Einseitiges Bremsen

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Tanjas&Thomas_T2b
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Einseitiges Bremsen

Beitrag von Tanjas&Thomas_T2b »

Moin,

ich habe heute mal unseren Bus aus dem Winterschlaf erweckt um die 205er Reifen beim TÜV eintragen zu lassen.
(Das geht als Einzelabnahme nur noch bei ausgesuchten TÜV Stationen, bzw. im Osten nur bei der Dekra.)

Das Problem ist nun, dass der Bus beim schnellen Bremsen nach links zieht.
Bei normalen Abbremsungen ist mir nichts aufgefallen.
Ich hatte gerade auf der rechten Seite die Radlager vorne ersetzt.
Und dabei hatte ich auch den Bremssattel los und hatte die Bremsbeläge zurück gedrückt.
Das ging auch mit einer leichten Hebelbewegung mit einem Schraubendreher.
Gefühlt war da alles OK und es waren auch beide Kolben beweglich.

Jetzt habe ich heute einmal in mein Ersatzteillager gegriffen und habe trotzdem dem Bremssattel erneuert.
Beim Entlüften lief die Bremsflüssigkeit auch schon allein über Schwerkraft.

Da ich nicht einen neuen und einen alten Sattel Fahren will habe ich den Linken nun auch erneuert.
Aber auch der schien noch OK zu sein.
Und auch diese Seite ließ sich problemlos entlüften.
Beim Zusammenbau ist mir dann aufgefallen das das Radlager auch leichte Geräusche macht.
Also habe ich die Nabe auch noch einmal ausgebaut, damit die Werkstatt neue Lagerringe einpressen kann.
Sprich ich habe noch keine weitere Probefahrt machen können.

Aber nun zum eigentlichen Bremsproblem,
bin ich da nun mit den neuen Bremssätteln dem Fehler wohl auf der Spur, oder sollte ich noch andere Dinge ins Auge fassen?
Leitungen und Bremszylinder sind 5 Jahre alt.

Viele Grüße,
Thomas
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Tanjas&Thomas_T2b
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Re: Einseitiges Bremsen

Beitrag von Tanjas&Thomas_T2b »

Bremse.JPG
So sah es quasi nach dem Radlagerwechsel aus.

Kann ich irgendwie den Kolben verdreht haben durch mein Zurück drücken?
Und das der Sattel dadurch nicht mehr richtig funktioniert?
Oder ist die Ursache dieses mal gar nicht bei der letzten Aktion zu suchen?
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sham 69
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Re: Einseitiges Bremsen

Beitrag von sham 69 »

Hallo,
ich hatte schon ein ähnliches Problem, dieses wurde durch ein verschlissenes Bremssystem an der Hinterachse ausgelöst. Leider habe ich seinerzeit Trommeln, Radbremszylinder und Bremsbeläge ersetzt so dass ich im nachhinein nicht sagen kann, welches der Teile im Einzelnen ursächlich war, das Problem des einseitigen Bremsens war danach jedenfalls beseitigt. Evtl. reicht schon ein nachstellen der Bremsbacken.
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Tanjas&Thomas_T2b
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Re: Einseitiges Bremsen

Beitrag von Tanjas&Thomas_T2b »

Hi,

die hintere Abteilung ist vor 2 Jahren komplett auf selbstnachstellende T3 Bremse umgerüstet.
Da habe ich alle Komponenten neu eingebaut.
Und seitdem haben wir rund 16TKm gefahren, das ist für eine Trommelbremse ja keine Laufleistung...
Von daher würde ich hinten eigentlich ausschließen wollen.
Und beim letzten Tüv vor 2000 Km war vorne und hinten allen super.
Meist muss man ja an der Stelle suchen, an der man zuletzt gearbeitet hatte.

