Amoklauf!

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burger
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Re: Amoklauf!

Beitrag von burger »

Unaufhaltable hat geschrieben: Das Geschreie nach schärferer Waffenbesitzreglementierung ist pure Hilflosigkeit. Natürlich werden Jäger, Schützen etc. immer Waffen zuhause haben. Und natürlich wird es für Kinder schwerer dranzukommen, wenn diese weggeschlossen werden. Aber meint ihr, ein entschlossenen 17-Jähriger würde nicht einen Schrank knacken oder einen Schlüssel nachmachen, um dennoch dranzukommen?
JA!! Genau das! Dieser Amoklauf wäre sonst nicht passiert! Anders herum: Glaubst du als Vater sowas verhindern zu können indem du mit den Kindern redest?
Solche Aussagen sind in meinen Augen genauso pure Hilflosigkeit. Jugendliche sind nunmal (nicht alle aber einer von 1000 reicht ja schon) in einer bestimmten Phase des Lebens unberechenbar und nicht jeder möchte Hilfe (und erst Recht nicht immer durch die Eltern).

Es geht ja darum das wie in diesem Fall ein Amoklauf wohl durch den Zugriff auf die Waffe erst ermöglicht wurde.
Gruß aus Ostwestfalen,
Markus
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Unaufhaltable
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Re: Amoklauf!

Beitrag von Unaufhaltable »

Naja...

Ich habe mit 16 den Waffenschrank meines Vaters geknackt, ohne dass er es auch nur bemerkte.
Und nein, Lockpicking ist nicht mein Hobby! Waffen übrigens auch nicht...

Klar darf eine Waffe nicht offen zugänglich sein - schon damit nicht "aus Versehen" etwas passiert.
Und ja, natürlich "hebt" ein erschwerter Zugriff die Schwelle!

Klar bin ich auch für das Wegschließen von Waffen! Überhaupt keine Frage.

Aber meinst du ehrlich, DAS könnte so etwas VERHINDERN?
Gruß

Markus

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burger
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Re: Amoklauf!

Beitrag von burger »

Unaufhaltable hat geschrieben: Aber meinst du ehrlich, DAS könnte so etwas VERHINDERN?
Nichts kann soetwas verhindern wenn man es von der Perspektive der Prävention aus sieht.
Alles was man tun kann sind die Chancen darauf zu verringern das es passiert.
Und da ist das vielleicht auch nur eine Maßnahme.
Gruß aus Ostwestfalen,
Markus
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Harald
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Re: Amoklauf!

Beitrag von Harald »

Ich hatte das ja schon oben: Keine Ahnung, was in so einem (jungen) Menschen vorgeht - vielleicht ist der folgende Text daher einfach Quatsch.

Aber ich denke mir Folgendes:

Ich kann mich noch daran erinnern, wie das Leben mit 17 war. Auch wenn die Zeit mit 17 sicher zu den schönsten in meinem Leben gehört: Was ging da alles in einem vor! Jeden Tag neue - nicht immer positive - Erlebnisse und dazu tatsächlich den ganzen pupertären Quatsch, vor dem sie uns in der 6.Klasse in Bio gewarnt hatten. Noch halb Kind - ohne auch nur ansatzweise Kind sein zu wollen.

Genauso wenig, wie ich Schach als Sport einordnen kann geht es mir auch beim Waffen"sport" so. Aber wer hat denn bitte zu welchem Zwck 17 (in Worten: siebzehn!) Waffen zu Hause? Ich vermute, daß die Teile bei Einigen genauso eine Begeisterung hervor rufen, wie sie bei mir Übelkeit erzeugen.

Und wenn Papa unbedingt soviel Waffen zuhause haben muß, dann stellt sich mir mit Gringo die Frage, ob nicht Vaddern auch einen am Dach hat.

Aber: Als Kind hatte ich mal ne Reihe von Zwillen, teil selbstgebaut, teils im Spiezeugladen gekauft. In dem (damals) ländlichen Bereich, in dem ich aufgewachsen bin (und heute noch wohne) konnte man die Durchschlagskraft von so einer Zwille prima testen. Mit nem Bleikügelchen vom Zinngießen ließ sich erheblicher Schaden anrichten. Und damit schließe ich mich auch den anderen Vorrednern an: Sperrt die Waffen alle weg - es gibt da draußen aber auch andere gefährliche Sachen, die können wir nicht alle wegpacken.

