Jörch *198 hat geschrieben: HSS-Co? HSSE-TiN? HSSE-TiCN?
(HSS war während meiner Ausbildungszeit angeblich was Tolles - kennt sich jemand anderes mit diesen anderen Kürzeln aus?) :unbekannt:
HSS bedeutet Hochleistungs-Schnellschnitt-Stahl. Die kryptischen Kürzel dahinter weisen auf Beschichtungen hin, mit denen HSS-Werkzeuge seit den 80er Jahren etwas aufgemotzt wurden. Sind sie verschlissen, wartet darunter ein konventionelles HSS-Werkzeug. Die älteste und berühmteste ist TiN (Titannitrid) und eigentlich ein Zufallsfund. Es ging ursprünglich nur um die güldene Farbe für Modeschmuck. Daß das Zeuch als Schneidenbeschichtung taugt, fand man eher zufällig heraus. Die anderen Beschichtungen sind grau oder bläulich, rötlich.
Früher war HSS was tolles, aber heute stellt man sich unter "Schnellschnitt" etwas anderes vor (HSC / high-speed-cutting). Klartext: Woraus früher die Fräser gemacht wurden, das fräsen wir heute, gerne auch durchgehärtet auf 60HRC. Mit anderen Worten: Heute besteht z.B. im Schmiedegesenkbau das Werk
stück aus dem selben Material in der selben Härte, aus dem früher das Werk
zeug bestanden hat. Als Werkzeugmaterial dafür taugt Vollhartmetall, ein gesintertes (= pulvermetallurgisch hergestelltes) Material aus verschiedenen Carbiden (z.B. Wolframcarbid) und Kobalt als Bindemittel. (Beim Sintern wird nur der Schmelzpunkt des Bindemittels überschritten, das Carbid bleibt hingegen fest, und die Qualität des Endprodukts hängt u.a. von dessen Feinkörnigkeit ab.) Stahl ist überhaupt nicht mehr drin.
Ein 5er Bohrer kostet da gerne mal 50 Oiro und hat sich bei mir erst ein einziges Mal ins Futter der Handbohrmaschine verirrt. Da mußte ich aber auch durch eine gehärtete Kugelrollspindel durch, die etwa so hart ist, wie ein Kugellager.

Ging!
Daß das Material nix mehr mit Stahl zu tun hat, spürt man sofort. Es ist viel schwerer, ein Magnet interessiert sich kaum dafür, es ist wesentlich biegesteifer, bricht aber schon bei geringer Verformung. (Beim HSC-Fräsen ist das ein Sicherheits-Plus. Das abgebrochene Ende plumpst friedlich nach unten, statt mit Hochgeschwindigkeit gegen die Arbeitsraumscheibe zu knallen.)
Wie du schon merkst, ist das alles ein bisschen speziell und auch kostenintensiv. Einen einfachen Schleifbock bekommst du hingegen für einen Appel und ein Ei nachgeschmissen und er gehört m.E. überall hin, wo sich auch eine Bohrerkassette befindet. HSS-Bohrer muß man einfach ständig nachschleifen oder man verliert rasch den Spaß daran. Wie das geht, laß dir von jemandem zeigen und dann opfer halt einfach mal einen 8er Bohrer und einen halben Nachmittag, um die Bewegung zu trainieren. Ist kein Hexenwerk.
Bohrer schonend zu behandeln, ist auch keine dumme Idee. Meist glühen sie aus, weil die Drehzahl zu hoch war. Also am besten eine Bohrmaschine mit Getriebe verwenden oder den Zeigefinger streng unter Kontrolle halten. Auch ganz nützlich ist die Verwendung von Schneidöl. Wenn nicht vorhanden, tut's auch jedes hocherhitzbare Öl aus der Küche, wie z.B. Erdnußöl.

(been there, done that!)
Gruß,
Clemens