, die auf dem Papier mit den besten Abgaswerten glänzen, diejenigen sind, die im wirklichen Leben am häufigsten in den "Volles Rohr"-Modus schalten. Das müssen sie tun, weil sie andernfalls schlicht nicht vom Fleck kommen. Und je strenger die Vorschriften werden, um so ausgeprägter wird dieses Verhalten.
- Das Draufhauen auf die Autofahrer ist ein hirnloser Reflex der Politik, an den wir uns mittlerweile anscheinend gewöhnt haben. Wenn's wirklich um Umweltschutz ginge, würde man dafür sorgen, daß der Verkehr reibungsloser fließt und z.B. in Straßenbau investieren. Wenn man sich mal anguckt, wie großflächig an jedem verdammten Werktag morgens und abends die Autobahnen um die Ballungsräume herum zugeparkt sind und sich überlegt, wieviel Sprit dabei nutzlos abgefackelt wird, gibt's dazu keine Alternative. Man könnte sich auch mal von den Amerikanern erklären lassen, was ein Freeway ist. Ich stelle mir dabei z.B. vor, die B14 mitten durch Stuttgart eine Etage höher zu legen und aufgeständert kreuzungsfrei als Hauptschlagader durch die Stadt zu führen. Was Ähnliches könnte man auf der Nord-Süd-Achse von Zuffenhausen bis Degerloch machen und damit garantiert den Schadstoffausstoß in der Stadt um 40% reduzieren.
- Der Autofahrer kann seine Knete nur einmal ausgeben. Wenn ein mal Volltanken mittlerweile so viel kostet, wie ein Restaurantbesuch mit einer fünfköpfigen Familie, dann wird dieser Restaurantbesuch folglich unterbleiben. Das gilt für alle anderen Wirtschaftszweige genauso, führt zu weiter schwächelnder Binnennachfrage, steigender Arbeitslosigkeit, steigender Zahl derer, die mit Staatsknete durchgefüttert werden müssen, steigendem Geldbedarf des Staates und steigenden Steuern. Wo kriegen wir die her? Aaaah ja!
Wenn ich mich weiiit zurückerinnere, dann gab's da mal einen Finanzminister namens Schiller, der den Begriff "antizyklisches Verhalten" nicht nur buchstabieren konnte.

- Es ist außerdem ein Fehler, den Besitz von Autos zu besteuern und mit sonstigen, vermeidbaren Fixkosten zu belegen. Stattdessen sollte man versuchen, den wirklichen Ressourcenverbrauch einzudämmen, also die KFZ-Steuer abschaffen und über Wechselkennzeichen einen Versicherungsvertrag und -beitrag für eine ganze Fahrzeugflotte ermöglichen. Der Autofahrer könnte sich so einen zweckgerichteten Fuhrpark zulegen und z.B. 95% der anfallenden Transportaufgaben mit einem sparsamen Kleinwagen erledigen, dessen Anschaffung sich nun rechnen würde. Käme auch der Wirtschaft zugute und hätte der Automobilindustrie einige Flops der Vergangenheit erspart (Smart, C1-Roller von BMW und die unzähligen anderen Entwicklungen, die allesamt sinnvoll gewesen wären, es aber nie bis auf den Markt geschafft haben). So lange jedoch ein Auto alles können muß, wird sich die Entwicklung vorrangig auf große, leistungsstarke und prestigeträchtige Fahrzeuge konzentrieren, weil die vorrangig nachgefragt werden und mit denen am ehesten Geld zu verdienen ist. Und genau die prägen das heutige Straßenbild.
- Am einfachsten und gerechtesten wäre es also, nur den Verbrauch zu besteuern. Das hat Frankreich z.B. schon immer so gemacht und der Sprit war in der Vergangenheit dort immer wesentlich teurer als bei uns. Mittlerweile haben sich die Preise weitgehend angeglichen, aber wegen der KFZ-Steuer ist das Autofahren bei uns wesentlich teurer als dort. Diese KFZ-Steuer ist bei alten Autos besonders hoch und trifft deswegen vor allem die unteren sozialen Schichten. Wie eingangs dargestellt zieht das Umweltschutzargument nicht wirklich. Geregelte Katalysatoren sind bereits seit über 20 Jahren quasi flächendeckend eingeführt, so daß die heutige Durchdringung des Fahrzeugbestandes annähernd 100% beträgt. Alte Autos werden außerdem nur deshalb alt, weil sie wenig gefahren werden und folglich wenig damit beschäftigt sind, Schadstoffe zu produzieren.
Und die Oldtimer? - Die verschwinden doch im Rundungsfehler!
- Die KFZ-Steuer ist nicht nur kontraproduktiv, ungerecht und unsozial, sondern sie erfordert auch ein erhebliches Maß an Bürokratie, muß berechnet, eingetrieben, verwaltet und umverteilt werden. Das erfordert wiederum eine ganze Anzahl von Nichtsnutzen an ihren Schreibtischen, die wiederum aus dem Steueraufkommen durchgefüttert werden müssen.
CO2 ist in erster Linie kein Schadstoff, sondern das Ergebnis einer perfekten Verbrennung. Wenn die Produktion von CO2 eingedämmt werden muß, wofür es aus Sicht der Wissenschaft offenbar zwingende Gründe gibt, dann sollte man sich bei der Besteuerung einzig und allein darauf konzentrieren und ausschließlich die Verbrennung von Kohlenstoff besteuern. Das Einziehen dieser Steuer erfolgt bequemst an der Tanke und jeder Autofahrer kann seinen Steueraufwand durch Fahrzeugwahl und Nutzungsgewohnheiten selbst bestimmen.
Gruß,
Clemens