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aus dem fiat 500 forum kopiert

Verfasst: 02.03.2014 21:17
von Deleted User 1332
hallo zusammen,

ist zwar nicht ganz neu, aber immer wieder nett zu lesen :


Mein alter treuer VW-Bulli, Bj. 1955 hat mich ja noch nie in Stich gelassen. Er läuft immer noch mit erstem Motor und Getriebe. Treu nach dem Motto: und läuft, und läuft, und läuft.
Sogar die Alpen hat er auf einer Urlaubsreise nach Italien schon überquert, als ich ihn ihm Jahr 1966 mit wenigen Kilometern auf dem Tacho vom Vorbesitzer kaufte.
Heute jedoch muckt er das erste Mal ernsthaft. Nur ein zögerliches Startverhalten und auch von seiner sonst hervorragenden Beschleunigung durch die unglaublichen 30PS wenn ich ihn auf die 3.400U/min hochjubele ist nichts mehr zu spüren.

Da eigene Defektsuchversuche nichts brachten, blieb mir nur noch der Weg in eine dieser modernen VW-Service-Center (ist VW keine deutsche Firma mehr?) am Rande der nächstgelegenen Stadt.
Früher konnte ich immer zu unserem Dorfschmied Hannes fahren, der meinen Bulli in- und auswendig kannte und innerhalb kurzer Zeit erforderliche Servicearbeiten durchführte. Dafür lud ich ihn dann abends zum Braunkohlessen mit reichlich Bier und Korn ein. Doch leider ist Hannes vor 2 Jahren gestorben und sein Sohn macht nur noch in Kunstschmiedearbeiten.
Also fahre ich auf den großzügigen Parkplatz des Service-Centers.
Ein Schild mit der Aufschrift "SERVICE-ADOPTION" verwirrt mich nur kurzfristig. Ein freundlicher junger Mann mit der Aufschrift an seinem blauen Kittel "Service-Meister" begrüßt mich freundlich und fragt nach meinem Problem.

