Instandsetzung B-Motor / Schiphol-Bulli

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bugster_de
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Re: Instandsetzung B-Motor / Schiphol-Bulli

Beitrag von bugster_de »

Hi Kai,

die eine Frage ist natürlich, was man alles tauschen muß. Pleuel, Kolben und vermutlich Zylinder sind ja hinüber; müssen also neu wie die Vorredner ja bereits geschrieben haben. So wie das Pleuel aussieht würde ich die Kurbelwelle auf jeden Fall mal auf Höhenschlag messen und vermutlich das Kurbelgehäuse / Hauptlagergasse spindeln lassen. Je nach dem was beim Axialspielmessen rauskommt ggf. das Gehäuse auch Stirnen lassen.

Ich würde mir aber auch mal Gedanken machen, was denn die Ursache für diesen Schaden war und diese Ursache beseitigen, sonst passiert das Gleiche wieder.
Auf Basis des Bildes vom Kolben fange ich mal das Raten an und sehe zwei Ursachen:
- da war irgendwas im Block unten drin, kam zwischen Kolben und Zylinder, hat geklemmt und dabei die Kolbenringe kaputt gemacht und das Pleuel verbogen. Für diese Theorie spricht auch die leichte verhämmerte Kurbelwellenwange
- wegen zu viel Hitze und/oder zu wenig Öl hat er geklemmt, der ein Kolbenring ist gebrochen hat dabei die anderen auch gleich kaputt gemacht und beim Klemmen das Pleuel verbogen. Dann gilt es die Ursache für zu viel Hitze oder zu wenig Öl heraus zu finden. Siehe da auch Hinweis zu neuer Ölpumpe zuvor
Genau so einen hatte ich auch mal. Aber der hatte einen Diesel und war von Ford.
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Tanjas&Thomas_T2b
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Re: Instandsetzung B-Motor / Schiphol-Bulli

Beitrag von Tanjas&Thomas_T2b »

Hi Kai,

ich würde jetzt erst einmal schauen, ob die Kurbelwelle schlag hat.
Dazu alle Pleul demontieren, die mittlere Lagerschale entfernen und dann die Kurbelwelle in eine Gehäusehälfte legen.
Dann eine Messuhr an der Stelle ansetzen wo das Mittellager hin gehört.
Jetzt die Kurbelwelle von Hand drehen und schauen, ob die Kurbelwelle einen Schlag hat.
Der Dateianhang KW.JPG existiert nicht mehr.
Hier mal ein Bild vom Messaufbau
Das gleiche noch einmal für die Nockenwelle:




Insgesamt hätte ich bei dem Schadensbild Bedenken, das die Kurbelwelle krumm ist und die Lagergasse oval ist.
Wenn du nun auch noch die Kurbelwelle neu kaufen musst, dann ist ggf. ein anderer 1600 Motor der noch läuft die günstigere Variante.
Auch bei einer Sparüberholung landen da schnell 500-1000€ in der Maschine. Und wenn es dann nur 1000km hält ist es extrem teuer gewesen.

Viele Grüße,
Thomas
Dateianhänge
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Tanjas&Thomas_T2b
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Re: Instandsetzung B-Motor / Schiphol-Bulli

Beitrag von Tanjas&Thomas_T2b »

NW.JPG
Hier für die Nockenwelle
NW_defekt.JPG
Und hier ein Bild einer defekten Nockenwelle

Ich hatte das alle schon oben eingebaut, aber ich habe plötzlich vom Forum eine Fehlermeldung bekommen...
Deshalb ein zweiter Anlauf für die NW.
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Norbert*848b
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Re: Instandsetzung B-Motor / Schiphol-Bulli

Beitrag von Norbert*848b »

Moin Kai,
nachdem sich so einige nette und aufmerksame Mitleser mit ihren Bedenken geäußert haben, darf ich noch einmal auf meinen "Rundschlag" zurück kommen, so hatte ich doch geschrieben:
Norbert*848b hat geschrieben: 25.04.2018 22:19 prinzipiell sollte sich der B-Motor nach den Daten vom AS herrichten lassen.
http://www.amescador.nl/documenten/Werk ... 2_1975.pdf
Edit 10.10.2021, Mod. Norbert
Der Link …“amescador.nl/documenten/Werk ... 2_1975.pdf“
funktioniert leider seit langem nicht mehr.
Ein ebenbürtiges Nachschlagewerk findet sich in der Knappmann-Sammlung:
http://www.michaelknappmann.de/bulli/mi ... frame.html
Ich hab jetzt nicht überprüft, ob die Seitenzahlen überein passen, bitte ggf. etwas blättern.