Und Eines fällt mir immer in der Videothek auf: Da gibt es Filme, die ich mit Mitte 40 nicht sehen kann, ohne nächtelang wach zu liegen und Herzflimmern zu bekommen. Für mich teilweise unheimlich, was die Nachbarskinder unter 18 so alles sehen können, ohne tot umzufallen. Mir ging ja damals schon das Kettensägenmassacker zu weit - machmal habe ich den Eindruck, das bringen die jetzt in der Sendung mit der Maus.

Aber: Wir können doch derartige Filme nicht verbieten oder untersagen - entspricht zum Einen nicht meinem freiheitlichen Grundverständnis, zum Anderen vermute ich, daß es sich schlichtweg nicht durchsetzen lassen wird. Haben ja unsere Großeltern in den 50er auch mit den Filmen und der Musik unserer Eltern versucht und sind gescheitert.

Zusammenfassend: Ich glaube nicht, daß derartige Sachen sich in unserer europäisch/deutschen Gesellschaft verhindern lassen. Ist Scheiße (´tschuldigung) - aber nun mal so.

Grüße,
Harald*393
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Deleted User 1332

Re: Amoklauf!

Beitrag von Deleted User 1332 »

hallo zusammen,

harald´s meinung stimme ich uneingeschraenkt zu, vor allem was den zugang zu waffen betrifft. wenn der junge nicht so einfach an eine waffe haette herankommen koennen und wenn er im umgang damit nicht geuebt gewesen waere........

auf einen aspekt moechte ich aber bei der frage, ob sich sowas verhindern laesst noch hinweisen. grundsaetzlich sicher nicht und das leben ist lebensgefahrlich. aber es gibt durchaus moeglichkeiten, praeventiv taetig zu werden. die arbeit der jugendaemter und zahlreicher beratungsstellen der freien traeger wird zunehmend dadurch erschwert, dass keine ausreichenden finanziellen mittel zur verfuegung stehen. wenn sich anzeichen fuer schwierigkeiten bei kindern und jugendlichen zeigen, fehlt es an ansprechpartnern und fachleuten, die fruehzeitig etwas unternehmen koennen und fehlentwicklungen verhindern.
da, wo solche praeventivmassnahmen durchgefuehrt werden, zeigen sich in der regel auch schnell sichtbare erfolge. wo sie (meist aus finanziellen gruenden ) unterbleiben, zahlt man nachher doppelt und dreifach drauf, weil die folgen nur mit einem viel groesseren aufwand wieder zu bewaeltigen sind.

dafuer werden dann aber an anderen stellen gelder verschwendet, wo man nur noch :wall:

gruesse

ralph
peter-dd
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Re: Amoklauf!

Beitrag von peter-dd »

ich finde diese Sache da absolut grausam und unfassbar.
aber alle heulen rum wieso hat der Junge zugang zu waffen ect.
Nein ich habe schon damals gesagt wo das in Erfurt passierte... wieso haben Privatpersonen Waffen`????
Nen Jäger darf nen Jagtgewehr haben.ok die Bunderwehr im einsatz ok, Polizei ok, aber dann reicht es doch oder
wozu braucht man Schützenvereine??? wozu? ich würde noch mitgehen wenn man sagt aus Historischer sicht Pflege von tradition. ok Armbrust. oder Luftgewehr.aber wozu das sinnlose geballer mit Automtikwaffen oder modernen Pistolen? und wieso darf man sowas in Privathaus haben.
stell euch vor ihr habt 3,5 Promille aufm kessel torkelt nachts durch nen kleinen Ort nähe Stuttgart und denkt ihr seit zu hause...versucht die türe aufzuschließen mit natürlich dem falschen schlüssel, und der völlige Waffennarr wacht auf, läd seine scheiß knarre die er im Nachttisch liegen hat und ballert los... hmm trifft auch weil er im Schützenverein das schon tausendfach geübt hat... und dann...... ende
wenn pprivate leute keine Kanrre haben dann würede die geschichte anders laufen, er würde die bullizei( weil wir im bulliforum sind ;-) ) rufen und die würden die sache ohne rumballern lösen und den armen besoffenen Bullifahrer der seinen t2 vor der Kneipe stehen hat lassen heim leiten... ende gut alles gut.
so was ist nun besser?

Hey Radarwarner sind generell verboten,Autofahren unter 18 ist verboten, Pornos für Kinder unter 18 / 21, rechts überholen ist verboten, liebe zwischen geschwistern ist verboten, telefonieren am Steuer verboten, Stinkefinger zeigen verboten, Baustelle betreten verboten, das sind sachen die können im normalfall nicht töten ... aber wieso sind Waffen ,die dazu gemacht sind ein lebewesen zu töten,( im Privatbesitz) nicht verboten????? die Politiker sollten dort ansetzen und nicht an der Schulpolitik oder mehr Kopfdoktoren einsetzen.
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alanandi
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Re: Amoklauf!

