Wenn der Motor schonmal raus ist, dann ...

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Wolfgang *136
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Wenn der Motor schonmal raus ist, dann ...

Beitrag von Wolfgang *136 »

Hallo,
ich bin gerade dabei meinen 72er Kasten wieder zu reaktivieren. Motor und Getriebe sind im Moment raus.

Mir fallen da noch ein paar Sachen ein, die man dann direkt machen / kontrollieren sollte:

- hintere Schaltstangenführung
- Schaltstangenkupplung
- Tankfüllrohr / Schlauch
- Schlauchverbindungen Tankentlüftung
- Buchse Anlasserführung
- Kupplung

Welche Arbeiten sollte man noch machen?
Grüße aus dem Münsterland
Wolfgang *136

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Norbert*848b
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Re: Wenn der Motor schonmal raus ist, dann ...

Beitrag von Norbert*848b »

Hallo Wolfgang,
Wolfgang *136 hat geschrieben: 02.05.2017 18:04 Mir fallen da noch ein paar Sachen ein, die man dann direkt machen / kontrollieren sollte...
Ich habe bereits einen Entwurf zu diesem Thema verfasst und darf das hier einmal hineinkopieren:
(Habe natürlich die Typ 1 Motor-Brille auf und es hat auch noch niemand anders drüber geschaut um das auf Vollständigkeit zu überprüfen.)
Die Schaltstangenkupplung werde ich noch aufnehmen..., bedanke mich schon einmal für den Hinweis. :wink:

Checkliste verknüpfte Arbeiten bei Motorausbau:
Tank:
außen / innen auf Rost bzw. sonstige Ansätze / Ablagerungen kontrollieren und falls vorhanden, auch das Sieb im Ablauf reinigen / auswechseln, Spritleitungen (bis Vergaser) erneuern. „Schläuche gemäß DIN73379-3E (11/97)“ einsetzen!

Spritfilter kommentarlos neu nehmen (Einbaulage direkt unter dem Tank).

Tankentlüftungsleitung Tankeinfüllstutzen Tankgeberdichtung überprüfen, ggf. kommentarlos neu.

Motor:
Noch bei eingebautem Motor zunächst die Kompression testen (vorher aber noch Ventile einstellen). Ist die Verschleißgrenze erreicht, steht ohnehin eine Reparatur / Revision an.

Motor ausgebaut:
Axialspiel der Kurbelwelle nachmessen. Ist die Verschleißgrenze erreicht, sollte wohl eine Motorrevision fällig sein (dann ist etwas am Bundlager bzw. Motorgehäuse schadhaft).
Den Simmerring zur Schwungscheibe sowie den O-Ring (Abdichtung Schwungscheibe / Kurbelwelle) sollte man ohnehin kommentarlos erneuern.

Kupplung (Druckplatte, Kupplungsscheibe, Ausrücklager) prüfen (Verschleißgrenze, Rückstand der Nieten?) und ggf. neu nehmen. Bei Wiederverwendung der Altteile vor Zerlegen die Einbaulage Druckplatte / Schwungscheibe kennzeichnen.
Reibfläche der Schwungscheibe in Augenschein nehmen (Risse oder Riefen?). Zähne auf der Schwungscheibe noch alle in Ordnung? Ggf. kleine Grate entfernen, „Anschrägungen“ (für das Einspuren des Anlasserritzels) an den Zähnen Bedarfsweise (mit Dremel) nacharbeiten.

Nadellager (Pilotlager) noch in Ordnung? Beim Typ 1 Motor bietet sich an, eine komplett neue Hohlschraube und auch die darunter befindliche Wellscheibe neu zu nehmen.

Triebling (also Getriebeeingangswelle) vor Zusammenbau leicht (sparsam!) mit MOS2 fetten, damit sich die Kupplungsscheibe gut darauf bewegen kann.

Die Lagerungen der Lüftungsklappen im Gebläsegehäuse sollten ebenfalls auf Leichtgängigkeit geprüft sowie geölt sein.