Ab Seite 25 im elektronischem PDF-Dokument befinden sich ja die Toleranz- und Verschleißgrenzen aufgelistet, welche zu überprüfen sind.
Gerade bei Deinem Kolbenschaden mit verbogenem Pleuel sehe ich auch sehr stark die bereits benannte Gefahr, dass Deine Kurbelwelle womöglich einen Schlag mitbekommen haben könnte.
Nun spreche ich auch aus Erfahrung. Einem Bekannten ist ein ähnlicher Schaden passiert, die Kurbelwelle hatte einen Schlag von 5 hunderstel mm abbekommen, die Verschleißgrenze liegt aber nur bei 2 hundertstel. Unter diesen Umständen wäre ein funktionierender Motor einfach nicht zu erwarten gewesen, denn das radiale Lagerspiel beträgt im Mittel ja auch nur 5 hundertstel mm.
Ob nun bei außer Toleranz liegendem Schlag unbedingt eine neue KW hermüsste, kann ich so nicht sagen. Es soll ja auch Motorenbauer geben, die solch ein Teil wieder richten können, zu welchem Preis auch immer.
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert

Hab hin und wieder "Versager" und "Verzweifler" im reviedierten Zustand für den 50 PS Bus-Motor anzubieten.
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KaiBLN *529
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Re: Instandsetzung B-Motor / Schiphol-Bulli

Beitrag von KaiBLN *529 »

bugster_de hat geschrieben: 26.04.2018 15:17 Hi Kai,

Ich würde mir aber auch mal Gedanken machen, was denn die Ursache für diesen Schaden war und diese Ursache beseitigen, sonst passiert das Gleiche wieder.
Auf Basis des Bildes vom Kolben fange ich mal das Raten an und sehe zwei Ursachen:
- da war irgendwas im Block unten drin, kam zwischen Kolben und Zylinder, hat geklemmt und dabei die Kolbenringe kaputt gemacht und das Pleuel verbogen. Für diese Theorie spricht auch die leichte verhämmerte Kurbelwellenwange
- wegen zu viel Hitze und/oder zu wenig Öl hat er geklemmt, der ein Kolbenring ist gebrochen hat dabei die anderen auch gleich kaputt gemacht und beim Klemmen das Pleuel verbogen. Dann gilt es die Ursache für zu viel Hitze oder zu wenig Öl heraus zu finden. Siehe da auch Hinweis zu neuer Ölpumpe zuvor
Moin moin, was den Kolben-Zylinder-Schaden betrifft, vermute ich, dass der Sprengring des Kolbenbolzens sich gelöst hat und zwischen Kolben und Zylinderwand zerrieben wurde (beidseitig, da beidseitig das selbe Schadensbild). Warum auch immer. Alternativ könnten die Reste des Pleuellagers (KW-seitig), das ja nicht mehr vorhanden war, Schäden verursacht haben :( Ich hatte dumpf klopfende Geräusche, das dürfte das Pleuellager gewesen sein. Wann sich der Kolbenschaden dazugesellte, weiß ich nicht.
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KaiBLN *529
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Re: Instandsetzung B-Motor / Schiphol-Bulli

Beitrag von KaiBLN *529 »

Tanjas&Thomas_T2b hat geschrieben: 26.04.2018 22:51 Hi Kai,

ich würde jetzt erst einmal schauen, ob die Kurbelwelle schlag hat.
Dazu alle Pleul demontieren, die mittlere Lagerschale entfernen und dann die Kurbelwelle in eine Gehäusehälfte legen.
Dann eine Messuhr an der Stelle ansetzen wo das Mittellager hin gehört.
Jetzt die Kurbelwelle von Hand drehen und schauen, ob die Kurbelwelle einen Schlag hat.

Viele Grüße,
Thomas
Danke für alle Antworten bisher!

Hi Thomas,

ich sehe, du hast auch Probleme mit dem Bildereinbau. Ich dachte nur, ich wär zu doof dafür ;)

So'ne Meßuhr hab ich nicht, muss ich mir wohl endlich mal besorgen. Hast du zufällig nen Kauftipp?
Nen Pleuel müsste ich sogar noch zu liegen haben, auch vonnem B, wenn das jetzt gewichtsmäßig hinkommt, kann ich das doch auch nehmen? Geringfügig kann man die Pleuel ja wohl auch abschleifen zur Gewichtsreduzierung, an bestimmten Stellen, hab ich mal gelesen...steht bestimmt auch im Knappmann drin, den hab ich noch nicht durch, das ist ja doch etwas umfangreich ;)

Viele Grüße

Kai
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bugster_de
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Re: Instandsetzung B-Motor / Schiphol-Bulli

Beitrag von bugster_de »

Hi,
dass der Sprengring des Kolbenbolzens sich gelöst hat und zwischen Kolben und Zylinderwand zerrieben wurde
kann sein aber üblicherweise wandert dann der Bolzen und die Zylinderwand sieht entsprechend aus.