Beitrag von alanandi »

ich find eure Ausagen echt alle gut interessant. Und den meisten stimme ich voll zu.
Ich finde auch dass Privatpersonen keine Waffen haben sollten - und wenn sie sie haben dürfen sie nicht genutzt werden. Ich denke aber auch dass es problematisch sein wird das wirklich unter Kontrolle zu haben. Aber ich finde auch dass das eigentlich eine ganz andere Geschichte ist.

Meiner Meinung nach wird jemand der so kaputt im Kopf ist dass er (egal ob gezielt oder wahllos) Menschen tötet, sich in keinster weise davon abhalten lässt sich seine Waffen zu besorgen. Es sind wohl genug nicht registrierte und illegale Waffen in Umlauf - und ich könnte wetten dass es kein wirkliches Problem ist an eine Waffe zu kommen - die nicht aus einem registrierten Bestand kommt. Drogen sind auch verboten und man kann sie an "jeder" Ecke bekommen. Und ganz genau so sieht es doch auch mit Waffen aus. Das ist schlimm - aber es ist so! Daher wird sich einer der einen Amoklauf plant niemals davon abhalten lassen sich seine Waffen zu besorgen - egal ob der Schrank vom Förster zugesperrt war oder nicht.

Und ich bin auch der Meinung dass da mehr Aufmerksamkeit von allen Seiten sein sollte. Ich finde auch dass viele die mit der Erziehung von Kindern betraut sind (sowohl Eltern als auch Lehrer etc.) kläglich versagen. Ich werde dafür bestimmt von einigen angegangen werden - aber ich sehe das so! Dieses Versagen ist bestimmt nicht oft beabsichtigt - aber jeder stößt an seine Grenzen - und dann ist es einfach das Kind einfach gehen zu lassen - Selbstbestimmung nennt sich das ja so schön.
Ich bin jetzt meiner Meinung nach wirklich noch nicht alt - aber wir haben gelernt das Leben und Eigentum von anderen zu respektieren. Und dass man für Fehler geradestehen muss. Dass es Grenzen gibt, die wir uns nicht selbst heraussuchen durften, sondern die uns ein anderer (Erwachsender) gezeigt hat. Ich finde nicht dass das schlecht war. Und wenn wir mal nicht raus durften weil wir Mist gebaut hatten. Liebevoll und konsequent in der Erziehung zu sein schließt sich nicht aus.
Wir sind als Kinder auch mit Plastikpistolen durch den Garten gerannt und haben auf uns geschossen - aber heute käme keiner auch nur ansatzweise auf die Idee das Waffen gut sind. Ach ich könnte jetzt stunden weitertippen - aber ich rege mich sonst bloß wieder auf.

Mein Mitleid gehört den Betroffenen und Angehörigen.

Alex
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boggsermodoa
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Re: Amoklauf!

Beitrag von boggsermodoa »

subj. Waffen:
Eine Waffe zu ziehen ist ein starkes Argument! Und zwar ein total überzogenes, wenn der Gegner keine eigene hat. Wenn er jedoch auch eine haben sollte, dann wird einer von uns beiden wohl gleich tot am Boden liegen - wozu es nie gekommen wäre, hätte ich meine eigene nicht gezogen oder sie nicht dabei gehabt - oder nie besessen. Das stimmt natürlich nur für Situationen, in denen es halbwegs rational zugeht. Wenn das nicht gegeben ist, wie im Falle des gestrigen Amoklaufs, mag man zu anderen Ansichten gelangen. Mir scheint es jedoch fraglich, ob es einem der Opfer genutzt hätte, eine eigene Waffe dabei zu haben. Wenn jemand die Tür des Klassenzimmers aufreißt und losballert, da hilft wohl auch ein sehr tief geschnallter Revolver nix mehr. Grundsätzlich wirkt das Ziehen einer Waffe eskalierend, während die Situation i.d.R. das Gegenteil, nämlich Deeskalation erfordern würde.
--> Eine Waffe im Haus ist ein Unfall, der auf seine Stunde wartet.