Getriebe:
Simmerring Eingangswelle noch intakt und ebenso die Abdichtung zur Schaltwelle?
Auch ein Prüfen / Nachfetten des Ausrückmechanismus für die Kupplung erscheint sinnvoll.
Die Buchse für den Anlasser kann man bei der Gelegenheit auch in Augenschein nehmen und ggf. erneuern, fetten nicht vergessen.
Simmerringe für die Antriebswellen noch in Ordnung?

Lichtmaschine Lager / Kohlen prüfen (Lager auf Geräusche bei angehobenen Kohlen und per Hand drehen. Kollektor (da wo die Kohlen drauf laufen) Sichtprüfung auf Verschleiß.
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert
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PC-Doc
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Re: Wenn der Motor schonmal raus ist, dann ...

Beitrag von PC-Doc »

Hallo Norbert,
das ist eine sehr gute Liste zum abhaken. :dafür:
Eine Ergänzung hätte ich noch:
Wenn der Motor schon raus ist, könnte man auch den Tankgeber kontrollieren. Zumindest aber die Kontakte und Stecker reinigen und leicht mit Polfett bestreichen. Dabei dann auch das Massekabel begutachten.

Bei gerade den älteren Bussen ist mir schon häufiger aufgefallen, das es da Kontaktprobleme gibt.

Gruss aus dem bergischen
Ralf
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Norbert*848b
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Re: Wenn der Motor schonmal raus ist, dann ...

Beitrag von Norbert*848b »

Hi Ralf,
PC-Doc hat geschrieben: 04.05.2017 19:47 könnte man auch den Tankgeber kontrollieren.
:yau: :gut:
Hab die Liste ergänzt und mir sind auch noch Sachen eingefallen, ... hat ja nun fast schon Workshopcharakter. :mrgreen:

Checkliste verknüpfte Arbeiten bei Motorausbau

Statement: Erfahrungen beim Typ 1 Motor, kein Anspruch auf Vollständigkeit

Tank:
außen / innen auf Rost bzw. sonstige Ansätze / Ablagerungen kontrollieren und falls vorhanden, auch das Sieb im Ablauf reinigen / auswechseln, Spritleitungen (bis Vergaser) erneuern. „Schläuche gemäß DIN73379-3E (11/97)“ einsetzen!

Spritfilter kommentarlos neu nehmen (Einbaulage direkt unter dem Tank).

Tankentlüftungsleitung Tankeinfüllstutzen Tankgeberdichtung überprüfen, ggf. kommentarlos neu.
(Ggf. Drucktest durchführen, geht so wohl aber erst nur ab T2ab: Tankdeckel auflegen. Anschluss vom Luftfilter abnehmen und dort etwa max. 30mbar Druck drauf geben. Druckabfall nach 15 Min. beobachten. Aber Vorsicht! Diese Prüfung ist nur bei entsprechendem Testequipment und größter Sorgfalt gefahrlos möglich. Auch ist es sehr empfehlenswert, nur mit einer Handluftpumpe (Fahrradluftpumpe) zu arbeiten, weil man nur damit wirklich gezielt dosiert arbeiten kann!)

Tankgeber kontrollieren. Mit dem Ohmmesser nachmessen ob keine Aussetzer vorhanden sind. Beim Hebelgeber gibt es da wohl wenig Möglichkeit inneren Kontaktproblemen zu begegnen, während beim Tauchrohrgeber nach Abbau des Rohres die Drähte sowie Schleifkontakte freiliegen und ein Säubern sowie Nachjustieren der Schleifkontakte möglich ist.
Absolute Vorsicht ist geboten (Schrottungsgefahr!), da die Stärke des Widerstandsdrahtes nur 0,08 mm beträgt!
Zumindest sollten aber die äußeren Anschlusskontakte und Stecker gereinigt und leicht mit Polfett (oder Silikonfett) bestrichen werden. Dabei dann auch das Massekabel begutachten und ebenso auf sichere Kontaktgabe auf beiden Seiten (Fahrzeugmasse / Geberanschluss) achten.

Falls noch nicht vorhanden, über eine Revisionsöffnung für den Tankgeber befinden.