Ich: "Mein Transporter springt schlecht an und fährt mit Stocken und Ruckeln."
ER: "Welches Model? T4 oder T5?"
Ich: "T was? Ein ganz normaler Bulli."
Er: "Welches Baujahr?"
Ich: "1955"
(Er schluckt und wird etwas blass. Vermutlich ist er um einiges jünger als mein Bulli)
Er: "Geben Sie mir bitte die Schlüssel, ich mache eine Probefahrt."
Ich: "Hier bitte, aber passen sie beim Herunterschalten auf. Nicht zuviel Zwischengas geben, das mag er nicht."
(Er wird noch etwas blasser und ich glaube zu bemerken, dass die Hand, die den Fahrzeugschlüssel hält, leicht zittert.)
Er: "Na, da lassen wir die Probefahrt. Fahren Sie bitte in den Diagnosestand 2."
(Ich gehe also zum Bulli, rede ihm gut zu, er springt auch noch recht gut an und wir fahren in den Diagnosestand. Ich komme mir vor wie in unserer Molkerei auf dem Dorf. Alles ist weiß gefliest und pikobello sauber. Nur gut, dass der Motor kein Öl verliert. Die Kuhfladen aus den Radkästen sind hoffentlich schon auf der Fahrt hierher abgefallen.
Der Meister kommt nun mit einem Rolltisch, auf dem oben ein Fernseher steht. Ob das Kundenservice für mich ist?)
Er: "So, nun will ich unser neues Diagnosegerät anschließen, das den Fehler sofort auslesen wird."
(Er bewegt sich mit diesem Tisch in Richtung Vorderwagen)
Ich: "Nein, die Scheinwerfereinstellung stimmt! Der Motor hinten macht Probleme."
Er: "Motor hinten? Ach ja, stimmt. Das ist die Macht der Gewohnheit. Ich hatte hier noch keinen Heckmotor-Transporter."
(Der Meister geht also zum Fahrzeugheck, ich öffne die Motorklappe und bemerke, dass er etwas ungläubig schaut.)
Er: "Wie? Das ist ja eine kleine Öffnung. Können Sie mir sagen, wo hier der Anschluss für das Diagnosegerät ist?"
Ich: "Nein. So etwas hatte der Schmied bei uns im Dorf nicht."
Er: "Einen kleinen Moment, das haben wir gleich. Ich bin sofort zurück."
(Der Meister kam auch nach ca. 20 Minuten mit hochroten Kopf zurück.)
Er: "Ich habe mit VWNVZ telefoniert. Ihren Transporter können wir nicht elektronisch checken. Lassen sie ihn bitte einmal laufen."
(Ich starte also.)
Er: "Bitte mehrmals Gas geben!"
(Im Rückspiegel kann ich beobachten, wie er in den Motorraum hineinhorcht und dabei eine sorgenvolle Miene bekommt.)
Er: "Gut! Bitte Motor ausstellen. Kommen sie einmal, wir müssen dies besprechen."
Ich: "Was sollen wir besprechen? Sie sollen den Defekt beheben."
Er: "Da ist nichts zu beheben. Der Motor ist an seiner Lebensgrenze angekommen. Ein Austausch lohnt sich nicht wirklich. Daher wäre es am sinnvollsten, wenn sie sich mit einem unserer Car-Seller zusammensetzen, um eine für Sie sinnvolle Alternative zu finden. Die Entsorgung des Altfahrzeuges übernehmen selbstverständlich wir."
(Ich bin nun total geschockt. 52 Jahre hat mich nun mein Bulli begleitet und nun ist er ein "Altfahrzeug"? Er ist doch noch 7 Jahre jünger als ich und ich fühle mich auch noch nicht alt und ausgemustert.
Wenige Minuten später sitze ich einem Menschen im Anzug gegenüber. Ein junges Mädchen im Minirock bringt uns einen Kaffee.)
Er: "Schade um Ihr Fahrzeug, doch ist das kein wirkliches Problem. Hier, unsere neueste Fahrzeugserie, ein T5 Caravelle mit einem kraftvollen 2,5 TDI-Motor. Basispreis nur 37.098,25 Euro."
(Mir fällt beinahe die Kaffeetasse aus der Hand. Einige Spritzer landen trotzdem auf dem Hochglanzprospekt vor mir.)
Ich: "Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Für meinen Bulli habe ich damals 2.700 DM bezahlt. Und dieser neue soll nun ca. 75.000 DM kosten?"
Er: "Aber bedenken Sie die technische Weiterentwicklung in den vergangenen Jahren. Kraftvollere Motoren, größere Karosserie, elektrische Fensterheber und last, but not least die Möglichkeit, nahezu jeden technischen Defekt mittels Diagnosegerät schnell erkennen zu können. Das fehlerhafte Teil wird dann in Minutenschnelle ausgewechselt."
Ich: "Und wer übernimmt die Kosten dafür?"
Er: "Im Rahmen der Garantielaufzeit, vorausgesetzt die vorgeschriebenen Inspektionen wurden in einer VW-Vertragswerkstatt vorgenommen, kostet Sie das nichts."
Ich: "Und das ist alles im Kaufpreis enthalten? Das ganze Autoleben lang?"
Er: "Wo denken Sie hin? Die Garantiezeit beträgt 2 Jahre. Sie können aber weitere 3 Jahre über die "Volkswagen LifeTime Garantie ? Versicherung" kostengünstig abdecken."
(Irgendwie fühle ich mich über den Tisch gezogen. Ich wollte doch lediglich einen kleines Startproblem beheben lassen und kein finanzielles Abenteuer beginnen. Ich bedanke mich daher freundlich für den Kaffee, murmele etwas von "muss noch einmal überlegen", nehme das kaffeefleckenbesudelte Prospekt an mich und tuckere mit meinem Bulli mehr schlecht als recht in Richtung Heimat. Dort angekommen hänge ich mich ans Telefon und rufe meinen Freund Krischan an. Der fährt einen alten VW-Käfer und weiß vielleicht Rat, an wen ich mich sonst noch wenden kann.)
Ich: "Moin Krischan, mein Bulli muckt. Startet schlecht und fährt stockend."
Er: "Zündkerzen überprüft?"
Ich: "Ja, gerade erneuert."
Er: "Und die Zündkabel?"
Ich: "Weiß nicht, das sind wohl noch die ersten. Haben aber immer gut funktioniert."
Er: "Austauschen! Die haben noch eine Kohleseele. Irgendwann wird die brüchig."