subj. schärfere Gesetze:
Es stimmt zwar, daß von Radarwarnern über Geschwisterliebe bis zum Betreten der Baustelle alles Mögliche verboten ist. Daraus folgt aber nicht, daß es das alles etwa nicht gäbe. Mit Verboten kann man zwar so etwas wie eine gesellschaftliche Ächtung erreichen, also bei widersprüchlichen Standpunkten auf einen Gesetzestext verweisen, der den eigenen Standpunkt als den "richtigen" ausweist, wobei dieses "richtig" jedoch nur die Übereinstimmung mit einer gesellschaftlichen Konvention bedeutet. Inwiefern gesellschaftliche Konventionen in der Gedankenwelt eines Verbrechers, eines Amokläufers oder Massenmörders eine Rolle spielen, darüber kann man ja mal spekulieren. Falls sie eine Rolle spielen, dann doch wohl eher in der Form, daß sie zum Verstoß ermuntern, etwa in der Art, in der ein Password oder ein Kopierschutz zum Knacken animiert. Hätte ich wohl mit dem Rauchen angefangen, wenn es mir als Heranwachsender nicht verboten gewesen wäre?
Gucken wir uns doch mal z.B. die ganzen Gesetze zur Terrorismusbekämpfung an. Die schränken die Persönlichkeitsrechte jedes einzelnen von uns z.T. in unerträglichem Ausmaß ein. Ich klopfe diese Zeilen z.B. gerade in meinen "Schäuble"-Rechner. :wink: Der - und nur der - hängt am Netz. Meine Kundendaten, zu deren diskreter Behandlung ich selbstverständlich verpflichtet bin, befinden sich auf einer anderen Mühle, die keinerlei physikalische Verbindung zu "Schäuble" hat. D.h. in diesem unserem Rechtsstaat bin ich bereits erheblich mehr damit beschäftigt, mich vor den Staatsorganen und ihrer Datensammelsucht zu schützen, als ich mir Sorgen um irgendwelche kriminellen Handlungen anderer Internetuser mache. Das ist insgesamt eine bedenkliche Entwicklung, welche die Freund-Feind-Erkennungsmechanismen jedes einzelnen erheblich durcheinander bringen kann. Dabei ist jedoch vollkommen klar, daß all diese Gesetze keinen einzigen zukünftigen Terroranschlag werden verhindern können. Statt des Terrorismus wird damit nur die Angst vorm Terrorismus bekämpft. Dem "braven Bürger" wird suggeriert, der Staat täte was gegen den Terrorismus. Fläz dich ruhig weiter auf dein Sofa und guck "Wetten daß!", wir kümmern uns um den Rest. Bei Licht betrachtet hat er jedoch nicht die geringste Handhabe gegen künftige Terroranschläge, zumindest solange man den Handlungsspielraum nur auf die Vereitelung geplanter Taten beschränkt. Sicherheit kann jedoch nur entstehen, wenn man endlich mal die Ursachen von Terrorismus angehen würde - und das geht mal nicht soeben im Vorbeigehen mit einem Federstrich, sondern erfordert mühsame Arbeit.

subj. Erziehung:
Um ein Kind zu erziehen braucht man ein ganzes Dorf! (afrikanisches Sprichwort)
Die Schule in Deutschland ist in erster Linie eine Selektionseinrichtung, in zweiter eine Bildungseinrichtung und frühstens in dritter Linie eine pädagogische Einrichtung. An diesem letzten Punkt halten wir uns verglichen mit dem Ausland (namentlich Frankreich) sehr zurück. Das hängt z.T. mit unserer Geschichte zusammen (Drittes Reich) und es hängt vor allem auch damit zusammen, daß unser Schulsystem in einer Zeit geschaffen wurde, als die Welt noch heil war, die Familien intakt, drei Generationen unter einem Dach lebten und man in der Gemeinschaft verwurzelt war. Keine Scheidungsraten von 30%, keine Patchworkfamilien, keine Alleinerziehenden, keine Wochenendpendler, keine Arbeitsnomaden und keine Altersheime. Man hat einander gekannt, füreinander gesorgt, sich füreinander interessiert. Ich persönlich hatte zwar kein ganzes, aber doch ein halbes Dorf zu meiner Erziehung zur Verfügung, habe an vielen Tischen gesessen und gegessen und habe auch das halbe Dorf in meinem Elternhaus zu Gast gehabt.
All das gibt's heute nicht mehr! Die Behüteten werden vom Balettunterricht zum Geigenunterricht und anschließend zum Reitunterricht gekarrt, die anderen hängen vor der Glotze oder vorm PC. Erziehung findet nicht mehr statt, zumindest was die Erziehung durch Konfrontation mit allen möglichen sozialen, kulturellen und Altersschichten betrifft. Zwar bemühen sich Eltern, die ihre Aufgabe ernst nehmen, auch heute noch um die Vermittlung von Werten, doch das ist eine Monokultur, ein eingeschränkter Horizont, der den Rest ausblendet. Was vor allem fehlt, ist die soziale Integration, das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein - und zwar ein willkommener.
Genau diese Lücke kann die Schule, so wie wir sie kennen, füllen. Nämlich dann, wenn sich die ganze Klasse zusammenrottet, um gegen den Schulbetrieb zu rebellieren und ihn zu sabotieren. Das ist dann eine Gemeinschaft. Alle halten zusammen und ziehen am gleichen Strang. Nur leider entspricht es nicht dem Wesen und nicht der Zielsetzung der Schule. Die basiert nämlich auf dem genauen Gegenteil, nämlich der Entzweiung der Klassengemeinschaft, dem Aufteilen in gute und schlechte Schüler, der Selektion in die verschiedenen Schulsysteme, dem Konkurrenzkampf untereinander, der Mißgunst und der Sorge davor, daß einem der Mitschüler später mal den Ausbildungs- oder Studienplatz wegschnappen könnte. Und sie bedient sich dabei aller authoritären Mittel, stellt sich als übermächtiger Apparat dar, gegen den der einzelne Schüler ohnmächtig ist.
--> Wer die Erziehung der Kinder der Schule aufbürden will, der macht endgültig den Bock zum Gärnter!