Motor:
Noch bei eingebautem Motor zunächst die Kompression testen (vorher aber noch Ventile einstellen). Ist die Verschleißgrenze erreicht, steht ohnehin eine Reparatur / Revision an.

Motor ausgebaut:

Axialspiel der Kurbelwelle nachmessen. Ist die Verschleißgrenze erreicht, sollte wohl eine Motorrevision fällig sein (dann ist etwas am Bundlager bzw. Motorgehäuse schadhaft).
Den Simmerring zur Schwungscheibe sowie den O-Ring (Abdichtung Schwungscheibe / Kurbelwelle) sollte man ohnehin kommentarlos erneuern.

Kupplung (Druckplatte, Kupplungsscheibe, Ausrücklager) prüfen (Verschleißgrenze, Rückstand der Nieten?) und ggf. neu nehmen. Bei Wiederverwendung der Altteile vor Zerlegen die Einbaulage Druckplatte / Schwungscheibe kennzeichnen.
Reibfläche der Schwungscheibe in Augenschein nehmen (Risse oder Riefen?). Zähne auf der Schwungscheibe noch alle in Ordnung? Ggf. kleine Grate entfernen, „Anschrägungen“ (für das Einspuren des Anlasserritzels) an den Zähnen Bedarfsweise (mit Dremel) nacharbeiten.

Nadellager (Pilotlager) noch in Ordnung? Beim Typ 1 Motor bietet sich an, eine komplett neue Hohlschraube und auch die darunter befindliche Wellscheibe neu zu nehmen.

Die Lagerungen der Lüftungsklappen im Gebläsegehäuse sollten ebenfalls auf Leichtgängigkeit geprüft sowie geölt sein.

Lichtmaschine Lager / Kohlen prüfen (Lager auf Geräusche bei angehobenen Kohlen und per Hand drehen. Kollektor (da wo die Kohlen drauf laufen) Sichtprüfung auf Verschleiß.

Getriebe:
Ein Prüfen / Nachfetten der Ausrückwelle incl. Lagerbuchse / Lagerhülse für die Kupplung erscheint sinnvoll.
Die Buchse für den Anlasser kann man bei der Gelegenheit auch in Augenschein nehmen und ggf. erneuern, fetten nicht vergessen.
Simmerringe für die Antriebswellen (Achsantrieb) noch in Ordnung?
Schaltstangenkupplung noch in Ordnung?

Simmerring der Eingangswelle (Antriebswelle hinten, also der Triebling i.d. Kupplungsglocke) noch intakt?
Eingangswelle vor Zusammenbau leicht (sparsam!) mit MOS2 fetten, damit sich die Kupplungsscheibe gut darauf bewegen kann.

Abdichtung / Lagerung des Innenschalthebels noch ok.?
Falls nicht, dann Getriebe ausbauen, Schaltgehäuse abnehmen und defekte Teile ersetzen. Beim 091er Getriebe auch nicht vergessen das Kugelgelenk zu überprüfen. Das ist das Teil wo der Innenschalthebel hineingreift (bei größerer Laufleistung verschleißt dies gern)
Oben im Schaltgehäuse befindet sich eine Entlüftungsbohrung fürs gesamte Getriebe. Diese Bohrung auch auf freien Durchlass kontrollieren, denn bei Verstopfung kann keiner der aufgeführten Simmerringe wirklich dicht halten und der Schwächste gibt zuerst nach!

Schaltstange hinten überholungsbedürftig? (Die kann man jetzt gut bei entferntem Getriebe nach hinten heraus nehmen
Ggf. „Reparatursatz Schalthebel T2 68-79“ bereithalten
oder eben Lagerbuchsen, Dichtstulpen einzeln erwerben

Karosserie:
Die Bereiche die sonst nicht oder nur schwer zugänglich sind, auf Korrosionsschäden prüfen.
Roststellen behandeln, Fugen ggf. mit Owatrolöl (Spray bzw. aus der Dose und Pinsel) behanden.
Sonst schwer zugängliche Seilzüge und Rohre (insbesondere für Heizung) kontrollieren und auch einige Tropfen Öl spendieren bzw. fetten.
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert
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Wolfgang *136
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Re: Wenn der Motor schonmal raus ist, dann ...