Das war nun neu für mich. Von schwarzen Seelen spricht unser Pastor zwar häufig, doch Kohle hatte ich nun in meinen Zündkabeln nicht vermutet. Und so bestellte ich mir einen niegelnagelneuen Satz Zündkabel für meinen Bulli zum Preis von 10 Euro in einem Versandhaus für luftgekühlte VW-Modelle. 3 Tage später waren die da. Ich steckte die Kabel auf, startete und --- war überrascht. Der Motor sprang ohne Zögern an und auch die anschließende Probefahrt brachte wieder das gewohnte Beschleunigungsvergnügen. Auf der 5km langen Verbindungsstraße zum Nachbardorf konnte ich auch die Tachoanzeige bis auf 110km/h hochschrauben. Gut, die Straße geht etwas bergab, doch ein tolles Gefühl war es allemal. Ob ich nun wieder einmal eine Reise zum Gardasee wage?
Das Hochglanzprospekt für den T5-Bus werde ich bei der nächsten Gelegenheit jedenfalls zurückbringen. Für mich ist ein solcher Hochpreiswagen einfach keine Alternative.



text von Klaus Schaper

viele grüsse
ralph

Re: aus dem fiat 500 forum kopiert

Verfasst: 02.03.2014 23:46
von alexos
Witzige Geschichte mit den Zündkabeln. Klingt zwar realistisch, ist aber auch ein bisschen zu gegelt. Aber der Kern stimmt mich trotzdem nachdenklich. "Früher war alles besser" ist totaler Humbug, ich weiss, dass Ich einen an der Waffel habe, T2b zu fahren. Aber: ich liebe es und es gibt immer was zu tun. Letzter Defekt im Urlaub in Kroatien: Auspuff locker und ich kann McGiver spielen. Frau sagt : Toller Hecht!

Was will man mehr?

Diagnosegerät?

Draht und Zange! In your face, VW Service Center!



PS: irgendwo in Südspanien, ohne Frau aber mit Kumpel. Klonk, Klonk, Klonk aus dem Heck. Kumpel sagt: Achsbruch, Ende. Ich: der kriecht doch eh. Kurzum: VW werkstatt, termin nächste Woche...

Dann Dorfschmied: Fett in der Antriebswelle fehlt. Hebebühne wackelig (ich stabilisiere mein wackelndes Auto per Hand, ich als Rambo halt), Fett drin, weiter gehts. 20.000 km seit Spanien bisher. Läuft. 30 euro bezahlt. Gerne und jederzeit wieder. Danke, T2b, danke Miguel oder Marcos oder Fernando oder Javier oder einfach: Danke Schmied, mein Pferd läuft wieder.

Bald hol ich dich aus der Garage

Re: aus dem fiat 500 forum kopiert

Verfasst: 03.03.2014 08:47
von Sgt. Pepper
Finde den Text auch etwas übertrieben, um nicht zu sagen unrealistisch.

Also wenn ich zu VW fahre (um Teile zu ordern natürlich) steht dort häufiger ein schöner alter T1 und manchmal noch ein Ovali in der Werkstatt.
Ich denke, die werden damit schon umzugehen wissen, auch wenn die Beschreibung im Text (OP-Mäßige Innenausstattung) hier definitv zutrifft. Das die aber trotzdem einen Vergaser/Verteiler
wieder instandsetzen können, davon bin ich überzeugt. Die Jungs sind dort recht fit, wobei die Lehrlinge einen Vergaser wohl auch in der Berufsschule nicht mehr gesehen haben.
Muss aber gestehen, dass ich bei einem Defekt nicht im Traum daran denken würde, die Kiste dorthin zu schieben...

Meiner Meinung nach würde sowas sowas wie im Text wohl eher auf einen US-T2 Bus mit 2.0l und Einspritzanlage zutreffen. Als die Fahrzeuge neu waren gab es hier schon vermutlich
wenige Werkstätten die sich damit auskannten.