Viele Grüße,
Thomas
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Matthias S.
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Re: Einseitiges Bremsen

Beitrag von Matthias S. »

Hallo Thomas
gerade nach dem Winterschlaf ist gerne mal ein Radbremszylinder fest, da kann ich auch ein Lied von singen. Man merkt aber den Unterschied, ob die Bremse vorne oder hinten einseitig zieht, vorne zieht es einem eher das Lenkrad aus der Hand, hinten bricht das Auto aus.
Empfehlenswert wäre ein Bremsenprüfstand oder auch ne Vollbremsung an abgelegener Ecke und Sichten der Bremsspur. Die 205er sind natürlich wesentlich Spurrillen empfindlicher.
Grüße, Matthias
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Norbert*848b
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Re: Einseitiges Bremsen

Beitrag von Norbert*848b »

Hallo Thomas,
Tanjas&Thomas_T2b hat geschrieben:Kann ich irgendwie den Kolben verdreht haben durch mein Zurück drücken?
Das passiert eigentlich nur in den seltensten Fällen und wenn, dann merkt man es spätestens beim Einlegen der Kolbenverdrehsicherung. Die würde dann nicht mehr plan am Kolben anliegen können. Vgl. bitte
http://www.amescador.nl/documenten/Werk ... 2_1975.pdf
Edit 10.10.2021, Mod. Norbert
Der Link …“amescador.nl/documenten/Werk ... 2_1975.pdf“
funktioniert leider seit langem nicht mehr.
Ein ebenbürtiges Nachschlagewerk findet sich in der Knappmann-Sammlung:
http://www.michaelknappmann.de/bulli/mi ... frame.html
Ich hab jetzt nicht überprüft, ob die Seitenzahlen überein passen, bitte ggf. etwas blättern.

auf Seite 282.
Ich gehe auch davon aus, dass die Bremsbeläge jeweils wieder an der ursprünglichen Stelle montiert worden sind und jedwede Verschmutzung auszuschließen ist. Ist die Bremsscheibe auch mit Bremsenreiniger behandelt worden? Gegen einseitiges Bremsen an der Vorderachse hilft eigentlich nur Eines (unter der Voraussetzung, dass alle 4 Kolben der beiden Festsättel auch leichtgängig sind): Auf beiden Seiten die Bremsscheiben mit Bremsenreiniger behandeln und neue Bremsbeläge einsetzen. Ich habe auch davon gehört dass es Leute geben soll, die Ihre alten Bremsbeläge noch einmal auffrischen, indem sie sie auf einer geraden Fläche (Glasscheibe) mit 80er Schleifpapier mittels kreisender Bewegung abziehen und danach mit Pressluft säubern. So erhält man dann bei allen 4 Belägen die gleiche Reibwirkung. Bei so aufgefrischten Belägen ist darauf zu achten, wie bei neuen letztlich auch, die Bremse neu "Einzufahren". Erläuterungen dazu gibt es im Netz zuhauf. z.B. hier:
http://bmw-wiki.meyer-gruhl.de/Bremsen:Einfahren
Tanjas&Thomas_T2b hat geschrieben:Meist muss man ja an der Stelle suchen, an der man zuletzt gearbeitet hatte.
Dies Ansicht kann ich nur teilen. :wink:
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert

Hab hin und wieder "Versager" und "Verzweifler" im reviedierten Zustand für den 50 PS Bus-Motor anzubieten.
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Re: Einseitiges Bremsen

Beitrag von bullijochen »

Hallo Thomas,
ich hatte auch mal ein Ziehen der Bremse. Ich hab dann auch die vorderen bremssättel überholt und es war immer noch da. Es war sehr stark sodass ich immer die vordere Bremse in verdacht hatte. Es war aber so das einer der hinteren ( ich weis nicht mehr welche Seite) Bremskolben defekt war und so das ziehen ausgelöst hatte. Seitdem schaue ich immer erst hinten und jetzt bei meinem neuen war es auch wieder einer der hinteren Kolben. Also wenn er nach links zieht heist das das der rechte nicht mehr bremst. Den rechts hinten austauschen die sind ja günstig und schnell gewechselt.
Da lohnt sich reparieren gar nicht.
Gruß Jochen
Gruß Jochen :bier:

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Polle
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Re: Einseitiges Bremsen

Beitrag von Polle »

Haste schon an die Bremsschläuche gedacht?
Wenn die altern oder das Material nix taugt quellen die gerne mal zu.
Dann trittste drauf, hast n schönen Bremsdruck und dann bekommste den nicht mehr weg. Der baut sich dann erst allmählig wieder ab, weil irgendwann doch der Druckausgleich ins System stattfindet.
Und solange haste dann halt ne einseitig angezogene Bremse und fährst n heißen Reifen im Kreis.