Beitrag von Wolfgang *136 »

Danke, das liest sich ja schon sehr gut. Ich werde die Tage mal ein paar Fotos dazu machen.
Grüße aus dem Münsterland
Wolfgang *136

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PC-Doc
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Re: Wenn der Motor schonmal raus ist, dann ...

Beitrag von PC-Doc »

Hallo Norbert,
coole Liste :dafür:
Das sollte wirklich ein Workshop sein.

Gruss
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Kolja
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Re: Wenn der Motor schonmal raus ist, dann ...

Beitrag von Kolja »

Hey Norbert, vielen Dank! Gleich mal ausgedruckt ...

Ich muss dieses Jahr noch mal an den Simmerring vom Typ1 und das Getriebe muss auch mal ordentlich sauber gemacht werden. :roll:

Schöne Grüße Kolja
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Norbert*848b
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Re: Wenn der Motor schonmal raus ist, dann ...

Beitrag von Norbert*848b »

Ja, man wird nie so richtig fertig.
Optonal:
Auf der Keilriemenscheibe OT-Markierung für den 4. und 2. Zylinder anbringen. Ev. Auch noch für den ZZP. Also genau um genau 180° versetzt zu der OT-(ZZP) Markierung vom 1. bzw. 3. Zylinder.
Ist echt vorteilhaft, zur Überprüfung eines ev. Zündversatzes sowie zum Einstellten der Ventile.
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert
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Bulli-Tom
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Re: Wenn der Motor schonmal raus ist, dann ...

Beitrag von Bulli-Tom »

Wenn der Motor draußen ist:

- Tausch der Dichtungen vom Ölkühler (den Simmerring vom Schwungrad hast Du ja schon aufgeführt. Damit sind m.E. die "Standarddichtungen" ohne Kopfdemontage erledigt :-) )


Frage (ich komm' eher von der Käfer/Kübelschrauberecke und hab die Getriebeaufhängung vom Bus nicht Kopf...):

Was ist mit den Gummilagern vom Getriebe? Beim Käfer wäre das eine gute Gelegenheit diese zu Prüfen + ggf. zu tauschen
Zum Wohl die Pfalz :wein:
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Norbert*848b
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Re: Wenn der Motor schonmal raus ist, dann ...

Beitrag von Norbert*848b »

Hallo Bulli-Tom,
vielen Dank für Deine ergänzenden Hinweise. Ich werde das einmal mit aufnehmen.
Die Frage ist halt immer wo fängt man an und wo hört man auf. :mrgreen:
Letztendlich wird der betroffene Schrauber darüber befinden müssen, in welchem Umfang er die Liste abzuarbeiten gedenkt.

Im angelsächsischen Bereich ("thesamba") bin ich sogar auf den Hinweis gestoßen, auch stets die Zylinderköpfe nachzuziehen. Da hatten wohl Einige schlechte Erfahrungen gemacht, das bezieht sich aber ausschließlich nur auf den Typ 1 Motor.

Die Liste ist also wie folgt "gewachsen":
Motor:
-Optional-
Kühlgebläse abnehmen und Dichtungen am Ölkühler tauschen.
Falls der Motor an den Zylinderfüßen ölt mag es auch Sinn machen, die Zylinderkopfmuttern zu lösen, gangbar zu machen und nach vorgegebener Reihenfolge und Drehmoment wieder anzuziehen. Dichtmittel für die unteren Muttern (die sich im Bereich unterhalb des Ventildeckels befinden) nicht vergessen.

Bei Ölverlust an den Stößelschutzrohren und den dazugehörigen Dichtungen über den Einsatz von Teleskopschutzrohren befinden, ansonsten Zylinderkopf lösen und neue Dichtungen (ggf. auch neue originale Schutzrohre) einsetzen.

Gummilager für den Motor überprüfen.

Getriebe:
Gummilager fürs Getriebe noch ok?
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert
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