Gruß Stephan

Re: aus dem fiat 500 forum kopiert

Verfasst: 03.03.2014 09:02
von T2Bulli
Der Text ist doch extra überspitzt, damit man beim Lesen schön schmunzeln kann. :wink: Bei mir vor Ort würde es wohl fast so ablaufen, denn aus uns allen bekannten geschichtlichen Gründen gab es hier kaum Käfer und Co. und demnach kennt sich auch fast niemand damit aus. Ist aber auch nicht so schlimm, denn das meißte bekommt man selbst in den Griff und für alles andere gibt es das Hilfreiche Forum! :gut:

Viele Grüße

Basti

Re: AW: aus dem fiat 500 forum kopiert

Verfasst: 03.03.2014 17:21
von Polle
Ich musste Schmunzeln.
Und soweit hergeholt ist das auch gar nicht.
Ich bin mal mit Bulli da vorgefahren und wollte bestellte Ersatzteile für den Golf von nem Kumpel abholen. Da meinte der Typ hinterm Tresen fragen zu müssen, ob sich das denn noch lohne. Immerhin ist mein Auto schon so alt. Er fing dann an, mir nen T5 schön zu reden. Mit allen Vorteilen und mit Finanzierung und Kinderrabatt und mit KOSTENLOSER ENTSORGUNG des Altfahrzeugs.
Ich hab ihn angeschaut wie ein Fisch. Aber der meinte das ernst.
Knallrot ist er geworden, als ich ihm erklärt habe, daß er sich mal mit seiner Teilepalette beschäftigen sollte und daß die Teile eben für nen Golf sind. Ich glaub, den Hinweis mit Wertsteigerung und -verfall der beiden Autos im Vergleich hat er nicht mehr verstanden.
Passiert also wirklich, so n Schwachsinn.
Heute ärgere ich mich ein wenig, daß ich ihn nicht nach Einzelheiten ausgequetscht hab.
zB Anzahl und Lage der Schmiermittel an der Vorderachse? Oder Intervall zum Ventile einstellen? Oder die gute alte Ölfrage 20W50 oder 10W40?
Oder warum der so viele Rückwärtsgänge hat, aber nur einen Vorwärtsgang.
Wäre bestimmt auch lustig geworden.

Re: aus dem fiat 500 forum kopiert

Verfasst: 04.03.2014 10:15
von Sauwetter
Ja, netter Bericht.
Selbst schon ähnliches mit einer sehr bekannten Werkstatt und einer anderen deutschen Automarke erlebt.
Auto komplett neu aufgebaut und ein neuer Auspuff, der ineinander gesteckt und mit einer Schelle gesichert wird, war natürlich auch drunter.
Also schnell ASU machen (war da noch jährlich).
Der Meister!! hebt das Auto hoch und guckt drunter. Alles schön neu lackiert, das wollte der sich bestimmt mal ansehen.
Er guckt aber auf die Auspuffnahtstelle vor der Hinterachse und meint: "Die ist nicht ganz dicht, das gibt falsche Werte an der Lamdasonde.."
Auf meinen Einwand, das dieses Auto gar keinen Kat hätte, antortet er:"Ja, aber WENN er einen hätte..." und läßt den Wagen wieder ab. (so, so...)
Dann geht er nach vorne, schließt den ASU Tester an, alle Werte top, geht in das Auto, macht alle Verbraucher an, geht wieder vor das Auto, schaut auf den Tester, schaut in den Motoraum, grübelt und meint dann zu mir: "Das Auto hat einen Elekronikfehler, wenn die Verbraucher angehen sinkt die Drehzahl etwas ab."
"Welche Eletronkik? Ich sehe drei Kabel zum Anlasser, zwei zur Zündspule und eins zum Temperaturfühler... aber keinen kleinen Mechaniker auf dem Motor sitzen der an der Leerlaufschraube dreht."

Ich mußte wirklich noch mit dem "guten Mann" diskutieren, damit ich die Plakette vorne drauf bekam.....
Das war das letzte Mal, das eins unserer Autos was anderes als die TÜV, DEKRA, GTÜ oder wie alle heißen Hallen gesehen hat.
Gut das diese Termine Pflicht sind, sonst hätten unsere Autos ja gar keine Abwechselung mehr in ihrem Leben. Immer nur die eigenen 4 Wände ist auf Dauer ja auch nix.....