Hatte ich mal.
Ansonsten halte ich es mit dem Geraffel so, daß wenn ich schon mal alles offen hab, ich auch alles sauber mache. Bremsstaub ist n fieses Zeug. Wenn das babbt, kann es auch komische Sachen machen.
Bin bei meiner Altagsschlampe mal fast irre geworden wegen so n Scheiß. Bis ich spitz bekam, daß die Japsen schlechte Leitungen verbaut hatten. Die Karre zickt übrigens bevorzugt hinten links rum. Keine Ahnung, warum. Ist vielleicht Charakter.

Gruß Polle
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Tanjas&Thomas_T2b
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Re: Einseitiges Bremsen

Beitrag von Tanjas&Thomas_T2b »

So,

nachdem nun viele der Ansicht sind, dass es auch von hinten kommen kann, habe ich noch mal zwei Radbremszylinder für hinten bestellt.
Die 30€ spielen auch keine Rolle mehr.
Dann habe ich auch noch alle Schläuche neu bestellt, das sind rund 60€...
Die Beläge hatte ich ja gar nicht raus, ich hatte nur an dem Bremssattel die Beläge etwas zurück gedrückt.
Und den Link zum Bremse einfahren finde ich etwas esoterisch.
Das erinnert mich an das Einbrennen von Audio Kabeln...

Und die Schreiben sehen noch top aus, die habe ich jetzt auch mit den neuen Sätteln und Bremsbelägen drin gelassen.
Matthias S. hat geschrieben:Empfehlenswert wäre ein Bremsenprüfstand
Das wäre zur Fehlersuche wohl das beste...

Viele Grüße,
Thomas
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mooo
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Re: Einseitiges Bremsen

Beitrag von mooo »

Hallo Thomas,

wenn du im Bus sitzt und aus ca. 20 km/h voll runterbremst und sich das Lenkrad bewegt übertrieben bewegt dann schau mal nach den vorderen Bremsbelägen. Sind diese verglast, hast du genau das Problem, das du schilderst. In Verbindung mit einer nicht 100%ig funktionierenden hinteren Bremse, überlastet man schnell mal die vordere Bremse. Ist der Belag verglast, ist er so hart dass es nicht mehr richtig bremst.

Ich hatte das letztes Jahr bei 2 Bussen. Sollte dein Bremsschlauch richtig zu sein, dann kommt ja auch die Flüssigkeit nicht mehr gut raus, deshalb tipp ich nicht auf Bremsschlauch.

Zu den Bremssätteln:
Lässt sich der Kolben leicht mit der Hand oder mit Schraubenzieher etc. zurückdrücken gehe ich auch hier davon aus, dass hier die Fehlerquelle nicht liegt.

Zu hinten:
Passt dein Lüftspiel? Das sollte rechts und links gleich sein.

Wenn du jetzt aus Vorsichtsmaßnahme die Radbremszylinder ersetzt, zerleg sie doch bitte vorher und schmiere alle Komponenten innen mit der blauen ATE paste ein, viele Radbremszylinder werden viel zu trocken ausgeliefert und quittieren dann ihren Dienst schnell.

Wenn das Problem schon länger besteht könnte man natürlich auch deine Handbremsseilspannung in Betracht ziehen.

Das Handbremsseil muss Luft haben und der Hebel muss ganz zurück laufen. Da du die maximale Kraft bei 90 Grad hast (Kraft x Hebelarm) sollte deine Handbremse genau bei 90 grad greifen. Falls Hebel dann vorne zu viel Spiel hat --> Druckstange aufschweissen

Viel wichtiger hier ist aber, wenn du das Seil zu stark vorgespannt hast, denkst du du hast die Rändelmuttern schon richtig eingestellt, aber dem ist nicht so.

Folge ist ein schlechtes Tragbild der hinteren Beläge und somit ein einseitiges Bremsen.

Übrigens kann man auch bei der T3-Bremse die ganze Nachstellfunktion außer Kraft setzen wenn man das Handbremsseil zu stark vorspannt.

Ich tippe trotzdem auf vordere Bremsbeläge.

Grüße
Moritz
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