Eine Messung der Kurbelwelle auf Höhenschlag im Gehäuse halte ich bei so einem gut gebrauchten und beschädigten Gehäuse nicht für sinnvoll. Entweder in einer Gehäusehälfte messen, von der man weiß, dass sie gut ist oder auf einem entsprechenden Messaufbau.
Genau so einen hatte ich auch mal. Aber der hatte einen Diesel und war von Ford.
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Tanjas&Thomas_T2b
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Re: Instandsetzung B-Motor / Schiphol-Bulli

Beitrag von Tanjas&Thomas_T2b »

bugster_de hat geschrieben: 27.04.2018 08:03 Eine Messung der Kurbelwelle auf Höhenschlag im Gehäuse halte ich bei so einem gut gebrauchten und beschädigten Gehäuse nicht für sinnvoll.
Hi Markus,

es ist vollkommen egal, ob das Gehäuse krumm ist oder nicht. Das dürfte auch ein Loch haben.
es geht doch nur darum die Kurbelwelle und Nockenwelle ablegen zu können.
Und dafür bietet sich einfach die Gehäusehälfte an, damit man nicht irgendwelche Hilfskonstruktionen bauen muss, auf der man Nocken- und Kubelwelle für die Messung ablegen kann.
KaiBLN *529 hat geschrieben: 27.04.2018 07:07 So'ne Meßuhr hab ich nicht, muss ich mir wohl endlich mal besorgen. Hast du zufällig nen Kauftipp?
Du brauchst ja zum Lagergasse vermessen noch ein "Innenmeßgerät". Da musst du noch einmal sehen, welchen Durchmesser deine Lagerschalen haben.
Dementsprechend das Meßgerät suchen. Da ist dann ja auch eine Meßuhr dabei, mit der du dann den Höhenschlag der Wellen ermitteln kannst.
Diese Meßgeräte gibt es in der Bucht ab ca. 30€. Das ist für unsere Zwecke auch ausreichend. Die mögen nicht 100% genau sein, aber absolut ausreichend.

Viele Grüße,
Thomas
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Matthias S.
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Re: Instandsetzung B-Motor / Schiphol-Bulli

Beitrag von Matthias S. »

Bei einem Gehäuse in dem solche Kräfte wirkten sollte schon alles genau vermessen werden und ich könnte mir auch schon vorstellen dass die Lagergasse ausgeschlagen ist und ob dann die Kurbellwelle für die Vermessung richtig aufliegt ist fraglich.
Ich mach das auch auf der Drehbank, okay das hat nicht jeder, aber vielleicht kennt er jemand der jemand kennt...
Einen Serien Typ 1 bekommt man unter 1000€ wieder neu aufgebaut, da ist dann alles was nötig ist neu und der Instandsetzer hat das Gehäuse gespindelt. Mir persönlich wäre da meine Arbeitszeit zu schade so fragwürdige Altteile wieder einzubauen. Man hat danach auch etwas von Wert geschaffen.
Grüße, Matthias
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ulme*326
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Re: Instandsetzung B-Motor / Schiphol-Bulli

Beitrag von ulme*326 »

Matthias S. hat geschrieben: 27.04.2018 23:25 ……..Einen Serien Typ 1 bekommt man unter 1000€ wieder neu aufgebaut, da ist dann alles was nötig ist neu und der Instandsetzer hat das Gehäuse gespindelt. …….
Grüße, Matthias
Matthias,
mach den Lesern hier keine Illusionen - man kommt schnell (allerdings mit Kupplung/aber: ohne Auspuff/ohne WT ) auf das Doppelte selbst bei EIGENLEISTUNG - ich hab das gerade hinter mir - und kann die 1000€ nicht bestätigen. Dieses Serien-Typ1-Scheißding frißt auch Geld ohne Ende - am Ende ist mir auch noch nach der Benzinpumpe die es just bei der Inbetriebnahme frisch verschlaucht hinter sich hatte die Startautomatik abgeraucht und hat dabei über einen Kurzschluss - da Klemme 15 nicht abgesichert ist - das Zündschloss abgeschossen (Käfer) .
Benzinpumpe, Startautomatik und Zündschloss noch nicht inbegriffen. Mit Rabatt eingekauft. OK - Einzel-Schicksal - aber Realität.

@Kai,
ich würde Deinen Motor mit dem verbogenen Pleuel entsorgen. Weit wegwerfen. Besorg Dir einen normal verschlissenen der keinen solchen Schuss hat, noch keine Späne geschoben hat usw…. Du kennst doch sicher jemanden, wo so ein Ding im Regal steht.
gruss Ulme
Gruesse von der Oberschwaebischen Barockstrasse
ulme*326


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