Wenn man die Ereignisse von gestern mit denen in Erfurt vor sieben Jahren vergleicht, dann findet man nur wenige Gemeinsamkeiten. Hier war es ein erfolgreicher Schüler ohne materielle Sorgen und mit besten Zukunftsaussichten, dort ein Schulversager ohne Perspektive. Die einzige Parallele scheint wirklich die Zurückgezogenheit und der Mangel an tauglichen, belastbaren sozialen Kontakten zu sein. Und die Ballerspiele - ja, mein Gott! - die Ballerspiele. Die gab's in meiner Kindheit noch nicht, aber ich erinnere mich noch gut an die entsetzten Augen meiner Mutter, als sie den ans Fliederbäumchen auf dem Rasen gefesselten Teddybären erblickt hat, den wir mit Pfeil und Bogen erschossen hatten! :shock: :oops:
In wem hätten da nicht die Alarmglocken geschrillt?

Gruß,

Clemens

(der bei seiner letzten Schlägerei seinen letzten Milchzahn eingebüßt hat)
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FW177
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Re: Amoklauf!

Beitrag von FW177 »

Denk auch das man mit schärferen Waffengesetzen nicht unbedingt was erreicht.
Hab mir mal nen paar Amokläufe angeschaut. In den letzten 10 Jahren waren 11 bekannte Amokläufe, wovon 3 in USA, 3 in Deutschland und 2 in Finnland waren.
In den USA und Finnland sind die Waffengesetze nen Lari-fari gegenüber unseren Gesetzen. Deswegen denk ich das es nicht grad weniger leute ernsthaft von einem Amoklauf abgehalten werde.
Nächste Frage welcher von diesen Amok läufern war kein Einzelkind? Damit will ich nicht sagen das jeder der Einzelkind ist potentiell gefärdet ist, sondern das wenn man von klein auf immer nur allein ist und dadurch selbst irgendwie Kontaktprobleme entwickelt.
Diese werden sich automatisch auf den Freundeskreis abspiegelt (klein bis garnicht). Wenn ich so zurückdenke waren bei uns auch immer irgendwie die Einzelkinder im Freundeskreis eher außen vor. Kein Plan, gibt bestimmt auch noch welche die da ganz andere Erfahrungen gemacht haben.

Naja man kann nur hoffen das nicht zu viele Kids von diesem Amoklauf "fasziniert" werden und son Scheiß nicht nochmal passiert.
Bild72`er T2 a/b mit Metallschiebedach und Westfalia Campingausstattung gepaart mit Eigenkreation!
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Wolfgang T2b *354
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Re: Amoklauf!

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo,

Eure Kommentare unterscheiden sich wohltuend vom üblichen Gekreische dieser Tage, speziell der vom milchzahnlosen Clemens (Deine Sozialprognose nach dem Teddymord will ich mir gar nicht vorstellen).

Wollt' ich nur mal gesagt haben, jetzt leg' ich mich wieder hin.

Gruß

Wolfgang
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